Die Herkunftsauszeichnung Benevento oder Beneventano Igt aus dem Jahr 1995 bezieht sich auf eines der wichtigesten Weinanbaugebiete der Region Kampanien. Das Produktionsgebiet des Beneventano Igt beinhaltet die gesamte heutige Provinz von Benevent.
Das Anbaugebiet Benevent
Die Provinz von Benevent befindet sich im Herzen des Sannio im südlichen Appennin-Gebirge. Sie ist eine natürliche Grenze der thyrrenischen Küste und der adriatischen Küste und grenzt im Süden an Irpinien, im Westen nach Caserta, im Norden zum Molise und im Osten nach Apulien. Mit etwa zehntausend Hektar Weinabbaufläche, fast achttausend Winzern und etwa hundert Produzenten werden in der Provinz von Benevent über 60 verschiedene Weinsorten auf den Markt gebracht, unter denen 5 geschützt werden. Heute hat die Provinz von Benevent die größte regionale Weinproduktion, wobei die meisten Betriebe aus kleinen oder mittelgroßen Winzern besteht. Nicht selten wird der beneventanische Wein auch von Betrieben außerhalb der Provinz oder der Region aufgekauft, um ihr Weinangebot zu erweitern.
Die Geschichte des Weins bei Benevent
Dank archäologischer Funde und wissenschaftlicher Untersuchungen kann man davon ausgehen, das in der Provinz von Benevent spätestens seit dem 2. Jahrhundert vor Christus zur Zeit der Romanisierung Kampaniens Wein angebaut wird. In Dugenta wurde ein Amphorenlager und ein Produktionsofen gefunden, die für die Konservierung und den Export von Wein gedacht wurden. Diese Amphoren wurden nur in Dugenta und Anzio hergestellt und für den Wein des südlichen Etruriens, Latium, Kampanien und dem Sannio verwendet. Die in Dugenta hergestellten Amphoren wurden sogar in Nordafrika und Südengland aufgefunden. Ein erheblicher Teil des beneventanischen Weins wurden auf dem Weinmarkt von Pompeji verkauft, der nach dem römischen wohl der bedeutendste Weinmarkt der Zeit war. Der Sannio war dabei über Jahrhunderte die geographische Verbindung zwischen Apulien und Kampanien. Die Bevölkerung des Sannio hat in den verschiedenen Epochen durch die Handelswege die Weine aus den Abruzzen, Apulien und den griechischen Rebsorten des Epirus aufgenommen.
Das Mittelalter
Im 6. Jahrhundert nach Christus führen die Langobarden in der Provinz von Benevent pannonische Weine an. Auch Karl der Große kümmerte sich durch sein Capitulare de Villis den Weinanbau zu schützen, doch eine große Wiedergeburt des Weines des Sannio findet Dank des beneventanischen Bischofs Landulf statt, der von allen Klöstern foderte, das Weingärten angebaut werden sollen. Bis ins 15. Jahrhundert wurden beneventanische Weine durch die Flussverläufe zu den Häfen von Neapel und Gaeta aus in den Mittelmeerraum und in den Norden Europas geliefert. Die Stadt Neapel wurde zu einem großen Weinexporteur, aus der die Weine und die in Europa zu jener Zeit angefragten Dessertweine aus dem Sannio und Irpinien ausgeliefert wurden.
Die Moderne
Die beneventanische Handelsklasse wurde durch die Privilegien als Enklave des Vatikans erheblich gestärkt. Eine erste Beschreibung der Weinkultur des Sannio finden wir erst unter Murat aus dem Jahr 1811: die Weine Aus Cerreto Sannita, Solopaca, Frasso Telesino und Melizzano waren lokal und ausserregional sehr beliebt, während in Guardia Sanframondi ein Dessertwein hergstellt wurde, der dem Malaga sehr ähnlich gewesen sein musste. Nach der Vereinigung Italiens steigt die Weinproduktion des Sannio bedeutend und nationale sowie internationale Rebsorten wie Sangiovese, Barbera, Cabernet Sauvignon, Malbek, Sirah, Erbaluce, Semillon, Pinot e rheinischer Riesling werden in die Provinz von Benevent eingeführt. Doch erst nach dem zweiten Weltkrieg werden die Winzer eigene Agrarflächen aufkaufen und somit autonom herstellen. Die Weinproduzenten steigerten sich, so wie leider auch die Ausnutzung der kleineren Produzenten, die ihren Wein in diesen Generationen an die großen Mittler zu geringen Preisen abgeben müssen. Die Herkunftsauszeichnung auf europäischer Ebene im Jahr 1995 als Beneventano Igt und eine zunehmende Spezialisierung haben in den letzten beiden Jahrzehnten für bessere Konditionen der lokalen Winzer gesorgt.
Rebsortenvielfalt
Das historische Erbe der Rebsortenvielfalt des Sannio ist dabei sehr hoch. Der Beneventano Igt Wein basiert meistens auf den roten Rebsorten Aglianico, Piedirosso, Sciascinoso und Barbera del Sannio (der nicht mit dem piemontesischen zu verwechseln ist). Doch auch Aglianicone, Aleatico, Cabernet Sauvignon, Merlot, Montepulciano, Sangiovese, Primitivo und Uva di Troia können im Beneventano Igt vorgefunden werden. Bei den weißen Rebsorten dominiert die klassische und beliebte lokale Rebsorte Falanghina den Markt, während der Fiano, Greco, Coda di Volpe auch immer häufiger verwendet werden. Kleinere Produktionen von Asprinio, Biancolella, Forastera, Moscato bianco, Trebbiano Toscano, Verdeca, Chardonnay, Agostinella, Cerreto, Grieco, Moscato di Baselice und Malvasia bianca di Candia können auch vorgefunden werden.
Die Varianten
Die Herkunftsauszeichnung Benevento oder Beneventano Igt hat eine zu vielfältige Auswahl an Rebsorten und geographischen Unterschieden. Eine Vielzahl von Weiß-, Rosè und Rotweinen werden teilweise auch als novello (Jungwein), frizzante (Schaumwein) oder passito (Dessertwein) geschützt. Die Beneventano Igt kann als Zusatz die Kennzeichnung Bianco, Falanghina, Coda di Volpe, Fiano, Greco, Chardonnay, Moscato, Malvasia bei den Weißweinen, Rosso, Aglianico, Barbera, Cabernet Sauvignon, Merlot, Piedirosso, Sangiovese und Sciascinoso, sowie bei der Rosèvariante Rosato tragen. Fast jede neapolitanische Trattoria oder Restaurant bietet normalerweise mindestens einen Wein aus der Provinz Benevent an. Heute hat sich dieser Wein zu einem der meist verbreitesten Weine im Alltag der kampanischen Bevölkerung entwickelt.
