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Ischia Doc – Die Weine der beliebten Insel im Golf von Neapel

Die Trauben für den Ischia Doc Wein müssen zu mindestens 85% auf der Insel Ischia angebaut werden und wird in verschiedenen Varianten angeboten. Die verbreitesten Trauben der Insel Ischia sind heute Biancolella, Forastera und Piedirosso.

Weinanbau seit der griechischen Zeit

Der Weinanbau hat in Ischia eine lange Geschichte. Der Fund aus dem Jahr 1989 eines wohlhabenden griechischen Bauernhofs mit für Weinanbau typischen Trockenmauerwerk und Amphoren bester Manufaktur an der Punta Chiarito in Panza hat den geschätzten Zeitpunkt der ersten Ansiedlung der hellenischen Kolonen am Golf von Neapel um weitere 20 Jahre an den Anfang des 8. Jahrhunderts vor Christus vorgesetzt. Der Hafen von Ischia war wichtig für den Eisenhandel aus Italien nach Griechenland und man schätzt, das Ischia in ihrer Blütezeit bereits 10000 Einwohner haben konnte. Die von den Griechen verwendete Anbaumethode differenzierte sich damals von der etruskischen Methode im Inland Kampaniens und Mittelitaliens. Der Wein wurde von der Küste bis zu den Hügeln auf Terrassen mit Trockenmauerwerk angebaut und war eine wichtige Einnahmequelle der insulanischen Bevölkerung in der griechischen und römischen Zeit.

Weinanbau auf Tufsteinterrassen
Die Renaissance des Weins aus Ischia

Ab dem 15. Jahrhundert wird der ischitanische Wein in Verbindung mit einem etwa 200 Jahre andauernden Wachstum des Anbaus von Reben wieder nach ganz Italien und nach Dalmatien exportiert. In dieser Zeit verändert sich auch das Verständnis des Begriffs vom lateinischen und griechischen Wein, der sich nun nicht mehr durch die Anbautechnik (bodennah bei dem griechischen und auf Pergolas bei dem lateinischen), sondern durch die Weinkelterung unterscheiden. Auf Brettern getrocknete vinifizierte Trauben geben den griechischen Wein, der in kleineren Mengen hergestellt wurde, dafür süßer, alkoholischer, lagerhaltiger und damit auch exportfähiger war. Die frisch gepressten Trauben hingegen gaben den sogenannten lateinischen Wein, der in großen Mengen hergestellt wurde und günstiger war.

Die Schlauchpilzplage 1850 und die Veränderungen bis heute

Die Schlauchpilzplage aus dem Jahr 1850 führt zu einem starken Verlust der Reben auf der Insel Ischia und der gesamten Region Kampanien. Trauben wir die Forastera oder der Piedirosso wurden erst nach diese Plage auf Ischia eingeführt. Seit dem Wiederaufbau des Weingärten und der Eröffnung des Hafens von Ischia im Jahr 1854 entwickelt sich der Weinanbau entlang der Hügel des Epomeos auf den Terrassengärten, die durch das Trockenmauerwerk aus dem lokalen grünen Tufstein gestützt werden. Seit 1955 hat sich die Wirtschaft auf der Insel zu Gunsten des Turismus radikal verändert und den Weinanbau geschwächt. Um die lange Tradition des ischitanischen Weinanbaus zu schützen, wurde bereits 1966 dem Ischia bianco, rosso und superiore mit dem Herkunftsauszeichnung Doc geschützt. Der Ischia Doc war damit der erste Doc Wein der Region Kampanien und einer der ersten drei Doc-Weine Italiens. Erst 1993 wurden die weiteren als Doc geschützten Weine Forastera, Biancolella, Piedirosso (oder Per e Palummo), Spumante und Piedirosso Passito hinzugefügt. Heute ist Ischia eine der wichtigsten kleinen Inseln Italiens für die Weinproduktion und der Ischia Doc ist bei Kennern weltweit bekannt. Erst 2018 wurde der Vigna del Lume 2017 Cantine Mazzella als bester Weißwein Italiens bei Vinitaly, ein Ischia Biancolella Doc, mit einem sehr hotem Rating von 96/100 gewählt.

