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Monumente der Stadt Neapel

Der Fontanelle Friedhof in Neapel

Der Fontanelle Friedhof ist ein historischer Friedhof innerhalb des Viertels Sanità in der Stadt Neapel und eines des faszinierendsten und intimsten Erlebnisse mit einem Totenkult, den man bei einem Besuch am Golf von Neael machen kann. Dieser abgelegene Bereich des Viertels Sanità trägt den Namen Fontanelle da hier früher eine Vielzahl von Wasserquellen aktiv waren und ist heute ein Arbeiterviertel der Baubranche und der weniger Wohlhabenden. Auf der Via Fontanelle sind eine grosse Anzahl von Höhlen zu sehen, in denen bis ins 19. Jahrhundert hinein der Tuffstein als Baumaterial abgebaut wurde. Der Fontanelle Friedhof befindet sich in einer dieser Höhlen und hat eine Gesamtfläche von etwa 3000 Quadratmetern. Hier werden seit mindestens 4 Jahrhunderten die Überreste von Verstorbenen aufbewahrt, die sich keine ehrwürdige Bestattung leisten konnten.

Der Ursprung

Bis ins 16. Jahrhundert wurden die Verstorbenen der Stadt Neapel in den Kirchen bestattet. Durch den starken Bevölkerungswachstum in einer Zeit in der sich Neapel zu den grossen Städten der Welt entwickelte, fehlte es in den Kirchen an Raum so das die alten Reliquien aus den Kirchengräbern in die Höhlen wie die des Fontanelle-Friedhofs verlegt wurden. Das Jahr in dem die aktuelle Höhle zum Fontanelle Friedhof wird ist das Jahr der schwarzen Pest 1656, bei der ca. 250000 Menschen und somit über die Hälfte der Bevölkerung Neapels den Tod finden wird. Weitere Epidemien, Volksaufstände und das Erdbeben von 1688 werden in jenem Jahrhundert weitere Tote fordern und den Friedhof füllen.

Der Fontanelle Friedhof steht seit 2010 wieder jeden Tag offen

Das Edikt von Saint-Cloud und der Knochentransport

Der Architekt Carlo Praus berichtet im Jahr 1764 von einer viele Menschenleben fordernden Hungersnot, bei der der Fontanelle Friedhof als öffentlicher Friedhof für die Armen des Volks verwendet wurde, die sich keinen Platz in den Kirchen leisten konnten. Der Architekt präsentiert im Jahr 1810 unter der Herrschaft von Murat, 6 Jahre nach dem Edikt von Saint-Cloud, das Projekt für einen grossen Friedhof in dem die Nekropole der Fontanelle erweitert wird. Die Cholera Epidemie des Jahres 1837 fordert weitere Todesopfer, doch besonders das Verbot des gleichen Jahres Reliquien in den Kirchen aufzubewahren führt dazu das eine immense Menge von menschlichen Überresten auf bewachten Kutschen in den Fontanelle Friedhof gebracht werden.

Die Ordnung durch Don Gaetano Barbati

Im Jahr 1872 sortiert der Stiftsherr Don Gaetano Barbati, für manche fälschlicherweise als ein Priester des Viertels Materdei gehalten, mit Hilfe von vielen Frauen aus dem Volk die Knochen so wie wir sie heute noch sehen. Unter Aufsicht des damaligen Kardinals Sisto Riario Sforza werden die Reliquien nach Körperteil sortiert (Schädel, Becken, Schienbeine) und in der ersten Höhle eine provisorische Kirche eingerichtet. Dabei sind alle Reliquien anonym bis auf die beiden Skelette von Filippo Carafa Herzog von Cerreto Sannita gest. 1797 und seine Ehefrau Donna Margherita Petrucci gest. 1795, die beide in Särgen mit einer Glaswand aufzufinden sind. Heute sind im Fontanelle Friedhof die Knochen von 40000 Menschen zu sehen wobei man allerdings weiss das sich unter dem aktuellen Fussboden noch mindestens 4 Meter tief zigtausende von Menschen begraben liegen. Die Ordnung der Reliquien des Barbati folgt einer klaren Einteilung:

  • Auf dem linken Gang (Navata dei Preti) hinter der Kirche wurden die Reste aus den Kirchen und religiösen Orden gesammelt
  • Im zentralen Gang (Navata dei Appestati) liegen die Reliquien der Opfer der verschiedenen Epidemien
  • Im rechten Gang (Navata dei pezzentelli) liegen die Knochen der Armen, die sich kein Grabmahl leisten konnten.
Rosenkreuze als Erinnerung des Kults der anime pezzentelle

Die Schliessung und die Wiedereröffnung im Jahr 2010

Im Juli 1969 wird der Fontanelle Friedhof durch ein ekklesiastisches Dekret vom damaligen Kardinal Corrado Ursi geschlossen, da es Sorge um die Verbreitung des Kults der anime pezzentelle (Die Seelen der Armen) innerhalb der Bevölkerung gab. Dieser Aberglaube war nicht mit der katholischen Lehre des vatikanischen Konzils zu vereinbaren und so erlaubte man nur noch eine Messe im Monat um den Seelen im Fegefeuer zu huldigen und die Öffnung an jedem 2. November des Jahres zu Allerseelen. Nach einer Sicherstellung des Friedhofs im Jahr 2002 und der alljährlichen monatlichen Öffnung zum Mai der Monumente gibt es 2010 eine friedliche Besetzung der Bewohner des Viertels Sanità woraufhin der Fontanelle Friedhof wieder das ganze Jahr über zu besichtigen ist.

