Die Casa dei Cervi von Herkulaneum wurde wahrscheinlich innerhalb der Zeit des Claudius errichtet und gehörte wohl Q. Granius Verus, ehemaliger Duovir und Decurio der Stadt bis 61 n. Chr. Der Hinweis stammt von einem intakten verkohlten Brot mit dem Aufdruck “Celer, Sklave des Q. Granius Verus“ in Verbindung mit der auf dem Decumanus Maximus gefundenen Liste der Augustalen, auf dem jener Celer aufgeführt wurde. In der Casa dei Cervi von Herkulaneum wurde bereits in der borbonischen Zeit gegraben und bei viele Fresken in den Königspalast von Portici gebracht (heute im Archäologischen Museum von Neapel). Freigelegt wurde die Casa dei Cervi schliesslich unter der Direktion des Amedeo Maiuri zum Anfang des 20. Jahrhunderts.
Der Eingangsbereich
Der Eingang zur Casa dei Cervi liegt auf dem Cardo V direkt am Zugang zum Hafen und misst eine beeindruckende Fläche von ca. 1090 Quadratmetern. Der kleine Eingangsflur führt in ein mit architektonischen Elementen im vierten Stil dekorierten Atrium, das in diesem Fall kein Impluvium hat und als Zugang zu den anderen Räumen seine Funktion als zentralen Lebensraum verliert. Das Atrium fungiert also als Zugangsraum zum Triklinium, zwei Cubiculae sowie den oberen Bereich durch eine Treppe am Eingangssflur des Hauses.
Das Triklinium
Das Triklinium ist mit schwarzen Flächen mit roten Rahmen und einem Fries mit architektonischen Elementen dekoriert, während der Fussboden in Opus Sectile mit buntem Marmor mit einer Vielzahl von geometrischen Figuren als einer der elegantesten der gesamten vesuvianischen Ausgrabungen gilt. Laut Maiuri erscheint der Fussboden wegen der Verwendung einer Vielzahl von Motiven und Marmorsorten nicht als wirklicher geometrischer Stil. Neben dem Triklinium befinden sich weitere aus den Cryptoportikus gerichtete Zimmer mit ähnlich eleganten Fussböden, die mit der Darstellung von Säulen und Architekturformen dekoriert sind. Neben und hinter dem Triklinium befindet sich ein elegantes Cubiculum, ein Oecus mit ähnlich reichen Fussböden in Opus Sectile als auc, Lagerräume, eine Latrine und die Küche des Hauses.
Der Cryptoportikus und der Garten
Der Cryptoportikus ist der Dreh und Angelpunkt der Casa dei Cervi und wurde besonders aufwendig und kostspielig eingerichtet. Der Fussboden besteht aus schwarzen und weissen kleinen Mosaiken und an den Gängen hingen ursprünglich 60 Fresken mit Szenen von Putten, Stillleben und architektonischen Elementen. Die meisten von ihnen sind wegen ihrer Schönheit heute im Archäologischen Museum von Neapel ausgestellt. Einige Fenster öffnen sich auf den Garten des Hauses um den Cryptoportikus zu beleuchten. Laut Maiuri könnte der Cryptoportikus die ehemalige Struktur eines Peristils mit der Verwendung von geschlossenen Fluren statt eines offenen Säulengangs übernehmen, Im Garten wurden runde Tische und verschiedene Skuplturen entdeckt, unter anderem die ausgestellten Kopien des betrunkenen Herkules, dem Satyr mit einem Weinsack und den von Hunden angegriffenen Rehen. Über dem zentralen Zugang vom Garten zum Cryptoportikus ist ein Portal mit Glasmosaiken und Muscheln zu sehen, die einen Oceanus, Putten und Meerestiere abbilden. Laut Maiuri müsste die Einrichtung des Oecus bzw. panoramischen Sommertrikliniums vor den bourbonischen Ausgrabungen ursprünglich aufwendiger gewesen sein als wir sie heute sehen.
Das Tablinum
Der Garten führt in das Tablinum des Hauses, das leider fast komplett die Wanddekorationen verloren hat. Das Tablinum befindet sich direkt über der Stadtmauer Herkulaneums unter einem Pavillon auf in weiss und rot dekorierten Pfeilern und bot ein Panorama über den Golf von Neapel. Neben dem Tablinum befanden sich zwei rechteckige Gärten und zwei elegante Diaetae (eines mit einem Fussboden in opus sectile), von denen ein Fenster auf das Meer und eines in den Garten gerichtet war. Laut Jashemski waren die Marmorstatuen des kleinen Eros, die heute an die Skulptur des Nonius Balbus am Hafen angebracht wurden, wohl ursprünglich Teil der Dekoration einer dieser beiden Gärten und vom Vesuvausbruch in den Hafen geworfen worden. Der letzte Teil der Terrasse war unbedeckt und wurde als Solarium verwendet um mit einer frischen Meeresluft spazieren zu können.
Weitere Besonderheiten
Neben einigen Alltagsgegenständen wie dem angesprochenen verkohlten Brot, Lampen, Glassbehältern, kleinen Skulpturen, Gewichten, Parfumflakons, Rufglöckchen, eine Halskette oder Würfeln wurde hier interessanterweise eine Badewanne aus Bronze gefunden, die als selten gilt da die römische Kultur normalerweise Öffentliche Bäder bevorzugte. Laut Pagano und Prisciandaro stammt ein wunderschönes Basrelief einer dionysischen Prozession mit drei Figuren ebenfalls aus der Casa dei Cervi.