Vigna del Lume Biancolella 2017
Die Varianten des Ischia Doc
  • Ischia bianco

Der Ischia bianco darf auch als Sekt oder als superiore angeboten werden und muß aus 45-70% Forastera-Trauben und 30-55% Biancolella-Trauben bestehen. Seine Farbe geht mehr oder weniger intensiv ins strohgelb, während der Duft delikat und angenehm floreal und fruchtig ist. Der Geschmack des Ischia Doc bianco ist trocken, mittelmässig strukturiert und harmonisch mit Mandelnoten. Er passt ideal zu den Fischgerichten der süditalienischen Küche.

  • Ischia rosso

Der Ischia rosso muß mindestens 40-50% aus Guarnaccia und 40-50% Piedirosso bestehen. Sein Farbe ist rubinrot und der Duft tendiert zum klassischen Traubenduft. Der Geschmack ist trocken, mittelmässig strukturiert und angenehm tanninhaltig. Er passt zu Suppen, Eintöpfen und wird lokal gerne zum ischitanischen Kaninchen getrunken.

  • Ischia Forastera Weißwein

Die Forastera, wir ihr Name bereits zu erkennen gibt (ein Forastero ist ein Nicht-Insulaner), wurde erst nach 1867 wegen ihrer Resistenz gegenüber des Schlauchpilzes und der großen Ergiebigkeit eingeführt. Die Forastera-Traube muß einen Mindestanteil von 85% haben. Seine Farbe geht mehr oder weniger intensiv ins strohgelb, während der Duft delikat fruchtig und eigen ist. Der Geschmack des Ischia Doc Forastera ist trocken und harmonisch aber strukturiert. Er passt zu Fisch aber auch zu frischen Käsesorten.

  • Ischia Biancolella Weißwein

Die Biancolella-Traube muß einen Mindestanteil von 85% haben. Man meinte, das die Biancolella aus Bastia in Korsika nach der Schlauchpilzplage eingeführt wurde, die ursprüngliche Herkunft bezog sich allerdings auf die kleine Fraktion Bastia im Nordwesten der Insel. Die Biancolella ist also wahrscheinlich eine der historisch angebauten Trauben der Insel Ischia. Seine Farbe ist strohgelb mit grünlichen Effekten und der Duft ist angenehm aber speziell. Sein Geschmack muß trocken aber harmonisch sein und hat oft Mandelnoten. Er passt zu Fisch, Geflügel aber auch zu frischen Käsesorten.

  • Ischia Piedirosso oder Per’ e Palummo Rot- und Dessertwein

Der Piedirosso oder Per‘ e Palummo wurde erst im 19. Jahrhundert in Ischia eingeführt und ist eine der traditionellen und beliebtesten Trauben der Region Kampanien und speziell des Golfes von Neapel. Die Piedirosso-Traube muß einen Mindestanteil von 85% haben und darf auch als Dessertwein angeboten werden. Sein Farbe ist rubinrot und der Duft tendiert zum klassischen Traubenduft mit eigenen Noten. Der Geschmack ist trocken, mittelmässig strukturiert und angenehm tanninhaltig. Er passt zu gegrilltem oder gebratenem Fleisch und zu reifen Käsesorten. Der Dessertwein passito hingegen hat eine rubinrote Farbe, die in Richtung Backstein tendiert. Der Duft ist delikat, sein Geschmack ist süßlich, strukturiert und intensiv.

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Die Beneventano Igt Weine

Die Herkunftsauszeichnung Benevento oder Beneventano Igt aus dem Jahr 1995 bezieht sich auf eines der wichtigesten Weinanbaugebiete der Region Kampanien. Das Produktionsgebiet des Beneventano Igt beinhaltet die gesamte heutige Provinz von Benevent.

Das Anbaugebiet Benevent

Die Provinz von Benevent befindet sich im Herzen des Sannio im südlichen Appennin-Gebirge. Sie ist eine natürliche Grenze der thyrrenischen Küste und der adriatischen Küste und grenzt im Süden an Irpinien, im Westen nach Caserta, im Norden zum Molise und im Osten nach Apulien. Mit etwa zehntausend Hektar Weinabbaufläche, fast achttausend Winzern und etwa hundert Produzenten werden in der Provinz von Benevent über 60 verschiedene Weinsorten auf den Markt gebracht, unter denen 5 geschützt werden. Heute hat die Provinz von Benevent die größte regionale Weinproduktion, wobei die meisten Betriebe aus kleinen oder mittelgroßen Winzern besteht. Nicht selten wird der beneventanische Wein auch von Betrieben außerhalb der Provinz oder der Region aufgekauft, um ihr Weinangebot zu erweitern.

