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Monumente der Stadt Neapel

Die Pontano Kapelle in Neapel

Auf der Via dei Tribunali befindet sich auf der Höhe des Kirchturms der Pietrasanta und dem Lapis Museum die aus grauem Pipern errichtete Pontano Kapelle. Die Kapelle aus der Renaissance wurde durch Giovanni Pontano errichten lassen, einem der bedeutendsten Humanisten des 15. Jahrhunderts. Die Kapelle verfiel in Vergessenheit und wurde zwischenzeitlich als Sakrestei, Wohnung, Obstgeschäft und nach dem zweiten Weltkrieg von einem Beststatter als Lagerraum für Särge verwendet. Die Kapelle ist nach der Restaurieung von 1992 wieder öffentlich zugänglich.

Giovanni Pontano und Neapel

Giovanni Pontano wurde 1429 in Spoleto geboren und hat an der Universität in Perugia studiert. Unter König Ferrante I von Aragon, damalige Dynastie in Neapel, wurde Pontano als Bevorzugter des Hofs zum Meister und Ausbilder des Prinzes Alfons Herzog von Kalabriens auserkoren. Giovanni Pontano veröffentlichte verschiedene Bücher in lateinischer Sprache und war Gründer einer der Presitigereichsten Akkademien des Landes, der nach ihm benannten Accademia Pontaniana, die von bedeutenden Persönlichkeiten wie Jacopo Sannazzaro, Alessandro d’Alessandro, Pietro Bembo oder Girolamo Seripando besucht wurde. Pontano verlor den Schutz der Aragonesen durch seine Freundschaft zu Karl VIII von Frankreich, der bei einer Übergangsphase über kurze Zeit König von Neapel wurde. Der Adelspalast des Giovanni Pontano befand sich der Direkt gegenüber der Santa Maria Maggiore der Pietrasanta und wurde 1926 abgerissen um einem Schulgebäude Platz zu machen.

Der Kirchturm der Pietrasanta neben der Kapelle

Die Pontano Kapelle

Die erhaltene Pontano Kapelle wurde der Jungfrau Maria und dem Heiligen Johannes gewidmet und wurde 1490 nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Adriana Sassona errichtet. Die Pontano Kapelle ist eine Familienkapelle, in der sowohl seine besten Freunde wie Pietro Golino, die Familienmitglieder und 1503 Giovanni Pontano selbst bestattet wurden. Der Architekt der Pontano Kapelle ist bis heute unbekannt. Das Projekt könnte von Francesco di Giorgio Martini aus Siena, dem oliventanischen Mönch Giovanni Giocondo aus Verona oder Andrea Ciccione stammen, dessen Pläne einige Jahre vor der Errichtung bereits im Besitz des Pontano gewesen waren. Die Kapelle ist nach dem Regeln des Tempelbaus des Vitruv errichtet worden und befindet sich auf dem Decumanus Maximus des Antiken Neapels, der heutigen Via dei Tribunali. Die Kapelle ist durch eine weitere Kapelle mit der Santa Maria Maggiore della Pietrasanta verbunden, der ersten Kirche Neapels die der Jungfrau Mariae gewidmet wurde. Der Vorplatz der Kapelle wurde im Volk gerne “ad arcum” bezeichnet, da der nebenan stehende Kirchturm der Pietrasanta durch zwei Bögen gestützt wurde.

Die neapolitanischen Maiolica Fliesen von 1492 der Pontano Kapelle

Die externe Struktur

Die Pontano Kapelle wurde auf einem Podium errichtet und die drei zur Strasse gerichteten Fassaden wurden mit Lesenen und Kapitellen in ars compositum unter einem klassischem Gebälk dekoriert. Die beiden mit Marmor ornamentierten Zugänge weisen Tafeln mit Widmungen, das Datum der Beginn der Konstruktion und die Wappen der Pontano und Sassona Familien auf. Der Zugang an der Via dei Tribunali weist zwei Kerzenständer aus Marmor auf und in der Fassade öffnen sich kleine Fenster mit Marmorornamenten. Die zwölf Schriften mit moralischen und religiösen Vorsätzen auf griechisch und lateinisch wurden vom Pontano selbst entworfen.

Die Pontano Kappelle im Stile eines Renaissance Tempels an der Via dei Tribunali

Der Innenbereich

Der Innenbereich der Pontano Kapelle besteht aus zwei übereinanderliegenden Räumen, wobei der untere als Crypta verwendet und der obere rechteckige Raum mit einem Tonnengewölbe ausgestattet wurde. Der im 18. Jahrhundert hinzugefügte Altar unter dem Bild des lokalen Renaissance Malers Francesco Cicino da Caiazzo konserviert die heidnischen Reliquien des Arms des Tito Livio, die vom “Panormita” Giuseppe Beccadelli nach einer diplomatischen Mission in Padua 1452 nach Neapel gebracht wurden. Der Fussboden wurde 1492 mit neapolitanischen Maiolica-Fliesen besetzt. Die oktagonale Fliesen formen ein zentrales Quadrat mit vier kleinen Hexagonen. Im Zentrum sind die Wappen des Pontano und der Familie seiner Frau zu erkennen. In den Hexagonen sind geometrische und natürliche Elemente, Profile, Tiere und Schriftzüge mit der Aufschrift Ave Maria; Pantanus Fecit, Adreana Saxona und Laura Bella dargestellt. Die Dekorationen weisen islamische, byzanthinische und valencianische Einflüsse auf.

Ein Blick zum Altar

Die Grabinschriften der Kapelle

Be der von Karl von Bourbon gewollten Restaurierung von 1759 durch Giacomo Martorelli der Pontano Kapelle die Schriften und Epigramme auf lateinisch und griechisch des Fussbodens auf die heute recht kargen Wänden der ursprünglich dekorierten Kapelle aufgehängt. Die von der Klassik inspirierten Platten machen aus der kleinen eleganten Kapelle heute eine Art Antiquarium. Weitere acht Grabsprüche auf lateinisch zeigen den Schmerz über den Verlust seiner Frau und zwei seiner drei Kinder, unter anderem den erst 50 Tage alten Lucillus. In einem seiner Hauptwerke “De amore coniugali” schreibt der Pontano in 12 Teilen über den Verlust seines 1498 verstorbenen Sohns.