Die Kirche im Fontanelle Friedhof

Die von Barbati eingerichtete Kirche ist auf dem linken Flügel des Eingang zum Anfang des linken Ganges zu besichtigen. In ihr ist auf der rechten Seite eine Reproduktion des Grotte von Lourdes mit einer Skulptur der heiligen Bernadette und der unbefleckten Mutter Gottes zu sehen. Auf der rechten Seite ist weiterhin ein liegender Christus nach dem Modell des verschleierten Christus der Kappella Sansevero zu sehen. Auf dem Hauptalter wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine lebensgrosse Krippe mit Josef und Maria aufgestellt, die auch in der faszinierdenden Beschreibung von Roger Peyrefitte zu lesen ist. Unter dem grossen Fenster sind zwei Särge aufgestellt, in denen die Knochen verstorbener Kinder gesammelt wurden.

Die Krippe in der Kirche des Fontanelle Friedhofs

Besondere Bereiche

Innerhalb des Fontanelle Friedhofs sind weitere Sonderbereiche zu sehen. Der Knochenberg mit dem Holzkreuz ist das sogenannte Tribunal in der angeblich die Guappi (Die vorlauten Bosse des Viertels Sanità) ihren Eid leisten mussten. Die im Schrank eingesetzt Knochensammlung im zentralen Gang zeigte ursprunglich eine Skulptur der Auferstehung Christi. Im letzten Anthrum im rechten Gang sind noch die Sitze zu sehen, auf denen man die Leichname wie in den Katakomben von San Gaudioso austrocknen liess. In diesem Bereich sind auch noch die Löcher zu sehen, die von den Steinhauern verwendet wurden um den Tuffstein zu fördern.

Das Tribunal mit dem grossen Kreuz

Der Kult der Seelen der Armen (anime pezzentelle)

Ein interessanter Kult der die Verbindung eines Teils der Bevölkerung Neapels mit dem Tod und einer direkten Anbetung sowie eine Verbindung mit dem überirdischen aufzeigt ist der sogenannte Kult der anime pezzentelle (der Seelen der Armen), an den sich noch ein grosser Teil der Bevölkerung Neapels erinnert. Bis noch vor wenigen Jahrzehnten gab es im Fontanelle Friedhof den Brauch, das ein Gläubiger einen Schädel aus dem Friedhof auswählte und ihn adoptierte, in dem er ihn pflegte und für ihn betete um als Tausch eine Bitte abzugeben. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Friedhof jeden Montag geöffnet um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben einen direkten Kontakt mit der Seele des Verstorbenen aufzunehmen. Dabei wurde der ausgewählte Schädel gesäubert, auf ein handgestricktes Tuch gelegt und mit Blumen, Lichtern und einem Rosenkranz bedacht. Nach etwas Zeit wurde das Tuch mit einem ornierten Kissen getauscht damit die Seele des Schädels sich nach viel Zuwendung im Traum zeigen wollte. Die Seele fragte nach der Volkstradition nach Gebeten und Zuwendung (im neapolitanischen Refrisco, also eine Erfrischung) um die Qualen des Fegefeuers zu erleichtern.

Die Bitte an die Seele des Armen

Im Gegensatz konnte man die Seele zum Beispiel nach einem kleinen Wunsch oder auch den Nummern für einen Lottogewinn fragen. So war es nicht selten das ein Schädel aus Enttäuschung verlassen wurde um sich einen anderen zu suchen. Wenn hingegen der Wunsch in Erfüllung ging wurde dem Schädel zum Dank je nach Vermögen eine Kiste, Vetrine odereine Schachtel zur Aufbewahrung spendiert. Die Schädel wurden nie mit einem Grabstein versehen um eine Kommunikation im Traum zwischen dem Lebenden und dem Toten nicht zu unterbinden und so mehr über die Identität und die Lebensgeschichte des Toten zu erfahren. Der devote kehrte daraufhin zum Toten zurück um seinen Traum zu erzählen. Wenn die Seele eines Schädels als besonders grosszügig galt kamen nicht selten auch weitere Besucher des Friedhofs zur Verehrung des Schädels hinzu. Das Schwitzen eines Schädels, besonders intensiv am sogenannten Schädel der Concetta zu sehen, galt als gutes Zeichen für die Annahme einer Bitte, während Trockenheit mit Leiden und einer bösen Seele in Verbindung gebracht wurde.

Der verehrte schwitzende Schädel der Concetta

Starke Verbreitung während und nach dem zweiten Weltkrieg

Dieser Kult wurde vorallendingen während und nach dem zweiten Weltkrieg in einer Zeit der Verzweiflung ausgeübt, in der getrennte Familien getrennt, verlorenen Verwandte, zerstörte Wohnungen oder auch Hungersnöte normal waren. In einer Zeit wo es schwer war Hilfe von Lebendigen zu bekommen, wandte man sich praktisch an das Reich der Toten und Seelen um ein wenig Hoffnung zu finden, sein Leiden zu teilen und nach etwas Glück und Hoffnung zu suchen.

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Die Katakomben von San Gaudioso in Neapel

Die Katakomben von San Gaudioso sind nach den Katakomben von San Gennaro mit seinen 5600 Qm der zweitwichtigste frühchristliche Friedhof der Stadt Neapel. Ausser dem Heiligen Gaudioso liegen hier auch die Heiligen Agnello, Sossio und Nostriano begraben. Die Katakomben von San Gaudioso beinhalten auf zwei Etagen etwa 2000 Gräber und 500 Arcosolia (Nischengräber).