Die Weinkarte des Beneventano Igt
Die Geschichte des Weins bei Benevent

Dank archäologischer Funde und wissenschaftlicher Untersuchungen kann man davon ausgehen, das in der Provinz von Benevent spätestens seit dem 2. Jahrhundert vor Christus zur Zeit der Romanisierung Kampaniens Wein angebaut wird. In Dugenta wurde ein Amphorenlager und ein Produktionsofen gefunden, die für die Konservierung und den Export von Wein gedacht wurden. Diese Amphoren wurden nur in Dugenta und Anzio hergestellt und für den Wein des südlichen Etruriens, Latium, Kampanien und dem Sannio verwendet. Die in Dugenta hergestellten Amphoren wurden sogar in Nordafrika und Südengland aufgefunden. Ein erheblicher Teil des beneventanischen Weins wurden auf dem Weinmarkt von Pompeji verkauft, der nach dem römischen wohl der bedeutendste Weinmarkt der Zeit war. Der Sannio war dabei über Jahrhunderte die geographische Verbindung zwischen Apulien und Kampanien. Die Bevölkerung des Sannio hat in den verschiedenen Epochen durch die Handelswege die Weine aus den Abruzzen, Apulien und den griechischen Rebsorten des Epirus aufgenommen.

Das Mittelalter

Im 6. Jahrhundert nach Christus führen die Langobarden in der Provinz von Benevent pannonische Weine an. Auch Karl der Große kümmerte sich durch sein Capitulare de Villis den Weinanbau zu schützen, doch eine große Wiedergeburt des Weines des Sannio findet Dank des beneventanischen Bischofs Landulf statt, der von allen Klöstern foderte, das Weingärten angebaut werden sollen. Bis ins 15. Jahrhundert wurden beneventanische Weine durch die Flussverläufe zu den Häfen von Neapel und Gaeta aus in den Mittelmeerraum und in den Norden Europas geliefert. Die Stadt Neapel wurde zu einem großen Weinexporteur, aus der die Weine und die in Europa zu jener Zeit angefragten Dessertweine aus dem Sannio und Irpinien ausgeliefert wurden.

Die Moderne

Die beneventanische Handelsklasse wurde durch die Privilegien als Enklave des Vatikans erheblich gestärkt. Eine erste Beschreibung der Weinkultur des Sannio finden wir erst unter Murat aus dem Jahr 1811: die Weine Aus Cerreto Sannita, Solopaca, Frasso Telesino und Melizzano waren lokal und ausserregional sehr beliebt, während in Guardia Sanframondi ein Dessertwein hergstellt wurde, der dem Malaga sehr ähnlich gewesen sein musste. Nach der Vereinigung Italiens steigt die Weinproduktion des Sannio bedeutend und nationale sowie internationale Rebsorten wie Sangiovese, Barbera, Cabernet Sauvignon, Malbek, Sirah, Erbaluce, Semillon, Pinot e rheinischer Riesling werden in die Provinz von Benevent eingeführt. Doch erst nach dem zweiten Weltkrieg werden die Winzer eigene Agrarflächen aufkaufen und somit autonom herstellen. Die Weinproduzenten steigerten sich, so wie leider auch die Ausnutzung der kleineren Produzenten, die ihren Wein in diesen Generationen an die großen Mittler zu geringen Preisen abgeben müssen. Die Herkunftsauszeichnung auf europäischer Ebene im Jahr 1995 als Beneventano Igt und eine zunehmende Spezialisierung haben in den letzten beiden Jahrzehnten für bessere Konditionen der lokalen Winzer gesorgt.

Rebsortenvielfalt

Das historische Erbe der Rebsortenvielfalt des Sannio ist dabei sehr hoch. Der Beneventano Igt Wein basiert meistens auf den roten Rebsorten Aglianico, Piedirosso, Sciascinoso und Barbera del Sannio (der nicht mit dem piemontesischen zu verwechseln ist). Doch auch Aglianicone, Aleatico, Cabernet Sauvignon, Merlot, Montepulciano, Sangiovese, Primitivo und Uva di Troia können im Beneventano Igt vorgefunden werden. Bei den weißen Rebsorten dominiert die klassische und beliebte lokale Rebsorte Falanghina den Markt, während der Fiano, Greco, Coda di Volpe auch immer häufiger verwendet werden. Kleinere Produktionen von Asprinio, Biancolella, Forastera, Moscato bianco, Trebbiano Toscano, Verdeca, Chardonnay, Agostinella, Cerreto, Grieco, Moscato di Baselice und Malvasia bianca di Candia können auch vorgefunden werden.