Die Casa delle Scheletro von Herkulaneum (Haus des Skeletts) trägt ihren Namen wegen des Fundes des ersten Skeletts innerhalb der Ruinen des antiken Stadt während der bourbonischen Ausgrabungen unter Carlo Bonucci im Jahr 1831, in der es bis zur Ausgrabungen am Hafen in den 1980er Jahren kaum Leichen entdeckt wurden. Die komplette Freilegung der Casa dello Scheletro von Herkulaneum wurde schliesslich durch Amedeo Maiuri im Jahr 1927 durchgeführt.
Die Struktur und das Atrium
Die unweit vom Meer gelegene Domus entlang des Cardo III hat eine Fläche von 410 Qm und besteht aus einer Zusammensetzung von zwei oder wahrscheinlich drei kleineren vorherigen Häusern. Die Casa delle Scheletro von Herkukaneum bestand ursprünglich aus zwei Etagen, von der nur die untere erhalten blieb. Teile der oberen Etage sind noch vom Atrium aus zu erkennen. Das über ein mit schwarz-weissen Mosaiken dekorierten Eingangsflur zu erreichende Atrium wurde bei den Ausgrabungen von 1831 leider seinem Marmorfussboden und Impluvium entnommen und erscheint heute eher karg.
Das Nympheum
Vom Atrium aus sind weitere Räumlichkeiten, unter anderem ein kleines Tablinum, ein Triclinium und ein Nympheum zu erreichen. Das Nympheum besteht aus zwei rechteckigen Becken und einer Pseudogrotte mit einem fiktivem opus quaratum aus rotem Kalkstein und blauen Mosaiksteinchen sowie einem Fries mit ursprünglich sieben Moaikabbildungen. Drei dieser Bilder sind noch original, während die zentralen Mosaike im Archäologischen Museum von Neapel ausgestellt sind. Auf den erhaltenen Mosaiken ist die Opfergabe eines Widders und ein Opferspender zu sehen, die dem Weingott Bacchus geliefert wurden (auf der Kopie zu erkennen).
Das Oecus mit dem offenen Lararium
Ein vom Atrium ausgehender Flur führt in ein Oecus mit einer Dekoration im dritten Stil mit rot- und orangefarbenen Rahmen mit architektonischen Elementen und einem Fussboden in Opus Sectile. Der Raum hat eine kleine Absis und ein grosses Fenster auf das Tablinum des Hauses. Eine weite Öffnung blickt in den kleinen Hof mit einem Mosaiklararium mit einer Marmortafel unter einem erhaltenen antiken Eisengitter.
Der Wohnbereich
Ein weiterer Flur rechts vom Atrium führt in Dienstzimmer und zwei im dritten Stil dekorierten Schlafräumen mit einem teils erhöhtem Fussboden und einem gut erkennbaren Schlafbereich. Hier ist noch die Unterschrift des Leiters der bourbonischen Ausgrabungen aus dem 19. Jahrhundert an der Wand zu lesen.
Die Struktur der Casa del Tramezzo di Legno von Herkulaneum (Haus der Holzwand) wurde wahrscheinlich zum Anfang des 1. Jahrhunderts vor Christus errichtet und erhielt bis zum Ausbruch des Vesuvs noch erheblichen Veränderungen. In der letzten Phase der Casa del Tramezzo di Legno von Herkulaneum wurden noch zwei weitere Wohnungen hinzugefügt, bei der die Bewohner wahrscheinlich zu einer Art Wohngemeinschaft mit gemeinsamen Dienstleistungen zusammengewachsen sind. In der oberen Etage wurden zwei weitere Wohnungen hinzugefügt und einige ehemalige Seitenzimmer an der Nebenstrasse in Geschäfte umgewandelt.
Die Fassade und der Eingangsbereich
Die Casa del Tramezzo di Legno von Herkulaneum hat eine für ein Patrizierhaus typische Fassade mit Sitzbänken für die Kunden am Eingangsbereich mit Fenstern in verschiedenen Grössen durch die Umwandlungen im Laufe der Zeit. An den Wänden des Eingangsflurs sind noch Stuckreste zu erkennen, auf denen ursprünglich mittlerweile verbleichte Freskendekorationen angebracht waren. Das Seitenzimmer im Eingangsflur war die Cella Hostiaria für den für die Sicherheit zuständigen Haussklaven.
Das Atrium
Das grosse tuskanische Atrium (ohne Säulen) bietet Zugang zu den auf drei Seiten liegenden Zimmern, während die Nordseite komplett geschlossen wurde um sie in Geschäfte umzuwandeln. Der Fussboden wurde aus Opus Signinum (Ein römischer Estrichmörtel) gefertigt, in dem weisse Marmorteilchen und ein Marmorimpluvium (eine Neuerung aus augusterischer Zeit, das teilweise eingebrochen ist) mit einem zentralen Springbrunnen in der Mitte des Atriums eingesetzt wurden. Die Wasserspeier aus Terracotta im Compluvium des Daches sind original und wurden bei der Neuerrichtung des Daches wieder angebracht. Ausserdem konnte sich der prächtige mit Löwenköpfen versetzte Marmortisch (Cartibulum) vor dem Impluvium erhalten. Dieser Marmortisch wird auch gerne als Mensa Vasaria bezeichnet, was darauf hindeutet das auf ihm oft schöne Vasen gestanden haben.
