Kategorien
Monumente der Phlegräischen Felder

Das Amphitheater Flavio von Pozzuoli

Auf einigen Glasfläschen aus der Spätantike, die in Pozzuoli gekauft und zur Erinnerung mitgenommen wurden, ist die Stadt Pozzuoli vom Meer mit einer Auflistung der verschiedenen Monumente und dem Amphitheater Flavio zu erkennen. Dabei sind in Puteoli zwei Amphitheatren am Stadtrand zu erkennen, was zur Zeit Roms ein absolutes Privilieg war und es so nur in Pozzuoli gab.

Das erste Amphitheater “Minore”

Vom ersten und älteren, dem sogenannten Amphitheater “Minore”, ist der Erhalt leider durch den Schnitt der 1915 erbauten Eisenbahnstrecke Neapel-Rom leider stark beeinträchtigt worden. Es hatte Ausmassen von 139 mal 103 Metern, noch keinen unterirdischen Bereich und eine Kapazität von etwa 20000 Zuschauern. Von den auf einem natürlichen Hang errichteten Rängen sind heute noch einige Reste in der Via Vecchia delle Vigne zu erkennen. Der Bau fand wohl zwischen der späten repubblikanischer Zeit und zu Anfangs der augusteischen Zeit statt, es wurde in julisch-claudischer Zeit modernisiert und mit einem Portikus auf den höchsten Rängen bereichert. Von diesem Portikus ist noch ein dekorierter Rahmen im Lapidarium des Amphitheater Flavio von Pozzuoli aufbewahrt.

Ein Blick von oben in die Arema des Amphitheater Flavio von Pozzuoli

Der Bau des Amphitheater Flavio

Durch den Bevölkerungswachstum der Stadt und einen steigenden Beliebtheitsgrad der Spiele wurden die Beschwerden römischer Senatoren laut, als diese keine Plätze mehr für die Spektakel bekamen. Selbst eine Sonderregelung des Augustus zu Gunsten der Reichen löste dieses Problem nicht dauerhaft, so das ein zweites, grösseres und moderneres, Amphitheater errichtet wurde. Was die Datierung betrifft, haben wir neben den grossen Marmortafeln an den vier Haupteingängen einen klaren Hinweis das die flavische Kolonie Puteoli “pecunia sua” (aus eigener Tasche) den Bau finanziert hätte, auch einige Zeugnisse uber einen auch in Capua, Neapolis und Pompeji bekannten Ti Claudi Aug I. Potisci . Es ist daher wahrscheinlich das der Bau zum Ende der Zeit Neros und zum Anfang der flavischen Zeit angefangen wurde. Das Amphitheater Flavio stammt praktisch aus dem gleichen Zeitraum des bekannteren Kolosseums in Rom. Etwa ein Jahrhundert nach dem Bau erleidet der externe Portikus und der Portikus an den oberen Rängen Schäden, so dieser Bereichs während dem 2. Jahrhundert nach Christus restauriert wurde.

Die Struktur

Anders als beim ersten Amphitheater werden die Ränge des Amphitheaters Flavio komplett auf Baumaterial gestützt und basiert auf zwei grossen Basen aus Cementicium. Vom Strassenlevel der römischen Zeit konnte man das Amphitheater Flavio über eine leicht erhöhte Travertinplattenbühne erreichen. Nach dem Colosseum und dem kampanischen Amphitheater von Capua ist das Amphitheater Flavio mit seinen 147 mal 117 Metern die drittgrösste Arena Italiens und bat Platz für etwa 40000 Zuschauer. Die elyptische Form der Arena wurde von einem Portikus mit Bögen umrundet, die von Trachitpfeilern und Halbsäulen gestützt wurden. Wahrscheinlich wurde der Portikus sukzessiv aus statischen Gründen innen mit weiss-rot dekorierten Pfeilern aus Lateritium verstärkt. Von hier aus konnte man die Ränge der Arena durch 16 Eingangspunkte betreten, von denen 4 Haupteingänge entlang den wichtigsten Punkten an den Achsen darstellten.

Die Struktur der Arkaden

Der interne Korridor

Zwei weitere kleine Treppengänge befinden sich an den Nord- und Südeingängen und führen zu einem hinter dem Balteus (die Schutzmauer zwischen der Arena und den Zuschauerrängen) verlaufenden Korridor, der sowohl mit der Arena als auch mit dem unterirdischen Bereich verbunden ist. Der unterirdische Bereich des Amphitheater Flavio gilt wegen seiner herausragenden Konservierung als eine der Besonderheiten im Vergleich zu anderen römischen Arenen. Entlang des Korridors ist auf der südlichen Seite der Rest eines Sacellums zu sehen, in dem möglicherweise Kulte ausgeübt wurden. Am Ende des äusseren Portikus sind einige Räume zu sehen, in denen Korporationen (scholae) wie scabillarii (ein antikes Musikinstrument) oder navicolarii (Schiffs- oder Bootsbesitzer) ihren Sitz hatten.