Eine Falanghina beneventano igt
Die Varianten

Die Herkunftsauszeichnung Benevento oder Beneventano Igt hat eine zu vielfältige Auswahl an Rebsorten und geographischen Unterschieden. Eine Vielzahl von Weiß-, Rosè und Rotweinen werden teilweise auch als novello (Jungwein), frizzante (Schaumwein) oder passito (Dessertwein) geschützt. Die Beneventano Igt kann als Zusatz die Kennzeichnung Bianco, Falanghina, Coda di Volpe, Fiano, Greco, Chardonnay, Moscato, Malvasia bei den Weißweinen, Rosso, Aglianico, Barbera, Cabernet Sauvignon, Merlot, Piedirosso, Sangiovese und Sciascinoso, sowie bei der Rosèvariante Rosato tragen. Fast jede neapolitanische Trattoria oder Restaurant bietet normalerweise mindestens einen Wein aus der Provinz Benevent an. Heute hat sich dieser Wein zu einem der meist verbreitesten Weine im Alltag der kampanischen Bevölkerung entwickelt.

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Der Falerno del Massico Doc

Der Falerno war der beliebteste und teuerste Wein der Antike und vielleicht der erste Wein dem eine Herkunftsbezeichnung anerkannt wurde. Die antiken Römer schätzten diesen Wein sehr hoch ein und konservierten ihn in Anphoren, die mit einem Etikett (Pittacium) bedachten Verschluß gelagert wurden, auf der die Herkunft und der Jahrgang angegeben wurden. Vergil schreibt “Nec cellis ideo contende Falernis”, “auch dieser kann nicht mit dem Falerno mithalten”. Der Falerno gilt vielleicht als berühmtester Wein der antiken Literatur und wurde als Wein der Cäsaren bezeichnet.

Die rote klassische Variante des Falerno
Die Geschichte des antiken Falerno

Der Weinanbau im Gebiet des heutigen Falerno del Massico hat eine lange Geschichte und geht auf die griechisch-mykhenäischen Kolonien in Kampanien zurück, die den Impuls für eine Jahrtausende andauernde Weintradition des antiken von den Römern genannten Ager Falernus gegeben hat. Die Römer konzentrieren sich auf die Produktion des Falernum und bis heute sind in dieser Gegend noch archäologische Reste von antiken Landhäusern mit Weinkellern und Arbeitsgeräten zur Konservierung und Verarbeitung des Weines aufzufinden. Dieser Wein wurde damals je nach Höhe des Anbaugebiets in die Kategorien Caucinum, Faustianum und Falerno aufgeteilt und mit dem Geschmacksmerkmal austerum, dulce und tenue kategorisiert. Der Falerno wurde in alle Provinzen des römischen Imperiums ausgeliefert und mit einem antiken Etikett (Pittacium) versehen, auf dem das Herstellungsjahr, die Kategorie und dem Geschmacksmerkmal gekennzeichnet wurden. Normalerweise wurden die Exportamphoren ab den Häfen von Sinuessa, Gianola und dem Fluß Garigliano ausgeschifft. Die Amphoren des wohl beliebtesten und teuersten Wein der römischen Antike wurden in Manchester, Köln, Marseille, Nordafrika und dem gesamten Mittelmeerraum gefunden. In den letzten Jahrhunderten wurden die besonderen Charakteristiken des Falerno-Weines auch von Torquato Tasso und Sante Lancerio gepriesen. Doch erst in den letzten 40 Jahren wurde auf diesem Gebiet, Dank der Arbeit von einigen kleinen Winzern, die an den antiken Namen erinnerde Weinherstellung wieder aufgenommen und kann heute einige stolze Resultate vorweisen. Dennoch ist der heutige Falerno nicht mit dem antiken Wein zu vergleichen: einerseits weil den antiken Weinen oft Zusätze wie Honig, Gewürze und manchmal Meerwasser beigemischt wurde, andererseits weil wir nicht wissen wie weitläufig das Produktionsgebiet damals war und welche Rebsorten verwendet wurden.

