Der Taurasi ist ein hervorragender Wein und gilt, obwohl er international nicht sonderlich bekannt ist, als einer der bedeutendsten und langlebigsten Weine aus dem Süden Italiens und wird oft mit dem Barolo und dem Brunello di Montalcino verglichen.
Die Charakteristiken des Taurasi
Der Taurasi gilt als König der Rotweine Süditaliens, ist mindestens 20 Jahre lagerfähig und wird zu mindestens 85% aus der Rebsorte Aglianico hergestellt. Die vorgeschriebene Reifungsdauer für den Taurasi DOCG beträgt drei Jahre (davon ein Jahr im Holzfass), mit dem Zusatz „Riserva“ vier Jahre (davon 18 Monate im Holzfass). Die Mostausbeute beim Taurasi darf nach der ersten Fermentation der Trauben keine 70 Prozent und nach der Reifung keine 65 Prozent übersteigen. Die Farbe ist intensiv Rubinrot und das Bukett erinnert an Waldfrüchte, aromatische Gewürze, Veilchen und Kirschen. Der Geschmack des Taurasi ist trocken, voll, harmonisch, ausgeglichen und hat einen anhaltenden Nachgeschmack. Der Taurasi sollte bei 16-18°C serviert werden und passt hervorragend zu aromatischen Speisen wie Pasta mit Fleischsoßen, Wild und Geflügel, gegrilltes Fleisch und reife Käsesorten. Kurios ist, das der Taurasi laut Ursprungsbezeichnung in dunklen Bordauxflaschen und mit einem Naturkorken verkauft werden muß!
Das Anbaugebiet
Das Anbaugebiet der Docg-Ursprungsbezeichnung befindet sich in Irpinien in der Region Kampanien im Nord-Osten von Avellino in den Ortschaften Taurasi, Bonito, Castelfranci, Castelvetere sul Calore, Fontanarosa, Lapio, Luogosano, Mirabella Eclano, Montefalcione, Montemarano, Montemileto, Paternopoli, Pietradefusi, Sant’Angelo all’Esca, San Mango sul Calore, Torre le Nocelle und Venticano und grenzt an das Weißweinanbaugebiet des Fiano di Avellino und des Greco di Tufo an. Irpinien ist ein Gebiet im Süden Italiens, das dem stereotipischen Bild Süditaliens der Sonne, des Meeres, der Pizza und der Mandoline weit entfernt liegt. Die Temperaturen sind im Winter oft kalt, im Sommer nicht selten mild und oft vier bis sechs Grad kälter als an der Küste mit einigen sehr heißen Wochen, die manchmal bis 40 Grad erreichen können sowie recht starken Unterschieden bei den Tages- und Nachttemperaturen. So wie viele andere besondere italienische Rotweine wächst auch der Taurasi auf kühlen und nicht selten nebeligen Hügeln. Das Klima und die in 400 bis 700 Metern Höhe gelegenen Hügel im Nordosten von Avellino lassen die Rebsorten hier besonders gut reifen. Der besondere Boden hat einen starken Lehmanteil und vermischt sich mit hellem Tufstein und den Kalksteingebirgen des Subappenins und sorgt für einen prägnanten und kräftigen Geschmack. Das Anbaugebiet ist relativ klein, hügelig und zwischen Wäldern gelegen, die Produktion ist somit nicht ausreichend um auf dem weiten internationalen Weinmarkt einen Namen zu bekommen. Auf den stark aufgeteilten Feldern dieses Gebiets haben die kleinen Grundbesitzer ihren Lebensunterhalt lange mit dem Verkauf von Wein finanziert. Es ist nicht lange her, als der Wein noch unter großen Zelten, Starze genannt, angebaut wurden, die auf Kosten der Qualität eine große Menge Wein produzieren konnten. Aumnders als im Gebiet von Neapel, wo die Nachfrage nach Wein bereits im Dezember vorhanden war und im Laufe des Jahres wegen der dichten Bevölkerungsdichte konstant blieb, setzten die irpinischen Winzer auf gute Weinfässer und eine qualitative hochwertige Lagerung des Weines.