Informationen zur Pontano Kapelle von Neapel

  • Öffnungszeiten: 10-20 Uhr, ohne Garantie (bitte vorher anrufen)
  • Kosten: Gratis
  • Kontakte: +39 081 19230565 oder auf www.polopietrasanta.com

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Die Sant’Angelo a Nilo Kirche in Neapel

Die Sant’Angelo a Nilo Kirche wird auch Brancaccio Kapelle genannt, da sie als Kapelle für eine der bedeutendsten Adelsfamilien der Heschichte der Stadt Neapel errichtet wurde. Die Kapelle konserviert eines der beiden Werke des Donatello in Neapel und wird trotz der zentralen Lage an der Piazza San Domenico wegen der unscheinbaren Fassade von den meisten Besuchern Neapels übersprungen. Die Familie Brancaccio sind unter anderem Gründer der ersten öffentlichen Bibliothek von Neapel von 1690 (heute die Biblioteca Nazionale von Neapel). Die Errichtung der Kapelle wurde 1385 von Kardinal Rinaldo Brancaccio, einer der vertrauten Berater des Papstes Martin V, direkt neben dem von ihm restaurierten Krankenhaus der Poveri di Sant’Andrea und seinem Adelspalast in Auftrag gegeben. Die Kirche hatte eigentlich ein spätgothische Erscheinung und wurde nach einer Erweiterung im Jahr 1535 ab 1709 von Arcangelo Guglielmelli in ihr aktuelles barockes Gewand verwandelt.


Die Hauptfassade

Die Hauptfassade der Sant’Angelo a Nilo Kirche an der Via Mezzocannone ist heute nicht mehr der Eingang zur Kirche, dieser befindet sich nun an der Hauptstrasse Via San Biagio dei Librai (Spaccanapoli). An der grau-rot gestrichenen Fassade sind fiktive Säulen mit korinthischen Kapitellen sowie ein Kirchturm zu erkennen. Die eigentliche Hauptfassade besteht aus einem katalanisch-gothischen Portal mit einem Architrav mit Engeln und Heiligen und einem Fresko auf Gold in der Lünette mit der Jungfrau und den Heiligen Michel und Baculo die den Kardinal Brancaccio präsentieren des Perinetto aus Benevent aus dem 15. Jahrhundert (der Heilige Baculo entstammt der Brancaccio Familie und war Bischof von Sorrent). Die geschnitzte Holztür aus dem 16. Jahrhundert zeigt die Heiligen Petrus, Lorenz, Antonius, Paulus, Johannes und Domenikus.

Die Holzschnitzereien des ehemaligen Zugangs zur Kappelle

Die Nebenfassade

Die Nebenfassade befindet sich an der Ecke zur Piazza San Domenico und wird heute als Eingang zur Kirche genutzt. Die ursprünglich in der Lünette stehende Skulptur des Erzengels Michels ist heute im Museo dell’Opera von San Lorenzo ausgestellt. Auf der geschnitzten Holztür sind der Erzengel Gabriel, Johannes der Täufer, Giovanno della Croce, die Mariä Verkündigung, der Heilige Michel und die Heilige Agnes dargestellt. Neben diesem Eingang sind zwei Nischen sind zwei weibliche Skulpturen des Bartolomeo Granucci aus der Brancaccio Familie dargestellt, die Heilige Candida Seniore (eine zum Christentum konvertierte Jüdin, die eine Heilung des Heiligen Petrus erhielt und dessen Reliquien sich in dieser Kirche befinden und die Heilige Candida Iuniore (eine Verwandte aus dem 6. Jahrhundert, die fälschlicherweise für eine Heilige gehalten wurde).

Der heutige Eingansgereich an der Piazzetta Nilo

Der Innenbereich

Die Struktur der Sant’Angelo a Nilo Kirche besteht aus einem Hauptschiff ohne Querschiff und an den Seitenwänden sind Stuckarbeiten mit dem Emblemen und Büsten der verschiedenen Kardinale der Brancaccio Familie angebracht, die von Architekt Guglielmelli gezeichnet und Bartolomeo Granucci umgesetzt wurden. Die einzigen beiden Kapellen der Kirche befinden sich auf der rechten Seite des Hauptschiffs, wie auch der Zugang zur Sakrestei von der der Adelspalast der Brancaccio erreicht werden konnte.

Das Hauptschiff der Sant’Angelo a Nilo Kirche mit Blick auf den Hauptaltar

Die Kapelle der Candida Iuniore

Vom Haupteingang aus kommend befindet sich hinter einem Eisen- und Messinggitter des Giovan Battista Nauclerio aus dem 18. Jahrhundert die Kapelle der Heiligen Candida Iuniore mit den Reliquien der Maria Terasa Candida Brancaccio, angebliche Verwandte aus dem 6. Jahrhundert des Kardinals Rinaldo Brancaccio. Auf der Altar ist eine Tafel mit der Vision der Heiligen Candida des wahrscheinlich ersten neapolitanischen Caravaggio-Folgers Carlo Sellitto angebracht worden. Auf der rechten Seite der Kapelle ist das Grabmahl des Luigi Stuart aus dem 19. Jahrhundert, dem Sohn des Herzogs von Alba und Berwick Carlos Miguel Fitzjames Stuart zu erkennen. Von dieser Kapelle aus konnte wie vorher erwähnt die Sakrestei und der Adelspalast der Familie Brancaccio erreicht werden.

Die Kappelle der Candida Iuniore

Die Kapelle des Rinaldo Brancaccio

Rechts vom Hauptaltar befindet sich das Hauptwerk der Sant’Angelo a Nilo Kirche, das goldfarbige und bunte Grabmahl aus Marmor des Kardinals Rinaldo Brancaccio von Donatello, Michelozzo Michelozzi und weiteren Helfern, unter ihnen Pagno di Lapo Portigiani. Das Werk wurde zwischen 1426 und 1428 in Pisa gefertigt und von dort über das Meer nach Neapel geschifft. Der Auftraggeber an Donatello dieses Monuments war Cosimo dei Medici und das Grabmahl zeigt auf beeindruckende Weise den Übergang von der Gothik in die Renaissace. Es ist bis heute unbekannt wie die Arbeit unter den Künstlern für dieses in Neapel stehende Meisterwerk der toskanischen Renaissance aufgeteilt wurde. Wahrscheinlich stammt die Struktur des Werks mit den Schleierhaltenden Engeln und der Mutter Gottes mit dem Christkind und zwei Heiligen von Michelozzo, während von Donatello sicher das Werk der Mariä Himmelfahrt und wahrscheinlich der Kopf und die Hände des Verstorbenen und der Kopf der zentralen Karyatide gefertigt wurden. Auf der linken Seite der Kapelle ist noch das Grabmahl des Pietro Brancaccio aus dem 15. Jahrhundert vom Mailänder Künstler Jacopo della Pila zu sehen.