Die Einrichtung der Herkunftsbezeichnung Falerno del Massico Doc

Dank dem neapolitanischen Anwalt und Winzer Francesco Paolo Avallone wurde im Jahr 1989 ein Doc-Areal des Falerno del Massico eingerichtet, das sich auf das Produktionsgebiet und die Tradition des antiken Falerno bezieht. Auch der Falerno hat wie andere europäische Weine an der Reblaus gelitten und wurde erst in den 70er Jahren wieder angebaut. Dank Avallone und seinem Betrieb Villa Matilde sowie weiteren kleinen Winzern aus der Gegend ist der Falerno del Massico heute wieder zu einem anerkannten Wein geworden.

Das Anbaugebiet

Das Produktionsgebiet des Falerno del Massico doc befindet sich im Nordwesten der Provinz von Caserta, dem antiken Areal des Ager Falernus und beinhaltet die 5 Gemeinden Sessa Aurunca, Cellole, Mondragone, Falciano del Massico und Carinola. Das Anbaugebiet beginnt an den Hügeln des massiven eingeschlafenen Vulkans von Roccamonfina, die die hügelige und flache Landschaft der Gemeinde Sessa Aurunca zwischen ihr und der Kalksteingebirgskette des Monte Massico einschließt. Das Anbaugebiet von Carinola, Falciano del Massico und Mondragone wird von eben dieser Gebirgskette von den kalten Tramontana-Winden geschützt. Das vom Vesuv und den Phlegräischen Feldern unabhängige große Vulkanmassiv von Roccamonfina hat besondere Charakterisktiken und beeinflußt den Geschmack der lokalen Produkte. Das Anbaugebiet der Herkunftsbezeichnung zählt heute nur knapp über 150 Hektar von der Küste bis zu einer Höhe von 350 Metern bei einer Produktion von weniger als 300.000 Flaschen (Daten aus dem Jahr 2010), wobei eine Vielzahl kleiner Winzer erst in den letzen Jahren neue Weingärten angepflanzt haben. Der Großteil der Produktion bezieht sich auf die roten Varianten des Falerno del Massico Doc.

Der Falerno innerhalb der Provinz von Caserta
Der Falerno del Massico Rosso und Riserva

Die traditionelle Version des roten Falerno del Massico rosso Doc wird aus zwei typischen lokalen Rebsorten der Region Kampanien hersgestellt: Aglianico (mindestens 60%) und Piedirosso (maximal 40%). Der Aglianico ist eine bereits in der Antike verwendete lokale Rebsorte, aus der auch die beiden Docg-Rotweine Taurasi und Aglianico del Taburno Kampaniens hergstellt werden. Der Piedirosso ist eine lokale Rebsorte, die besonders um Neapel und dem vesuvianischen Gebiet angebaut wird. Die Herkunftsbezeichnung erlaubt es auch eventuell bis zu 15% weiterer Rebsorten aus der Provinz von Caserta zu verwenden. Der Falerno del Massico rosso doc hat eine bedeutende Struktur und eine dichte und undurchdringliche rubinrote Farbe, die mit der Lagerung ins Granatrot tendiert. Sein Bukett erinnert an bittere rote Früchte und hat dabei eine leichte Würze. Der Wein hat eine ausgeglichene Säure, offenbart seine samtigen Tannine und sein Geschmack tendiert zu dunklen und intensiven Früchten wie Kirschen, Brombeeren und Himbeeren mit einem lang anhaltenden Rückgang. Den Falerno del Massico rosso gibt es auch die Variante des Riserva, der mindestens 3 Jahre lang und dabei ein Jahr in Holzfässern gelagert werden muß. Er sollte bei einer Temperatur von 16-18°C serviert werden und passt ideal zu roten Fleischsorten, zu gegrilltem Fleisch oder Nudeln mit deftigen Fleischsoßen.

Der Falerno del Massico Primitivo
Die weisse Variante des Falerno von Nugnes

Der Herkunftsbezeichnung erlaubt auch die Verwendung des Primitivo, der besonders in Apulien aber auch seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts in der Provinz von Caserta angebaut wird. Dieser Wein muß mindestens zu 85% aus der Rebsorte Primitivo bestehen und darf maximal einen Anteil von 15% aus Aglianico, Piedirosso oder Barbera enthalten. Das Bukett des Falerno del Massico Primitivo Doc erinnert an rote Früchte, kleine Waldfrüchte und hat eine leichte Würze. Sein Geschmack gibt eine starke Wärme und Strukter ab und beeindruckt mit intensiven und verführerischen Aromen. Auch der Primitivo sollte zu geschmacksintensiven und gegrillten Fleischsorten getrunken werden.

