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Ausstellung Materie. Das unverbrannte Holz von Herkulaneum bis zum 31.12.23 in Portici

Die Ausstellung Materie. Das unverbrannte Holz von Herkulaneum artikuliert sich in den Räumlichkeiten der Adelsetage des Königspalastes von Portici. Dem Besucher soll nicht nur der wundersame Erhalt der Holzreste von Herkulaneum, sondern mit 120 bisher nie vorher ausgestellten Funden eine Beziehung zur Lebensweise der Bevölkerung in der antiken Stadt aufgebaut werden. Die Ausstellung wurde vom Archaeologischen Park von Herkulaneum mit Hilfe des historischen Partners Packard Humanities Institute organisiert und stellt viele einige absolute Highlights unter den ausgegrabenen Holzresten (wie die Holzdecke des Casa del Rilievo di Telefo oder die Möbel mit Elfenbeinverkleidung aus der Villa dei Papiri) aus.

Neben der Ausstellung ist der botanische Garten des Palastes von Portici eine lohnenswerte Ruheoase

Der Vergleich mit der Hebanon-Sammlung

Neben der Aufarbeitung des Vesuvausbruchs wird die Verarbeitung der gefundenen Holzreste Herkulaneums analysiert und mit der Hebanon-Sammlung aus dem 19. Jahrhundert verglichen. Die Agrarinstrumente der antiken Bevölkerung scheinen in ihrer Verarbeitung und Funktion mit den Instrumenten des 19. Jahrhunderts verblüffend ähnlich. Da leider wenig Literatur über die römischen Tischler und Schreiner existiert, bietet der Fund der erhaltenen Holzinstrumente in Herkulaneum die Möglichkeit diese genauer zu studieren.

Die Holzverarbeitung in Herkulaneum

Die Holzverarbeitung der Möbel und der Strukturen im antiken Herkulaneum basierte überwiegend auf Verzahnungen und Verriegelungen. Bei der Verriegelung ist die Technik der Zapfenverbindung besonders bei Elementen mit 90 Grad Ecken weit verbreitet. Nägel und Kleber wurden zum Fixieren der Bindungselemente verwendet, wobei neben der vielen Metallelemente bei Tischbeinen in Herkulaneum auch mehrere Holztischbeine gefunden wurden, die mit Hilfe von Drehmaschinen gefertigt wurden.

Die elegante Verarbeitung eines Holzschreins aus dem antiken Herkulaneum

Die Holzdecke des Hauses des Telephus-Reliefs

Der dritte Ausstellungsraum ist den Werkstücken gewidmet, die eine besonders feine Holzverarbeitungstechnik aufweisen können, wie die ca. 250 Fragmente der Holzdecke der Casa del Rilievo di Telefo. Diese konnte dem Vesuvausbruch beeindruckenderweise standhalten und stellt ein erhaltenes Unikum der antiken Welt dar. In diesem Fall ist das Holz nicht verkohlt und praktisch “lebendig” und weist verschiedene Farbpigmente auf. Dieser weltweit einzigartiger Fund gibt uns Aufschluss über die antike Holzverarbeitung einer Kassetten-Unterdecke des 1. Jahrhunderts nach Christus und ihrer antiken Farbdekoration. Die Analyse der erhaltenen Farbpigmente zeigt eine farbige Decke mit lebendigen Blau-, Rot-, Grün- und Weisstönen. Der zentrale Bereich der Underdecke war dabei mit einer dünnen Schicht von Goldblättern verziert. Dank des komplexen Studiums bei den Ausgrabungen konnte die wahrscheinliche originelle Position der Fragmente zugeordnet und damit eine Rekonstruktion der Decke organisiert werden. Das dekorative Schema der Decke passt stilisitisch in die augusteische Zeit.

Die beeindruckend gut erhaltene Decke mit Farbpigmenten

Die Holzverarbeitung in der Marine Herkulaneums

Der nächste Ausstellungsbereich bezieht sich auf die Meeresnähe der antiken Stadt Herkulaneum. Der in den 80er und 90er Jahren ausgebrabene Hafenbereich ist heute die einzige erhaltere Hafenbereich der römischen Antike. Neben den ausgegrabenen Skeletten wurden hier Reste von Booten, wie auch erhaltene Marine- und Fischermaterialien aus Kork, Holz, Seile und Leder gefunden. Eine der ausgegrabenen Boote wurde in die Mitte des Raums in einem fiktiven Meer mit einem vertikalen Hebewerk und einem Schiffsbug gesetzt. Das kleine Fischerboot wurde neben der Therme in der nordwestlichen Insula der Stadt gefunden und weist darauf hin das manche Thermalbereiche zwischen dem Erdbeben und dem Ausbruch noch als Bootsdepot verwendet wurden. Das Fischerboot konnte nur teilweise dem Ausbruch standhalten und muss ursprünglich grösser gewesen sein. Neben dem Fischerboot ist ein schöner erhaltener Schiffsbug mit einem rotbemalten Schlangenkopf ausgestellt, das vom Stil auch in einigen pompejanischen Fresken zu sehen ist und aus dem selben Areal des Bootsfundes kommt. Aus diesem Areal kommt übrigens auch der vorhin angesprochene Hebewerk ausgegraben, das wahrscheinlich verwendet wurde um die Boote auf das Land zu ziehen und bis heite noch die Axe und die Seitenflügel um das Seil zu sammeln erhalten konnte.

Die gefundenen Reste einen Bootes aus Herkulaneum

Der multimediale Bereich und integrierte Tickets

Am Ende der Ausstellung zeigt eine Videoprojektion auf sechs Schirmen die Details der ausgestellten Stücke mit einer Beschreibung auf englisch, lateinisch und italienisch. Eine Geräuschkulisse soll dem Besucher die Funktion des Fundstückes hervorrufen. Die Besucher können sowohl das Ticket für die Ausstellung von 5€ als auch ein integriertes Ticket für 15 Euro erwerben. Dieses bietet auch die Möglichkeit den Königspalast, den Botanischen Garten des Palastes und die Ausgrabungsstätte von Herkulaneum zu besichtigen.

Informationen zur Ausstellung Materie. Das unverbrannte Holz von Herkulaneum
  • Wann: Von Dezember 2021 bis zum 31. Dezember 2023
  • Uhrzeiten: 9.30-19 Uhr. Um 17.30 Uhr letzter Einlass. Montags geschlossen.
  • Preise: 5 Euro Ausstellung, 15€ integriertes Ticket mit den Ausgrabungen von Herkulaneum
  • Wo: Koenigspalast von Portici an der Via Università 100 in Portici

Weitere Infos über Events, Ausstellungen und News in Neapel und Kampanien findet ihr in meinem Blog.