Donatello, Michelozzo und Helfer sind die Autoren dieses Grabmahls

Das Grabmahl des Rinaldo Brancaccio

Das Grabmahl war ursprünglich im Hauptschiff angebracht um die Farben und das Basrelief mit mehr Licht bestrahlen zu können. Es basiert auf einer toskanischen Renaissancestruktur mit einem Baldachin und zwei Säulen mit Kapitellen, die wiederum einen dekorierten Bogen stützen. Unter einem von Engeln gehaltenem verkürzten Schleier wurden eine Madonna mit dem Christkind und dem Heiligen Michel und Johannes dem Täufer gemeisselt und eine Erinnerungstafel an den Kardinal angebracht. Die Vorderseite des Grabes, auf dem sich die liegende Figur des verstorbenen Kardinals Rinaldo Brancaccio befindet, wurde mit dem Basrelief der Mariä Himmelfahrt mit der Stiacciato-Technik (ein sehr tiefes Relief um in der Perspektive die Volumen der Körper zu reduzieren und der Arbeit einen malerischen Eindruck zu verschaffen) des Donatello dekoriert. Auf den beiden Seiten des Reliefs wurden ausserdem die Kardinalswappen des Rinaldo Brancaccio angebracht. Die Truhe wird durch drei Karyatiden gehalten, die die drei teologischen Tugenden darstellen. Auf dem oberen Teil des Monuments führt eine Mischlinie bis zur Spitze, auf der die Darstellung des Ewigen Vaters neben jeweils zwei goldenen Muscheln und musizierenden Engeln zu erkennen sind.

Die Stacciato Technik des Donatello bei seiner Interpretation der Mariae Himmelfahrt

Der Hauptaltar

Der Hauptaltar ist ein Meisterwerk der neapolitanischen Holzschnitzkunst des späten 17. Jahrhunderts und ist Werk des Architketen und Künstlers Arcangelo Guglielmelli. Die Tafel des Erzengel Michels im Stil des Manierismus von 1573 stammt von Marco Pino aus Siena. Neben dem Hauptaltar ist das barocke Grabmahl der Kardinale Francesco Maria und Stefano Brancaccio von Bartolomeo Ghetti von 1648, bei dem zwei Löwen die Grabtruhe stützen. Auf dem Grabmal selbst sind die erreichten militärischen, letterarischen und kirchlichen Lebensziele der beiden Kardinale dargestellt: Die Darstellung der Geschichte und des Ruhms schreiben eine Lobschrift auf die beiden Verstorbenen, auf der rechten Seite ist der Tod und auf der Spitze des Monuments die beiden Verstorbenen und das Familienwappen angebracht worden.

Der Erzengel Michel von Marco Pino aus Siena dekoriert den Hauptaltar

Weitere Kunstwerke der Kirche

Auf dem linken Kirchenschiff befindet sich die Kopie der Pietas des Jusepe de Ribera, dessen Original in der Schatzkammer der Kartause von San Martino zu sehen ist. In der Gegenfassade ist eine schön dekorierte und aus Holz geschnitzte Sängerkanzel mit einer barocken Orgel aus dem 18. Jahrhundert angebracht worden. Im oberen Bereich der Gegenfassade, leicht hinter einem Tuch versteckt, sind vier runde Bilder mit Engeln von Giovan Battista Lama zu erkennen.

Das barocke Grabmahl von Bartolomeo Ghetti
Informationen zur Sant’Angelo a Nilo Kirche
  • Wo? Piazzetta Nilo direkt neben der Piazza San Domenico
  • Wann? Jeden Tag von 10-12 und von 14-16 Uhr

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Das Museum des Schatzes des San Gennaro

Das Museum des Schatzes des San Gennaro von Neapel gilt als eines der bedeutendsten Museen der Goldschmiedekunst weltweit und die Sammlung wurde durch Schenkungen von Päpsten, Königen und wichtigen Persönlichkeiten in 700 Jahren Geschichte bedacht. Der Wert der Sammlung überragt wahrscheinlich den Wert der Schätze des Zars von Russland und der englischen Krone. Die Juwelen, Skulpturen, Statuen, Bilder, Dekorationen und wertvollen Stoffe werden vom 1601 gegründeten haidnischen Institut der Deputazione della Reale Cappella di San Gennaro aufbewahrt und hier auf ca 600 Quadratmetern ausgestellt. Das Institut selbst wurde Dank der 12 Sitze des Stadtrats gegründet und keines der Werke seit jeher verkauft. San Gennaro gilt als einer der bedeutendsten Heiligen mit circa 25 Milionen ihm Devoten.

Das Museum

Der Zugang zum 2003 gegründeten Museum des Schatzes des San Gennaro befindet sich gleich neben der Kathedrale unter einem Portikus. Das Museum konserviert eine Sammlung von über 21000 Stücken so dass nur ein Teil der Kollektion ausgestellt und manchmal thematische Sonderausstellungen organisiert werden. Nur ein Werk in der Sammlung hat keinen materiellen Wert und besteht aus einer Bombondose, die von zwei Kindern geschenkt wurde um sich für die Heilung der Mutter zu bedanken. Die Ausstellung des Schatzes des San Gennaro wird mit einer Geräuschkulisse begleitet: neben eomigen Stimmen aus den Gassen Neapels ist sowohl ein Gebet an San Gennaro als auch der Gesang der sogenannten “Verwandten des San Gennaro” zu hören; Frauen die sich rühmen, seit jeher mit dem Heiligen verwandt zu sein.

Die Monstranz des Murat zur Verehrung des San Gennaro

Der Eingangsbereich

Im Eingansbereich sind die beiden Bilder des Segnenden San Gennaro des Francesco Solimena und dem Martyrium des San Gennaro an der Solfatara von Pozzuoli des Carlo Coppola zu sehen. Die Büste mit den Reliquarien des San Gennaro ist eine Kopie des Originals aus der Schatzkapelle der Kathedrale. Die 70 Werke aus Silber, unter anderem lithurgische Objekte aus dem Alltagsgebrauch, wurden von den damals über 350 neapolitanischen Goldschmieden gefertigt (bis auf eines das aus der Provence stammt), die in bestimmten Epochen schätzungsweise für 70% der artistischen europäischen Silbermanifaktur verantwortlich waren.

Das Martyrium des San Gennaro an der Solfatara von Pozzuoli des Carlo Coppola

Die Reliquienstatuen

Unter den Reliquienstatuen und Büsten aus Silber, die bei den religiösen Feiern auf den Prozessionen mitgeführt wurden, befindet sich auch der Erzengel Michel des Lorenzo Vaccaro und Giovan Domenico Vinaccia aus dem 17. Jahrhundert, die für manche Experten als schönste lebensgrosse Silberstatue der Welt gilt. Die Skultpurengruppe des Tobias und der Engel des Giuseppe und Gennaro del Giudice nach einer Zeichnung des Giuseppe Sanmartino hat ausser seinem künsterlischem auch einen symbolischen Wert für das Volk Neapels, da die unverheirateten Frauen der Stadt den Fisch an dieser Skulptur am 24. Oktober jedes Jahres in der San Raffaele Arcangelo Kirche im Viertel Materdei küssen durften um das Glück bei der Suche eines Partners zu steigern. Auch heute wird diese Skulptur noch am Valentinstag von Frauen ohne Partner besucht. Eine weitere bedeutende Skulptur ist die Heilige Irene des Carlo Schisano, Beipatronin der Stadt und Schützerin vor Unwetter und Gewittern, unter dessen Schild die Stadt Neapel dargestellt wird. Die silberne Büste des Heiligen Emidio, Schützer vor Erdbeben, stammt von Domenico de Angelis.