Der Falerno del Massico Bianco Doc

Die antike Tradition dieses Gebiets konzentrierte sich auf die Umwandlung von Rotweinen, während heute auch eine weiße Variante dieses Gebiets angeboten wird. Der Falerno del Massico Bianco muß zu 100% aus lokalen Falanghina-Reben bestehen. Die Farbe ist strohgelb mit grünen Reflexen, während der Geschmack voll und trocken ist. Er passt gut zu frischen Käsesorten wie einem jungen Caciocavallo, der Büffelmozzarella oder zu Krustentieren oder gegrilltem Fisch. Er sollte bei einer Temperatur von 7-8°C serviert werden.

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Der Greco di Tufo Weißwein

Der lagerbare Weißwein Greco di Tufo gilt als einer des besten Weißweine Italiens und ist seit 2003 mit der Ursprungsbezeichnung Docg geschützt. Seine auf ein recht kleine Fläche limitierte Produktion macht ihn für viele Weinkenner zu einem Geheimtipp und einer gelungenen Abwechslung zu den anderen berühmten Weißweinen Italiens.

Die Geschichte und die Docg-Auszeichnung

Der Greco di Tufo hat einen sehr antiken Ursprung: sein Ursprung soll aus Thessalien stammen und in der Antike in Kampanien eingeführt worden sein. Im vesuvianischen Gebiet war er weit verbreitet und Schriften aus Pompeji weisen auf seine Präsenz im 1. Jahrhundert nach Christus hin. Im Laufe der Jahrhunderte verbreitet sich der Greco auch um Tufo in der Provinz von Avellino. Der Greco wird bereits im Jahr 1970 als Doc-Wein geschützt und erhält im Jahr 2003 schließlich die Ursprungskennzeichnung zum Docg-Wein und ist damit zusammen mit dem Fiano di Avellino einer der beiden Docg-Weißweine der Region Kampanien.

Der gering ausgefallene und starke Jahrgang 2017 des Greco di Tufo von Caggiano
Das Anbaugebiet des Greco di Tufo

Das Produktionsgebiet des Greco di Tufo Docg liegt im Norden der Provinz von Avellino in der Region Kampanien an der Grenze zur Provinz von Benevent und umfasst die Gemeinden Tufo, Altavilla Irpina, Chianche, Montefusco, Prata di Principato Ultra, Petruro Irpino, Santa Paolina und Torrioni. Das Anbaugebiet umfasst circa 61 Quadratkilometer, schließt dabei einen Teil des Partenio-Regionalparks ein und grenzt an das Areal zwei weiterer exzellenter kampanischen Docg-Weine an: der rote Taurasi und der weiße Fiano di Avellino. Die Anbauflächen des Greco di Tufo müssen hügelig sein und mit eine intensive Sonneneinstrahlung haben, während die Felder im Bergtal als untauglich gelten.

Die Eigenschaften

Der Greco di Tufo muß einen Mindestanteil von 85% an Greco-Trauben enthalten und darf maximal einen Anteil von 15% Coda di Volpe-Reben enthalten. Der Mindestalkoholanteil darf die 12% nicht unterschreiten und sowohl Vinifizierung, als auch die Reifung und die Weinabfüllung müssen in der Provinz von Avellino stattfinden. Die Farbe des Greco di Tufo ist intensiv strohgelb, sein Bouquet angenehm und fein. Das Boquet erinnert an grünen Apfel, Jasmin, Zitronatzitronen und Wildhonig. Der Geschmack ist anhaltend intensiv, harmonisch und trocken. Er ist einer der wenigen Weißweine Italiens, der sich auch zur Reifung eignet. Seine starke Struktur erlaubt diesem besonderen Weißwein Kampaniens auch 5 bis 10 Jahre zu lagern.

Die Verwendung

Der Greco di Tufo eignet sich sicherlich zu Speisen mit Fisch (speziell wenn er geräuchert ist), Krustentieren, Meeresfrüchten, aber auch zu frischen Käsesorten wie der kampanischen Büffelmozzarella, einem Steinpilzrisotto, einer Linsensuppe oder auch zu Geflügel. Sollte der Greco di Tufo bereits ein paar Jahre gereift sein, ist eine Kombination mit Kräuterkäsesorten interessant. Die recht seltene Sektvariante des Greco di Tufo wird gerne als Aperitiv oder auch zu kalten Vorspeisentellern getrunken.