Die Geschichte des Aglianico und des Taurasi Docg
Es ist nicht sicher, woher der Name der Rebsorte Aglianico stammt, der sich sowohl auf die im Cilento gelegene antike Stadt Velia (Eleanico) oder sich auch generell auf den griechischen Ursprung Ellenico beziehen könnte. Geschichtliche letterarische Hinweise auf den Aglianico werden uns auch von dem römischen Dichter Horaz gegeben, der aus Venosa in der heutigen Basilikata stammte. Unter der Herrschaft der Aragonesen im 15. Jahrhundert und dem spanischen Brauch ein doppeltes l wie ein italienisches gli auszusprechen wandelt sich der Name von Elleanico in Aglianico. Im Jahr 1809 wird offiziell die Gemeinde Taurasi gegründet, die wie das ganze Königreich beider Sizilien 1860 an Italien gebunden wird. Im Jahr 1893 wird der Ort Taurasi mit einem Bahnhof ausgestattet, der daraufhin dem Wein diesen Namen geben wird, da von hier aus während der Reblausplage der 1920er Jahren große Mengen Wein nach Norditalien und Frankreich ausgeliefert wurden. Der vulkanische und hoch gelegene Boden in der Provinz von Avellino hat die Ausbreitung der Parasiten nämlich lange verhindern können. Während der Armut der Nachkriegszeit wurden in Irpinien oft Weinfelder mit dem Anbau anderer Früchte wie den beliebten lokalen Haselnüssen ersetzt. Als der Taurasi im Jahr 1993 als erster süditalienischer Wein die Docg Auszeichnung bekam, glaubten noch wenige an eine Entwicklung dieses Weines. Der Grund ist nicht schwer auszumachen, da der Süden Italiens nur als Produktionsorientiertes und nicht als Marktorientiertes Anbaugebiet gesehen wurde. Der Qualitätssprung und das steigende Interesse am Taurasi wurde durch die Aufwertung der wichtigsten Rebsorte Süditaliens erreicht: der Aglianico.
Die Rebsorte Aglianico
Der Aglianico ist ein launischer Wein: er reift spät, ist anfangs intensiv und rauh, ist kompliziert im Anbau und erlaubt keine leichte Vinifizierung, bei der die Tannine und die Säure Zeit brauchen um den Wein weich werden zu lassen. Zusammengefasst ist der Aglianico eine schwierige Rebsorte, die in Zeiten der Vereinfachung und Banalisierung der Weinherstellung ein schweres Leben hatte. Unverkennbar in seinem Geschmack nach Veilchen, Sauerkirschen, Waldbeeren und Waldfrüchten, kann der Aglianico in seiner Weinherstellung schnell entweder ein banales oder ein außerordentliches gutes Produkt werden.
Der Erfolg und die Docg Ursprungskennzeichnung auf europäischer Ebene
In den letzten Jahren ist die Anfrage nach Taurasi außerordentlich gestiegen und dieser Wein hat sich einen kleinen Platz zwischen den großen internazionationalen Weinen geschaffen, so daß die Winzer von 10 auf 80 herangewachsen sind. Bereits im Jahr 1993 wird dem Taurasi die Ursprungsbezeichnung Docg zugesprochen und bleibt bis zur Docg Bezeichnung der zwei weißen beruhmten Weine aus Irpinien in der Provinz von Avellino im Jahr 2003 praktisch 10 Jahre lang der einzige Wein aus Mittel-Süditalien mit der höchsten Auszeichnung Italiens mit europäischer Anerkennung. Die Ursprungskennzeichnung Docg erlaubt neben dem Mindestanteil von 85% Aglianicoreben auch 15% andere Rebsorten, die meisten Winzer produzieren aber einen Taurasi mit 100-prozentigem Aglianico-Anteil. Der Anteil dieses Weines an der gesamten Weinproduktion Italiens ist dabei stabil oder sogar sinkend, obwohl die Qualität des Taurasi in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat. Außerdem bringen immer mehr Winzer den Taurasi später auf den Markt, denn wenn ein Taurasi wirklich begeistern soll darf er selten unter 10 Jahre jung sein. Die Gründe seines neuen Erfolgs sind die selben, die vorher den Aufstieg dieser Rebsorte vermieden haben: eine späte Ernte und damit eine Verlängerung des Risikos der Winzer über etwa zwei Monate, die schwer in den Griff zu bekommenen und Zeit anfordende Tannine und die damit verbundene Vermischung mit anderen Weinen wie dem Piedirosso, die ohne die Erfahrung eines guten Winzers schwer aufzuwertende starke Frische, die nicht besonders große Produktionsmenge und der nicht homogene Reifungsprozeß dieser Traube geben diesem Wein eine besondere Komplexität.
Weitere Infos findet Ihr in meinem Blog zur Gastronomie in Kampanien