Das Sacellum der Augustalen von Herkulaneum befindet sich am am nordwestlichen Ende der Insula VI an der Kreuzung zum Decumanus Maximus der antiken Stadt. Das Gebäude des Sacellums ist rechteckig ausgelegt und hat neben einem Haupteingang über einen Flur zum Decumanus Maximus an dem noch verkohlte Holzreste zu sehen sind noch einen Seiteneingang aus grossen Pipernsteinblöcken am III. Cardo. Die Aussenfassade vom Sacellum der Augustalen war ursprünglich in Gips und weisser Farbe besetzt, von denen bis heute noch einige Reste zu erkennen sind.
Der Augustalenkult
Mit dem Übergang von der Republik zur Kaiserzeit verbreitet sich auch der Kult des ersten Imperators nach der orientalischen Tradition, in der die Vergötterung einer lebendigen Person im Vergleich zur römischen Tradition bereits vorhanden war. Für einen Liberto (freigelassenen Sklaven) war die Position des Augustalen die einzige erlaubte Möglichkeit, über ein öffentliches Amt in eine höhere soziale Position zu kommen. Der Sacellum der Augustalen wurde noch während der Lebenszeit des Augustus errichtet. Auf der Marmortafel ist eine Widmung an Augustus durch zwei freigelassene Brüder zu lesen.
Die Innenstruktur
Die Innenstruktur des Sacellum der Augustalen besteht aus einem grossen Saal, der durch vier tuskanische Säulen in drei Bereich geteilt wird. Die Säulen basieren auf einer schmalen Pipernsteingründung und enden mit einem mit Stuck besetzten Echinus und Abakus aus Pipernstein und hatten wohl auch die Funktion einen zentralen Leuchter zu halten. Eine von massiven Holzbalken getragene (die massiven verkohlten Balken sind heute noch zu sehen) und mit einer Schicht von Ziegelsteinen im Fischgrätenstil besetzten Decke bedeckt das Sacellum der Augustalen und formt eine Terrasse mit einem Fussboden aus Estrichmörtel. Der obere Bereich war wahrscheinlich über eine externe Treppe erreichbar, die heute nicht mehr erhalten ist. Erst später wurde der ab den beiden hinteren Säulen bis zur Wand gehende und über zwei Stufen zu erreichende leicht erhöhte sakrale Bereich des Sacellums hinzugefügt. Die beiden Nebenzimmer wurde wohl zur gleichen Zeit eingerichtet, im linken Bereich ist noch die erhaltene Trennwand aus Opus craticium des Dienstzimmers mit einem Bett gefunden, auf dem einer der wenigen Verstorbenen innerhalb der Stadt gefunden wurde.
Der sakrale Bereich
Das Sacellum wurde sicher während der letzten Jahrzehnte vor dem Ausbruch erneuert, da der Innenbereich komplett mit Fresken im sogenannten vierten Stil und mit einem eleganten Fussboden in Opus Sectile eingerichtet wurde. Das zentrale Bild ist unter von Säulen gehaltenen Architraven mit Freksen mit geometrischen Motiven, Blumenghirlanden und goldenen Decken eingesetzt. Die Seitenwände sind mit tragischen Masken und kleinen Miniaturbildern im unteren Bereich und Darstellungen von Fenstern mit geflügelten Viktorien im oberen Bereich sowie architektonischen Elementen im mittleren Bereich dekoriert. Auf der rechten Seitenwand ist ein Bild mit Herkules und Acheloo, Erführer seiner geliebten Deianira auf der linken Seitenwand ist Herkules mit der römischen Trias Juno, Minerva und Jupiter (als Regenbogen) zu sehen. Der elegante Fussboden aus Opus Sectile mit geometrischen Motiven sowie die Marmordekoration der unteren Seitenwände mit verschiedenen Marmorsorten, unter ihnen einige aus Afrika, geben uns eine etwaige Vorstellung über die ursprüngliche Eleganz des Sacellum der Augustalen von Herkulaneum. An der Rückwand des zentralen Innenbereichs war wahrscheinlich eine Skulptur eingesetzt. Das Fresko einer Krone aus Eichenblättern an der zentralen Wand lässt an ein Bild des Augustus (ähnlich wie im Palatin in Rom) erahnen, da ihm bei seiner Divinifizierung das Recht auf die Krone gegeben wurde.
Besonderheiten des Sacellum der Augustalen
Auf einer der Säulen am Eingangsbereich wurden zudem die Namen drei Personen eingeritzt, die vielleicht Kandidaten auf das Amt der Augustalen gewesen sein konnten. Innerhalb des Sacellums der Augustalen wurden einige bedeutende Skulpturen gefunden, die wohl der politischen Propaganda dienten. Neben den Skulpturen des Augustus, Claudius und Titus wurden weitere aus der Familie des Marcus Nunius Balbus wie dessen Mutter, Vater und Ehefrau gefunden. Ausserdem wurde ein runder Holztisch mit der Darstellung von Windhunden als Tischbeine, ein Trinkgefäss, eine Muschel und ein Fritillus (Würfelturm) ausgegraben.
Weitere Informationen
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