Die Geschichte des San Gaudioso

Im Jahr 439 n. Chr. wird der Bishof von Bythinien Settimius Celius Gaudiosus im prokonsularen Afrika von den Vandalen unter Geiserich ins Exil gezwungen. Zusammen mit anderen Geistlichen und Christen flüchtet Gaudiosus nach Neapel wo er seine christliche Mission bis zu seinem Tod im Jahr 452 fortführt. Der auf Marmor gemeisselte christliche Kalender von Neapel bestätigt seine Bestattung am 27. Oktober des Jahres 452 an den Hängen der Colli Aminei in der Nähe von weiteren Hypogäen und wichtigen christlichen Reliquien. Nach seiner Ankunft in Neapel soll San Gaudioso ein Kloster im oberen Teil der Altstadt Caponapoli gegründet haben, wo von ihm die Augustinusregel eingeführt wurde. Ausserdem soll er einige Reliquien der Heiligen Restituta von der Insel Ischia nach Neapel gebracht haben, die heute weiterhin in der in der Kathedrale von Neapel integrierten Basilika der Santa Restituta aufbewahrt werden. Der Kult des Gaudiosus bleibt wohl lange erhalten, denn 499 nach Christus wird der neapolitanische Bischof Nostrianus in seiner Katakombe bestattet.

Die Überschwemmung und die Wiederentdeckung

Im 9. Jahrhundert werden die Reliquien der Katakomben des San Gaudioso nach dem Raub der Reliquien des San Gennaro in seinen Katakomben durch die Langobarden aus Sicherheitsgründen innerhalb der Stadtmauern Neapel gebracht. Daraufhin werden die Katakomben von den Schlammlawinen bei starken Regenfällen überschwemmt, der sogenannten Lava dei Vergini, so das der Eingangsbereich nicht mehr zugänglich war und die Katakomben von San Gaudioso in Vergessenheit gerieten. Über den Katakomben wurde ein Bauernhof errichtet, bei dem die Crypta als Stall und Lager verwendet wurde. Erst zum Ende des 16. Jahrhunderts wird das frühchristliche Bild der Heiligen Maria della Sanità in den Katakomben wiederentdeckt und die Basilika der Santa Maria della Sanità von den Dominikanern errichtet.

Die Crypta der Basilika der Santa Maria della Sanità

Die Integration in die Basilika der Santa Maria della Sanità

Die damalige Struktur der Katakomben von San Gaudioso ist heute wegen den sukzessiven Veränderungen kaum nachvollziehbar. Nach dem Bau der Basilika der Santa Maria della Sanità wollen wie dominikanischen Ordensbrüder die Katakomben von San Gaudioso für ihre Verstorbenen wiederverwenden und verändern die Struktur des vorherigen Bestattungsortes. Der Zugang war durch die heutige Crypta, die ursprünglich das Haupt-Ambulacrum der Katakombe war und wahrscheinlich im 6. Jahrhundert in eine frühchristliche Kirche umgewandelt wurde. Der Endbereich des Zugangs in die Katakomben ist weiterhin hinter dem Altar der Heiligen Eugenia in der Crypta der Basilika zu erkennen. Die Grabkammern mit einem direkten Zugang zur Crypta wurden zugemauert und die Reliquien der Märtyrer aus den römischen Katakomben in den Altaren eingesetzt. Der Zugang in die Katakomben von San Gaudioso führte ursprünglich ausschliesslich in die Grabkammer des San Gaudioso und wird erst bei den folgenden Veränderungen zum Hauptzugang der Katakomben.

Die Grabkammer des San Gaudioso

Die Grabkammer des San Gaudioso enthält ein Arcosolium, die von der Dekoration der Crypta der Bischöfe der Katakomben von San Gennaro ähnelt. Die bis heute erhaltene Dekoration zeigt den Heiligen Gaudiosus mit einem Heiligenschein und Ornamenten auf bunten Mosaikstückchen und dunkelgrünem Hintergrund mit hellgrauen Blättern und Weintrauben. Der am besten konservierteste Teil ist die Aufschrift des Bogens mit 9-10 cm grossen Buschstaben, auf der die Bestattung des Bischofs Gaudioso erinnert wird. Leider ist der Teil mit der Kennzeichnung des damaligen Konsuls verloren gegangen, welcher mehr Aufschluss über das genaue Datum des Todes des Gaudioso ermöglicht hätte. Diese Grabkammer bleibt in der dominikanischen Zeit die bedeutendste, da sie im Gegensatz zu anderen praktisch nicht verändert wird. Aus der dominikanischen Zeit stammen die zwei Abbildungen der Heiligen Agnello und Gaudioso in päpstlichen Anzügen neben der Grabkammer des San Gaudioso.

Das Grabmahl des San Gaudioso

Das Grabmahl des Pascenzio

Links von der Grabkammer des Heiligen Gaudioso sind noch die erhaltenen Reste des Ambulacrums die die Basilika der Santa Maria della Sanità mit der Katakombe des San Gaudioso verbunden hatten und in denen sich 13 Grabkammern mit kleinen dekorativen Resten befinden. Eine der Grabkammern die sich am besten erhalten haben ist das Arcosolium des Pascenzio, auf denen der Heilige Petrus mit Paulus mit dem Verstorbenen in delikaten pastellähnlichen Farben dargestellt ist. Ein weiteres Arcosolium auf der linken Seite mit der Darstellung des juwelierten Kreuzes und zwei Lämmern, Symbolismus des des Kreuzes auf dem Golgotha mit zwei Aposteln, hat eine geringere artistische Qualität, die mit stärkeren Farbeffekten ausgeglichen werden wollen.