Die Skulpturengruppe des Tobias und der Engel aus dem Viertel Materdei

Die Juwelen der Familie Spera

Der bedeutendste Teil der Sammlung des Museums des Schatzes des San Gennaro besteht aber aus den ausgestellten Juwelen, die teils weltberühmt und teils weniger bekannt sind. Die Perlenkette wurde von Giovanni Francesco Spera im Jahr 1704 dem Heiligen Gennaro geschenkt und ornierte an bestimmten Feiertagen seine Büste. Die Familie Spera ist zudem für das Altarkreuz aus Silber und Korall verantwortlich, das als eines der schönsten Sammelstücke des Museums gilt. Auf der Basis dieses Kreuzes ist das Wappen der Familie Spera und eine kleine Büste des San Gennaro zu erkennen.

Die Kopie der Reliquienbüste des San Gennaro

Etwas weiter ist die vorhin angesprochene Kopie des Originals aus der Schatzkapelle des San Gennaro in der Kathedrale der Reliquienbüste des San Gennaro aus der gothischen Zeit mit Veränderungen aus dem 17. Jahrhundert des Giovan Domenico Vinaccio zu sehen. Die Basis ist mit Engeln, Tugenden, Wappen, Stelen und Hermen dekoriert und konserviert in der Mitte einen der grössten bekannten Smaragde der Welt. Auf der Basis ist ein gothischer Tempel dargestellt, auf dem der Heilige Gennaro auf einem Thron sitzend zu sehen ist. Auf diesem Tempel stützt sich eine Kiste aus dem Mittelalter die wiederverwendet wurde und mit Heiligen und Bischöfen dekoriert ist. Die Strahlen des oberen Teils der Reliquars, in dem auch die Blutampullen des San Gennaro für die Verehrung des Volkes eingesetzt werden, wurde mit anjouinischen Rosetten, einem von Rubinen umrundeten zentralen Smaragd und zwei knieenden Engeln aus dem 17. Jahrhundert geschmückt.

Die Kopie der Reliquienbüste des San Gennaro aus der Kathedrale von Neapel

Königliche Schenkungen an San Gennaro

Der von Michele Lofrano gefertigte mit Juwelen versetzte goldene Kelch ist ein Geschenk des erst 10 Jahre alten neuen bourbonischen Königs Ferdinand IV. Für den mit Zaphiren, Rubinen und Brillanten besetzte Kelch wurde 5000 Ducaten bezahlt. Vom bourbonische König Ferdinand II stammt das Ziborium aus satiniertem Gold, ein lithurgischer Kelch mit einem Deckel, der mit aus Belgien und Frankreich importierten Juwelen dekoriert ist. Weitere ausgestellte Werke sind eine Monstranz von Joachim Murat, Ehemann der Carolina Bonaparte und über einige Jahre König von Neapel, wie der Kelch aus purem Gold, der von Papst Pius IX an Giuseppe Valadier für 3000 Ducaten in Auftrag gegeben wurde. Ein goldenes Kreuz mit Diamanten und Smaragden wurden nach einem missglücktem Attentat in der Nähe der Kathedrale von Königin Margherita und König Umberto I geschenkt. Eine weitere von Gaspare de Angelis gefertigte Monstranz stammt von Maria Teresa Isabella von Österreich zu ihrer Hochzeit mit Ferdinand und ist mit Brillanten, Rubinen, Perlen und weiteren Edelsteinen dekoriert. Der aus vergoldetem Silver und mit Engeln und den Symbolen des Leidenswegs Christi besetzte Kelch von Francesco II ist das letzte Geschenk aus der Zeit der Bourbonen und wurde kurz vor seinem Exil nach Gaeta gefertigt

Der mit Juwelen versetzte goldene Kelch, Geschenk des Ferdinand IV. von Bourbon
Der reiche Kelch des Ferdinand II von 1838

Das Ascione Ziborium

Das sogenannte Ascione Ziborium hat ihren Namen weil die Goldschmiede Familie Ascione aus Torre del Greco das nach Auftrag der Maria Josè aus Belgien und König Umberto I nach der Geburt ihrer ersten Tochter Maria Pia aus Gold, Korall und Malachit verarbeitet.

Die Juwelenkette des San Gennaro

Nun erreichen wir eines der bedeutendsten und wertvollsten Stücke des Museums des Schatzes des San Gennaro, das vielleicht zu den prunkvollsten der Welt überhaupt gehört. Die Juwelenkette des San Gennaro wurde ab 1679 bis 1929 erweitert um die Reliquienbüste des San Gennaro zu schmücken. Innerhalb dieser 250 Jahre wurde die Donationen der Königin Amalia von Sachsen (Diamantenkreuz), vom bourbonischen König Karl III (Kreuz mit Diamanten und Rubinen), der König Maria Carolina von Habsburg (Kreuz aus Zaphyren und Diamanten), Franz I von Österreich (Haarnadel aus Zaphyren und Diamanten), Josef Bonaparte (Kreuz aus Diamanten und Smaragden), Maria Cristina von Savoia (ein Savignè aus Smaragden und Diamanten), Vittorio Emanuele II von Savoia (Nadel und Kreuz aus Chrysotilen), dem Herzog und der Herzögin von Sachsen (einer Lilie aus Brillanten), der Herzögin von Cascalenda (Halbmond aus Diamanten), sowie Schenkungen ganz normaler Personen aus dem Volk auf 13 Netzen aus massivem Gold zusammengesetzt, auf denen die Edelsteine aufgehängt wurden. Das ursprüngliche Werk wurde von Michele di Dato im Jahr 1679 angefangen und der zentrale Smaragd aus Kolumbien gilt als einer der grössten der Welt. In der Kette befindet sich auch ein Ring der Maria Josè von Belgien, die sie sich spontan abgenommen hat weil sie bei ihrer Visite kein Geschenk mitbrachte und Perlen einer Frau aus der neapolitanischen Altstadt, die eine Pestwelle von 1844 knapp überlebte.

Die beeindruckende Juwelenkette des San Gennaro

Die Mitra des San Gennaro

Das berühmteste Ausstellungsstück des Museums des Schatzes von San Gennaro ist die verzierte Mitra des San Gennaro, die von der Deputation in Auftrag gegeben und im Jahr 1713 durch Matteo Treglia und 50 Assistenten gefertigt wurde. Die 18 Kilogramm schwere Mitra sollte die Reliquarienbüste des San Gennaro schmücken und gilt als eines der wertvollsten Objekte weltweit. In der Mitra wurden 3328 Diamanten, 3694 diverse Edelsteine, 168 Rubine und 198 Smaragde eingesetzt. Die Smaragde stehen für das Wissen und die Perfektion, die Rubine für das Blut der Märtyrer und des San Gennaro und ihr Leiden, die Diamanten die Reinheit des Glaubens und der Seele. Auf jedem Smaragd sind ausserdem die einzelnen Namen der Auftraggeber aus der Deputation und der Name des Künstlers angegeben worden.