Die Falanghina ist in Kampanien weitaus verbreitet, wobei sich die idealen Anbaugebiete sich in den Phlegräischen Feldern und dem gebirgigen Gebiet des Sannio befinden. Die neuesten Dna-Untersuchungen differenzieren die Falanghina del Sannio von der Falanghina der phlegräischen Felder.
Der Anbau mit einer recht geringen Lese und der immer aufmerksamere Weinanbau haben die Falanghina del Sannio zu einem Wein mit einem interessanten Charakter werden lassen, der besonders wegen seinem frischen aromatischen Geschmack bevorzugt wird. Der Jahrgang 2017 wurde von dem regionalen Winzerverband mit einer Gesamtnote von 88/100 bewertet, wobei die Charakteristiken dieses besonders dürren Jahres im Wein gut zum Ausdruck kommen und die Aufmerksamkeit und Professionalität der lokalen Winzer immer größer wird.
Die Doc Auszeichnung 2011
Der von dem wichtigen lokalen Winzer Mustilli eingeläutete Boom der Falanghina wurde 2011 mit der Herkunftsauszeichnung Falanghina del Sannio Doc auf europäischer Ebene geschützt. Die Falanghina del Sannio Doc kann auf der gesamten Provinz von Benevent angebaut werden und in die Untergebiete Solopaca, Guardiolo, Taburno und Sant’Agata dei Goti aufgeteilt werden. Die Herkunftsauszeichnung verpflichtet einen Mindestanteil von 85% der Falanghina-Traube, wobei ein Großteil der Hersteller einen puren Falanghinawein auf den Markt bringt. Die Falanghina del Sannio darf auch als Spumante, Späternte und Passito hergstellt werden. Mindestalkoholgehalt beträgt 10,5%.
Farbe, Bukett und Geschmack
Die Falanghina del Sannio wird bei zu einer Temperatur von 8/10°C getrunken und hat eine strohgelbe Farbe. Wegen der weiten Fläche des Anbaugebiets der Falanghina del Sannio ist es schwer ein einziges Geschmacksprofil anzugeben. Doch tendiert dieser Wein im Bukett etwas delikat mediterran fast tropisch süßlich sowie fruchtig und floreal. Er ist leicht zu trinken, schmeckt öfters durch den vulkanischen Boden und die großen Temperaturabweichungen des Sannio aromatisch, etwas säuerlich und frisch, andere male auch runder und eleganter. Sie passt sehr gut zu den traditionellen Produkten der Region Kampanien, wie frischem Ziehkäse, Geflügel, Meeresfrüchten oder Fisch. Die Variante als Spumante passt hervorragend zu Meeresvorspeisen, während der Passito ideal zu reifen Käsesorten, trockenen oder fruchtigen Desserts passt.
Der Aglianico del Taburno ist mit dem Taurasi einer der zwei Docg-Rotweine der Region Kampanien und der einzige Docg-Wein aus der Provinz von Benevent, die zusammen mit der Provinz von Avellino die große Weinanbaugebiete der Region darstellen.
Das Anbaugebiet
Der Aglianico muß in der Provinz von Benevent in der Nähe des Regionalparks Camposauro-Taburno innerhalb der 12 Gemeinden Apollosa, Bonea, Campoli del Monte Taburno, Castelpoto, Foglianise, Montesarchio, Paupisi, Torrecuso, Ponte, Cautano, Vitulano und Tocco Caudio angebaut werden um die Docg-Auszeichnung zu erhalten. Der Aglianico der Taburno bevorzugt ein heisses Klima, doch formen frische Nächte, eine kontinuirliche Brise und viel Licht diesem Wein erst seinen besonderen Charakter. Die Lehm- und Kalkhaltigen, Mineralarmen und Khaliumreichen Böden dieses Gebiets geben diesem Wein seinen reichaltigen Geschmack und seine starke Strukur. Bei der Ernte des Jahres 2011 zum Beispiel wurden auf den knapp über 100 Hektarn Anbaufläche etwa 450.000 Flaschen auf den Markt gebracht.
Die Aglianico-Rebsorte
Der Aglianico ist die rote Rebsorte, die einige der besten Weine des Süden Italiens hervorbringt und in Kampanien mit dem Taurasi und dem Aglianico del Taburno zwei Weine mit der Ursprungsbezeichnung Docg hervorgebracht hat. Diese Rebsorte blüht frühzeitig und reift erst relativ spät. Der Aglianico des Taurasi, der Aglianico des Vulture oder auch der Aglianico del Taburno: diese Weine haben wenig Grauzonen und werden normalerweise geliebt oder vermieden, Neuanfänger sollten aber zumindest mit einem guten Aglianico starten. Die Weinexperten halten sie für eine der schwierigsten Rebsorten, die jedoch in den verschiedenen Anbaugebieten erfreulich elegante, tiefe und charaktervolle Genusslevel erreicht.
Die drei Varianten des Aglianico del Taburno Docg
Die auf europäischer Ebene wichtigste Ursprungsbezeichnung Docg des Aglianico del Taburno diszipliniert drei verschiedene Varianten dieses Weines: der normale Rotwein, der Rotwein Riserva und der Rosè. Alle drei Sorten müssen einen Mindestanteil von 85% der Aglianico-Traube enthalten, während die weiteren 15% aus roten Rebsorten wie Piedirosso, Barbera oder Muntepulciano aus der Provinz von Benevent kommen müssen. Die meisten Winzer stellen allerdings den Aglianico del Taburno als puren Aglianico-Wein her. Der Aglianico del Taburno Rosè darf bereits ab dem ersten März nach der Ernte verkauft werden, während der rote Aglianico del Taburno erst 2 Jahre nach der Ernte auf den Markt gebracht werden darf. Der Aglianico del Taburno Riserva muß mindestens 3 Jahre alt sein, da der Riserva auch zwölf Monate in Holzfässern und sechs Monate in der Flasche reifen muß.
Die Farbe, Bouquet und Geschmack
Die Farbe des Aglianico del Taburno ist rubinrot und tendiert mit der Reifung ins granatrot zu wechseln. Das Bukett ist angenehm und anhaltend und erinnert an Sauerkirschen, Lakritze, roten Früchten, Tinte, Pflaume und Graphit. Der Geschmack ist trocken, leicht Tanninhaltig und wird mit der Reifung samtiger. Der Aglianico del Taburno wird bei 16-18°C getrunken und der Mindestalkoholanteil darf dabei 12% nicht unterschreiten. Er passt ideal zu Fleischgerichten (besonders zu Wild und Braten).
Das frühe Mittelalter in Kampanien ist von einer regionale Krise und dem Verfall des weströmischen Imperiums geprägt. Von einem wirtschaftlichen und demografischen Rückgang betroffen, verschlimmert sich mit den barbarischen Invasionen der Westgoten unter Alarich und den nordafrikanischen Vandalen, die im Jahre 456 Capua verwüsten. Schlimme Folgen hat auch der sich fast ausschließlich auf dem Territorium Kampaniens ausgetragene lange Krieg der Gothen mit den Byzantinern.