Die Fassade und Dachterrasse

Die externe Fassade des Amphitheater Flavio bestand aus zwei übereinander verlaufenden Arkaden, die von Pfeilern aus Lateritium und Trachitgestein gestützt wurden und in einer, heute leider nicht mehr konservierten, geschmückten Dachterrasse endeten. Von den Skulpturen der ehemaligen Terrasse haben sich die Skulpturen des Trajans und und seiner Schwester Marciana aus dem 2. Jahrhundert nach Christus recht gut konservieren können. Diese sind zusammen mit weiteren erhaltenen architektonischen Resten entlang des Ambulacrums und den offenen Räumen des Amphitheaters ausgestellt.

Die Sitzreihen

Vom internen Flur (dem Ambulacrum), die mit der die Ränge stützenden Peristasis verbunden war, führten insgesamt 20 Treppengänge bis in die höchsten Reihen (die summa cavea), die aus numerierte Sitzen auf 15 Sitzreihen bestand. Der mittlere Bereich (die media cavea) bestand aus 16 Sitzreihen und der exklusivste untere Bereich hinter dem angesprochenen Balteus aus nur 8 Sitzreihen. Bei einer Restauration in den Jahren 1983-84 wurden die noch erhaltene weisse Verkleidung der Ima Cavea ans Tageslicht gebracht, die heute durch eine protektive Schicht geschützt wird.

Die Arena des Amphitheater Flavio mit den Sitzreihen und dem Balteus

Die Arena

Die eigentliche Arena misst 72 mal 42 Meter und ist mit einigen viereckigen Falltüren ausgestattet, die mit dem unterirdischen Bereich verbunden waren. Durch die Falltüren wurden die Tiere in die Arena gehieft und sorgten für einen Überraschungseffekt beim Publikum. Die Mitte der Arena war mit einem beachtlichen 43 Meter langen Graben verbunden, der mit Holzplatten geschlossen wurde. Dieser wurde genutzt um schwere Materialien, Maschinen, Chore oder Bühnendekorationen für die Spektakel in der Arena des Amphitheater Flavio zu heben.

Der unterirdische Bereich

Der unterirdische Bereich des Amphitheater Flavio ist wegen des guten Erhalts besonders suggestiv. Hier findet der Besucher Dank den Klappen ein Licht- und Schattenspiel, das die vielen Säulen und Kapitelle des ehemaligen Portikus des oberen Bereichs beleuchtet. Eine Besonderheit war auch, den unteren Bereich durch Lichter in vergitterten Öffnungen im Boden zu beleuchten. Die ausgestellten Materialien wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den unterirdischen Bereich gebracht, der heute durch eine der beiden antiken mächtigen Rampen erreichbar ist und damals durch zwei grosse Gitter abgesperrt werden konnte. Eine beeindruckende Technik ermöglichte von hier aus das Hochhiefen der wilden Tiere, die aus den vielen erhaltenen Zellen entlang der Aussenwand des unteren Bereichs geholt wurden. Auf der Aussenwand sind noch die Steinregale zu sehen, auf denen der Holzboden gestützt wurde, auf den wiederum die Käfige geschoben wurden. Von hier aus konnte man die Käfige durch eine Umlenkrolle und Seile durch die Falltür hiefen und letztendlich aus dem Käfig locken um gegen andere Tiere oder Gladiatoren zu kämpfen.

Der weite unterirdische Bereich mit den Zellen und Resten der Dekoration

Die Anbindung an das Aquädukt

Das Abwassersystem des Amphitheater Flavio war mit dem ausgusteischen Aquädukt des Serino verbunden und konnte den unterirdischen Bereich nach Bedarf spülen und von den Fäkalien der Tiere nach den Spektakeln säubern oder auch den Wasserbedarf der Tiere und Gladiatoren stillen. Es ist aber eher unwahrscheinlich das die Verbindung mit dem Aquädukt für die Organisation von Naumachie (Schiffschlachten) gedacht war, auch weil diese in diesem Gebiet wohl üblicherweise im Portus Julius am Averner See organisiert wurden.

Das Lapidarium

Leider hat sich von der reichen Dekoration des Amphitheater Flavio durch die Jahrhunderte des Raubes oder der Wiedererwendung kaum etwas konservieren können. Am Zugang zum Amphitheater sind im Lapidarium eine grosse Anzahl von Votivgaben und Resten von Grabmählern ausgestellt, die bei Ausgrabungen in verschiedenen Teilen der Phlegräischen Felder entdeckt wurden.