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Der Taurasi Docg aus Irpinien

Der Taurasi ist ein hervorragender Wein und gilt, obwohl er international nicht sonderlich bekannt ist, als einer der bedeutendsten und langlebigsten Weine aus dem Süden Italiens und wird oft mit dem Barolo und dem Brunello di Montalcino verglichen.

Die Charakteristiken des Taurasi

Der Taurasi gilt als König der Rotweine Süditaliens, ist mindestens 20 Jahre lagerfähig und wird zu mindestens 85% aus der Rebsorte Aglianico hergestellt. Die vorgeschriebene Reifungsdauer für den Taurasi DOCG beträgt drei Jahre (davon ein Jahr im Holzfass), mit dem Zusatz „Riserva“ vier Jahre (davon 18 Monate im Holzfass). Die Mostausbeute beim Taurasi darf nach der ersten Fermentation der Trauben keine 70 Prozent und nach der Reifung keine 65 Prozent übersteigen. Die Farbe ist intensiv Rubinrot und das Bukett erinnert an Waldfrüchte, aromatische Gewürze, Veilchen und Kirschen. Der Geschmack des Taurasi ist trocken, voll, harmonisch, ausgeglichen und hat einen anhaltenden Nachgeschmack. Der Taurasi sollte bei 16-18°C serviert werden und passt hervorragend zu aromatischen Speisen wie Pasta mit Fleischsoßen, Wild und Geflügel, gegrilltes Fleisch und reife Käsesorten. Kurios ist, das der Taurasi laut Ursprungsbezeichnung in dunklen Bordauxflaschen und mit einem Naturkorken verkauft werden muß!

Das Anbaugebiet

Das Anbaugebiet der Docg-Ursprungsbezeichnung befindet sich in Irpinien in der Region Kampanien im Nord-Osten von Avellino in den Ortschaften Taurasi, Bonito, Castelfranci, Castelvetere sul Calore, Fontanarosa, Lapio, Luogosano, Mirabella Eclano, Montefalcione, Montemarano, Montemileto, Paternopoli, Pietradefusi, Sant’Angelo all’Esca, San Mango sul Calore, Torre le Nocelle und Venticano und grenzt an das Weißweinanbaugebiet des Fiano di Avellino und des Greco di Tufo an. Irpinien ist ein Gebiet im Süden Italiens, das dem stereotipischen Bild Süditaliens der Sonne, des Meeres, der Pizza und der Mandoline weit entfernt liegt. Die Temperaturen sind im Winter oft kalt, im Sommer nicht selten mild und oft vier bis sechs Grad kälter als an der Küste mit einigen sehr heißen Wochen, die manchmal bis 40 Grad erreichen können sowie recht starken Unterschieden bei den Tages- und Nachttemperaturen. So wie viele andere besondere italienische Rotweine wächst auch der Taurasi auf kühlen und nicht selten nebeligen Hügeln. Das Klima und die in 400 bis 700 Metern Höhe gelegenen Hügel im Nordosten von Avellino lassen die Rebsorten hier besonders gut reifen. Der besondere Boden hat einen starken Lehmanteil und vermischt sich mit hellem Tufstein und den Kalksteingebirgen des Subappenins und sorgt für einen prägnanten und kräftigen Geschmack. Das Anbaugebiet ist relativ klein, hügelig und zwischen Wäldern gelegen, die Produktion ist somit nicht ausreichend um auf dem weiten internationalen Weinmarkt einen Namen zu bekommen. Auf den stark aufgeteilten Feldern dieses Gebiets haben die kleinen Grundbesitzer ihren Lebensunterhalt lange mit dem Verkauf von Wein finanziert. Es ist nicht lange her, als der Wein noch unter großen Zelten, Starze genannt, angebaut wurden, die auf Kosten der Qualität eine große Menge Wein produzieren konnten. Aumnders als im Gebiet von Neapel, wo die Nachfrage nach Wein bereits im Dezember vorhanden war und im Laufe des Jahres wegen der dichten Bevölkerungsdichte konstant blieb, setzten die irpinischen Winzer auf gute Weinfässer und eine qualitative hochwertige Lagerung des Weines.