Die Byzanthinisch-langobardische Verbündung gegen die Goten
Das Inland Kampaniens und besonders die Gegend um Benevent werden von den Langobarden bevölkert, da sich die Byzanthiner zur Zeit der gotischen Kriegen mit ihnen verbünden. Der letzte König der Goten Teja fällt um 552 n. Chr. auf kampanischem Boden und die restliche Besatzung der Ostgoten versucht bei Conza im heutigen Irpinien letzten Widerstand zu leisten. Der byzanthinische General Narses wird von den Langobarden ausschlaggebend geholfen, um die Ostgoten endgültig zu besiegen. Auch aus Verteidigungsgründen ermöglicht Narses den Langobarden das Gebiet um Benevent zu besetzen: der Grundstein der Ansiedliedlung und der Geburt des Herzogtums von Benevent ist gelegt und Zotto wird um 568 n. Chr. erster Herzog von Benevent.
Langobardische Autonomie und Ausbreitung unter Zotto
Nach dem Sieg gegen die kaiserlichen byzanthinischen Truppen unter Baduar erreicht das Herzogtum der Langobarden unter Zotto in recht kurzer Zeit eine Autonomie von Byzanz. In nur 10 Jahren von 570-580 n. Chr. erobert Zotto das gesamte Inland Kampaniens, das die Byzanthiner durch weitgehend fehlende Verteidigungsmittel schwer verteidigen konnten. Das Herzogtum von Benevent erweitert den langobardischen Einfluß über weite Teile Süditaliens.
Kulturelle Trenung innerhalb der Region Kampanien
Die ehemalige römische Provinz Kampanien, die mittlerweile nur noch das Gebiet der Küste am Golf von Neapel beinhaltet, wird somit im Jahr 590 abgeschafft und durch die Herzogtümer von Neapel und Rom ersetzt. Weitere Stützpunkte werden von den Byzanthinern in Gaeta, Sorrent, Amalfi und Salerno gesichert. Nach Jahrhunderten der politischen Einheit innerhalb Kampaniens unter dem römischen Imperium entwickelt sich nun parallel eine italisch-griechische Kultur an der Küste und eine italisch-langobardische Kultur im Inland Kampaniens.
Die kulturelle Integration der Langobarden im Süden Italiens
Anders als in Norditalien erfolgt die Eroberung des Südens nicht durch eine Strategie oder einer Masseneinwanderung aus Pannonien. Es kommen vorüberwiegend Söldner und Krieger in den Süden, die durch Bandenbildung Raub und Überfälle tätigen, da sie ja ursprünglich von den Byzanthinern bezahlt wurden, um die gotische Plage zu beheben. Selbst Herzog Zotto könnte ursprünglich ein Bandenchef der langobardischen Söldner gewesen sein. Dadurch ist der langobardische kulturelle Einfluß zwar weniger intensiv als im Norden Italiens, andererseits ist die kulturelle Integration mit der in der großen Überzahl stehenden lokalen Bevölkerung wohl einfacher. Die Grabmähler der Longobardia Minor scheinen diese These zu bestätigen.
Die Herzogtümer von Benevent und Spoleto in Mittel- und Süditalien
Die von den Langobarden besetzten Gebiete in Mittel- und Süditalien werden mit dem Namen Langobardia Minor bezeichnet und beinhalten die Herzogtümer von Spoleto und Benevent. Während das norditalienische Langobardia Maior in verschiedene und wechselnde Herzogtümer und Gastale aufgeteilt wird, behält die Langobario Minor über den gesamten Zeitraum des langobardischen Reichs (568-774) in den beiden Herzogtümern von Spoleto und Benevent eine erhebliche istitutionelle Stabilität. Auch wenn sich die Herzogtümer von Spoleto und Benevent strukturell an das langobardische Reich von Pavia binden, wird in jenem Zeitraum eine weitreichende Autonomie gegenüber der Zentralregierung genossen (und von 574 bis 584 sogar eine komplette Unabhängigkeit).
Große Spannungen im 7. Jahrhundert mit Byzanz
Besonders zu Anfang ihrer Ausbreitung üben die Anfangs eher kriegerischen Langobarden enormen Druck auf die byzantinischen Küstenstädteaus. Zwar schaffen sie es nicht Neapel, Sorrent und Amalfi einzunehmen, doch fallen Capua, Nocera und im Jahre 630 sogar die erste Hafenstadt Salerno in ihre Hände. Selbst wenn man in Vergangenheit wohl den Einfluß der Langobarden meist als zu kritisch und negativ betrachtet hat, kann man heute kaum bestreiten das das sechste und das siebte Jahrhundert wohl zu den schwierigsten der Geschichte Kampaniens gehört.
Ein Herzog aus Benevent als König der Langobarden
Unter Grimoald wird im Jahre 662 sogar ein beneventanischer Herzog König der Langobarden, doch seine Herrschaft wird im Endeffekt eine erste starke Abhängigkeit Benevents gegenüber der zentralen Gewalt bedeuten. Unter Grimoald wird die Separation von Pavia und Benevent beibehalten und die beiden Throne an zwei seiner Söhne verteilt.
Die Konversion der Langobarden zum Christentum und das Aufblühen der benedektinischen Kultur
Erst gegen Ende des 7. Jahrhunderts entspannt sich der Druck zwischen den Byzanthinern und den Langobarden wohl Dank der Konversion der Langobarden zum Christentumdurch den beneventanischen Bischhof Barbato. Die christliche Konversion bildet schließlich auch die Grundlage des Aufblühens des lokalen benediktinischen Mönchtums, des Wiederaufbaus des im Jahre 581 von Zotto, dem ersten langobardischen Herzog von Benevent, schlimm verwüsteten Klosters von Montecassino, als auch der Gründung der Abteien von San Vincenzo al Volturno im heutigen Molise und Santa Sofia in Benevent. Der kulturelle Einfluß der benedektinischen Mönche ist enorm: eindeutiges Zeichen hierfür ist die Erfindung der sogennanten Buchschrift Beneventana.
Die Rivalität zwischen der Londobardia minor und maior im 8. Jahrhundert
Nachdem das Herzogtum von Benevent den Byzanthinern im Laufe der vorherigen 150 Jahren große Gebiete entzogen hat und sich die Grenzen stabilisiert haben, entwickelt sich das das langobardische Reich Norditaliensund nicht mehr Byzanz zum neuen Hauptrivalen. König Liutprand versucht in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts mehrmals eigene Kandidaten auf die Throne von Benevent und Spoleto zu bringen. Sein Nachfolger Rachis erklärt die Herzogtümer von Benevent und Spoleto sogar als Fremdgebiete, die man ohne königliche Erlaubnis nicht mehr besuchen darf.
