Die Phlegräischen Felder

Die Phlegräischen Felder liegen nord-westlich von der Stadt Neapel und ihr Name stammt vom griechischen flègo ab, was übersetzt brennend bedeutet. Das vulkanische Gebiet der Phlegräischen Felder ist landschaftlich meiner Meinung nach eines der schönsten des Südens Italiens und wurde in der Romanisierung Kampaniens in der Antike als das luxuriöses Wohn- und Feriengebiet der damaligen Welt ausgewählt. In den letzten Jahrzehnten kamen hier kaum noch Besucher hin, da eine optimale Besichtigung ohne Pkw weiterhin schwierig ist und es kaum Busparkplätze für Reisegruppen gibt, fuer die eine Anfahrt ab der sorrentiner Halbinsel oft zu langwierig war. Das Gebiet ist geographisch gesehen eine grosse Caldera von circa 12-15 Kilometern Durchmesser und neben den phlegräischen Gemeinden gehört auch ein Teil der Stadt Neapel zu dieser vulkanischen Landschaft. Die Phlegräischen Felder bestehen aus ca. 40 Kratern (über 20 sind erkennbar) der zyklischen Ausbrüche dieses vulkanischen Gebiets, wobei noch vulkanische Aktivitäten, wie die Fumarolen der Solfatara, die Thermalquellen von Agnano, Pozzuoli und Lucrino sowie das Phänomen des lokalen Bradysismus weiterhin aktiv sind. Falls Sie vorhaben in Pozzuoli oder in der Nähe zu übernachten, können Sie gerne meine Hinweise zum übernachten in den Phlegräischen Feldern nachlesen.

Der Golf von Pozzuoli oder Baia, vorher Golf von Cumae genannt

„Nullus in orbe sinus Baiis praelucet amoenis“ – “Nichts auf der Welt glänzt stärker als der fröhliche Golf von Baia”. Horaz

Der Vulkanismus der Phlegräischen Felder

Die aktuelle landschaftliche Konformation der Phlegräischen Felder stammt aus den letzten 40000 Jahren, in denen die natürliche vulkanologische Evolution das Gebiet zwischen Ruhephasen und zyklischen Aktivitäten von leichten Aktivitäten und intensiven Ausbrüchen verändert und geformt hat. Einen gigantischen Ausbruch gab es schätzungsweise vor 34000 Jahren, die das gesamte Gebiet der kampanischen Ebene aus etwa 10000 Qkm mit über 100 Miliarden Kubikmetern Auswurfsmaterialien komplett veränderte. Dieser Ausbruch entleerte die Magmakammer und führte somit zu einem Einbruch von weiten Teilen der Erdkruste. Nach einer lang andauernden Aktivität kam es vor 12000 Jahren zu einem weiteren intensiven Ausbruch, der jedoch grösstenteils das Phlegräische Gebiet betraf und heute durch die grosse Menge an gelbem Tufstein erkennbar ist. Der letzte Ausbruch im Jahr 1538 hat innerhalb von nur 5 Tagen den in Pozzuoli liegenden Monte Nuovo generiert und den Kurort Tripergole zerstört, wobei dieser noch zu den Ausbrüchen mit einer geringen Intensität gehört. Seitdem ist das Gebiet der Phlegräischen Felder in geologischer Hinsicht trotz der zahlreichen kleinen Aktivitäten in einer “Ruhephase”, gehört jedoch zu den gefährlichsten vulkanischen Gebieten der Welt da sich die Caldera nur 8 Kilometer unter der Erdoberfläche befindet. Momentan ist die Alarmstufe der Phlegräischen Felder auf Gelb und unter Beobachtung, da seit einigen Jahren der bradyseismische Aktivität wieder ansteigt und während der 30 Jahre der Absenkung auf Grün gestellt war.

Die Bocca Grande des Solfatara-Kraters

Die Landwirtschaft

Die Landwirtschaft der Phlegräischen Felder ist bekannt für den Weinanbau des Piedirosso und der Falanghina dei Campi Flegrei und die lokale Mandarine. Generell basiert die lokale Küche allerdings stark auf Meeresfrüchte und Fisch. Die vier Kraterseen und das seichte Wasser der Gegend haben traditionell zur Züchtung von Meeresfrüchten geführt und jeden Morgen findet in der Nähe des Hafens von Pozzuoli der grösste Fischmarkt des Süden Italiens statt, an dem sich ein erheblicher Teil der Fischgeschäfte der Stadt und Umgebung Neapels den Fisch einholen.