Im Lapidarium am Zugang sind mehrere antike Reste ausgestellt

Die Kappelle des San Gennaro

Eine kleine Kappelle aus dem Jahr 1689 in einem der Räume des grossen Ambulacrums unter den Rängen ist heute in einem schlechten Zustand, erinnert aber an eine der bedeutendsten lokalen religiösen und volkstümlichen Traditionen: der Schutzpatron von Neapel San Gennaro, dessen Reliquien heute in der Kathedrale von Neapel aufbewahrt sind, sollte im Amphitheater Flavio zusammen mit anderen Kollegen ad bestias (den Bestien) zum Frass vorgeworfen werden. Nach dieser Legende schafft es der damalige Bischof von Benevent San Gennaro durch seine Heiligkeit die Löwen zu zähmen. Diese Szene wurde von Artemisia Gentileschi auf einem ihrer Bilder in der Kathedrale im Rione Terra von Pozzuoli dargestellt.

Weitere Informationen zu den Monumenten der Phlegräischen Felder finden Sie in auf meinem Blog.

Kategorien
Events, Ausstellungen und News

Sommer in Neapel 2020. Das Kulturprogramm der 41. Edition

Die 41. Edition des Sommer in Neapel 2020 (Estate a Napoli 2020) startet dieses Wochenende mit seinem reichen Kulturprogramm, das bin in den Oktober reicht. Im Sommer des Corona-Jahres werden die Territorien, die Trasversalität und die Heterogenität des Programmes sich in erster Linie darauf konzentrieren, die in Not geratenen Arbeiter des lokalen Show-Geschäfts mit einzubeziehen.

Motto Wir unterstützen die Kultur. Wir verbreiten die Schönheit

https://napolitrip.com/ausflug-neapel/Trotz des schwierigen Moments für das Showbusiness, den Tourismus und die Kassen der Gemeinde wird das Programm von Sommer in Neapel 2020 auch dieses Jahr reich an Events sein. Der Kulturrat der Stadt Neapel hat dabei für ein Kulturkalender gesorgt, bei dem an jedem Tag in verschiedenen Locations bis in den Oktober hinein Events organisiert werden um die Kulturarbeiter zu beschäftigen und der lokalen Bevölkerung und den Besuchern der Stadt die Möglichkeit zu geben sich zu treffen und untereinander zu sozialisieren. Das mutige Motto lautet dieses Jahr Wir unterstützen die Kultur. Wir verbreiten die Schönheit und soll ein starkes Zeichen der kulturellen Autorität und des Enthusiasmus setzen. Die Prioritäten liegen hierbei auf die Social-Media und Mund zu Mund Verbreitung des Programms unter der lokalen Bevölkerung, einer Organisation der Events in den verschiedensten Stadtvierteln, einer Umgestaltung des ursprünglichen Programms und einer resoluten interinstitutionellen Zusammenarbeit.

Das Scarlatti-Orchester beim Sommer in Neapel 2019 im Maschio Angioino

Sommer in Neapel 2020 – das Kulturprogramm

Über des gesamten Zeitraum des Sommer in Neapel 2020 werden dabei Events im umgewandelten Kloster von San Domenico Maggiore unter dem Namen Piazza d’arti laufen. Im Maschio Angioino und anderen Plätzen der Stadt finden bis inklusive September 100 Events unter dem Namen #ARTerie statt. Das Musikfestival wird in der Arena Flegrea und der panoramischen Terrasse am Kloster von San Martino vom 4-7.8 organisiert, auf dem ab dem 9.8 das Showprogramm Restate a Napoli für eine Woche an der Piazza Plebiscito folgen wird. Ausserdem wird das Sommerprogramm von den Ausstellungen im PAN, Konvent von San Domenico sowie dem Castel dell’Ovo mit The Kitchen von Marina Abramovic ab September 2020 begleitet. Eine Übersicht und ein Programmdownload ist auf der offiziellen Seite der Stadt von Estate a Napoli möglich.

Die 40. Edition im Jahr 2019, hier ein kleines Konzert im Maschio Angioino

Weitere Infos über Events, Ausstellungen und News in Neapel und Kampanien finden Sie auf meinem Blog.

Kategorien
Monumente der Stadt Neapel

Das Castel dell’Ovo von Neapel

Das Castel dell’Ovo ist das älteste Schloss der Stadt Neapel und wurde auf einer kleinen Insel errichtet, die von den griechischen Siedlern Megaride genannt wurde. Heute ist die Insel Megaride und das Castel dell’Ovo durch eine Brücke an die Promenade von Neapel angebunden und befindet sich unweit dem Viertel Santa Lucia und dem eleganten Einkaufsviertel Chiaia. Von der oberen Terrasse des Schlosses hat man Dank der glücklichen Position eine schöne Aussicht in Richtung Vesuv, Capri, die Stadtpromenade, die Halbinsel von Posillipo und die Hänge der Stadt Neapel. Im Castel dell’Ovo können auf Anfrage Events in Räumen verschiedener Grösse organisiert werden.