Der Einfluß der Franken in der langobardischen Kultur
Die langobardischen Herzogtümer Süditaliens (Longobardia minor) entwickeln sich im Laufe der Jahrzehnte immer unabhängiger von den Langobarden Norditaliens und der Hauptstadt Pavia, so daß Benevent unter Arich dem Zweiten im Jahre 774 zum Fürstentum aufsteigt. Das Herzogtum von Benevent bleibt somit selbst nach der Eroberung des langobardischen Reichs durch Karl dem Grossen im Jahr 774 noch in langobardischer Hand, auch wenn der Thron nun von Fürsten fränkischem Ursprungs besetzt wird.
Die Entwicklung der langobardischen Hafenstadt Salerno
Nachdem Arich II seinen Hof nach Salerno verlegt, entwickelt sich nun erstmals auch eine wichtige langobardische Hafenstadt mit einer veränderten Stadtstruktur, einer großen Burg und neuen Stadtmauer. Salerno wird die Langobarden zwar nicht zu einer Seemacht aufrichten, doch entsteht zumindest eine neue Rivalität zwischen ihr und der tradtionsbewussten und konservativeren Hauptstadt Benevent. Das langobardische Reich Süditalienswird bei seiner weitesten Expansion fast ganz Kampanien, Molise, die Basilicata sowie Teile Apuliens und Kalabriens beinhalten. In Sizilien, Neapel, Gaeta und der amalfitanischen und sorrentinischen Halbinsel bleibt hingegen der byzanthinische Kultureinfluß erhalten.
Kultureller Wachstum und Geburt des Fürstentums von Salerno
Der einflussreichste Fürst von Benevent wird Sico I., Eroberer von Neapel, von wo er die Reliquien des heiligen Januarius rauben und nach Benevent bringen wird. Das 9. Jahrhundert wird trotz vieler Probleme kulturell das bedeutendste des Fürstentums von Benevent, in dem auch die beeindruckende Santa Sofia-Kirche noch unter Arich II errichtet wird. Zwar gibt es nach dem Königsmord an Sicard im Jahr 851 durch den Einfluß von Ludwig II dem Deutschen eine Trennung in zwei Fürstentümer: neben dem Fürstentum von Benevent wird das Fürstentum von Salerno geboren, das einen erheblichen Teil des zentralen und südlichen Gebiets des langobardischen Herzogtums von Benevent übernimmt und nun endgültig autonom wird. Dem neuen Fürstentum von Benevent hingegen bleibt ein erheblicher Teil Apuliens, die Region Molise und der Sannio erhalten.
Erhaltene Autonomie und Einfluss der beneventanischen Kirche
Interessanterweise bleibt nach dem Fall des langobardischen Reichs das Herzogtum von Benevent, später Fürstentum, faktisch das einzige langobardische Gebiet, das über fast 300 Jahre eine eigene Autonomie bewahren wird, trotz der Aufteilung einiger Gebiete im Jahr 851. Die kulturelle Autonomie der voherigen Jahrhunderte ist somit die Konsequenz der politisch-geographischen Situation jener Zeit. In der beneventanischen Kirche entwickelt sich als Gegenpol zum gregorianianischem Chor ein Gesang mit eigenem Stil und Rhythmus, der alsbeneventanischer Gesang bekannt wird. In diesem Kontext entwickelt sich auch die bereits erwähnte Schriftform “beneventana”, die für die Wiedergabe der lateinischen Sprache bestimmt ist und sich im langobardischen Süditalien stark verbreitet.
Ansiedlung der Sarazener und Geburt des des dritten langobardischen Fürstentums Capua
Die Sarazenen entwickeln sich von ihrer Rolle als Söldner recht schnell zu einer autonomen Kraft und siedeln sich in Licosa (845), Agropoli (882) und am Garigliano (von 883 bis 915) an. Von hier aus planen sie regelmäßige Angriffe und machen große Teile Süditaliens unsicher. Die regional historisch wichtige StadtCapua fällt in eine tiefe Krise und wird schließlich im Jahre 841 von einem Angriff der Sarazenen stark beschädigt. Erst im Jahre 856 wird Capua in einer neuen und sicheren Lage wieder neu aufgebaut (das antike Capua kennt man heute unter Santa Maria Capua Vetere) um sich im Laufe des zehnten und elften Jahrhundertszu einem von Salerno und Benevent unabhängigenweiterem langobardischen Fürstentum zu entwickeln. Durch die andauernden Übergriffe der Sarazenen und die verschiedenen politischen Trennungsprozesse (wie im Falle von Salerno und Capua) beginnt im 9. Jahrhundert in Süditalien eine langsame Zergliederung der langobardischen Einheit, allerdings werden die drei Fürstentümer gemeinsam die kulturelle Identität der Langobarden in Kampanien noch bis zur endgültigen Übernahme der Normannen von Salerno im Jahr 1077 wahren.
Erscheinung der Normannen am Golf von Neapel
Um das Jahr 1000 erscheinen in Süditalien normanische Krieger, die je nach Bezahlung und Lohn von den Mächtigen als Söldner eingestellt werden um lokale Streitereien für sich zu entscheiden. Eine wichtige Persönlichkeit ist die Familie Hauteville unter Robert Guiskard, der die Fürstin von Salerno Sichelgaita heiraten wird. Im Jahre 1027 schenkt Herzog Sergius IV von Neapel dem Normannen Rainulf Drengot und seinen Söldnern die Grafschaft von Aversa, als Dank zu ihrer Unterstützung in einem der Kriege gegen das langobardische Fürstentum von Capua. In Aversa unweit von Neapel wird somit der erste normannische Vorposten Süditaliens geboren.
Übernahme von Benevent durch den Vatikan
Der Untergang des Fürstentums von Benevent wird im 11. Jahrhundert immer sichtbarer: im Jahr 1022 nimmt der Kaiser Heinrich II. die Hauptstadt Benevent ein, muss allerdings voreilig nach Deutschland zurückkehren. Durch den Einmarsch der Normannen kurze Zeit später ist das Ende des Fürstentums besiegelt. Robert Guiskard nimmt Benevent im Jahr 1053 ein und ordnet die ehemalige langobardische Hauptstadt dem Vatikan unter. Bis 1081 ernennt der Vatikan noch einige Fürsten, daraufhin wird das Fürstentum endgültig aufgelöst. Ab 1230 bis zur Vereinigung Italiens im Jahr 1860 wird Benevent dauerhaft vom Vatikanstaat regiert.