Die Mitra des San Gennaro von der Seite
Die Mitra mit den vielen Edelsteinen im Museum des Schatzes des San Gennaro

Die Bilder des Museums des Schatzes des San Gennaro

Nach diesen Meisterwerken der neapolitanischen Goldschmiedekunst sind einige Gemälde ausgestellt, die von neapolitanischen, italienischen und ausländischen Künstlern gemalt wurden: Das Gebet des Heiligen Oronzo von Francesco de Mura, San Gennaro beruft sich der Jungfrau um Neapel vor dem Ausbruch des Vesuvs 1631 zu retten des Pacecco de Rosa, Die Enthauptung des San Gennaro und seinen Begleitern an der Solfatara von Pozzuoli des Domenichino, Das Wunder der Blutverflüssigung des San Gennaro auf dem Hauptalter vor den französischen Truppen von Ernst Theodor Hoffmann und eine Madonna mit Jesuskind des Luigi Stabile. Eine letzte Silberskulptur ist die Unbefleckte Madonna des Filippo del Giudice und Gaetano Fumo und die Einrichtungsrechte der Königlichen Schatzkappelle mit der Erinnerung der päpstlichen Marke des Pauls V von 1605.

Die Immacolata, Symbol der Unbefleckten Empfängnis
Informationen zum Museum des Schatzes von San Gennaro in Neapel

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Die Innenräume der Sant’Anna dei Lombardi Kirche von Neapel

Die Innenräume der Sant’Anna dei Lombardi Kirche bieten mit dem Oratorium des Santo Sepolcro, dem Refektorium und der Tolosa Kapelle einige der bedeutendsten sakralen Innenräume die in der Stadt Neapel zu besichtigen sind. Rechts vom Altar der Sant’Anna dei Lombardi Kirche und hinter der Orefice Kapelle kann man das Oratorium betreten, das aus drei Räumlichkeiten besteht. Die Beweinung Christi des Guido Mazzoni und die Fresken des Giorgio Vasari in der alten Sakrestei gelten als artistische Meisterwerke ihrer Zeit.

Die Beweinung Christi von Guido Mazzoni im Oratorium, hier im Detail
Ein Ausschnitt aus der Dekoration der alten Sakrestei des Vasari: die Hoffnung

Die Fiodo und di Noja Kapelle

In der Fiodo Kapelle ist auf der linken Seite das vom Mailänder Renaissance Künstler Giovan Tommaso Malvito gefertigte Momument des Grafen Antonio d’Alessandro und seiner adligen Ehefrau Maddalena Riccio konserviert. Neben der Darstellung des Verstorbenen auf einem Tondo ist auch eine Sedilie mit einem Wappen und zwei Lilientoepfen zu sehen, die auf den bis 1530 aktiven Giara-Orden hinweisen. Auf der rechten Seite der Kapelle befindet sich das Grabmahl des Antonio Fiodo der Künstler Francesco da Sangallo und Bernardino del Moro. Die di Noja Kapelle ist mit Fresken des spanischen Malers Pedro Rubiales mit den Motiven des Jonas und dem Wal und Esau der sein Erstgeburtsrecht an seinen Bruder Jakob verkauft dekoriert.

Jonas und der Wahl des Spaniers Rubiales

Die Santo Sepolcro Kapelle

Im Zentrum dieser Kappelle ist das berühmte Werk der Beweinung des verstorbenen Christus aus Terracotta von “Il Paganino” Guido Mazzoni eingerichtet, das von Eleonora von Aragon, Schwester des Königs Alfons II., in Auftrag gegeben wurde. Die Skulpturgruppe war ursprünglich bunt dekoriert und besteht aus einem liegenden Christus und sieben weiteren Skulpturen mit natürlichen Ausmassen: Josef von Arimathia (mit dem Gesicht des Alfons von Aragon, Herzog von Kalabrien), Nikodemus (mit dem Gesicht des Königs Ferrante oder des Humanisten Giovanni Pontano), der Mutter Gottes, dem Heiligen Johannes, der Magdalena, Maria Kleophae und der Maria Salomè. In dieser Kapelle befand sich auch die Büste des Königs Ferrante von Aragon des Guido Mazzoni, die heute im Museum von Capodimonte ausgestellt ist. Auf der rechten Seite der Kapelle ist auch ein Begräbnis Christi vom neapolitanischen Künstler Girolamo d’Auria und das Bild des Kalvarienbergs des Giuseppe Mastroleo über dem Hauptaltar zu sehen.

Die Beweinung Christi von Guida Mazzoni und im Hintergrund der Kalvarienberg des Mastroleo

Die de‘ Sangro Kapelle

Wenn der Besucher nun links von der Santo Sepolcro Kapelle einem kleinen Korridor folgt betritt er die de‘ Sangro Kapelle mit einer Mariae Himmelfahrt des Fabrizio Santafede aus dem 16. Jahrhundert. Links vom Altar ist auch ein wahrscheinlich vom Vasari oder seiner Schule gemalter olivetanischer Mönch zu erkennen, der sich mit einer Brille in der Hand aus dem Fenster lehnt. Eine Besonderheit dieser Kapelle ist auch der gut erhaltene Maiolika-Fussboden.

Die Innenräume der Sant’Anna dei Lombardi Kirche, hier mit Maiolica Fussboden

Die alte Sakrestei

Von hier aus kann die alte Sakrestei betreten werden, die ursprünglich das Refektorium der oliventanischen Mönche war und sicher einer der bekanntesten Innenräume der Sant’Anna dei Lombardi Kirche darstellt. Als der olivetanische Orden im Jahr 1848 ersetzt wurde, wird dieser Bereich zum Oratorium der Bruderschaft der Sant’Anna dei Lombardi umgewandelt. Die Decke wurde durch Giorgio Vasari mit einem allegorischen Freskenzyklus auf drei unterteilten Bereichen zu den Themen Glaube, Religion und Ewigkeit dekoriert. Jeder Quadrant wird zudem mit oktagonalen, ovalen oder rektagoahlen Rahmen unterteilt, auf denen die Themen der Tugenden dargestellt werden. Die Darstellung der Grotesken wurden von den Mitarbeitern des Vasari Raffaelino del Colle und Stefano Veltroni realisiert. Giorgio Vasari soll darauf bestanden haben, das die gesamte Grundfläche erst weiss bemalt werden soll um dem mangelnden Licht entgegenzuwirken. Unter den Gewölben sind die Jahresdaten der Realisierung der Freskendekoration zu lesen.