Die frühchristlichen Grabkammern auf der rechten Seite

Von der rechten Seite der Grabkammer des San Gaudioso können zwei weitere Grabkammern erreicht werden, von dem die erste von den Dominikanern für den Bau einer Passage im 17. Jahrhundert beschädigt wurde und die fälschlicherweise erst für das Grabmahl des Bischofs Nostrianus gehalten wurde. Von diesem Grabmahl ist noch ein juweliertes Kreuz und ein szenographisches Bild aus der orientalischen Tradition des 5. Jahrhunderts des Christus mit langem Bart, langen Haaren und einem Heiligenschein zu sehen. Bei einem genaueren Blick fällt einem auf der Höhe des Kinns und der Brust noch ein weiteres kleineres Bild eines Christus auf, das übermalt wurde und eine etwas ältere Darstellung sein müsste. Auf den vier Ecken der Bögen sind die vier Symbole der Evangelisten (Stier, Löwe, Adler und ein beflügelter Junge) abgebildet. Eine steile Treppe führt auf der entgegengesetzten Seite in die zweite Grabkammer. Die drei Arcosolia sind in diesem Fall erhalten geblieben und wurden mit einem weiteren Bild des Triumph des Kreuzes und einem sehr gelungenen Kelch mit einem Rand mit goldenen und einem Knoten mit grünen Mosaiksteinchen dekoriert.

Das Fresko des Christus aus dem 5. Jahrhundert

Die Grabkammer des Nostrianus und des ersten Maria Bildes Neapels

Am Ende des 25 Meter langem und drei Meter breitem Haupt-Ambulacrums ist ein Altar mit einem Christus aus Tufstein vom Ende des 17. Jahrhunderts zu sehen vor einem Fresko der Seelen im Fegefuer zu sehen. Auf der vom Altar aus links gelegenen Wand wurde das verehrte Bild der Maria mit Kind gefunden, die letztendlich zum Bau der Basilika der Santa Maria della Sanità geführt hat und heute in ihrer Crypta ausgestellt ist. Das Bild ist bis heute das älteste Bild der Jungfrau Maria der Stadt Neapel und stammt aus der Zeit zwischen dem Ende des 5. und Anfang des 6. Jahrhunderts. Hinter dem Bild der Maria wurde ein dekoriertes Arcosolium gefunden, das die Archäologen heute für das wahre Grabmahl des Bischofs Nostrianus halten. Neben dem Grabmahl ist auch eine Abbildung der Heiligen Katherina aus Siena des florentinischen Malers Giovanni Balducci zu sehen. Entlang der Seitenwände des Ambulacrums lagen die ursprünglich nicht miteinander verbundenen und fast alle dekorierten Grabkammern der Katakomben von San Gaudioso.

Die dominikanische Erweiterung des 17. Jahrhunderts

Neben den beschriebenen Überresten aus der frühchristlichen Antike integrieren die dominikanischen Erweiterungen des 17. Jahrhunderts die Besichtigung der Katakomben von San Gaudioso. Neben dem Haupt-Ambulacrum ist ein Raum mit den sogenannten Sitzplätzen (oder Abtropfsitzen) zu sehen, die in den Tufstein gemeisselt wurden um dort die verstorbenen dominikanischen Ordensbrüder austrocknen zu lassen bevor sie in ein gemeinsames Ossarium oder ein privates Grabmahl gesetzt wurden. Die Kosten des vielleicht aus Sizilien stammenden Kults der Austrocknung waren sehr hoch und konnte nur von den Reichen finanziert werden. Die Verstorbenen wurden 8 bis 12 Monate auf die Plätze gesetzt und von dem Bestatter periodisch durchlöchert um den Austrocknungsprozess zu beschleunigen. Bis heute ist dieser brauch in der neapolitanischen Sprache mit dem Ausdruck Schiattamuorto (der die Toten aufplatzen lässt) als Synonym für den Bestatter und dem Fluch “Puozze sculà” (das jemand auslaufen solle) noch verankert.

Die Abtropfsitze der Katakomben von San Gaudioso

Die eingesetzten Schädel mit bemaltem Körper

Ein weiterer dominikanischer Brauch war es die Schädel in die Tufsteinwand einzusetzen und durch ein Bild und einer Grabplatte den Verstorbenen darzustellen. Die Knochen wurden erst gereinigt und dann bis auf den Schädel in Sammel- oder Einzelgräber bestattet. Der Schädel, in dem der Gedanke des Verstorbenen konserviert wird, wird in die Wand gesetzt und schliesst von einem Skelett mit den Kleidern, Alltagsgegenständen oder manchmal auch einem Lebensmotto von dem florentinischen Maler Giovanni Balducci dekoriert. Die Damen sind alle mit breiten Kleidern dargstellt und befinden sich auf der linken Seite des Ambulakrums, während die Männer auf der rechten Seite bestattet wurden. Der Maler Giovanni Balducci selbst, der unter anderem im Dom von Florenz und Volterra sowie in den Uffizien gearbeitet hat, liegt in den Katakomben von San Gaudioso begraben und ist durch einen Pinsel und seinem Namen zu erkennen. Er soll auf sein Gehalt verzichtet haben, damit er hier begraben werden durfte. Die älteste Grabplatte stammt aus dem Jahr 1615 und die jünsgte aus dem Jahr 1635, da der von verschiedenen Orden angewandte Brauch die Verstorbenen austrocknen zu lassen im Jahr 1637 verboten wurde. Durch das Bild kann sowohl der soziale Status als auch die Identität des Verstorbenen abgelesen werden: Unter ihnen befinden sich der Magistrat Diego Longobardo, der Maler Giovanni Balducci und die adligen Damen Maria de Ponte und Donna Sveva Gesualdo.

Die Einsetzung der Schädel eines weiblichen Grabmahls

Der Wächter der Katakomben

Das einzige Skelett das innerhalb der Katakomben von San Gaudioso komplett in die Wand eingesetzt worden zu sein, ist das vom sogenannten Wächter der Katakomben. Seine Hände haben eine Sense in der Hand und stützen sich auf ein Gitter um die Seelen im Fegefeuer zu wahren und ihnen keine Flucht zu ermöglichen. In Wahrheit sind die Knochen nach Zufallsprinzip zusammengestellt worden und entsprechen nicht den Knochen einer einzelnen Person.