Das elfte Jahrhundert: goldenes Zeitalter von Salerno
Das Fürstentum von Salerno erhält über längere Zeit eine aktive Rolle. Guaimario IV, Fürst von Salerno von 1027 bis 1052, erweitert das Fürstentum weit über die bisherigen Grenzen: Amalfi, Sorrent, Gaeta und große Teile Apuliens und Kalabriens sind nun Teil des salernitanischen Reiches. Salerno träumt davon ganz Süditalien in seinem Fürstentum zu vereinigen und auf den hergestellten Münzen wird der Begriff Opulenta Salernum geprägt. Der Handel von Salerno erlebt im 10. und 11. Jahrhundert ein goldenes Zeitalter und auch die medizinische Hochschule von Salerno wird die berühmteste medizinische Einrichtung ganz Europas jener Zeit.
Ende des letzten langobardischen Fürstenturms von Kampanien
Doch auch Salerno muss sich mit den Normannen und Robert Guiskard messen. Die Stadt wird ab dem Jahr 1076 belagert, nach 8 Monaten eingenommen und im Jahr 1078 Hauptstadt des normanischen Reiches an Stelle der vorherigen Hauptstadt Melfi. Der letzte langobardische Fürst Gisulf II wird Salerno verlassen und nach Sarno (nach einer kurzen Flucht nach Rom) ins Exil geschickt. In diesen Jahren ersetztdie Namensgebung Terra Laboris (aus einem Dokument von 1092) nun den vorherigen Namen Campania, die auch unter den Normannen beibehalten wird.
Von 343 bis 290 vor Christus konzentriert sich Rom fast ohne Unterbrechungen auf die drei Kriege mit den Samnitern im Süden Italiens und speziell in Kampanien. Am Ende des dritten samnitischen Krieges gewinnen die Römer, trotz einiger harter Rückschläge wie den demütigenden sogenannten “Forche Caudine” im Jahr 321 v. Chr, den Widerstand und werden durch den Bau der Via Appia und der Einführung der Civitas sine suffragio (Bürgerschaft ohne Stimmrecht) in den eroberten Städten Capua, Cumae und Acerra sowie durch die Alleanz mit Neapel erstmals Einfluss auf die regionale Kultur ausüben. Nur 15 Jahre später versuchen die Samniter sich nochmal im Pirrus-Krieg bei Maleventum (nach dem Krieg von Rom in Beneventum umgetauft) erfolglos von der römischen Dominanz zu befreien.
Kolonien, Unterdrückung und der zweite punische Krieg
Die Entstehung von römischen Kolonien in Cales (334), Suessa (313), Sinuessa (296), Paestum (273) und Beneventum (268) sowie darauf folgende in Salernum, Volturnum, Liternum und Puteoli (194) führen zu einer großen Beschleunigung der romanisierung der lokalen Kultur. Außerdem kolonialisiert Rom Picentia (Pontecagnano) und das Gebiet zwischen Eburum (Eboli) und Salernum mit dem ribellischen Volk der Picener im Jahre 268 v. Chr. Die anfängliche römische Besatzung ist sehr unterdrückend und fast alle besetzten Siedlungen entscheiden sich dafür im zweiten punischen Krieg im Jahr 216 v. Chr. gegen Rom zu kämpfen. Selbst das sicher geglaubte Verbündete Capua zieht gegen Rom in den Krieg und wird nach der erneuten Niederlage 5 Jahre später mit der Konfiszierung des eigenen Territoriums hart bestraft.
Die Anbindung an den römischen Handelsraum durch die Via Appia und die Via Popilia
Ab dem zweiten punischen Krieg folgt eine stabile, kriegsarme und kontinuirliche Entwicklung des kampanischen Territiums, auch wenn Rom noch starken Druck ausübt und manchmal ganze Territorien eingenommen werden. Die Anlegung der Via Appia zwischen Rom und Capua im Jahre 312 v. Chr., später noch über Beneventum und Venosa bis Brindisi führend, sowie der Via Popilia (zuvor Capua Rhegium) aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus, integriert Kampanien komplett in das weite Straßennetzwerk und somit den Handelsraum des gesamten römischen Imperiums. Die kampanische Urbanisierung der bereits existierenden Städte folgt der typischen wirtschaftlichen, sozialen und architektonischen Stadtentwicklung des 2. Jahrhunderts v. Chr., während neue römische Kolonien wie Pozzuoli, Salerno, Volturno und Literno gegründet werden.
Entsumpfung und Wasserzisternen
Das Gebiet im Norden Kampaniens und am Golf von Neapel wird neu organisiert indem Gebiete entsumpft werden und andere durch Zisternen und hydraulischen Infrastrukturen ständig mit Wasser versorgt werden. Durch typisch römische Limitationen (Vermessungen) werden einige Agrarflächen nun an Kriesveteranen oder reiche römische Bürger verteilt, die an die Hauptstraßen wie die Via Appia und Via Latina gebunden sind um ein effizientes Handelsnetz mit den Häfen zu schaffen.
Die Landwirtschaft als Entwicklungsstrategie
Die Nutzung der Landwirtschaft wird durch ein System von sowohl residenzialer als auch rustikalen Villen vorangetrieben, die sich auf die Produktion konzentrieren, nicht selten aber auch repräsentative Räume vorzeigen können. Nicht ohne Zufall untertreicht Cato auch literarisch durch sein “De agricoltura” die legendäre Fruchtbarkeit der Gegend um den Golf von Neapel und gibt uns auch viele Hinweise über die Produktivität des Handwerks dieser Gegend: Cales und Minturno sind berühmt für die Qualität der Eiseninstrumente, Capua und Nola für die Amphoren und Metallvasen, Sessa Aurunca für Körbe und Wagen. Weiterhin die Olivenpressen von Pompeji, Nola und Rufrae, die Seile Capuas, sowie Venafro für die Ziegel, Seile für Weinpressen und Schaufeln. Die Keramik Neapels des Types “Campana A” gilt als die beliebteste des westlichen Mittelmeerraumes und die Häfen der um 194. v. Chr gegründeten neuen Hafenstädte von Pozzuoli und Salerno wachsen von Jahr zu Jahr. Viel Interesse hat auch der, im Vergleich zu den anderen Regionen Italiens, frühreife (bereits im 2. Jahrhundert v. Chr) Isis-Kult und der Einfluss der ägyptischen Kultur erweckt. Es ist wahrscheinlich, das die Häfen Kampaniens also bereits in jenem Jahrhundert eine wichtige Rolle für Rom gespielt haben, auch weil der Hafen von Ostia erst 2 Jahrhunderte später erbaut wurde. Somit wird das 2. Jahrhundert v. Chr. die Zeit der Gründung vieler Landwirtschafts und Produktionsvillen in Kampanien, dessen Produkte immer beliebter und geschätzter werden und sich mit einer hervorragender Infrastruktur für den Import und Export bedienen können.