Die mit Fresken des Giorgio Vasari dekorierte Decke der alten Sakrestei

Der Holzchor der alten Sakrestei

Der in den Jahren 1505 und 1506 gefertigte Holzchor befand sich ursprünglich in der Tolosa Kapelle und wurde erst 1688 in der alte Sakrestei angebracht (die damals noch ein Refektorium war). Die Holzintarsien des Chors wurden somit der Holzstruktur hinzugefügt, die bereits 1588 aus der damaligen Sakrestei in diesen Raum umgezogen sind. Die 12 grossen Holzplatten stammen damit ursprünglich aus der alten Sakrestei und die 18 kleineren aus der Tolosa Kapelle. Die ausgeschnitzten und mit Intarsien besetzten Holzplatten sind das Werk des Fra Giovanni da Verona. In fiktiven offen Schränken werden Objekte, Stillleben, Instrumente der Astronomie und der Musik, sakrale Einrichtungsgegenstände und Aussichten vom Castel Nuovo und der Kartause von San Martino in Neapel dargestellt. In den Nischen des Chors wurden Holzskulpturen von oluvetanischen Mönchen und Nonnen eingesetzt.

Der Holzchor ist mit feinen Intarsien des Fra Giovanni da Veroni geschmückt

Die Dekorationen der alten Sakrestei

Bei der Umwandlung des Refektoriums in eine Sakrestei im 17. Jahrhundert wurde auch der Altar aus verschiedenen Marmorsorten mit Cherubinen aus weissen Marmor eingesetzt. Die Altarbild zeigt den Heiligen Carlo Borromeo beim Beten von Girolamo d’Arena. Über dem Eingangsbereich ist eine Anbetung der Könige aus der Werkstätte des Alessandro Allori zu erkennen. An der selbigen Wand sind neben der Tür zwei Lünetten mit zwei Waschbecken aus Marmor und zwei Nischen mit einem Muschelgewölbe und zwei Skulpuren der Erzengel. An der Gegenfassade und der Altarwand hingen ursprünglich zwei Triptychen mit dem Fall der Mana (heute im Diocesano Museum von Neapel) und die Lünetten mit dem Abendmahl beim Farisär (heute im Capodimonte Museum) des Giorgio Vasari.

Die Tolosa Kapelle

Auf der Seite des linken Kirschenschiffs gegenüber der Santa Sepolcro Kapelle befindet sich mit der Tolosa Kapelle eine weitere besondere Kapelle, die in den Jahren 1492-1495 für den spanischen Geschäftsmann Paolo Tolosa errichtet wurde. Von hier aus wurde ein Teil der Holzintarsien für den Chor in die alte Sakrestei gebracht, daher erscheint die Kapelle heute karg. Die Kapelle im Stil der florentinischen Renaissance Architektur wird Giuliano da Majano zugeschrieben und basiert auf den Modellen des Brunelleschi für die alten Sakrestei der Basilika von San Lorenzo und der Pazzi Kapelle der Basilika von Santa Croce in Florenz. Der Hauptbereich der Kapelle wird durch eine Schirmkuppel bedeckt. In den Pendentifs der Kuppel wurden vier Tondi mit den vier Evangelisten in beglaster Terracotta von Andrea della Robbia angebracht. Die Fresken an den Wänden, unter anderem mit der Darstellung des Königs Alfons von Aragon, wurden von Cristoforo Sacco gemalt. Im kleinen Seitenraum der Kapelle ist ausserdem ein Triptychon mit der Madonna mit Kind zwischen den Heiligen Antonius und Hieronymus des Reginaldo Piramo da Monopoli zu sehen. Am Altar dieser Kapelle war ursprünglich die Mariae Himmelfahrt des Pinturicchio angebracht, das heute in der Bildergallerie von Capodimonte ausgestellt ist.

Die Schirmkuppel der Tolosa Kappelle mit den vier Tondi des Andrea della Robbia

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Die Sant’Anna dei Lombardi Kirche in Neapel

An der Piazza Monteoliveto am Zugang zur Altstadt von Neapel an der Via Toledo befindet sich mit der Sant’Anna dei Lombardi Kirche eine der schönsten Renaissance Kirchen im toskanischen Stil des Süden Italiens. Die Kirche hiess ursprünglich Santa Maria di Monteoliveto und war Teil eines grossen religiösen Komplexes mit olivetanischen Mönchen. Im ehemaligen Monteoliveto Kloster, heute die Kaserme Pastrengo der Carabinieri, schrieb Torquato Tasse Teile seines Buches “Das befreite Jerusalem”. Wegen der künstlerischen Komplexität werden die inneren Kirchräume der Sant’Anna dei Lombardi Kirche in einem gesonderten Artikel beschrieben.

Der Bau des Komplexes

Die Kirche wurde 1411 ausserhalb der damaligen Stadt errichtet und entwickelte sich zu der bevorzugten Kirche der Aragonesen, die sie schliesslich 1499 in die neuen Stadtmauern einschliessen. Die Gründung von diesem Ordenskomplex, eine Filiale der toskanischen Abtei von Monteoliveto Maggiore, ist dem Adelsmann des Sedile di Porto und Pronotar des Königs Ladislao von Duraz, Gurello Origlia zu verdanken. Neben der Kirche bestand der religiöse Komplex von Monteoliveto aus 4 Kreuzgängen, Gärten, einer Bibliothek und einem Gasthof für die Besucher.

Das Hauptschiff der Kirche

Die Unterdrueckung des Ordens und die Umbenennung der Kirche

Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche teilweise im barocken Stil durch Gaetano Sacco erneuert. Die Geschichte der olivetanischen Mönche endet im Jahr 1799 mit einer Unterdrückung nach der missglückten parthenopeischen Republik, bei dem der Orden auf der Seite der Revolutionäre stand. Die bourbonischen Könige verwendeten die Räumlichkeiten als königliche Verwaltungsbüros. Unweit der Kirche errichteten die lombardischen Einwanderer unter Architekt Domenico Fontana in Neapel eine Kirche mit dem Namen Arciconfraternità dei Lombardi, die aber 1798 schwere Schäden erlitt. Nachdem die ehemalige Monteoliveto Kirche nun im staatlichen Besitz war, gab König Ferdinand IV die Rämlichkeiten dem lombardischen Orden, die die Kirche in Sant’Anna dei Lombardi umbenannten (die Heilige Anna der Lombarden). Leider richtete ein schweres Erdbeben im Jahr 1805 erhebliche Schäden an, unter anderem sind die drei Bilder Der Heilige Franziskus erhält die Stigmata, der Heilige franziskus in Meditation und eine Wiederauferstehung vom ersten Aufenthalt des Caravaggio in Neapel dabei zerstört worden. Die Sant’Anna dei Lombardi Kirche erlitt weitere Schäden durch Bombardierungen der Allierten, bei dem die Kassettendecke sowie der gothische Eingangsbereich beschädigt und nach dem Krieg wieder restauriert wurden.

Der Eingangsbereich

Im Atrium der Kirche ist auf der rechten Seite das Grabmahl des Architekten des Königspalastes Palazzo Reale und unter anderem dem Neptunbrunnen (an der heutigen Piazza Municipio zu sehen) Domenica Fontana zu erkennen, das sich ursprünglich in der zerstörten lombardischen Kirche befand und dem Architekten zur Ehre hierher gebracht wurde. Die fein dekorierte Holztür ist eine Kopie von der Originaltür von 1955.