Der sogenannte Wächter der Katakomben

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Das Baptisterium des San Giovanni in Fonte in Neapel

Das Baptisterium des San Giovanni in Fonte ist aus der Basilika der Santa Restituta innerhalb der Kathedrale von Neapel zu erreichen und wurde unter Bischof Severo (363-409 n. Chr.) wohl zwischen dem Ende des 4. und dem Anfang des 5. Jahrhunderts errichtet und wird einer weiteren Restauration unter Bischof Sotero im Jahr 465 unterzogen. Nach dem Edikt des Konstantin von 313 n. Chr. werden die meisten frühchristlichen Bauten noch meist in distanzierten Stellen wie den Katakomben oder den Domus Ecclesiae errichtet, bei dem das klassische Repertorium mit einer christlichen Symbolik ausgestattet wird. Das Baptisterium des San Giovanni in Fonte wird in der Zeit gebaut, als die christliche Kunst aus den Domus Ecclesiae entnommen wird und in die öffentlichen Bauten integriert wird. Damit ist es wohl eines der ältesten Taufbecken des Westen Europas.

Das erhaltene Mosaik der Taufkappelle

Die Struktur und die Restauration

Das Baptisterium des San Giovanni in Fonte hat eine quadratische Strukur mit Trompen und einem oktagonalen Tambour, auf der sich die Kuppel richtet. Die quadratische Struktur ist im Westen Europas praktisch ein Unikum und bezeugt die intensiven Einflüsse aus dem Osten Europas zu jener Zeit. Der ursprüngliche Zugang war in Richtung Innenhof gerichtet und wurde wohl bei der Inglobierung der Basilika der Santa Restituta zur Zeit der Anjou im 14. Jahrhundert verändert. Während der Fussboden und der Bogen moderne Erneuerungen sind, gibt uns die Restauration der Mosaike im Jahr 1989-90 heute die Möglichkeit, die Motive dieser frühchristlichen Dekoration zu lesen und das erhaltene Becken in Estrichmörtel zu erkennen.

Die Struktur des Baptisterium des San Giovanni in Fonte

Das Mosaik des Baptisterium des San Giovanni in Fonte

Das Mosaik stammt wahrscheinlich noch aus der Zeit des Bischofs Severo und somit von der Originalstruktur des Baptisteriums. Wie bei der Struktur ist auch die Stil der Dekoration typisch für den östlichen Bereich des Mittelmeers und einzigartig für die westeuropäische christliche Welt jener Zeit. Damit ist das Mosaik des Baptisterium des San Giovanni in Fonte eines der wenigen erhaltenen frühchristlichen Wanddekorationen des Süden Italiens und das wohl wichtigste Werk dieser Zeit der Stadt Neapel und der Region Kampanien. Girlanden und Bordüren mit Früchten, Blättern, Vasen und Vögeln umrunden das Christusmonogramm im Zentrum der Decke und eine Darstellungen des Testaments zum Ritus der Taufe. Von ihnen sind noch die Hochzeit zu Kana, Christus und die Samaratierin am Jakobsbrunnen, Christus auf dem Globus diktiert das Recht, der Heilige Petrus wird vom Wasser gerettet und ein Teil des wunderbaren Fischfangs erhalten. In der Trommel mischen sich die Darstellungen der Heiligen und Apostel mit den Symbolen der vier Evangelisten, von denen eines leider verloren ging, die von der Alegorie der Rehe an der Quelle, Lämmern und dem Guten Hirten umrundet werden. Weder die erneuerte Dekoration mit Fresken und Ölfarben aus dem 17. Jahrhundert von dem noch Reste zu erkennen sind, noch die Restauration von 1898 haben das Mosaik mit neuen Motiven integriert, so das ein herausragendes Dokument der frühchristlichen Kunst mit Einflüssen der spätantiken Naturalismus erhalten blieb, die sich zwischen der Kunst der Antike und dem später dekorierten Mausoleum der Gallia Placida von Ravenna einordnet.

Der wunderbare Fischfang, Teil des Mosaiks im Baptisterium

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Die Basilika der Santa Maria della Sanità in Neapel

Die Basilika der Santa Maria della Sanità liegt am Hauptplatz des lebendigen Viertels Sanità, das während der griechischen und römischen Zeit Kampaniens das Gebiet der Nekropole Neapels war. Auch im frühchristlichen Zeitalter behält das Tal diese Funktion, so das die ersten christlichen Katakomben hier ihren Ursprung fanden. Innerhalb der Basilika befindet sich der Zugang in die Katakomben von San Gaudioso, sicherlich einer der faszinierendsten Bereiche des unterirdischen Neapels. Die Freilegung einer Schlammlawine nach einem starken Gewitter führte 1569 zu dem Fund des aus dem 5. oder 6. Jahrhundert stammenden Fresko der Madonna mit dem Christkind auf dem Schoss, das von dem Volk sofort stark verehrt wurde und viele Leute anzog. Bis heute ist das Bild die älteste Darstellung der Mutter Gottes der Stadt Neapel und eines der Gründe der Entwicklung des Viertels zum Ende des 16. Jahrhunderts.

Der Bau der Basilika durch den Dominikaner-Orden

Im Jahr 1577 traut der Theatiner und Kardinal von Neapel Paolo Burali d’Arezzo die verlassenen Katakomben von San Gaudioso mit der Auflage nicht weiter graben zu dürfen oder Marmor zu entfernen dem Dominikaner-Orden an. Die Dominikaner des Viertels Sanità nehmen in dieser Zeit eine Erneuerung ihres Ordens vor und widmen sich der Austerität, einem armen Dasein, dem Studium und dem grossen Andrang der Bevölkerung, die das beliebte frühchristliche Bild bewundern wollen. Die Erneuerung des Konvents beginnt bereits 1588, die neue Basilika der Santa Maria della Sanità wird von dem aus Neapel stammenden dominikanischen Architekten Fra Giuseppe Nuvolo ab 1602 um die die frühchristliche Kirche mit dem marianischen Bild errichtet. Die Basilika der Santa Maria della Sanità wird mit Hilfe von zahlreichen Spenden aus der Bevölkerung im Jahr 1610 fertig gestellt und zum dominikanischen Gegenmodell des nicht erneuerten dominikanischen Ordens der Basilika von San Domenico in der Altstadt von Neapel.