Die Geschichte des Aglianico und des Taurasi Docg

Es ist nicht sicher, woher der Name der Rebsorte Aglianico stammt, der sich sowohl auf die im Cilento gelegene antike Stadt Velia (Eleanico) oder sich auch generell auf den griechischen Ursprung Ellenico beziehen könnte. Geschichtliche letterarische Hinweise auf den Aglianico werden uns auch von dem römischen Dichter Horaz gegeben, der aus Venosa in der heutigen Basilikata stammte. Unter der Herrschaft der Aragonesen im 15. Jahrhundert und dem spanischen Brauch ein doppeltes l wie ein italienisches gli auszusprechen wandelt sich der Name von Elleanico in Aglianico. Im Jahr 1809 wird offiziell die Gemeinde Taurasi gegründet, die wie das ganze Königreich beider Sizilien 1860 an Italien gebunden wird. Im Jahr 1893 wird der Ort Taurasi mit einem Bahnhof ausgestattet, der daraufhin dem Wein diesen Namen geben wird, da von hier aus während der Reblausplage der 1920er Jahren große Mengen Wein nach Norditalien und Frankreich ausgeliefert wurden. Der vulkanische und hoch gelegene Boden in der Provinz von Avellino hat die Ausbreitung der Parasiten nämlich lange verhindern können. Während der Armut der Nachkriegszeit wurden in Irpinien oft Weinfelder mit dem Anbau anderer Früchte wie den beliebten lokalen Haselnüssen ersetzt. Als der Taurasi im Jahr 1993 als erster süditalienischer Wein die Docg Auszeichnung bekam, glaubten noch wenige an eine Entwicklung dieses Weines. Der Grund ist nicht schwer auszumachen, da der Süden Italiens nur als Produktionsorientiertes und nicht als Marktorientiertes Anbaugebiet gesehen wurde. Der Qualitätssprung und das steigende Interesse am Taurasi wurde durch die Aufwertung der wichtigsten Rebsorte Süditaliens erreicht: der Aglianico.

Die Rebsorte Aglianico, in Kampanien weit verbreitet
Die Rebsorte Aglianico

Der Aglianico ist ein launischer Wein: er reift spät, ist anfangs intensiv und rauh, ist kompliziert im Anbau und erlaubt keine leichte Vinifizierung, bei der die Tannine und die Säure Zeit brauchen um den Wein weich werden zu lassen. Zusammengefasst ist der Aglianico eine schwierige Rebsorte, die in Zeiten der Vereinfachung und Banalisierung der Weinherstellung ein schweres Leben hatte. Unverkennbar in seinem Geschmack nach Veilchen, Sauerkirschen, Waldbeeren und Waldfrüchten, kann der Aglianico in seiner Weinherstellung schnell entweder ein banales oder ein außerordentliches gutes Produkt werden.

Der Erfolg und die Docg Ursprungskennzeichnung auf europäischer Ebene

In den letzten Jahren ist die Anfrage nach Taurasi außerordentlich gestiegen und dieser Wein hat sich einen kleinen Platz zwischen den großen internazionationalen Weinen geschaffen, so daß die Winzer von 10 auf 80 herangewachsen sind. Bereits im Jahr 1993 wird dem Taurasi die Ursprungsbezeichnung Docg zugesprochen und bleibt bis zur Docg Bezeichnung der zwei weißen beruhmten Weine aus Irpinien in der Provinz von Avellino im Jahr 2003 praktisch 10 Jahre lang der einzige Wein aus Mittel-Süditalien mit der höchsten Auszeichnung Italiens mit europäischer Anerkennung. Die Ursprungskennzeichnung Docg erlaubt neben dem Mindestanteil von 85% Aglianicoreben auch 15% andere Rebsorten, die meisten Winzer produzieren aber einen Taurasi mit 100-prozentigem Aglianico-Anteil. Der Anteil dieses Weines an der gesamten Weinproduktion Italiens ist dabei stabil oder sogar sinkend, obwohl die Qualität des Taurasi in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat. Außerdem bringen immer mehr Winzer den Taurasi später auf den Markt, denn wenn ein Taurasi wirklich begeistern soll darf er selten unter 10 Jahre jung sein. Die Gründe seines neuen Erfolgs sind die selben, die vorher den Aufstieg dieser Rebsorte vermieden haben: eine späte Ernte und damit eine Verlängerung des Risikos der Winzer über etwa zwei Monate, die schwer in den Griff zu bekommenen und Zeit anfordende Tannine und die damit verbundene Vermischung mit anderen Weinen wie dem Piedirosso, die ohne die Erfahrung eines guten Winzers schwer aufzuwertende starke Frische, die nicht besonders große Produktionsmenge und der nicht homogene Reifungsprozeß dieser Traube geben diesem Wein eine besondere Komplexität.

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