Die Schlafräume und das verkohlte Bett
Auf der rechten Seite neben dem Eingangsflur ist ein Schlafraum mit einem eleganten schwarz-weissen Mosaikfussboden mit geometrischen Mustern und einer teilweise aus einem Gewölbe bestehender Decke. An den Wänden wurden blaue und grüne Fresken auf weissem Hintergrund wurden über einer breiten roten Linie angebracht. Unter dem Gewölbe befand sich der Schlafbereich (Alcova), der in der Regel mit einem Tuch abgedeckt wurde. Auf der linken Seite des Atriums sind zwei weitere Schlafräume mit raffinierten Fresken sowie eine erhaltenen Bettstruktur ausgestellt. Das Bett der Casa del Tramezzo di Legno von Herkulaneum ist eines von insgesamt 12 in Herkulaneum ausgegrabenen Bettstrukturen.
Die verkohlte Holzwand und das Tablinum
Hinter dem Atrium befindet sich das Tablinum, das durch die verkohlte Holzwand vom Atrium getrennt wurde. Die Holzwand bestand aus ursprünglich drei etwa menschenhohen Klapptüren aus Holz, die bei dem Ausbruch verkohlt wurden und zwei von ihnen sich, weltweit einzigartig, erhalten konnten. Die zentrale und grösste Klapptür wurde wahrscheinlich leider bei den ersten Ausgrabungen der Bourbonen zerstört. Die Holzwand könnte ästhetisch an die Kulisse einer antiken Theaterbühne erinnern wollen (mit einem breiten zentralen und zwei kleineren Nebeneingangen). Die aus Bronze gefertigten Dekorationen an den Türen hatten ursprünglich die Form eines Schiffsbugs mit der Funktion an ihnen Lampen aufhängen zu können. Das Tablinum konserviert Fresken im dritten Stil mit in schwarzen Rahmen eingefassten Bildern und einem roten Boden, während auf dem Fussboden hinter dem dekorierten Eingangsbereich ein weisses Mosaik angebracht wurde.
Das Wintertriklinium
Neben dem Tablinum befindet sich ein Oecus oder Wintertriklinium mit Fresken im vierten Stil, die im zentralen Bereich in schwarz auf rot, im unteren Bereich schwarz und im oberen Bereich in rot mit architektonischen Motiven verziert wurde. Der Fussboden besteht aus einem grauen Mosaik mit weissen Marmorteilchen. Die Lichtverhältnisse wurden durch die hinzugefügte obere Etage und der damit verbundenen Verkleinerung der Fenster beeinträchtigt.
Das Peristil und die obere Etage
Das Peristil der Casa del Tramezzo di Legno von Herkulaneum besteht aus einem Säulengang auf drei Seiten mit einem zentralen Garten. Unter dem Portikus wurden verschiedene Fresken gefunden, unter anderem eines mit der Darstellung eines von Gänsen, einem Reiher, einer Schlange und einem Rinderkopf umgebenen Brunnens. Entlang des Peristils waren die Zimmer der Familie angebracht. Der obere Bereich des Hauses konnte von einer Treppe entlang des III. Cardos erreicht werden. Auf dieser nördlichen Seite wurden verschiedene Geschäfte aus den letzten Jahren Herkulaneums eröffnet und in einem von ihnen wurde eine Maschine zur Verarbeitung von Stoffen oder Wolle konserviert. Von diesem Geschäft führt eine Treppe in die obere Etage in den Bereich über dem Eingangsflur der Casa del Tramezzo di Legno (nicht zugänglich).
Im wiedereröffneten Antiquarium in den Ausgrabungen von Herkulaneum findet vom 20. Dezember 2018 bis zum 30. September 2019 die Ausstellung SplendOri. Der Luxus im Schmuck in Herkulaneum statt.
Die Ausstellung SplendOri
Die Ausstellung SplendOri ist ein Einblick in ein erlebtes Leben der Antike. Dem Besucher soll gezeigt werden, wie in einer antiken römischen Stadt Kampaniens der Luxus und Reichtum auf verschiedenster Weise im Alltag ausgelebt wurde. In den Schaukästen sieht man sowohl Goldschmuck als auch künstlerische Schmuckstücke aus dem Alltagsleben der verschiedenen Bevölkerungsschichten. In diesem Kontext werden auch Geschäfts- und Hauseinrichtungen mit ihren Utensilien eingerichtet, in dem sich die antike Bevölkerung Herkulaneums den Mitbewohnern und Besuchern gezeigt hat.
Schmuckverarbeitung am Golf von Neapel
Eine Sammlung aus 200 Schmuckstücken, raffinierten und wertvollen Wohnungsdekorationen und einzigartigem Essgeschirr werden dem Publikum auf ihrem Fundort präsentiert. Die Besitztümer der antiken Bevölkerung aus Herkulaneum wurden sowohl in ihren Wohnungen als auch auf den Fluchtorten der antiken Stadt gefunden. Die Kollaboration mit Pompeji und dem archäologischen Museum von Neapel war in dieser Hinsicht wichtig, da ein Teil der zusammengestellten Sammlung von ihnen als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurde. Unter anderem sind zum Beispiel der Silberschatz aus Moregine als auch die Arbeitswerkzeuge einer Schmuckwerkstatt von Pompeji. Die Ausstellung wurde vom besten Schüler der Schmuckdesign-Schule aus Torre del Greco eröffnet, um auf die weiterhin vorhandene Schmucktradition im vesuvianischen Gebiet zu unterstreichen.