Die obere Aussichtsterrasse des Schlosses mit einigen Kannonen

Der Yachthafen und der Borgo Marinari

Neben dem Castel dell’Ovo befindet sich ein kleiner Yachthafen und der Borgo Marinari, ehemaliges Wohnviertel einiger Fischer und Seemänner Neapels. Heute befinden sich hier einige Bars und Fischrestaurants, die zu den beliebtesten der neapolitanischen Bevölkerung gehören. Der Borgo Marinari wird bei den lokalen Familien und Paaren wegen der entspannten und romantischen Atmosphäre und den schönen Aussichten gerne für besondere Anlässe ausgewählt.

Die Piazzetta des Borgo Marinari

Die Legende zum Namen des Schlosses

Der Name des Schlosses bezieht sich auf eine phantasiereiche Legende, bei der Vergil ein (ein echtes oder aus Material geformtes?) Ei in einem Käfig in den tiefen Gefilden des Schlosses versteckt hätte, an dem die Zukunft des Castel dell’Ovo und der Stadt Neapel gebunden wäre. Unter der Herrschaft der Johanna I. von Anjou, unter der es zu grossen Schäden am Schloss kam, musste die Königin die Bevölkerung beruhigen indem sie erklärte das Ei ausgetauscht zu haben damit sich keine Panik in der Bevölkrung breit machen würde.

Der innere Bereich des Castel dell’Ovo

Die Ursprünge in der Antike

Die kleine Insel Megaride bestand aus zwei verbundenen Tuffsteinfelsen, die durch einen natürlichen Bogen verbunden waren. Hier und auf dem Hügel von Pizzofalcone über der Insel gründen die Griechen aus Cumae eine weitere Stadt Partenope, von der erst 1949 die Nekropole in der Via Nicotera in Folge des Wiederaufbaus nach den Kriegsschäden entdeckt wurde. In der römischen Zeit wird am Hang des Monte Echia und den beiden Inseln eine wohl immense und luxuriöse Villa mit Gärten und Wasserspielen des bekannten Feinschmeckers und ehemaligen Generals Lukullus errichtet. Aus dieser Zeit sind in der Sala delle Colonne noch die Säulen der Villa zu erkennen, die im frühen Mittelalter in ein Refektorium eines Konvents umgewandelt wurden.

Der kleine Yachthafen mit einigen auf Fisch spezialisierten Restaurants

Das Castel dell’Ovo im Mittelalter

Um das 5. Jahrhundert nach Christus unter Valentinian III wird die ehemalige lukullianische Villa in eine Festung umgewandelt. Mit der Absetzung des Romolos Augustulus als Imperator und der Wahl des Castel dell’Ovo als Exil im Jahr 476 endet an dieser Stelle praktisch das weströmische Imperium. Nach seinem Tod wird die Festung in der Zeit des Herzogtums von Neapel von basilianischen Mönchen besiedelt, die im 7. Jahrhundert die benedektinische Regel übernehmen und eine bedeutende Bibliothek aufbewahren. In Folge von sarazenischen Angriffen wird die Festung aus Sicherheitsgründen im Laufe des 10. Jahrhunderts zerstört, doch bereits 1128 wird in einem Dokument eine neue Festung mit einer Kirche mit dem Namen Arx Sancti Salvatoris berichtet. Tatsächlich wird die Festung von König Roger dem Normannen bei seinem Aufenthalt im Jahr 1140 in Neapel als Wohnsitz verwendet, erst später mit der Fertigstellung des Castel Capuano verliert das Castel dell’Ovo seine Residenzfunktion. Unter dem Hohenstaufer Friedrich II. werden 1222 drei weitere Wachtürme hinzugefügt und ein Teil des königlichen Schatzes aufbewahrt. Als stark überwachte Festung wird unter Friedrich auch das Gefängnis des Castel dell’Ovo eingerichtet. Auch Karl I. von Anjou wird die Funktion als Schatzkammer beibehalten und einige Neuerungen in die Struktur bringen. Ein Erdbeben im Jahr 1370 zerstört den natürlichen Bogen der beiden Inseln, die durch eine Brücke unter Giovanna I. ersetzt wird.