Aufstände und Stimmrecht
Die kampanischen Städte haben bis dahin kein römisches Stimmrecht und werden den römischen Bürgern untergeordnet. Zwei große Aufstände der kampanischen Bevölkerung finden mit dem sozialen Krieg in den Jahren 90-89, sowie dem Zivilkrieg in den Jahren 83-82 v. Chr statt. Beide werden gegen das bereits übermächtige gewordene römische Imperium unter Cornelius Sulla verloren, dennoch werden den Verlierern dieses Mal Rechte zugesprochen, indem viele nun als offizielle römische Kolonialstädte akzeptiert werden und somit zum ersten Mal die lokalen Institutionen nach römischem Vorbild wählen dürfen. Der ethnische Ursprung der Städte Kampaniens kriegt in dieser Zeit einen starken römischen Impuls und die lateinische Sprache wird immer wichtiger. Unter Sulla werden weitere römische Veteranenkolonnien in die Städte Nola, Abella (Avella), Abellinum (Avellino), Capua, Pompeji und Puteoli (Pozzuoli) gesiedelt.
Die Campania Felix und Augustus
Die komplette Eingliederung in das römische Imperium, in Form der Kulte, Kultur und der lateinischen Sprache, findet schließlich während der Jahrtausendwende unter Augustus statt, der Kampanien zusammen mit dem Latium in seiner Reform zur Regio I und somit zur wichtigsten Provinz des Imperiums aufwertet. In dieser Zeit werden in Kampanien grandiose öffentliche Bauten finanziert, wie zum Beispiel die Küstenstraße Richtung Norden “Via Domitiana”, die “Via Traiana” als neue Verbindung zwischen Beneventum und Apulien, oder auch das kampanische Aquädukt, das in der Piscina Mirabilis nahe dem wichtigen Militärhafen am Kap Misenum endet und über zwei Rahmen eine Länge von über 160 Kilometer aufweist und teilweise unterirdisch verläuft (wie heute noch im unterirdischen Neapel zu sehen ist). Somit werden die Städte Kampaniens ständig mit frischem Trinkwasser versorgt, sind an die wichtigsten Straßen angebunden, haben eine priviligierte und sichere Position für den Handel durch ihre Häfen sowie ein besonders mildes Wetter und fruchtbare Böden für die Landwirtschaft. Es ist die Zeit der Campania Felix, in der die Region Kampanien und speziell das Gebiet um Pozzuoli, Neapel und Baia das Luxusgebiet des römischen Imperium wird und die Städte stark aufgewertet und modernisiert werden.
Capua
Das ehemals etruskisch und dann samnitische Capua wird im zweiten punischen Krieg berühmt, als Hannibal hier überwintert und seine Armee sich dem Genuß der Stadt widmet anstatt gegen das in dem Moment fast wehrlose Rom zu ziehen und den Krieg sieghaft zu beenden. Nach einer harten Strafe wächst Capua (das heutige Santa Maria Capua Vetere) in kurzer Zeit zu einer beeindruckenden Stadt an. Cicero ernennt es im 1. Jahrhundert v. Chr. das “Altera Roma”, also ein zweites Rom und vergleicht es mit Karthago und Korinth, während Ausonius es unter die zehn wichtigsten Städte des Imperiums aufführt. Der Name der Region Kampaniens stammt nach einigen Historikern vom Namen Capua: das Gebiet um Capua, “capuano” und schließlich “campano”. In Capua liegt heute noch das nach dem Kolosseum größte Amphitheater des römischen Imperiums, Reste eines Hadrian-Triumphbogens, Reste der Hauptzisterne des lokalen Aquädukts, dem größten Criptoportikus der Region (heute leider nicht zu sehen wie viele antike Reste unter der Stadt), die Votivgaben des italischen Kultes der “Mater Matutae” (im Museum von Capua zu besichtigen) sowie eine unterirdische Kultstätte, die dem ägyptischen Gott Mitra gewidmet wurde. In der Geschichte wird Capua nochmal durch den Aufstand der Gladiatoren und Sklaven unter Spartakus bekannt, der von Rom unterschätzt wird und die Hauptstadt lange Sorgen bereiten wird. Heute kann man besonders in dieser Gegend die Wiederverwendung von antiken Materialien und Säulen in den Kirchen und den Wohnhäusern betrachten.
Pozzuoli
Pozzuoli wird der Haupthandelshafen des römischen Imperiums für das Getreide aus Alexandria, Waren aus dem Orient, Griechenland und Spanien sowie Standpunkt vieler Otiumsvillen der römischen Oberschicht. Die Stadt wird mit wichtigen Monumenten wie dem Amphitheater Flavio (dem drittgrößten des Imperiums), dem Macellum (Marktplatz), einem geschützten Hafen mit einer etwa 300 Meter langen Anlegestelle, dem Stadium von Antonino Pio, dem kleinen und grossen Amphitheater, dem Augustus-Tempel, einem großen Stadtzentrum sowie einer beeindruckenden Zahl von Thermen und Zisternen bedacht.
Neapel
Neapel erreicht sehr früh um 326 v.Chr. einen Friedenspakt (Foedus Neapolitanum) mit Rom und kriegt daher vorteilhafte Bedingungen in den darauffolgenden Jahrhunderten zugestanden. Auch im zweiten punischen Krieg unter Hannibal bleibt Neapel ihrer Verbündung mit Rom treu und wird daraufhin Municipium Romanum nach der Lex Iulia. Erst beim Zivilkrieg kämpft Neapel für Mario und gegen Cornelius Sulla. Die Folge ist wohl eine Abwertung des neapolitanischen Hafens zu Gunsten von Pozzuoli, auch wenn Neapel sich speziell in diesem Jahrhundert wie weitere Städte der Region trotzdem prächtig weiterentwickeln wird. Die griechische kulturelle Autonomie bleibt daher in Neapel besonders stark und weiterhin kommen Künstler und Rektoren aus Griechenland nach Neapel, so daß Nero selbst noch im 1. Jahrhundert n. Christus im Theater von Neapolis vor dem lokalen Pubblikum auf griechisch singt um sich für seinen Gastauftritt in Griechenland vorzubereiten.
Heute sind in Neapel neben den Fundstücken im archäologischen Museum noch Reste von drei immensen Thermen (Im Kloster von Santa Chiara, an der Piazza Municipio und der Carminiello ai Mannesi unweit vom Dom), die eine beachtliche Ausbreitung der Stadt beweisen. Wegen den Arbeiten an der Metrohalte “Municipio” wird momentan auch der antike Hafen ausgegraben, der in die neue Haltestelle integriert werden soll und somit auch als Museum fungieren soll. Neapel und speziell das Viertel Posillipo wird durch den Erhalt der griechischen Kultur und Dank dem milden Klima auch Treffpunkt der römischen Oberschicht, unter anderem auch der berühmte Geniesser Lukullus, und viele luxuriöse Villen am Meer bestimmen das Bild der traumhaften Küste Neapels, speziell seit mit der Crypta Neapolitana unter Augustus eine direkte Verbindungsstraße durch den Tuffstein nach Pozzuoli und den Phlegräischen Feldern gebaut wird. Den Berichten nach wird in Neapel in der Villa von Brutus Ehefrau wohl auch der Mord an Julius Caesar geplant. Heute ist neben dem unter der heutigen San Lorenzo Kirche gelegene antike Marktplatz und den imposanten Säulen der San Paolo Maggiore Kirche vorallendingen das in Neapel unterirdisch verlaufene Aquädukt beeindruckendt erhalten. Durch den Tuffstein verlaufend und mit hunderten von Zisternen und Schächten belegt, war die antike Wasserversorgung noch bis ins 19. Jahrhundert aktiv und ist bis heute bei Zugängen zum unterirdischen Neapel noch sichtbar.