Splendori – Der Luxus im Schmuck in Herkulaneum
Wo: Ausgrabungen von Herkulaneum, Corso Resina 1, Ercolano
Wann: vom 20. Dezember 2018 bis zum 30. Septmeber 2019
Öffnungszeiten: Jeden Tag von 8.30-18 Uhr, ab dem 1. April Zutritt bis 19.30 Uhr.
Eintritt: 11€, reduziert 5.50€, Kinder und Jugendliche bis 18 haben Eintritt frei.
Von 343 bis 290 vor Christus konzentriert sich Rom fast ohne Unterbrechungen auf die drei Kriege mit den Samnitern im Süden Italiens und speziell in Kampanien. Am Ende des dritten samnitischen Krieges gewinnen die Römer, trotz einiger harter Rückschläge wie den demütigenden sogenannten “Forche Caudine” im Jahr 321 v. Chr, den Widerstand und werden durch den Bau der Via Appia und der Einführung der Civitas sine suffragio (Bürgerschaft ohne Stimmrecht) in den eroberten Städten Capua, Cumae und Acerra sowie durch die Alleanz mit Neapel erstmals Einfluss auf die regionale Kultur ausüben. Nur 15 Jahre später versuchen die Samniter sich nochmal im Pirrus-Krieg bei Maleventum (nach dem Krieg von Rom in Beneventum umgetauft) erfolglos von der römischen Dominanz zu befreien.
Kolonien, Unterdrückung und der zweite punische Krieg
Die Entstehung von römischen Kolonien in Cales (334), Suessa (313), Sinuessa (296), Paestum (273) und Beneventum (268) sowie darauf folgende in Salernum, Volturnum, Liternum und Puteoli (194) führen zu einer großen Beschleunigung der romanisierung der lokalen Kultur. Außerdem kolonialisiert Rom Picentia (Pontecagnano) und das Gebiet zwischen Eburum (Eboli) und Salernum mit dem ribellischen Volk der Picener im Jahre 268 v. Chr. Die anfängliche römische Besatzung ist sehr unterdrückend und fast alle besetzten Siedlungen entscheiden sich dafür im zweiten punischen Krieg im Jahr 216 v. Chr. gegen Rom zu kämpfen. Selbst das sicher geglaubte Verbündete Capua zieht gegen Rom in den Krieg und wird nach der erneuten Niederlage 5 Jahre später mit der Konfiszierung des eigenen Territoriums hart bestraft.
Die Anbindung an den römischen Handelsraum durch die Via Appia und die Via Popilia
Ab dem zweiten punischen Krieg folgt eine stabile, kriegsarme und kontinuirliche Entwicklung des kampanischen Territiums, auch wenn Rom noch starken Druck ausübt und manchmal ganze Territorien eingenommen werden. Die Anlegung der Via Appia zwischen Rom und Capua im Jahre 312 v. Chr., später noch über Beneventum und Venosa bis Brindisi führend, sowie der Via Popilia (zuvor Capua Rhegium) aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus, integriert Kampanien komplett in das weite Straßennetzwerk und somit den Handelsraum des gesamten römischen Imperiums. Die kampanische Urbanisierung der bereits existierenden Städte folgt der typischen wirtschaftlichen, sozialen und architektonischen Stadtentwicklung des 2. Jahrhunderts v. Chr., während neue römische Kolonien wie Pozzuoli, Salerno, Volturno und Literno gegründet werden.
Entsumpfung und Wasserzisternen
Das Gebiet im Norden Kampaniens und am Golf von Neapel wird neu organisiert indem Gebiete entsumpft werden und andere durch Zisternen und hydraulischen Infrastrukturen ständig mit Wasser versorgt werden. Durch typisch römische Limitationen (Vermessungen) werden einige Agrarflächen nun an Kriesveteranen oder reiche römische Bürger verteilt, die an die Hauptstraßen wie die Via Appia und Via Latina gebunden sind um ein effizientes Handelsnetz mit den Häfen zu schaffen.
Die Landwirtschaft als Entwicklungsstrategie
Die Nutzung der Landwirtschaft wird durch ein System von sowohl residenzialer als auch rustikalen Villen vorangetrieben, die sich auf die Produktion konzentrieren, nicht selten aber auch repräsentative Räume vorzeigen können. Nicht ohne Zufall untertreicht Cato auch literarisch durch sein “De agricoltura” die legendäre Fruchtbarkeit der Gegend um den Golf von Neapel und gibt uns auch viele Hinweise über die Produktivität des Handwerks dieser Gegend: Cales und Minturno sind berühmt für die Qualität der Eiseninstrumente, Capua und Nola für die Amphoren und Metallvasen, Sessa Aurunca für Körbe und Wagen. Weiterhin die Olivenpressen von Pompeji, Nola und Rufrae, die Seile Capuas, sowie Venafro für die Ziegel, Seile für Weinpressen und Schaufeln. Die Keramik Neapels des Types “Campana A” gilt als die beliebteste des westlichen Mittelmeerraumes und die Häfen der um 194. v. Chr gegründeten neuen Hafenstädte von Pozzuoli und Salerno wachsen von Jahr zu Jahr. Viel Interesse hat auch der, im Vergleich zu den anderen Regionen Italiens, frühreife (bereits im 2. Jahrhundert v. Chr) Isis-Kult und der Einfluss der ägyptischen Kultur erweckt. Es ist wahrscheinlich, das die Häfen Kampaniens also bereits in jenem Jahrhundert eine wichtige Rolle für Rom gespielt haben, auch weil der Hafen von Ostia erst 2 Jahrhunderte später erbaut wurde. Somit wird das 2. Jahrhundert v. Chr. die Zeit der Gründung vieler Landwirtschafts und Produktionsvillen in Kampanien, dessen Produkte immer beliebter und geschätzter werden und sich mit einer hervorragender Infrastruktur für den Import und Export bedienen können.
