Heute ist nicht leicht viel über das freiheitsliebende Volk der Samniter zu erfahren, das sich lange gegen die römische Invasion gewehrt hat und die Ausbreitung Roms über Generationen aufhalten konnte. Der römische Sieg bedeutete auch die Unterwerfung eines stolzen Volkes, das wegen der starken Verteidigung und einigen darauffolgenden Aufständen von der römischen Geschichtsschreibung somit oft als kriegerisch beschrieben wird. Die samnitischen Stämme der südlichen Abruzzen, dem Molise, dem nördlichen Apulien und dem Inland Kampaniens gründen schliesslich eine verbündete Vereinigung, die sich im 5. Jahrhundert vor Christus auch am Golf von Neapel ausbreiten wird.
Die historischen Voraussetzungen der Ansiedlung
Die beiden für die Griechen siegreichen Kriege mit den Etruskern (524 und 474 v. Chr.) erschöpft viele Energien der beiden Kulturen, eine Einwanderung aus den Bergen des südlichen Apennins der Samniter kann somit nicht verhindert werden. Während wir klare Hinweise auf die beiden Kriege zwischen Griechen und Etrusker haben, gibt es keine klaren Hinweise aus der griechischen Literatur über eine kriegerische Invasion: somit bleibt ungeklärt ob die Ausbreitung am Golf von Neapel über einen langen Zeitraum oder in relativ kurzer Zeit vorangeschritten ist.
Die gesellschaftliche Organisation
Die Samniter waren in erster Linie Hirten, die über die Jahreszeiten die Gebiete gewechselt haben und keine wirklichen Städte bildeten. Stadtstaaten wie bei den Griechen sind den Samnitern unbekannt. Die Organisation der Siedlungen (pagus) schien auf einer Art Feudalwirtschaft zu basieren, bei denen die Aristokraten Abgaben erwarteten, wirkliche Sklaven schien es bei den Samnitern aber nicht zu geben. Die verschiedenen verbündeten Siedlungen bildeten einen „Touto“, die ihren „Meddix“ wählten, der von den Funktionen dem Konsul bei den Römern ähnelt.

Die Rolle der Männer und Frauen
Die Männer hatten daher eine intensive kriegerische Ausbildung um die Familie und den Stamm bei den Wanderungen zu schützen. Bis der Begriff Gladiatoren geprägt wurde und ausländische Rüstungen und Waffen hinzugefügt wurden, hiess ein Kämpfer bei Festspielen in Rom noch „Samniter“. Kämpfe zwischen Männern nach einer Beerdigung waren bei den Samnitern normal und es scheint heute wahrscheinlich das Rom diese Tradition von den Samnitern übernehmen wird und in Schaukämpfe umwandeln wird. Die Frauen hatten bei den Samnitern eine wichtige Rolle, da sie sich laut Horaz um die Erziehung und die Herde gekümmert haben. Eine Scheidung war möglich und anders als bei den Griechen durften die Frauen später wohl auch am Symposium teilhaben.
Die Wirtschaft der Samniter
Die Wirtschaft der Samniter basiert sich daher auf Tierzucht und wo es möglich war auf Landwirtschaft. Da das samnitische Territorium keinen Zugang zum Meer und grosse Täler hat, bleibt die Zucht von verschiedenen Tieren, besonders Schafe für die Verarbeitung von Wolle und Herstellung von Käse, die wichtigste Überlebensstrategie. Auch die Nutzung der Wälder für die Häuser hat eine wichtige Rolle, denn die Wälder Kampaniens und Molise bieten hervorragendes Holz. Im Sommer waren daher die Berge beliebt, während im Winter die Täler mit ihren Herden erreichten. Die Vasen, Schmuck- und Metallproduktion hingegen bleibt relativ gering, so ist auch der Handel mit anderen Völkern nicht besonders relevant
Langsame Ausbreitung in Richtung Golf von Neapel
Die Samniter haben bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. ab Casalbore, einem Ort zwischen dem Irpinien (der heutigen Provinz von Avellino) und Apulien, bis zur Mitte des Jahrhunderts fast das gesamte submontane Gebiet Kampanien erobert. Hier besetzen sie bestehende Orte wie Rufrae (Presenzano), Caudium (Montesarchio) und Alifae (Alife) oder gründen neue Siedlungen wie wahrscheinlich Telesia (Telese Terme). Die samnitischen Siedlungsgebiete sind aber noch kaum urbanisiert sondern eher verstreut und auf familiärer Basis (pagi und vici) organisiert und fügen sich den Siedlungen in den leicht zu verteidigenden, abgelegenen Orten im tiefen Irpinien (wie Morra, Bisaccia und Cairano) oder in der weiter südlich gelegenen Oenotria (bei Buccino, Athena Lucana und Padula) ein.
Die Ansiedlung an der Küste Kampaniens
Die ursprüngliche Einwanderung der Samniten in Kampanien als Hirten wird schliesslich zu einer Invasion und dauerhaften Ansiedlung mit verschiedenen interessanten kulturellen Elementen. Im Jahr 424 und 421 v. Chr. werden sogar Capua und Cuma stark samnitisch geprägt, auch Neapolis, Pompeji, Herculaneum, Nola und Nocera können sich einem starken samnitischen Einfluss nicht entziehen. In diesem Prozess werden auch Teile der samnitischen Bevölkerung nun Bewohner der Städte und übertragen durch den andauernden Handel religiöse Kulte und politische Rollen ebenfalls auf die Bevölkerung im Inland Kampaniens.
Kulturelle Vermischung und Unterdrückung durch Rom
Das damalige Volk der sogenannten Osker in der Region Kampanien, das sich durch eine eigene Sprache und einer interessanten und fortschrittlichen Zivilisation mit ruralem Charakter auszeichnet, wird zuletzt durch das Treffen und die Fusion der verschiedenen ethnischen und kulturellen Elemente, angefangen von den Ausonen, Opiciern, Etruskern, Griechen bis zu den Samniten geboren. Die erste Ausbreitung Roms ausserhalb der Region Latiums wird daher dieses damals durch die vielen ethnischen Einflüsse kulturell fortschrittlichem und legendär fruchtbarem Territorium betreffen. Capua wurde damals auch „das weitere Rom“ genannt und die über 50 Jahre (343 – 290 v. Chr) fast dauerhaft anhaltenden und schwierigen drei samnitischen Kriege, teilweise mit schwierigen Niederlagen und deftigen Demütigungen wie den „Forche Caudine“ verbunden, werden erst gewonnen, nachdem Rom zum ersten Mal in der Geschichte Söldner anheuert und Legionen bildet. Ab 290 v. Chr. wird die kampanische Bevölkerung von Rom unterworfen und zu starken wirtschaftliche Abgaben gezwungen, während die Eroberung Kampaniens grossen kulturellen Einfluss auf das spätere Imperium Roms ausüben wird.
Weitere Infos finden Sie in meinem Blog zur Geschichte Neapels und Kampaniens