Benevent
Benevent war eine italische Stadt (Malies), die von den Römern wegen der demütigenden Niederlage gegen die Samniter in dieser Gegend in Maleventum getauft wurde. Erst als die Römer den Pirrus-Krieg hier im Jahr 275 v. Chr. entscheidend für sich entscheiden, wird die Stadt in Beneventum umgetauft. Benevent wird durch die strategische Position, auf der Via Appia in Richtung Brindisi gelegen und nach Trajan auch Angelpunkt in Richtung Bari durch die Via Traiana, in relativ kurzer Zeit ein wichtiges Handels-, Hirten- und Landwirtschaftszentrum. Wegen der strategischen Position siedelt Rom mehrmals Kolonnien von Veteranen nach Benevent und die Stadt wird im dritten und vierten Jahrhundert nach Capua wohl die zweitgrößte der Region Kampanien. Bis heute ist die Stadt für ihren Hexenkult der “Janare” bekannt (der Ursprung könnte von Gott Janus stammen), der sicher einen antiken Ursprung hat und sich in den Jahrhunderten verändert. Der in Italien sehr bekannte Likör “Strega” (Hexe) wird in Benevent zubereitet und oft für die Herstellung von Süßwaren verwendet (oft als Alternative zum Amaretto). Heute ist uns in Benevent der wohl besterhaltenste Triumphbogen der römischen Geschichte erhalten geblieben, der Triumphbogen des Trajan. Außerdem wurde das antike Theater wiederentdeckt, das Platz für 15000 Zuschauer bot (für ein normales Theater sehr beachtlich) und ist vor allem wegen dem starken Einfluss der ägyptischen Kultur bekannt: im Museum sind 25 Skulpturen des Isis-Tempels zu besichtigen, während in der Stadt noch eine Skulptur des Bue Api und ein Obelisk des Isis-Tempels erhalten geblieben sind.
Paestum
Paestum wird von den Luxusliebenden Griechen aus Sibaris in Kalabrien gegründet, wohl auch um einen Hafen am tyrrhenischem Meer zu haben ohne die gesamte südliche Küste Italiens zu umsegeln. Paestum, ursprünglich Posidonia genannt und dem Meeresgott Poseidon gewidmet, überlebt die Zerstörung von Sibaris im Jahre 510 v. Chr. und hat seine Blütezeit wohl in der darauffolgenden Zeit bis zum Jahr 440. v. Chr., da die Jahrzehnte darauf von Kontrasten mit der italischen Bevölkerung der Lukaner geprägt sind, die Paestum schließlich übernehmen werden. Die Wichtgkeit und die lebendige Produktion Paestums bleibt erhalten und schließlich von Rom im Jahr 273. v. Chr. erobert. Berühmt wird Paestum wegen der Herstellung von Parfum und speziell der Herstellung und Nutzung der lokalen Rosen, die von vielen antiken Schriftstellern erwähnt wird. Die römische Struktur Paestums ist größtenteils aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., bei der vorallendingen die Infrastruktur und die Wasserversorgung verbessert wird. Wegen der Treue zu Rom darf Paestum bis ins 1. Jahrhundert nach Christus eigene Münzen herstellen und wird mit einem großzügigem Forum mit Capitolium, einem Gymnasium und einem Amphitheater bedacht.
Einzigartig erhalten bleiben die drei großen dorischen Tempel (die sog. Basilica, der Ceres-Tempel und der Neptun-Tempel), die für viele Kunsthistoriker und Archäologischen als absolutes Paradebeispiel der griechischen Architektur in Süditalien gelten. Die Tempel sind Athena und Hera gewidmet, die hier auch noch in der rōmischen Epoche besonders verehrt wird und dessen Tempel als Kultort genutzt werden. Im 20. Jahrhundert werden die Nekropolen ausgegraben, die heute im Nationalmuseum von Paestum neben den Ausgrabungen zu besichtigen sind: neben vielen italischen Gräbern und römischen Dekorationen ist das Grabmahl des “Tauchers”, bei der ein griechisches Grabmahl den Übergang vom Leben zum Tod darstellt, sicher der beeindruckendste Fund.
Baiae
Baia liegt nordwestlich von Pozzuoli und kurz vor Cumae innerhalb der phlegräischen Felder am Zugang zum Hades der Griechen, dem Averner See, und dem Lucrino-See, die von den Römern unter Augustus von einer Orakel-Stätte in einem Militärhafen, dem Portus Iulius, umgewandelt wurde. Erst nach dem epokalen Sieg gegen Sextus Pompeius und der Versandung des Hafens wird der Militärstützpunkt nach Kap Misenum verlegt und Baiae schließlich zum absoluten Luxusort des römischen Imperiums, der von vielen Schriftstellern der Antike als Ort der Sünde beschrieben wird. Selbst Julius Caeser hat im ersten Jahrhundert v. Chr. hier eine immense Otiumsvilla bauen lassen (heute unter dem aragonesischen Schloß des Museums der phlegräischen Felder) und Horaz umschreibt Baiae mit den Worten das “Kein Ort der Welt glänzender als der Golf von Baiae schimmere”. Die Anzahl der Thermalanlagen, vermischt mit den natürlichen Seen, dem heissen Thermalwasser der phlegräischen Felder und einer großen Anzahl von Luxusvillen verlocken viele Senatoren und Imperatoren wie Nero oder Claudio in diese blühende Stadt. Interessanterweise hat der lokale starke Bradisismus (der Senkung oder Erhöhung der Erdplatte) Teile des antiken Baias und den Portus Iulius versenken lassen, so daß sie im Mittelalter oder während des Baubooms des 20. Jahrhunderts nicht verändert oder zerstört werden konnten.
Heute kann man Reste des antiken Baias im archäologischen Museum der phlegräischen Felder besichtigen oder als Taucher oder mit einem Boot mit Glasboden (bei ruhigem Meer) das versunkene Baiae unter dem Wasser erkundigen. Weitere Reste sind die restlichen Thermalanlagen am Averner See und den immensen Thermen von Baiae gegenüber dem heutigen Hafen.