Aufstände und Stimmrecht
Die kampanischen Städte haben bis dahin kein römisches Stimmrecht und werden den römischen Bürgern untergeordnet. Zwei große Aufstände der kampanischen Bevölkerung finden mit dem sozialen Krieg in den Jahren 90-89, sowie dem Zivilkrieg in den Jahren 83-82 v. Chr statt. Beide werden gegen das bereits übermächtige gewordene römische Imperium unter Cornelius Sulla verloren, dennoch werden den Verlierern dieses Mal Rechte zugesprochen, indem viele nun als offizielle römische Kolonialstädte akzeptiert werden und somit zum ersten Mal die lokalen Institutionen nach römischem Vorbild wählen dürfen. Der ethnische Ursprung der Städte Kampaniens kriegt in dieser Zeit einen starken römischen Impuls und die lateinische Sprache wird immer wichtiger. Unter Sulla werden weitere römische Veteranenkolonnien in die Städte Nola, Abella (Avella), Abellinum (Avellino), Capua, Pompeji und Puteoli (Pozzuoli) gesiedelt.
Die Campania Felix und Augustus
Die komplette Eingliederung in das römische Imperium, in Form der Kulte, Kultur und der lateinischen Sprache, findet schließlich während der Jahrtausendwende unter Augustus statt, der Kampanien zusammen mit dem Latium in seiner Reform zur Regio I und somit zur wichtigsten Provinz des Imperiums aufwertet. In dieser Zeit werden in Kampanien grandiose öffentliche Bauten finanziert, wie zum Beispiel die Küstenstraße Richtung Norden “Via Domitiana”, die “Via Traiana” als neue Verbindung zwischen Beneventum und Apulien, oder auch das kampanische Aquädukt, das in der Piscina Mirabilis nahe dem wichtigen Militärhafen am Kap Misenum endet und über zwei Rahmen eine Länge von über 160 Kilometer aufweist und teilweise unterirdisch verläuft (wie heute noch im unterirdischen Neapel zu sehen ist). Somit werden die Städte Kampaniens ständig mit frischem Trinkwasser versorgt, sind an die wichtigsten Straßen angebunden, haben eine priviligierte und sichere Position für den Handel durch ihre Häfen sowie ein besonders mildes Wetter und fruchtbare Böden für die Landwirtschaft. Es ist die Zeit der Campania Felix, in der die Region Kampanien und speziell das Gebiet um Pozzuoli, Neapel und Baia das Luxusgebiet des römischen Imperium wird und die Städte stark aufgewertet und modernisiert werden.
Capua
Das ehemals etruskisch und dann samnitische Capua wird im zweiten punischen Krieg berühmt, als Hannibal hier überwintert und seine Armee sich dem Genuß der Stadt widmet anstatt gegen das in dem Moment fast wehrlose Rom zu ziehen und den Krieg sieghaft zu beenden. Nach einer harten Strafe wächst Capua (das heutige Santa Maria Capua Vetere) in kurzer Zeit zu einer beeindruckenden Stadt an. Cicero ernennt es im 1. Jahrhundert v. Chr. das “Altera Roma”, also ein zweites Rom und vergleicht es mit Karthago und Korinth, während Ausonius es unter die zehn wichtigsten Städte des Imperiums aufführt. Der Name der Region Kampaniens stammt nach einigen Historikern vom Namen Capua: das Gebiet um Capua, “capuano” und schließlich “campano”. In Capua liegt heute noch das nach dem Kolosseum größte Amphitheater des römischen Imperiums, Reste eines Hadrian-Triumphbogens, Reste der Hauptzisterne des lokalen Aquädukts, dem größten Criptoportikus der Region (heute leider nicht zu sehen wie viele antike Reste unter der Stadt), die Votivgaben des italischen Kultes der “Mater Matutae” (im Museum von Capua zu besichtigen) sowie eine unterirdische Kultstätte, die dem ägyptischen Gott Mitra gewidmet wurde. In der Geschichte wird Capua nochmal durch den Aufstand der Gladiatoren und Sklaven unter Spartakus bekannt, der von Rom unterschätzt wird und die Hauptstadt lange Sorgen bereiten wird. Heute kann man besonders in dieser Gegend die Wiederverwendung von antiken Materialien und Säulen in den Kirchen und den Wohnhäusern betrachten.
Pozzuoli
Pozzuoli wird der Haupthandelshafen des römischen Imperiums für das Getreide aus Alexandria, Waren aus dem Orient, Griechenland und Spanien sowie Standpunkt vieler Otiumsvillen der römischen Oberschicht. Die Stadt wird mit wichtigen Monumenten wie dem Amphitheater Flavio (dem drittgrößten des Imperiums), dem Macellum (Marktplatz), einem geschützten Hafen mit einer etwa 300 Meter langen Anlegestelle, dem Stadium von Antonino Pio, dem kleinen und grossen Amphitheater, dem Augustus-Tempel, einem großen Stadtzentrum sowie einer beeindruckenden Zahl von Thermen und Zisternen bedacht.