Die Unterdrückung des Ordens unter Napoleon

Das napoleonische Jahrzehnt der Stadt Neapel zum Anfang des 19. Jahrhunderts führt zur Unterdrückung des dominikanischen Ordens und mit der Entscheidung die Brücke über das Tal der Sanità zum Königspalast von Capodimonte zu bauen wird ein erheblicher Teil des Konvents zerstört, der bis dahin zu einem der schönsten Italiens des dominikanischen Ordens galt. Nach dem Tod Murats wird die Kirche an die Franziskaner abgegeben und nach der Vereinigung Italiens entscheidet die Stadt Neapel in der Basilika der Santa Maria dell Sanità bis 1915 den Sitz des Neapolitanischen Verein der Philanthropie einrichten zu lassen.

Die Fassade

Die Fassade der Basilika der Santa Maria della Sanità hat eine in klare visuelle Bereiche aufgeteilte Fassade mit einen imponenten Kirchturm von 1612-14. Die Stuckarbeiten der Fassade stammen von Gennaro Troise und Domenico de Marco aus den Jahren 1709/10 während der brühmte Maiolica-Fliesen Produzent Gaetano Massa um 1719 die Einrichtung der Maiolica-Uhr und die Fliesendekoration der Kuppel vornimmt. Aus der franziskanischen Zeit der Kirche stammen die Skulpturen vom Heiligen Franziskus und des Petrus von Alcantara aus dem Jahr 1837 neben dem Eingangsbereich.

Die Innenstruktur

Die Struktur der Basilika der Santa Maria della Sanità basiert wahrscheinlich auf dem Modell des Petersdoms von Bramante und sieht eine weniger ausgeprägten Kuppel vor, die erst später mit Maiolica-Fliesen versehen wird. Sie gilt als eines der wichtigsten Monumente der katholischen Gegenreform und ist praktisch ein Kunstmuseum mit Bildern, Marmorwerken und Dekorationen des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Innenstruktur basiert auf einem griechischen Kreuz und einem für die katholische Gegenreform kargen und sauberen doppelfarbigen (Grau und Weiss) Innenbereich, der auf die Tracht der Dominikaner und die Reform dieses Ordens hinweist. Die Farben im Innenbereich der Basilika stammen vom erhöhten eindrucksvollen Presbiterium, der Kanzel und der Altarstafel. Auf der linken Seiten des Transepts kann man die oktagonale Sakrestei betreten, die im Normalfall leider nicht zugänglich ist. Der Fussboden ist grösstenteils aus Terracotta und zeigt in verschiedenen Punkten Marmordekorationen und Grabmähler auf.

Die Struktur der Basilika der Santa Maria della Sanità

Der Eingangsbereich

Neben dem Eingangsbereich der Basilika der Santa Maria della Sanità sind zwei Weihwasserbecken aus der Mitte des 17. Jahrhunderts im Stil des Vaccaro mit dominikanischen Wappen in die Wände eingesetzt. Der Blick fällt sofort auf die szenographische symmetrische Doppeltreppe in Flaschenform, die wie eine Hülle die frühchristliche Kirche mit den Katakomben von San Gaudioso eindeckt. Die Verwendung von vielen Marmorsorten, Holz, Dekorationen und den Fresken der Absis werden durch die helle Grau-Weisse Dekoration besonders hervorgehoben.

Die symmetrische Treppe in einer Scherenform umschlingt die Crypta der Basilika

Das rechte Kirchenschiff

  • Die erste Kappelle des rechten Kirchenschiffs der Basilika der Santa Maria della Sanità ist dem heiligen Nikolaus gewidmet und zeigt mit dem Bild Der Heilige Nikolaus zwischen den Heiligen Ceslaus von Breslau und Louis Beltran von 1671 eines der fünf Bilder des Luca Giordano dieser Kirche. Am Altar ist ein Bild der Heiligen Veronika aus der Mitte des 18. Jahrhunderts zu sehen.
  • Die zweite Kappelle ist Petrus von Verona gewidmet und bewahrt das Bild des Giovanni Balducci Das Martyrium von Petrus aus Verona von 1610 auf. Der florentinische Maler Balducci ist sehr lange in Neapel aktiv und liegt in den Katakomben dieser Kirche begraben.
  • Die dritte Kappelle des Heiligen Vinzenz Ferrer zeigt das Bild des Luca Giordano Vinzenz Ferrer predigt dem Volk. Diese Kappelle ist innerhalb der Basilika der Santa Maria della Sanità besonders wichtig, da der San Vincenzo Kult in Neapel bereits seit dem 15. Jahrhundert verbreitet ist und sich diese Kirche besonders um seinen Kult mit Prozessionen und weiteren Feierlichkeiten kümmert. Im Stadtviertel Sanità ist die Basilika daher allgemein unter dem Namen der San Vincenzo Kirche bekannt. Neben der Kapelle steht die von den Franziskanern 1806 hergebrachte verehrte Skulptur des Heiligen Vinzenz Ferrer, im Volksmund wegen des Aussehens auch O Munacone (Der Mönch) genannt, die zu einer Erneuerung der Kappelle und der Einsetzung des Gitters von Gennaro Parente von 1886 führte.
Der Heilige Nikolaus, der Heilige Ceslaus von Breslau und Louis Beltran von Luca Giordano