Frisch geerntete Mandarinen bei Pozzuoli

Die Stadt Pozzuoli

Pozzuoli ist an dem nach ihr benannten Golf gelegen, heute die wichtigste und bevölkungsreichste Stadt der Phlegräischen Felder und somit eines der Zentren der Region Kampanien. Ursprünglich hiess Pozzuoli Dicearchia (Ort der gerechten Regierung) und war ein von Cumae kontrollierter Handelshafen, der von Auswanderern der griechischen Insel Samos 528 v. Chr. gegründet wurde. Nach der Übernahme der Samniter im Jahr 421 v. Chr. wird Dicearchia 194 v. Chr. von den Römern eingenommen und der Name in Puteoli geändert. Als römische Kolonie entwickelt sich Pozzuoli zu einem der wichtigsten Zentren und Handelshäfen des römischen Imperiums: über Pozzuoli führten die bedeutendsten Strassen der Antike nach Rom und der wichtigsten Zentren Kampaniens. Abgesehen vom aktiven Krater der Solfatara ist Pozzuoli auch vom Bradysismus vulkanischen Ursprungs betroffen, bei dem die Gase der Caldera der Phlegräischen Felder die Erdkruste beständig steigen oder senken lassen. Dieses Phänomen findet hier seit der Antike statt und beeinträchtigt das Leben der Bevölkerung seit jeher. Die Bevölkerung von Pozzuoli musste wegen der zyklischen Absenkung der Erdkruste bereits in der römischen Zeit vom Hafengebiet auf den oberen Hügel des heutigen Rione Terra ziehen, der heute teilweise zu besichtigen ist. Pozzuoli war bereits in der Grand Tour wegen den wichtigen archäologischen Resten bekannt. Heute sind neben einem der grössten Amphitheatern der Welt, dem Amphitheater Flavio, auch der Macellum/Serapistempel, Reste antiker Thermen sowie mit Cumae die erste griechische Siedlung mit seinem Sybillenkult erhalten geblieben. Naturalistische Highlights sind neben dem momentan geschlossenen Krater der Solfatara die Kraterseen von Lucrino und Averno sowie der kleine Naturpark am Krater des Monte Nuovo des letzten Ausbruchs der Phlegräischen Felder im Jahr 1538.

Die Ausgrabungen des antiken Cumae

Der Hafen von Baia

Die kleine Siedlung von Baia, heute eine Fraktion der Gemeinde Bacoli, befindet sich in einer malerischen Bucht eines ca. 8000 Jahren alten Kraters zwischen der Punta Epitaffio und der Punta Lanterna unter dem Castello Aragonese. Der Tradition folgend stammt der Name Baia vom hier ertrunkenen Steuermann des Odysseus Baios ab. Baia erlang in der römischen Zeit den Ruf eines Luxusorts für die wichtigen und mächtigen Persönlichkeiten der Zeit und hatte den Quellen nach eine erhebliche Anzahl von imposanten Thermen, Villen und Gärten. Heute wissen wir das unter anderem Cäsar, Pompeus, Cicero, Agrippina, Hadrian, Augustus und Nero Luxusvillen in dieser Ortschaft besassen, wovon die meisten entlang des Vulkanhangs in Richtung Meer errichtet wurden. Im Laufe der Jahrhunderte sind ein erheblicher Teil der antiken Villen verfallen, wurden überbaut oder sind von der Aktivität des Bradysismus überschwemmt worden. Die heutigen zu sehenden Reste des antiken Baiae lagen damals am Hang recht hoch über dem Meer, während der Hafenbereich überschwemmt wurde und bei einem suggestiven Bootsausflug bei klaren Tagen durch einen Glasboden oder als Taucher besichtigt werden kann. Von den untergegangenen Villen ist das Nympheum des Kaiser Claudius wohl der bisher spektakulärste Fund: die zahlreich entdeckten Skulpturen sind im archäologischen Museum der Phlegräischen Felder im Aragonesischen Schloss aufbewahrt. Innerhalb des Ortes Baia sind noch die Stratifizierungen der antiken Villen, der sogenannte Venus Tempel im Hafen und vorallendingen die römischen Thermalanlagen im archäologischen Park von Baia zu besichtigen.

Der sogenannte Venus Tempel am Hafen von Baia

Die Gemeinde Bacoli

Bacoli ist schön an einer Halbinsel mit Blick auf den Golf von Pozzuoli gelegen und beinhaltet die Fraktionen von Baia, Miliscola, Miseno und Fusaro. Bacoli war ähnlich wie Baia ein beliebter Ort des Otiums in der Antike, wird aber in augusteischer Zeit mit der wichtigsten römischen Flotte in Kap Misenum, von hier fuhr Plinius der Ältere ab um den Ausbruch des Vesuvs zu beschreiben, auch ein militärischer Vorposten und somit zusammen mit Baia ein mondäner, politischer und kultureller Treffpunkt der Zeit. Das Territorium der Gemeinde Bacoli befindet sich auf sieben Vulkanen der Phlegräischen Felder: Kap Misenum, dem Hafen von Misenum, Punta Pennata, den beiden auf dem Meeresboden von Baia, der Bucht von Baia und die Punta Epitaffio. Der Name Bacoli entstammt dem römischen Bauli und eben aus dieser Zeit sind hier noch bedeutende Reste erhalten, auch wenn einige nicht oder manchmal nur über Kontakte zu besichtigen sind. Die berühmtesten Reste der römischen Antike sind neben den Thermen von Baia sicher die Piscina Mirabilis, die Cento Camerelle, das Grabmahl der Agrippina und die Sammlung des beeindruckenden archäologischen Museums der Phlegräischen Felder im Castello Aragonese. Aus dem 18. Jahrhundert und somit aus der Zeit des borbonischen Aufwertung dieses Gegend stammt die Casina Vanvitelliana des Architekts Vanvitelli am Kratersee des Fusaro. Neben dem Fusaro befindet sich auch der vulkanische Miseno-See unweit des Zentrums von Bacoli.