Der Blick von der Aufstiegsrampe in Richtung Vesuv

Von der Renaissance in die Moderne

Unter Alfons von Aragon wird die Veteidigungsanlage durch tiefere Türme und eine neue Anlegestelle renoviert. Nach verschiedenen Angriffen unter Ludwig XII von Frankreich und den Spaniern wird nach der Ablösung an die spanischen Habsburger das Castel dell’Ovo die Form annehmen, wie wir das Schloss heute sehen: die Türme werden in einer oktagonalen Form gebaut, die Mauern verstärkt und die Verteidigungssysteme erneuert, die später auch in bourbonischer Zeit nach den aktuellen Massstäben der Zeit verändert und mit zwei Fallbrücken bereichert wurden. Alledings verliert das Castel dell’Ovo im 18. Jahrhundert seine Funktion als königlichen Sitz, auch weil unter den Bourbonen Neapels zahlreiche königliche Residenzen wie Capodimonte, Caserta oder Portici errichtet werden. Das Schloss wird in ein Militärposten und ein Gefängnis umgewandelt. Mit der Vereinigung Italiens verfällt das Schloss bis zu seiner Restaurierung im Jahr 1975 und ist bis heute zu besichtigen.

Erleben Sie mit mir oder einem meiner qualifizierten Kollegen die Stadt Neapel bei einer Führung. Gerne können Museen, Kirchen oder andere Besonderheiten individiduell ins Programm eingefügt werden.

Weitere Informationen zu den Monumenten der Stadt Neapel finden Sie auch in der Kategorie in meinem Blog.

Kategorien
Monumente der Stadt Neapel

Die Katakomben des San Gennaro in Neapel

Die Katakomben des San Gennaro wurden im Jahr 2006 dem Publikum wieder eröffnet und können am Zugang neben der Basilika dell’Incoronata del Buon Consiglio an der Via Capodimonte besichtigt werden. Im Zentrum von Neapel unter dem Hang von Capodimonte innerhalb des Viertels Sanità konzentrieren sich mindestens 9 antike Bestattungsgebiete, die sich damals ausserhalb der antiken Stadtmauern befanden. Unter ihnen sind die Katakomben des San Gennaro die wichtigsten und bekanntesten der Stadt Neapels und die grössten des Süden Italiens. Die Katakomben des San Gennaro gelten als eines der beeindruckendes Beispiele des frühen christlichen Kults in Italien.

Bau auf zwei verschiedenen Leveln und der Ursprung

Die Katakomben des San Gennaro sind auf zwei nicht parallel gebauten Leveln errichtet worden, die als untere und obere Katakombe bezeichnet werden. Beide Etagen haben im Vergleich zu anderen Katakomben zum Beispiel den römischen überraschend weite Ausmassen. Einer der Gründe ist sicher der leicht zu verarbeitende und resistente gelbe Tuffstein der Stadt Neapel, in denen die Katakomben eingesetzt wurden. Die Gesamtausmassen der Katakomben des Gennaro betragen 5800 Qm mit etwa 3000 Bestattungen unter denen sich über 500 Nischengräber befinden. Der antikste Teil der Katakomben stammt aus dem 2. Jahrhundert nach Christus und befindet sich in der unteren Katakombe. Wahrscheinlich stammt dieser Bereich von einer frühzeitigen christlichen Familie der römischen Oberschicht, die später der christlichen Gemeinschaft der Stadt Neapel zur Verfügung gestellt wurde.

Die oberen Katakomben des San Gennaro, auch Basilica adiecta genannt

Die obere Katakombe

Die Besichtigung der Katakomben des San Gennaro beginnt in der oberen Katakombe, die sofort den Eindruck einer Stadt der Toten gibt: eine Reihe von Nischengräbern der wohlhabenden Christen, sowie Wand- und Bodengräber (formae) die in verschiedene Bereiche aufgeteilt wurden. Die Katakomben sind eine ausgehöhlte statt einer erbauten Architektur, die ihre Besucher sofort in eine besondere Atmosphäre mitreisst und durch viele Mosaike und dekorierte Wandfresken besticht. Die obere Katakombe besteht aus einem Bestattungsbereich des 3. Jahrhunderts nach Christus, in dem einige Malereien aus der heidnischen Zeit vor der Einrichtung dieser Katakombe (2. Jahrhundert nach Cristus), die ersten christlichen Malereien des Süden Italiens im pompejanischen Stil aus dem 3. Jahrhundert nach Christus bis hin zu Malereien im byzathinischen Stil aus der benedektinischen Zeit des 9. Jahrhunderts zu sehen sind.