Neapel
Neapel erreicht sehr früh um 326 v.Chr. einen Friedenspakt (Foedus Neapolitanum) mit Rom und kriegt daher vorteilhafte Bedingungen in den darauffolgenden Jahrhunderten zugestanden. Auch im zweiten punischen Krieg unter Hannibal bleibt Neapel ihrer Verbündung mit Rom treu und wird daraufhin Municipium Romanum nach der Lex Iulia. Erst beim Zivilkrieg kämpft Neapel für Mario und gegen Cornelius Sulla. Die Folge ist wohl eine Abwertung des neapolitanischen Hafens zu Gunsten von Pozzuoli, auch wenn Neapel sich speziell in diesem Jahrhundert wie weitere Städte der Region trotzdem prächtig weiterentwickeln wird. Die griechische kulturelle Autonomie bleibt daher in Neapel besonders stark und weiterhin kommen Künstler und Rektoren aus Griechenland nach Neapel, so daß Nero selbst noch im 1. Jahrhundert n. Christus im Theater von Neapolis vor dem lokalen Pubblikum auf griechisch singt um sich für seinen Gastauftritt in Griechenland vorzubereiten.
Heute sind in Neapel neben den Fundstücken im archäologischen Museum noch Reste von drei immensen Thermen (Im Kloster von Santa Chiara, an der Piazza Municipio und der Carminiello ai Mannesi unweit vom Dom), die eine beachtliche Ausbreitung der Stadt beweisen. Wegen den Arbeiten an der Metrohalte “Municipio” wird momentan auch der antike Hafen ausgegraben, der in die neue Haltestelle integriert werden soll und somit auch als Museum fungieren soll. Neapel und speziell das Viertel Posillipo wird durch den Erhalt der griechischen Kultur und Dank dem milden Klima auch Treffpunkt der römischen Oberschicht, unter anderem auch der berühmte Geniesser Lukullus, und viele luxuriöse Villen am Meer bestimmen das Bild der traumhaften Küste Neapels, speziell seit mit der Crypta Neapolitana unter Augustus eine direkte Verbindungsstraße durch den Tuffstein nach Pozzuoli und den Phlegräischen Feldern gebaut wird. Den Berichten nach wird in Neapel in der Villa von Brutus Ehefrau wohl auch der Mord an Julius Caesar geplant. Heute ist neben dem unter der heutigen San Lorenzo Kirche gelegene antike Marktplatz und den imposanten Säulen der San Paolo Maggiore Kirche vorallendingen das in Neapel unterirdisch verlaufene Aquädukt beeindruckendt erhalten. Durch den Tuffstein verlaufend und mit hunderten von Zisternen und Schächten belegt, war die antike Wasserversorgung noch bis ins 19. Jahrhundert aktiv und ist bis heute bei Zugängen zum unterirdischen Neapel noch sichtbar.
Benevent
Benevent war eine italische Stadt (Malies), die von den Römern wegen der demütigenden Niederlage gegen die Samniter in dieser Gegend in Maleventum getauft wurde. Erst als die Römer den Pirrus-Krieg hier im Jahr 275 v. Chr. entscheidend für sich entscheiden, wird die Stadt in Beneventum umgetauft. Benevent wird durch die strategische Position, auf der Via Appia in Richtung Brindisi gelegen und nach Trajan auch Angelpunkt in Richtung Bari durch die Via Traiana, in relativ kurzer Zeit ein wichtiges Handels-, Hirten- und Landwirtschaftszentrum. Wegen der strategischen Position siedelt Rom mehrmals Kolonnien von Veteranen nach Benevent und die Stadt wird im dritten und vierten Jahrhundert nach Capua wohl die zweitgrößte der Region Kampanien. Bis heute ist die Stadt für ihren Hexenkult der “Janare” bekannt (der Ursprung könnte von Gott Janus stammen), der sicher einen antiken Ursprung hat und sich in den Jahrhunderten verändert. Der in Italien sehr bekannte Likör “Strega” (Hexe) wird in Benevent zubereitet und oft für die Herstellung von Süßwaren verwendet (oft als Alternative zum Amaretto). Heute ist uns in Benevent der wohl besterhaltenste Triumphbogen der römischen Geschichte erhalten geblieben, der Triumphbogen des Trajan. Außerdem wurde das antike Theater wiederentdeckt, das Platz für 15000 Zuschauer bot (für ein normales Theater sehr beachtlich) und ist vor allem wegen dem starken Einfluss der ägyptischen Kultur bekannt: im Museum sind 25 Skulpturen des Isis-Tempels zu besichtigen, während in der Stadt noch eine Skulptur des Bue Api und ein Obelisk des Isis-Tempels erhalten geblieben sind.