Die Struktur der Sant’Anna dei Lombardi Kirche an der Piazza Monteoliveto

Die Struktur der Kirche

Die Sant’Anna dei Lombardi Kirche besteht aus einem Hauptschiff mit einer Kopie einer Kassettendecke aus der barocken Epoche. Zwischen den Bögen die in die Kappellen führen sind mit Stuck versehene Lesenen zu erkennen. Zehn Bilder mit der Darstellung des Lebens des Heiligen Bernardo Tolomei und den Anfängen des Oliveto Ordens von Gabriele de Sabato schmücken die Bereiche zwischen den Fenstern des Hauptschiffs. An den Seiten des Hauptschiffs befinden sich jeweils fünf Kappellen und zwei weitere Kappellen auf der Höhe der Absis, die in die weiteren Räumlichkeiten der Kirche wie dem Oratorium und der alten und neuen Sakrestei führen.

Das rechte Kirchenschiff

Die erste Kapelle

Die Mastrogiudice Kapelle war ursprünglich im Besitz einer der wohlhabendsten Familie der Zeit, der Familie Correale, und wurde von der Mastrogiudice Familie übernommen. Diese beeindruckende Kapelle besteht aus zwei Bereichen: im Mastrogiucide Bereich befinden sich das Grabmonument der Familie Mastrogiudice von Girolamo d’Auria und das Grabmahl des Matteo Mastrogiudice (auf der rechten Seite). Im Correale di Terranova Bereich ist die Bildhauerkunst des florentiners Benedetto da Maiano im Hochrelief mit dem Heiligen Apostel Joahnnes und Johannes dem Täufer zu bewundern. In der Predella ist auch das Basrelief des Benedetto da Maiano mit Episoden aus dem Leben des Christus und der Jungfrau zu sehen. Die runden Medaillons mit den Büsten der Heiligen Katherina und der Heiligen Agnese sowie die Dekoration durch Girlanden und Cherubim stammen ebenfalls aus der Hand des Benedetto da Maiano. Auf der rechten Seite der Kapelle steht das Grabmahl des Marino Correale, Graf von Terranova.

Die florentinische Renaissance Kunst des Benedetto da Majano
Die zweite Kapelle

Die zweite Kapelle des rechten Kirchenschiffs der Sant’Anna dei Lombardi Kirche ist die Kapelle Corcione und der Heiligen Francesca Romana gewidmet, die zusammen mit der Madonna mit Kind auf dem Hauptaltarbild des Giovanni Battista Lama abgebildet ist. Die Bilder auf den Seitenwänden stammen von Vincenzo Fato und zeigen auf der linken Seite die Versuchungen der Heiligen Francesca Romana und auf der rechten Seite Francesca Romana mit den Söhnen von König Alfons II. Die Fresken an der Decke mit den Lebensgeschichten und der Glorie der Heiligen stammen von Giuseppe Simonelli.

Der barocke Altar der Corcione Kapelle
Die dritte Kapelle

Die Kapelle Nauclerio ist dem Heilien Antonius aus Padua gewidmet und zeigt schöne Fresken des Nicola Malinconico über den Heiligen Antonius. Das Basrelief mit dem Heiligen Antonius der die Fische anbetet ist ein Werk des neapolitanischen Renaissance-Künstlers Annibale Caccavello. Die Skulpturen des Heiligen Antonius, der Heiligen Apollonia, Lucia und die Engel sind ebenfalls eine neapolitanische Manifaktur des Girolamo Santacroce

Die Nauclerio Kappelle im rechten Kirchenschiff
Die vierte Kapelle

Die Kapelle Scala ist der Kreuzigung gewidmet. Das Altarbild mit einer Kreuzigung ist von einem bis heute unbekannten Künstler. Die Fresken des Lebensgeschichten des Christus an der Decke stammen wie in der Nachbarkappelle von Nicola Malinconico. Das Grabmonument des Guglielmo Bardich ist von Girolamo d’Auria.

Fresken des Nicola Malinconico schmuecken die Scala Kappelle
Die fünfte Kapelle

Die Bosco Kapelle ist dem Heiligen Christopher gewidmet und beinhaltet das schönes Bild des Heiligen Christophers vom bedeutenden neapolitanischen Künstlers Francesco Solimena. Die Fresken mit den Lebensgeschichten des Heiligen Christophers an der Decke sind vom Giuseppe Simonelli und das Grabmahl des Cesare Bosco an der linken Seite ist ein Werk des Matteo Bottiglieri.

Der heilige Christoph im Bild des Francesco Solimena
Die sechste Kapelle

Die Orefice Kapelle befindet sich auf der Höhe des Hauptaltars und wurde mit Fresken mit der Lebensgeschichte der Jungfrau Maria von Luigi Rodriguez dekoriert. Das Grabmahl des Antonio Orefice und seinem Sogn Giovan Francesco Orefice stammt auch hier von Girolamo d’Auria, Antonio Orefice war Pronotar von den spanischen Königen Karl V und Philipp I. Von hier aus kann man das Oratorium des Heiligen Sakraments und die Kirchräume der Sant’Anna dei Lombardi Kirche besichtigen, die wegen ihrer Bedeutung in einem weiteren Artikel beschrieben werden.

Der Hauptaltar

Der mit Marmorintarsien und Hartsteinen verzierte Hauptaltar befindet sich am Zugang der Absis mit einer rechteckigen Struktur und einem Tonnengewölbe. Der aus dem 17. Jahrhundert stammende Altar wurde von den Brüdern Bartolomeo und Pietro Ghetti nach einer Zeichnung des Giovan Domenico Vinaccia gefertigt. Der ursprüngliche Renaissance-Altar von Giovanni da Nola mit der Fusswaschung wurde in den aktuellen Altar eingefügt. Über dem Altar hing einst das heute an der Seitenwand des Chors aufgehangte Bild der Darstellung des Herrn des Giorgio Vasari, das im 19. Jahrhundert von einem Bild mit den Heiligen Anna und Joachim von Angelo Mozzillo ersetzt wurde. Neben dem Bild sind ausserdem die Kenotaphe von König Alfons II von Aragon und Gurello Origlia des Giovanni da Nola zu sehen. Unter der Schicht mit den Fresken sind noch weitere Grabmähler von bedeutenden Persönlichkeiten des 16. Jahrhunderts eingesetzt worden. Der grosse schöne geschnitzte Holzchor mit Intarsien stammt stammt von den toskanischen Künstlern Giovanni Francesco d’Arezzo und seinem Meister Prospero. Zuletzt dekorieren noch die Fresken mit den Geschichten des Heiligen Benedikt von Simone Papa die Seitenwände der Absis.