Das Grab der Familie des Theotecnus

Unter den Nischengräbern gehört die Dekoration des Grabes der Familie des Theotecnus sicherlich zu den interessantesten. Auf einem Wandfresko aus dem 6. Jahrhundert des Arcosoliums sind die drei Angehörigen dieser wohlhabenden Familie dargestellt. In der Mitte ist die im Alter von 2 Jahren und 10 Monaten verstorbene Tochter Nonnosa, auf der rechten Seite der mit 65 Jahren verstorbene Vater Theotecnus und links die im Alter von 45 Jahren und in schwaren Trauerkleidern gekleidete verstorbene Mutter Ilaritas zu sehen, was darauf hinweisen sollte das Ilaritas als Witwe und somit zuletzt verstorben ist. Auffällig ist hier das die Dekoration auf drei Schichten gefertigt wurde, da bei jedem Todesfall die Dekoration erneuert werden musste. Die feine Kleidung und der getragene Schmuck, abgesehen von der Einrichtung dieser teuren Grabkammer und seiner Dekoration, weisen auf den Wohlstand dieser Familie hin. Später wurde ein Teil der Wand dieser Grabkammer eingerissen um dem Arcosolium des verstorbenen Proculus Platz zu machen. Die Darstellungen des Proculus und der Familie des Theotecnus weisen beide auf einen stilistisch nordafrikanischen Einfluss hin.

Die Dekoration des Grabmahls des Theotecnus

Die antikste Darstellung des San Gennaro

Ebenfalls in der oberen Katakombe ist auch die antikste Darstellung des San Gennaro auf einem Arcosloium aus dem 5. Jahrhundert zu sehen. Die Kunstform weist auch hier auf einen nordafrikanischen Einfluss hin, während der Heilige mit der Aufschrift “Santo Martyri Janario” identifiziert wird und zusammen mit einer Frau mit dem Namen Cominia sowie ihrer Tochter Nicaziola dargestellt wird.

Die Darstellung des San Gennaro aus dem 5. Jahrhundert

Weitere besondere Grabdekorationen

Faszinierend sind auch die Arcosolia aus dem 5. und 6. Jahrhundert, auf denen wahrscheinlich Diakoninnen neben der erzählenden Bitalia sowie der mit zwei offenen Evangelien (was nur den Bischöfen erlaubt war) neben den Heiligen Petrus und Paulus dargestellten Cerula auf raffinierten Fresken dargestellt sind. In einer weiteren Grabkammer sind zwei dekorierte gegenüberliegende Arcosolia aus dem 6. Jahrhundert mit dem Heiligen und Petrus und Heiligen Gennaro sowie dem Heiligen Paulus mit dem verstorbenen Lorenzo zu erkennen.

Die Basilika der Bischöfe

In der oberen Katakombe befindet sich im Bereich vor der Crypta der Bischöfe die sogenannte Basilika der Bischöfe, die ihren Ursprung zu Beginn des 6. Jahrhunderts haben soll. Anfangs war die Basilika der Bischöfe eine kleine Aula mit einem Altar auf der Höhe des Oratoriums des San Gennaro. Als der Zuspruch der Anhänger immer grösser wurde, musste auch die Basilika erweitert werden und das gesamte zentrale Ambulacrum integriert werden. Der neue Bereich auf 50 Meter Länge und 12 Meter Breite mit drei Gängen wurde Basilica adiecta oder Basilica maior genannt und wurde durch einen dreifachen Bogen in der Mitte und einer Nische mit einem Hakenkreuz als Zeichen der aufgehenden Sonne charakterisiert. In einer Nische ist auch das Symbol für Jesus Christus auf griechisch (IC XC) und das griechische Wort NIKA (Jesus Christus siegt) zu erkennen. Diese Basilika konserviert Malereien vom 4. bis ins 6. Jahrhundert und im Gewölbe sind auf ovalen Schildern die Büsten der ersten Bischöfe Neapels dargestellt.

Die Basilika der Bischöfe mit verschiedenen offenen Grabstellen

Die Crypta der Bischöfe

Die Crypta der Bischöfe liegt auf der westlichen Seite der Basilika und beinhaltete die Reste von 14 neapolitanischen Prälaten des 5. und 6. Jahrhunderts nach Christus. In dieser weiten Grabkammer befinden sich auf zwei Leveln 10 Gräber und 8 Arcosolia, in denen einige Bischöfe durch Mosaike oder Wandfresken dargestellt wurden. Unter anderem lagen hier die neapolitanischen Bischöfe Giovanni I (der die Reliquien des San Gennaro in diese Katakomben brachte), Giovanni II und der vom Wandalen Jenserich vertriebene Bischof von Karthago Quodvultdeus (“das was Gott möchte”), der in seinem Grabmahl mit einer dunklen Hautfarbe und einem mit einem Kreuz und den 4 Evangelistensymbolen versehenen Codex dargestellt wird. Im 9. Jahrhundert bringt der Bischof Giovanni IV die Reliquien in die Basilika Stefania, die später in die heutige Kathedrale von Neapel umgewandelt wird.

Ein Blick in die Crypta der Bischöfe der Katakomben des San Gennaro

Die Erweiterungen der oberen Katakombe

Die Erweiterungen der oberen Katakombe beginnen ab dem 5. Jahrhundert nach Christus nachdem die Reliquien des San Gennaro hierher gebracht wurden und die Katakomben nach San Gennaro benannt wurden. Innerhalb kürzester Zeit werden die Katakomben des San Gennaro zu einem beliebten Pilgerziel und Bestattungsort. Der Bedarf nach neuen Grabkammern und Gängen steigt kontinuirlich um nah am beliebten Heiligen bestattet werden zu können.