Weiter im rechten Kirchenschiff

  • Die vierte Kappelle ist der Rosenkranzmadonna gewidmet. Das zentrale Bild der Madonna del Rosario stammt aus von Giovan Bernardo Azzolino von 1612. Leider wurden erst im Jahr 1990 zwölf der 15 kleinen Bilder mit den Misteri geklaut, so das neben dem Hauptbild nur noch Der ewige Herr und Die Episode der Verurteilung der Albigenser erhalten blieben. Das Bild gehört zu einem der wichtigsten Produktionen des Azzolino und vermischen einen von Caravaggio erlernten Naturalismus mit seinem traditionellen späten Manierismus. Rechts vom Altar ist das ursprünglich in der Sakrestei hängende und restaurierte Bild Der Heilige Domenikus verteilt den Rosenkranz von Giovanni Balducci aus dem Jahr 1623 su sehen.
  • Die fünfte Kappelle ist der Heiligen Katharina von Alexandrien gewidmet und hat einen schönen Marmoraltar von 1734 von G.B. Massetti. Das Bild der Mystischen Heirat der Heiligen Katharina stammt von Andrea Vaccaro.
  • In der sechsten Kappelle ist ein weiteres Bild von Andrea Vaccaro aus dem Jahr 1659 mit Die Heilige Katharina aus Siena erhält die Stigmata über einem Altar von 1727 von Nicola Tammaro zu sehen.
  • Die siebte Kappelle inglobierte 1940 die zwei vorherigen Kappellen und ist der Madonna del Buon Consiglio gewidmet. Das Bild von Luca Giordano mit dem Heiligen Pius V. und Albertus Magnus stammt aus dem Jahr seiner Heiligsprechung 1672 und war ursprünglich in der ihm gewidmeten und inglobierten Kappelle.

Der Hauptaltar

Die beiden symmterischen sogenannten Scherentreppen waren eigentlich von Fra Nuvolo im lokalen Pipern-Gestein gefertift und wurden erst 1679 durch Vincenzo Pempinella mit Marmor verkleidet. Die szenographischen Treppen führen zum Podium des Presbiteriums mit dem mit buntem Marmor besetzten Hauptaltar im Rococò Stil des 18. Jahrhunderts. Das Ziborium aus vergoldetem Kupfer und Bergkristallen war ursprünglich und bis ins 18. Jahrhundert mit Silberskulpturen und Edelsteinen besetzt und stammt vom domenikanischen Ordensbruder Azaria aus dem Jahr 1628. Dieses Werk ist leider das einzig erhaltene von den vielen, die der für seine Silberarbeiten bekannte Ordensbruder eigentlich für die Basilika der Santa Maria della Sanità erschaffen hatte. Die Madonna della Sanità aus Marmor stammt vom florentiner Michelangelo Naccherino aus dem ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts und wurde 1711 von Arcangelo Guglielmelli und Cristoforo Schor in die barocke Verkleidung mit Engeln und Putten eingesetzt. Schor arbeitete als Bühnenbildner unter Gianlorenzo Bernini in Rom und ist fast ausschliesslich in Neapel aktiv, wo er sterben wird. Die Orgel wurde von d’Ambrosio in den Jahren 1779 bis 1786 hergestellt und ist weiterhin funktionierend, während der Holzchor im Presbiterium von de Nubila geplant und von Bozzaotra, Cecere und vielen Ordensbrüdern von 1618 bis 1620 umgesetzt wurde. Die Dekoration der Absis mit der Glorie des Ewigen Herrn ist von Crescenzio Gamba aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Der Hauptaltar mit der Skuptur von Michelangelo Naccherino

Die Crypta und die Katakomben von San Gaudioso

Unter den beiden Rampen der Treppengänge des Hauptaltars öffnet sich der von Guglielmelli und Schor im Jahr 1708 mit Stuck-Gardinen dekorierte Eingang zur Crypta der Basilika der Santa Maria della Sanità. Der Hauptaltar der Crypta aus dem Jahr 1628 bewahrt die Reliquien des Heiligen Antero auf (der als Papst nur 2 Monate im Amt war), des Heiligen Vito und des Heiligen Ippolito. Die Fresken der 10 Altare stammen von vom Solimena beeinflussten Bernardino Fera, der die Martyrien der den jeweiligen Altar gewidmeten Heiligen darstellen. An der Gegenfassade auf dem Altar der linken Seite wurde 1991 glücklicherweise eine byzanthinische Madonna mit Heiligen aus dem 9. Jahrhunderten gefunden, die von einem Bild des San Gennaro aus dem 19. Jahrhundert verdeckt wurde. Auf dem Fussboden und den Wänden sich noch Grabmahle und Inschriften aus dem 5. bis ins 19. Jahrhundert zu erkennen. Hier war ursprünglich der Zugang in die Katakomben des San Gaudioso, die mit einem separaten Artikel behandelt werden.