Ein Blick auf die Absis und den Hauptaltar

Das linke Kirchenschiff der Sant’Anna dei Lombardi Kirche

Die fünfte Kapelle

Die Baratucci Kapelle wurde dem Johannes dem Täufer gewidmet und beinhaltet die ihm bestimmten Fresken des Paolo de Matteis an der Decke und den Lünetten. Die Skulpturen des Johannes des Täufers zwischen den Heiligen Girolamo und Gaetano sind wohl das Werk des Giovanni da Nola. Das Antependium mit einer Frömmigkeit und die Reliefs der Kapelle sind wohl von Jacopo della Pila.

Die vierte Kapelle

Die Porcinari Kapelle wurde von Paolo de Matteis mit Fresken über den Seeligen Bernardo Tolomei und Tugenden bestückt. An den Seitenwänden befinden sich zwei Bilder des Francesco di Maria und auf dem barocken Hauptaltar das Bild der Seeligen Tolomei gibt die Ordensregeln von einem bisher unbekannten Künstler.

Die dritte Kapelle

Die Cavaniglia Kapelle der Sant’Anna dei Lombardi Kirche beinhaltet das Bild der Madonna delle Grazie zwischen den Heiligen Placidio und Mauro von Paolo de Matteis und die Fresken der beiden Heiligen vom selben Künstler. In den Lünetten befindet sich das Fresko des Heiligen Mauro rettet den Heiligen Placido vor den Wellen des Nicola Malicnconico. Das Grabmahl des Don Garzia Cabanilla, Komandant unter Alfons von Aragon und Botschafter des Papstes Nicolas V ist ein Werk des Jacopo della Pila.

Die Interpretation des Paolo de Matteis der Madonna delle Grazie
Die zweite Kapelle

Die d’Avalos Familie kam ursprünglich aus Kastilien und zog unter König Alfons I von Aragon nach Neapel. Die Familie bekam grosse Feudalherrschaften und Titel zugesprochen und hatte das Recht Münzen zu prägen und Grafen zu nominieren. Die verlängerte Kapelle hat ein Tonnengewölbe und eine Kuppel, die von Giovanni Antonio Ardito mit den Geschichten des alten und neuen Testaments und Musizierenden Engeln dekoriert wurde. Das Altarbild mit der Madonna mit Kind zwischen den Heiligen Benedikt und Thomas von Aquin ist von Fabrizio Santafede.

Die faszinierende Kuppel der d’Avalos Kappelle
Die erste Kapelle

Die erste Kapelle des linken Kirchenschiffs der Sant’Anna dei Lombardi Kirche ist die bedeutende Piccolomini Kappelle. Wegen ihres feinen Renaissancestils gilt sie als Schwester der Kappelle des Kardinals von Portugal in der San Miniato al Monte Kirche von Florenz. Die Piccolomini war die Herzogsfamilie von Amalfi und wurde nach den Willen des Antonio Todeschini Piccolomini, einem Urenkel des Papstes Pius II (Enea Silvio Piccolomini) errichten lassen. Die Piccolomini Kapelle besteht aus zwei Räumen, wobei in dem ersten ein Gipsrelief mit der Darstellung der Kreuzigung von Giulio Mazzoni und ein Triptychon mit einer Christi Himmelfahrt zwischen den Heiligen Nicolas und Sebastian von Riccardo Quartararo ausgestellt sind. Ein Kassettenbogen führt den Besucher in den im cosmatischen Stil mit Marmorintarsien bestückten Fussboden des zweiten Raums der Kappelle. Auf der rechten Seite des zweiten Raums ist ein Fresco mit einer Verkündigung eines Folgers des Piero della Francesca angebracht worden.

Die Darstellung der Madonna mit Kind des Antonio Rossellino

Auf der linken Seite ist das schöne Renaissance Grabmahl der Maria von Aragon (Tochter des Ferdinand I und Ehefrau von Antonio Piccolomini) zu bewundern, das von Antonio Rossellino angefangen wurde und nach seinem Tod von Benedetto da Majano vollendet wurde. Auf dem Grabmahl ist die Verstorbene mit Putten dargestellt, auf dem oberen Teil des Monuments ist eine Wiederauferstehung des Christus zu erkennen. Eine Madonna mit Kind ist zudem innerhalb einer Girlande zu erkennen.

Der Altar der Piccolomini Kapelle

Der Altar der Kapelle zeigt eine herausragende Umsetzung der Christi Geburt, die ausserdem hier zum ersten Mal in Neapel dargestellt wurde. Das Werk ist von einem Marmorrahmen mit verschiedenen Öffnungen umrundet, in denen die Büsten der Heiligen Jakob, Johannes und zwei Propheten eingesetzt wurden. Vor der Bombardierung durch die Wehrmacht am 14.3.1944 verlief ein Terracottafries mit Kuhköpfen, anderen Tieren, Girlanden und humanen Köpfen entlang der Kapelle. Nur ein Viertel dieser Dekoration konnte gerettet werden und ist in den Lagern der Kirche aufbewahrt, sechs Stücke des Frieses sind zur Erinnerung in der Kappelle ausgestellt.

Der cosmatische Fussboden und der Hauptlaltar des Antonio Rossellino in der Piccolomini Kappelle
Die Geburt Christi des Rossellino im Detail

Die Gegenfassade

Am oberen Teil der Gegenfassade der Sant’Anna dei Lombardi Kirche ist ein Holzchor mit einer Orgel angebracht, die im 17. Jahrhundert erneuert wurde. Neben der Orgel sind noch die Fresken des Battistello Caracciolo mit Putten die Vorhänge halten zu erkennen. Neben dem Zugang sind fallen einem sofort zwei Altare ins Auge. Auf der rechten Seite des Eingangs ist der Altar der Ligorio Familie zu sehen, der von Giovanni da Nola errichtet wurde und die Skulpturen der Jungfrau mit Kind und dem Heiligen Giovannino zwischen den Heiligen Andreas und Hieronymus beinhaltet. Das Antependium zeigt die Geschichte des Heiligen Franziskus von Paola wie er einige Reisende vor einem Erdrutsch rettet. Auf der linken Seite des Eingangs ist der Altar der Del Pezzo Familie durch Girolamo Santacroce angebracht worden. Hier wird die Madonna mit Kind zwischen den Heiligen Petrus und Johannes dem Täufer dargstellt und das Antependium zeigt Christus und der Heilige Petrus auf dem Wasser des Sees Genezareth.

Informationen zur Sant’Anna dei Lombardi Kirche

  • Wo?: An der Piazza Monteoliveto 46 an der Altstadt von Neapel
  • Öffnungszeiten: Mo-Sa von 9:30 – 18.30, Sonntags von 17:00 – 17.30 Uhr (letzter Einlass 30 Minuten vorher)
  • Eintrittspreise: 6€, Reduziert 4€ (>65, <26 und Gruppen ab 6 Personen), Schulen 2€, Gratis <12 Jahre

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Weitere Informationen zu den Monumenten der Stadt Neapel finden Sie auch in der Kategorie in meinem Blog