Velia
Velia (Elea bei den Griechen) wird um 540 v. Chr von den Fokäern auf dem Grund einer vorher lokalen oenotrischen Siedlung gegründet und hier entwickelt sich durch den Äskulap-Kult sehr frühzeitig eine medizinische Wissenschaft. Unter Parmenides und Zenon wird die eleatische Philosophieschule gegründet, die von Velia aus einen großen Beitrag zur westeuropäischen Kultur beitragen wird. Auch der Handel blüht in der antiken Hafenstadt des Cilento und eigene Münzen werden produziert. Unter Rom ist Velia wegen dem hohen Lebensstandard und dem milden Klima bekannt, auch weil der versandende Hafen und damit der Handel durch den Bau der Via Popilia im Jahr 132. v. Chr nach Rhegium (Reggio Calabria) an Bedeutung verliert. Persönlichkeiten wie Cicero, Horaz oder Paulus Emilius verbringen hier mehrere Monate um sich zu erholen, während Brutus nach dem Mord an Julius Caeser nach Velia flüchtet. Die philosophisch-medizinische Wissenschaft wird weitergeführt und es ist nicht unwahrscheinlich daß der Untergang Velias durch die ständigen Angriffe der sarazenischen Piraten durch die Flucht der Mediziner auch der Anfang der medizinischen Hochschule von Salerno bedeutet, der ersten medizinischen Fakultät der Welt, die sicher schon im frühen Mittelalter aktiv und bisher ungewissen Ursprung hat. Die archäologischen Reste haben sich überraschend gut erhalten und heute sind die Porta Rosa, die Porta Marina, die Reste der Medizinschule, das antike Hafengebiet, die hellenistischen und die römischen Thermen, die Agorà, die Akropolis mit ihrem Theater, das archaische und das südliche Wohngebiet des antiken Velias zu besichtigen.
Pompeji
Ohne den Fund Pompejis und der anderen Ausgrabungen am Vesuv wäre viel Wissen über das Leben in einer römischen Stadt ansonsten der Phantasie überlassen gewesen. Pompeji wurde im 7. oder 6. Jahrhundert wohl von der lokalen oskischen Bevölkerung gegründet und von den Etruskern aus Nocera übernommen. Glücklich am Fluß Sarno gelegen, entwickelt sich Pompeji für die Städte des Inlands zu einem strategischen Binnenhafen, der zuerst von den Samnitern und dann den Römern übernommen wird. Unter Rom entwickelt sich Pompeji weiter und wird Teil der beliebten Campania Felix, in der die römische Oberschicht gerne ihre Otiumsvillen bauen, dennoch hat Pompeji keine strategische Wichtigkeit im Vergleich zu Capua, Neapelis und besonders Puteolis (Pozzuoli). Man kann sich heute jedoch kein klares Bild über Rom machen, wenn man nicht auch Pompeji gesehen hat, da die letzten Jahrhunderte auch stark von der römischen Architektur, Kunst, Mode und den Bräuchen geprägt war. Diese Details sind heute in Rom kaum sichtbar, doch durch den Ausbruchs des Vesuvs untergegangenen und wiederentdecktem Pompeji heute einzigartig erhalten. Vor dem Fund Pompejis und Herkulaneums war das römische Privathaus nur durch die Beschreibungs Vitruvs und anderer Schriftsteller vorstellbar, während sie hier in verschiedenen Formen vorzufinden sind. Eine Auflistung der Sehenswürdigkeiten würde jeglichen Raum sprengen und eine begleitete Besichtigung der Ausgrabungen ist für jeden Liebhaber der Kultur der Antike zu empfehlen.
Herkulaneum
Der Legende nach durch Herkules bei seiner Rückkehr aus Spanien gegründet, war Herkulaneum wohl eine Siedlung der einheimischen Osker aus dem 7. Jahrhundert v. Chr um wie Pompeji schließlich griechisch-etruskisch, samnitisch und dann römisch zu werden. Anders als Pompeji wurde Herkulaneum nicht von der heissen Asche und den Bimssteinen verbrannt, da es im Westen des Vesuvs gelegen war. Herkulaneum geht in kürzerster Zeit durch einen pyroklastischen Strom von vulkanischem Schlamm unter und ist somit erheblich besser erhalten geblieben. Herkulaneum war dabei eine vornehmere und kleinere Residenzstadt für wohlhabende Bürger, in der der Handel weniger wichtig war und besonders die Ruhe und das angenehme Klima genossen wurde, denn Herkulaneum lag direkt am Meer. Eine geführte Besichtigung Herkulaneums und der vielen besonders gut erhaltenen Reste ist sehr zu empfehlen, selbst wenn man schon in Pompeji gewesen ist.
Oplontis
Vom antiken Oplontis haben wir heute wenig Notizen. Auf der Tabula Peutingerana wird sie als Stadt mit dem Zeichen eines Kurorts markiert, die unweit von Pompeji gelegen haben mußte. Das antike Oplontis liegt somit wohl weiterhin unter der aktuellen Stadt Torre Annunziata, während ein erheblicher Teil der Villa Poppea, der beeindruckenden Otiumsvilla der pompejanischen zweiten Ehefrau von Kaiser Nero, Poppea Sabina, zu besichtigen ist. Die Ausgrabungen von Oplontis kennen somit nur wenige Kampanienreisende, eine Führung ist aber durch den Prunk der imperialen Villa Poppea eine hervorragende Abrundung zum Thema Luxus am Golf von Neapel in der römischen Kaiserzeit.
Stabiae – Boscoreale – Sorrentum – Liternum
Liternum ist eine der ältesten römischen Kolonien in Kampanien und wurde als Wohnort von Scipio Africanus gewählt, der hier auch begraben wird. Heute ist in dem Gebiet um Licola allerdings nur ein Teil des Forums ausgegraben. Die Reste des antiken Sorrentum sind in der aktuellen Stadt Sorrento integriert und in der Ausrichtung der römisch gegliederten Altstadt wiederzuerkennen. Eine Besonderheit sind auch die Reste der Otiumsvillen an der sorrentinischen Küste, unter anderem die für Bäder genutzte Villa des Pollio Felice oder auch die Villa di Pipiano. Stabiae und das heutige Boscoreale waren Villengebiete des Ager Pompejanus: im heutigen Castellammare di Stabia sind davon momentan nur zwei Villen, die Villa San Marco und die Villa Arianna, zu besichtigen während in Boscoreale viele der Fundstücke der ausgegrabenen antiken Vorortvillen Anfang des 20. Jahrhunderts an internationale Museen wie das Louvre oder das Metropolitan verkauft wurden. Momentan ist hier leider nur die Villa Regina neben dem Antiquarium von Boscoreale zu besichtigen, die einen Eindruck in das Leben einer Villa Rusticae, also einer Villa die sich auf die Verwertung von gastronomischen Produkten konzentrieren, geben sollen.
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