Die Geschichte des San Gennaro

San Gennaro wurde um 272 n. Chr geboren und wird als Bischof von Benevent wegen seinem christlichen Glaube gefangen genommen und im Jahr 305 in Pozzuoli enthauptet. Seine Amme Eusebia sammelt sein Blut in drei Ampullen (dessen Verflüssigung bis heute in der Kathedrale von Neapel stattfindet) und bringt diese mitsamt seinen Kopf nach Neapel, während der Rest seines Körpers in der Gegend von Marciano bei Pozzuoli beigesetzt wird. Seine Reliquien werden zum Anfang des 5. Jahrhunderts durch Bischof Giovanni I in diese Katakomben gebracht, die seitdem seinen Namen tragen. Während einer Belagerung der Stadt Neapel raubt der longobardische Fürst von Benevent Sico I die Reliquien nach Benevent, wo sie bis zu der Verlagerung ins Kloster von Montevergine im Jahr 1156 bleiben werden. Erst 1497 kehren die Reliquien des Heiligen Dank des Erzbischofs Alessandro Carafa und dem Kardinal Oliviero nach Neapel zurück und in den Succorpo (Crypta) der Kathedrale von Neapel gebracht, die in dieser Gelegenheit durch Malvito erneuert wird und bis heute ein Meisterwerk der reifen Renaissance im Süden Italiens verbleibt. San Gennaro ist seit 472 Schutzpatron von Neapel und die Popularität stieg besonders nach seiner Hilfe bei der Pest-Epidemie im Jahr 1527 und dem heftigen subplinianischen Ausbruch des Vesuvs des Jahres 1631.

Das Grabmal des San Gennaro in der Crypta der Basilica adiecta

Das Grabmahl des San Gennaro

Das Grabmahl des San Gennaro konnte bei den Ausgrabungen im Jahr 1969 als Grabkammer unter der Basilika der Bischöfe Dank einer Homile des 8. Jahrhunderts und einer Stelle des Chronicon Episcoporum Neapolitanorum, der wichtigsten Geschichtsquelle der neapolitanischen Kirche aus dem 9. Jahrhundert, erkannt werden. Für das Grabmahl des San Gennaro wurde der Tuffstein unter der Basilika der Bischöfe ausgehölt und der Zugang zu seiner Grabkammer zugemauert. Das Grabmahl war von auf drei Schichten gemalten Wandfresken umgeben: die oberste Schicht aus dem 9. Jahrhundert zeigte San Gennaro mit seinen ermordeten Wegbestreitern Eutichete, Procolo, Sosso, Festo und Desiderio (diese Fresken sind heute in der unteren Katakombe ausgestellt), während auf der zweiten Schicht aus dem 6. Jahrhundert San Gennaro zwischen dem Vesuv und dem Monte Somma dargestellt wird,

Das obere Vestibül

Der Zyklus der frühchristlichen Malereien im Tonnengewölbe des oberen Vestibüls, praktisch der Übergang in die unteren Katakomben, stellen einen Übergang vom Heidentum in das Christentum und eine malerische Einleitung für die neuen möglichen Christen dar. Auf den Fresken des Gewölbes sieht man im pompejanischen Stil gemalte Granatäpfel, Amoretten neben Adam und Eva, David und Goliath, einen Christus Pantokrator und drei Frauen die im Fluss Steine Waschen um einen Turm zu bauen. Diese Darstellung ist ein seltenes Beispiel aus dem auf griechisch geschriebenen “Dritten Vision des Hirten des Hermas” aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Die drei Frauen symbolisieren die Tugenden der Glaubens, der Hoffnung und der Nächstenliebe, während die Steine für die Christen stehen, die mit ihrer Taufe die Kirche (der Turm) für die Gläubigen aufbauen.

Die Dekoration im pompejanischen Stil des Vestibüls

Die unteren Katakomben und die Basilika des Sant’Agrippino

Von hier aus kann man die unteren Katakomben erreichen, die um die Basilika des heiligen Agrippino errichtet wurden. Diese kleine Basilika wurde errichtet um die Reliquien des sechsten Bischofs und ersten Schutzpatron von Neapel zu beherbergen, die im 3. Jahrhundert nach Christus in die Katakomben gebracht wurden. Um die Basilika mit einem einzigen Kirchenschiff, einer erhöhten Absis und einer in den Tuff gemeisselten Kathedra zu schaffen wurden einige Bereiche des Friedhofs des 2. Jahrhunderts entfernt. Der Altar wurde teils in den Tuffstein gemeisselt und teils mit Backstein erbaut. Dabei wurde er mit einer Öffnung versehen, in der die Reliquien des Heiligen Agrippino eingesetzt wurden und von den Gläubigen angefasst werden konnten. Auf der südlich gelegenen Wand ist ein Wandfresko aus dem frühen Mittelalter erhalten geblieben, auf dem ein Bischof mit einem orientalischen Mönch zu erkennen ist. Heute werden hier zu besonderen Anlässen noch Messen gehalten.