Das Stadtviertel Posillipo

Die Halbinsel von Posillipo, heute ein wohlhabendes Stadtviertel der Stadt Neapel entlang der Küste in Richtung Pozzuoli, war bereits zu griechischer Zeit bewohnt und erhält eine grosse Anzahl von Bauten aus der römischen Zeit Kampaniens. Ein besonderes Beispiel ist die sogenannte Imperiale Villa und Grotta di Seiano, die 770 Meter lang durch einen künstlich errichteten Tuffsteinhügel verläuft und mit Lufteinlässen ausgestattet ist um zu einer erst privaten Villa des Publio Vedio Pollione und schliesslich imperialen Villa zu führen. Innerhalb der imperialen Villa ist auch ein griechisch-römisches Theater zu sehen, das damals circa 2000 Menschen Platz geben konnte und heute jedes Jahr im Mai für die Veranstaltung von Aufführungen und Konzerten unter dem Namen Suggestioni all’imbrunire seit einigen Jahren veranstaltet wird um dem Besucher eine magische Atmosphäre zum Sonnenuntergang mit ausgewählter Musik zu bieten. Posillipo gilt bis heute als eines der am schönsten gelegenen Gebiete des Süden Italiens und hat neben einigen malerischen Badebuchten wie Marechiaro, La Gaiola, Bagni Elena oder Riva Fiorita eine erhebliche Anzahl von faszinierenden Bauten der letzten Jahrhunderte wie die Villa Roseberry, in Staatsbesitz und manchmal Sommersitz des italienischen Staarspräsidenten, dem Schilizzi Mausoleum sowie dem Palazzo Donn’Anna des Architekten Cosimo Fanzago aus dem 17. Jahrhundert unweit des Yachthafens von Mergellina. Lesen Sie bitte auch meinen Überblick zu den veschiedenen Stadtvierteln von Neapel.

Eine Bucht von Posillipo

Agnano

Das heutige neapolitanische Stadtviertel Agnano ist eine erloschene Vulkancaldera des Systems der Phlegräischen Feder, dessen Ausbruch vor ca. 4400 Jahren stattgefunden hat. Sowohl die Bodengegebenheiten als auch die grosse Anzahl an Thermalquellen haben hier die Grundlage für einen Vulkansee geschaffen, der auf vielen Bildern aus dem 16. bis ins 19. Jahrhundert dargestellt wurde. Im Jahr 1870 wurde das Gebiet um Agnano gesäubert, der See ausgetrockent und ein hydraulisches System geschaffen, in dem durch Kanäle und einem Becken das Wasser in Richtung Bagnoli und somit ins Meer geleitet wurde. Durch die Entwässerung des Sees wurden 1870 Thermalquellen entdeckt, die zu der Einrichtung der Thermen von Agnano mit seinen bei der lokalen Bevölkerung beliebten und gesunden vulkanischen Trockensauna-Grotten geführt hat. An Stelle des Sees befindet sich heute eine Pferderennbahn, wo jeden Sonntag Morgen einer der schönsten Flohmärkte der Stadt organisiert wird. Ein besonders schönes Naturhighlight ist die Besichtigung der von dem WWF verwalteteten Naturoase des Astroni Kraters am Hang des Stadtviertels Agnano.

Ein Bild des trockengelegten Agnano-Sees

Die anderen Gemeinden der Phlegräischen Felder

Teile der Gemeinden von Marano di Napoli, Giugliano in Campania, Monte di Procida, Quarto sowie einige Stadtviertel der Stadt Neapel gehören geographisch ebenfalls zum Gebiet der Phlegräischen Felder. Neben den Altstädten von Giugliano und Marano di Napoli haben sich diese Gebiete vor allem im letzten Jahrhundert zu lebendigen Zentren der Metropolregion und andere wegen den grünen Hügeln und der Aussicht zu beliebten Wohnvierteln entwickelt. Diese liegen meist nicht am Meer oder an einem See und haben nicht so bedeutende historische aus der römische Reste vorzuweisen, die gerade am Golf von Pozzuoli in der Antike als Luxus- und Thermalgebiet so eine bedeutende Rolle bekommen hatte. Ausserdem sind hier neben den Hügeln und Kraterresten heute praktisch keine vulkanologischen Phänomene erkennbar. Wer sich einen Gesamtüberblick über die Phlegräischen Felder machen möchte, kann natürlich auch die hügeligen Stadtviertel Neapels wie die Camaldoli, Colli Aminei, Chiaiano wie die anderen Gemeinden der phlegräischen Felder besichtigen.

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