Paestum
Paestum wird von den Luxusliebenden Griechen aus Sibaris in Kalabrien gegründet, wohl auch um einen Hafen am tyrrhenischem Meer zu haben ohne die gesamte südliche Küste Italiens zu umsegeln. Paestum, ursprünglich Posidonia genannt und dem Meeresgott Poseidon gewidmet, überlebt die Zerstörung von Sibaris im Jahre 510 v. Chr. und hat seine Blütezeit wohl in der darauffolgenden Zeit bis zum Jahr 440. v. Chr., da die Jahrzehnte darauf von Kontrasten mit der italischen Bevölkerung der Lukaner geprägt sind, die Paestum schließlich übernehmen werden. Die Wichtgkeit und die lebendige Produktion Paestums bleibt erhalten und schließlich von Rom im Jahr 273. v. Chr. erobert. Berühmt wird Paestum wegen der Herstellung von Parfum und speziell der Herstellung und Nutzung der lokalen Rosen, die von vielen antiken Schriftstellern erwähnt wird. Die römische Struktur Paestums ist größtenteils aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., bei der vorallendingen die Infrastruktur und die Wasserversorgung verbessert wird. Wegen der Treue zu Rom darf Paestum bis ins 1. Jahrhundert nach Christus eigene Münzen herstellen und wird mit einem großzügigem Forum mit Capitolium, einem Gymnasium und einem Amphitheater bedacht.
Einzigartig erhalten bleiben die drei großen dorischen Tempel (die sog. Basilica, der Ceres-Tempel und der Neptun-Tempel), die für viele Kunsthistoriker und Archäologischen als absolutes Paradebeispiel der griechischen Architektur in Süditalien gelten. Die Tempel sind Athena und Hera gewidmet, die hier auch noch in der rōmischen Epoche besonders verehrt wird und dessen Tempel als Kultort genutzt werden. Im 20. Jahrhundert werden die Nekropolen ausgegraben, die heute im Nationalmuseum von Paestum neben den Ausgrabungen zu besichtigen sind: neben vielen italischen Gräbern und römischen Dekorationen ist das Grabmahl des “Tauchers”, bei der ein griechisches Grabmahl den Übergang vom Leben zum Tod darstellt, sicher der beeindruckendste Fund.
Baiae
Baia liegt nordwestlich von Pozzuoli und kurz vor Cumae innerhalb der phlegräischen Felder am Zugang zum Hades der Griechen, dem Averner See, und dem Lucrino-See, die von den Römern unter Augustus von einer Orakel-Stätte in einem Militärhafen, dem Portus Iulius, umgewandelt wurde. Erst nach dem epokalen Sieg gegen Sextus Pompeius und der Versandung des Hafens wird der Militärstützpunkt nach Kap Misenum verlegt und Baiae schließlich zum absoluten Luxusort des römischen Imperiums, der von vielen Schriftstellern der Antike als Ort der Sünde beschrieben wird. Selbst Julius Caeser hat im ersten Jahrhundert v. Chr. hier eine immense Otiumsvilla bauen lassen (heute unter dem aragonesischen Schloß des Museums der phlegräischen Felder) und Horaz umschreibt Baiae mit den Worten das “Kein Ort der Welt glänzender als der Golf von Baiae schimmere”. Die Anzahl der Thermalanlagen, vermischt mit den natürlichen Seen, dem heissen Thermalwasser der phlegräischen Felder und einer großen Anzahl von Luxusvillen verlocken viele Senatoren und Imperatoren wie Nero oder Claudio in diese blühende Stadt. Interessanterweise hat der lokale starke Bradisismus (der Senkung oder Erhöhung der Erdplatte) Teile des antiken Baias und den Portus Iulius versenken lassen, so daß sie im Mittelalter oder während des Baubooms des 20. Jahrhunderts nicht verändert oder zerstört werden konnten.
Heute kann man Reste des antiken Baias im archäologischen Museum der phlegräischen Felder besichtigen oder als Taucher oder mit einem Boot mit Glasboden (bei ruhigem Meer) das versunkene Baiae unter dem Wasser erkundigen. Weitere Reste sind die restlichen Thermalanlagen am Averner See und den immensen Thermen von Baiae gegenüber dem heutigen Hafen.
Velia
Velia (Elea bei den Griechen) wird um 540 v. Chr von den Fokäern auf dem Grund einer vorher lokalen oenotrischen Siedlung gegründet und hier entwickelt sich durch den Äskulap-Kult sehr frühzeitig eine medizinische Wissenschaft. Unter Parmenides und Zenon wird die eleatische Philosophieschule gegründet, die von Velia aus einen großen Beitrag zur westeuropäischen Kultur beitragen wird. Auch der Handel blüht in der antiken Hafenstadt des Cilento und eigene Münzen werden produziert. Unter Rom ist Velia wegen dem hohen Lebensstandard und dem milden Klima bekannt, auch weil der versandende Hafen und damit der Handel durch den Bau der Via Popilia im Jahr 132. v. Chr nach Rhegium (Reggio Calabria) an Bedeutung verliert. Persönlichkeiten wie Cicero, Horaz oder Paulus Emilius verbringen hier mehrere Monate um sich zu erholen, während Brutus nach dem Mord an Julius Caeser nach Velia flüchtet. Die philosophisch-medizinische Wissenschaft wird weitergeführt und es ist nicht unwahrscheinlich daß der Untergang Velias durch die ständigen Angriffe der sarazenischen Piraten durch die Flucht der Mediziner auch der Anfang der medizinischen Hochschule von Salerno bedeutet, der ersten medizinischen Fakultät der Welt, die sicher schon im frühen Mittelalter aktiv und bisher ungewissen Ursprung hat. Die archäologischen Reste haben sich überraschend gut erhalten und heute sind die Porta Rosa, die Porta Marina, die Reste der Medizinschule, das antike Hafengebiet, die hellenistischen und die römischen Thermen, die Agorà, die Akropolis mit ihrem Theater, das archaische und das südliche Wohngebiet des antiken Velias zu besichtigen.