Die Basilika des Heiligen Agrippino, erster Schutzpatron der Stadt Neapel

Die Ädikulae

Die unteren Katakomben wurden also um die kleine Basilika des Heiligen Agrippino mit 6 Meter hohen Decken und auf mit drei weiten Ambulacren errichtet. Das zentrale Ambulacrum war ursprünglich mit Fresken dekoriert, von denen leider nur wenige Überreste erhalten geblieben sind. Im Rücken der Absis ist die Darstellung einer Büste des Christus zu erkennen und einige dekorative Reste sind auch noch im Gewölbe des unteren Vestibüls zu sehen. Im frühen Mittelalter wurden ausserdem zwei Ädikulae eingesetzt, dessen Funktion bis heute ungewiss bleibt. In einer der beiden Ädikulae, auch die Ädikula der Jungfrauen genannt, wurde in den zentralen Pfeiler aus Tuffstein eingesetzt und im 11. Jahrhundert mit einem Wandfresko mit den 5 Heiligen Katherina, Agatha, Eugenia, Juliana und Margareta versehen.

Das Taufbecken

In den unteren Katakomben ist auch noch das von Bischof Paolo II gewollte Taufbecken aus dem Jahr 762 zu sehen. Paolo II fand in den Katakomben des San Gennaro während des Ikonoklasmus Zuflucht und verlegt seinen Bischofssitz hierher. Ursprünglich war das Taufbecken komplett mit Marmorplatten besetzt.

Das Taufbecken aus dem 8. Jahrhundert in den unteren Katakomben

Der langsame Verfall der Katakomben

Im 9. und 10. Jahrhundert werden in den Katakomben des San Gennaro noch einige der neapolitanischen Herzöge bestattet, unter ihnen Cesario Console (im Jahr 878), Stefano und Stefano III. Nachdem die Reliquien der Heiligen aus Sicherheitsgründen in die Stadt gebracht wurden, beginnt aber eine lange Phase des Verfalls. Im 17. Jahrhundert werden noch einige Adlige in den Katakomben des San Gennaro bestattet um daraufhin recht schnell wieder in Vergessenheit zu geraten. Einige europäische Reisende der Grand Tour des 18. Jahrhunderts berichten von einem Besuch der Katakomben des San Gennaro, was zeigt das die Erinnerung an diesen Ort bewahrt geblieben ist. Im zweiten Weltkrieg nutzt die Bevölkerung die Katakomben des San Gennaro als Zufluchtsort vor den Bombenangriffen, ähnlich wie bei den anderen Zugängen des unterirdischen Neapels.

Ein Bild aus dem Jahr 1887 mit zwei Besuchern und einem Begleiter

San Gennaro Extra Moenia

Die Besichtigung der Katakomben des San Gennaro endet in der Basilika des San Gennaro Extra Moenia. Diese frühchristliche Kirche aus dem 5. oder 6. Jahrhundert war die erste dem Schutzpatron von Neapel gewidmete Kirche. Später wird sich der Aspekt der Kirche wegen den Erneuerungen unter den Aragonesen im 15. Jahrhundert und der barocken Verkleidung aus dem 18. Jahrhundert stark verändern. In der faschistischen Zeit Italiens wurde die Kirche ihrer Dekoration entkleidet und in die Grundform der aragonesischen Struktur auf drei Schiffen zurückgebracht. Aus der frühchristlichen Zeit ist dabei noch die halbrunde Absis auf zwei korinthischen Säulen zu erkennen. Die Bögen und die Pfeiler der Kirche sind hingegen ein typisches Beispiel der unter den Aragonesen nach Neapel gebrachten katalanischen Architektur. Die Basilika wurde erst als Krankenhaus für die Pestkranken, dann als Pflegeheim für die Armen und schliesslich als Lager für das nebenan gelegene Krankenhaus San Gennaro dei Poveri genutzt. Seit der Wiedereröffnung im Jahr 2008 finden hier manchmal Events oder Ausstellungen statt.

Erleben Sie mit mir oder einem meiner qualifizierten Kollegen die Stadt Neapel bei einer Führung. Gerne können Museen, Kirchen oder andere Besonderheiten individiduell ins Programm eingefügt werden.

Weitere Informationen zu den Monumenten der Stadt Neapel finden Sie auch in der Kategorie in meinem Blog.