Die Crypta unter der symmetrischen Treppe des Hauptaltars

Das linke Kirchenschiff

  • Vom Altar aus kommend sehen wir im linken Kirchenschiff das Grabmahl des 1802 gestorbenen Gennaro Marciano von Angelo Viva und die szenographische Kanzel, eine der schönsten der Stadt Neapel, in verschiedenen Marmorsorten von Dionisio Lazzari aus dem Jahr 1678.
  • Die erste Kappelle vom Altar aus kommend ist dem Heiligen Sakrament gewidmet, wurde im 19. Jahhundert erneuert und beinhaltet die Exstase der Magdalena von Luca Giordano aus dem Jahr 1672 und die beiden Bilder aus dem 18. Jahrhundert von unbekannten Künstler des Heiligen Lazarus und der Heiligen Marta. Der zentrale Altar von Piero Antonio Valentino stammt von 1660 und hat ein elegantes Marmorziborium von 1668, in der die Szene der Heiligen Katharina von Alexandrien die sich weigert die Idole anzuerkennen aus Schmucksteinintarsien von 1661 eingesetzt wurde. Das schöne hölzerne Kruzifix ist aus dem 17. Jahrhundert von einem nicht bekannten Künstler.
  • Die nebenan liegende Kappelle ist Thomas von Aquin gewidmet. In ihr steht der frühchristliche Bischofssitz aus dem 6.-10. Jahrhundert aus der Crypta der Heiligen Märtyrer, auf der sich die Wöchnerinnen gesessen haben um einen Schutz zu erlangen. Der Altar der Bernini-Kultur stammt von Giuseppe Bastelli von 1741, während das Bild von Pacecco de Rosa von 1652 Thomas von Aquin erhält das Zingulum der Keuschheit zeigt.
Die Kanzel der Basilika der Santa Maria della Sanità, Dionisio Lazzari 1678

Sakrestei

Auf der rechten Seite führt eine Tür in die von Giovan Battista di Pino mit einer seltenen Eingravierung mit der Sgraffiti Technik bemalte Vorsakrestei mit dem Motiv der Entsendung des Heiligen Geistes an die dominikanischen Ordensbrüder, Grotesken in den Gewölben und einem Bild des Viertels Sanità auf der Tür dekoriert wurde. Von der Vorsakrestei kann man den kleinen für Fra Nuvolo typischen elyptischen Kreuzgang betreten, der teilweise restauriert wurde und stark von dem Bau der Brücke beeinflusst wurde. Ein weiterer Zugang führt in die 1633 errichtete Schatzkammer mit Fresken der Heiligen Dominikaner von Giovanni Balducci und einem monumentalen Treppengang, der zu den erhaltenen Resten der Konvents führt.

Die grosse Sakrestei besteht aus einem oktagonalen Ambiente mit einem Maiolica-Fussboden von Gaetano Massa von 1732, der bei der Restaurierung in den 70er Jahren entfernt wurde, Holzschränken zur Aufbewahrung der Kleider und der Silberstücke und einem 1728 von der Fürstin Borgia Cariati in Auftrag gegebenen bunten Marmoraltar. Im elyptischen Kreuzgang sind die Reste der Dekoration des di Pino mit der Geschichte des Dominikaner-Ordens mit Grotesken, Blumen und Putten im Gewölbe zu sehen. Laut dem lokalen berühmten Schriftsteller jener Zeit Carlo Celano war di Pino der einzige, der die Technik der helldunklen Sgraffiti beherschte. Ursprünglich umfasste die Dekoration insgesamt eine Fläche von 400 Qm inklusive eine der bedeutendsten Apotheken Neapels, die weiterhin hinter der Brücke auf der Via Sanità zu besichtigen ist.

Reste der Dekoration des Di Pino in der Sakrestei

Zurück im Linken Kirchenschiff

  • Sobald man die Vorsakrestei verlässt befindet sich auf der rechten Seite des linken Kirchenschiffs der Basilika der Santa Maria della Sanità das Bild des Erzengel Michel von Filippo Donzelli aus dem 17. Jahrhundert und das Bild Die Kreuzigung der heiligen franziskanischen Märtyrer und Jesuiten 1587 in Nagasaki aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
  • Die grosse Kappelle der Beschneidung wird von einem Gitter aus dem 18. Jahrhundert geschützt und beinhaltet das Bild der Beschneidung von Vincenzo Forlì aus den Jahren 1610 bis 1612, das in einem schönen goldenen Holzrahmen eingesetzt ist und wohl ursprünglich von Caravaggio gemalt werden sollte. Der Altar aus dem 19. Jahrhundert konserviert im Ziborium die silberne Türklappe mit dem Guten Hirten. Auf dem Altar der Seite sind zwei Bilder aus dem 17. Jahrhundert der Heiligen Luzia von de Magistro und die Madonna mit dem Christkind und Engeln zu sehen,
  • Die dritte Kappelle des linken Kirchenschiffs ist der Verkündigung gewidmet, die hier von Giovan Bernardo Azzolino 1629 gemalt wird. Eine Besonderheit dieser Kappelle ist der gut erhaltene reiche Maiolica-Fliesen Fussboden von Massa von 1725, der uns eine Idee gibt wie die Kirche im 18. Jahrhundert ausgesehen haben muss. Auf den seitlichen Wänden der Kappelle hängen mit der Santa Margherita aus der Città di Castello und der Heiligen Margherita aus Ungarn zwei Bilder von unbekannten Malern aus dem 18. Jahrhundert.
  • Die zweite Kappelle ist dem Heiligen Hyazinth gewidmet mit einem schön eingerahmten weiteren Bild des Luca Giordano mit der Mystischen Hochzeit der Heiligen Rosa, das wohl nach ihrer Heiligsprechung im Jahr 1671 gemalt wurde.
  • Die erste Kappelle der Familie Lantaro ist dem Heiligen Blasius gewidmet und wurde von 1654 bis 1656 mit Stuck- und Marmorarbeiten von Francesco Antonio Valentino und Fresken des Agostino erneuert. Erhalten blieb wegen den Restaurationen im 19. Jahrhunderten mit dem Heiligen Blasius zwischen den Heiligen Antonino und Raimondo nur das letzte Werk des Beltrano, der 1656 an der grossen Pestwelle in Neapel starb.
Luca Giordano, die mystische Hochzeit der Heiligen Rosa

Erleben Sie mit mir oder einem meiner qualifizierten Kollegen die Stadt Neapel bei einer Führung. Gerne können Museen, Kirchen oder andere Besonderheiten individiduell ins Programm eingefügt werden.

Weitere Informationen zu den Monumenten der Stadt Neapel finden Sie auch in der Kategorie in meinem Blog.