Pompeji
Ohne den Fund Pompejis und der anderen Ausgrabungen am Vesuv wäre viel Wissen über das Leben in einer römischen Stadt ansonsten der Phantasie überlassen gewesen. Pompeji wurde im 7. oder 6. Jahrhundert wohl von der lokalen oskischen Bevölkerung gegründet und von den Etruskern aus Nocera übernommen. Glücklich am Fluß Sarno gelegen, entwickelt sich Pompeji für die Städte des Inlands zu einem strategischen Binnenhafen, der zuerst von den Samnitern und dann den Römern übernommen wird. Unter Rom entwickelt sich Pompeji weiter und wird Teil der beliebten Campania Felix, in der die römische Oberschicht gerne ihre Otiumsvillen bauen, dennoch hat Pompeji keine strategische Wichtigkeit im Vergleich zu Capua, Neapelis und besonders Puteolis (Pozzuoli). Man kann sich heute jedoch kein klares Bild über Rom machen, wenn man nicht auch Pompeji gesehen hat, da die letzten Jahrhunderte auch stark von der römischen Architektur, Kunst, Mode und den Bräuchen geprägt war. Diese Details sind heute in Rom kaum sichtbar, doch durch den Ausbruchs des Vesuvs untergegangenen und wiederentdecktem Pompeji heute einzigartig erhalten. Vor dem Fund Pompejis und Herkulaneums war das römische Privathaus nur durch die Beschreibungs Vitruvs und anderer Schriftsteller vorstellbar, während sie hier in verschiedenen Formen vorzufinden sind. Eine Auflistung der Sehenswürdigkeiten würde jeglichen Raum sprengen und eine begleitete Besichtigung der Ausgrabungen ist für jeden Liebhaber der Kultur der Antike zu empfehlen.
Herkulaneum
Der Legende nach durch Herkules bei seiner Rückkehr aus Spanien gegründet, war Herkulaneum wohl eine Siedlung der einheimischen Osker aus dem 7. Jahrhundert v. Chr um wie Pompeji schließlich griechisch-etruskisch, samnitisch und dann römisch zu werden. Anders als Pompeji wurde Herkulaneum nicht von der heissen Asche und den Bimssteinen verbrannt, da es im Westen des Vesuvs gelegen war. Herkulaneum geht in kürzerster Zeit durch einen pyroklastischen Strom von vulkanischem Schlamm unter und ist somit erheblich besser erhalten geblieben. Herkulaneum war dabei eine vornehmere und kleinere Residenzstadt für wohlhabende Bürger, in der der Handel weniger wichtig war und besonders die Ruhe und das angenehme Klima genossen wurde, denn Herkulaneum lag direkt am Meer. Eine geführte Besichtigung Herkulaneums und der vielen besonders gut erhaltenen Reste ist sehr zu empfehlen, selbst wenn man schon in Pompeji gewesen ist.
Oplontis
Vom antiken Oplontis haben wir heute wenig Notizen. Auf der Tabula Peutingerana wird sie als Stadt mit dem Zeichen eines Kurorts markiert, die unweit von Pompeji gelegen haben mußte. Das antike Oplontis liegt somit wohl weiterhin unter der aktuellen Stadt Torre Annunziata, während ein erheblicher Teil der Villa Poppea, der beeindruckenden Otiumsvilla der pompejanischen zweiten Ehefrau von Kaiser Nero, Poppea Sabina, zu besichtigen ist. Die Ausgrabungen von Oplontis kennen somit nur wenige Kampanienreisende, eine Führung ist aber durch den Prunk der imperialen Villa Poppea eine hervorragende Abrundung zum Thema Luxus am Golf von Neapel in der römischen Kaiserzeit.
Stabiae – Boscoreale – Sorrentum – Liternum
Liternum ist eine der ältesten römischen Kolonien in Kampanien und wurde als Wohnort von Scipio Africanus gewählt, der hier auch begraben wird. Heute ist in dem Gebiet um Licola allerdings nur ein Teil des Forums ausgegraben. Die Reste des antiken Sorrentum sind in der aktuellen Stadt Sorrento integriert und in der Ausrichtung der römisch gegliederten Altstadt wiederzuerkennen. Eine Besonderheit sind auch die Reste der Otiumsvillen an der sorrentinischen Küste, unter anderem die für Bäder genutzte Villa des Pollio Felice oder auch die Villa di Pipiano. Stabiae und das heutige Boscoreale waren Villengebiete des Ager Pompejanus: im heutigen Castellammare di Stabia sind davon momentan nur zwei Villen, die Villa San Marco und die Villa Arianna, zu besichtigen während in Boscoreale viele der Fundstücke der ausgegrabenen antiken Vorortvillen Anfang des 20. Jahrhunderts an internationale Museen wie das Louvre oder das Metropolitan verkauft wurden. Momentan ist hier leider nur die Villa Regina neben dem Antiquarium von Boscoreale zu besichtigen, die einen Eindruck in das Leben einer Villa Rusticae, also einer Villa die sich auf die Verwertung von gastronomischen Produkten konzentrieren, geben sollen.
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