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Monumente der Phlegräischen Felder

Der archäologische Park des Unterwasser Baia

Die vor 2400 Jahren bestehende Küstenlinie von Baia ist wegen dem Bradysismus der Phlegräischen Felder untergegangen und ist heute im archäologischen Park des Unterwasser Baia zu besichtigen. Der aktuelle Hafen war damals ein Teil des Festlands, dessen damals als Lacus Baianum bekannte Bucht von der Punta Epitaffio bis zur Punta del Castello verlief. Der Name Baia stammt entweder von der beliebten Bucht oder von dem Steuermann des Odysseus Baios ab, der der Legende nach hier verstarb und begraben wurde.

Die Entdeckung

Die Entdeckung des Unterwasser Baia geschah während des zweiten Weltkriegs Dank einiger Luftaufnahmen der Amerikaner, bei dem ein Teil des antiken Portus Julius unter dem Wasser erkannt werden konnten. Die ersten wahren archäologischen Untersuchungen des Unterwasser Baia begannen allerdings erst 1960, als die Pisoni Villa, das Nymphäum des Imperators Claudius sowie eine grosse Anzahl von Säulen, Pfeilern und Fussböden entdeckt wurden. Seit 1984 ist auch eine topographische und graphische Aufnahme des Reliefs des Unterwasser Baia im Gange, die zu überraschenden Ausmassen herangewachsen ist. Neben den luxuriösen Villen wurden auch viele Reste des Handelshafens von Pozzuoli unter dem Wasser entdeckt.

Römischer Luxusort der Antike

Die ersten römischen Ansiedlungen stammen aus dem 3. Jahrhundert vor Christus, während im 1. Jahrhundert nach Christus Baia sich zur Luxusortschaft der römischen Imperiums entwickelte und sich die teuren Villen durchgehend von Pozzuoli bis nach Cuma an dieser Küstenlinie häuften. Die meisten Villen dieses Gebiets waren mit einer beeindruckend luxuriösen Einrichtung, als auch mit Thermen und Becken für die Fischzucht ausgestattet. Am Ende der römischen Republik war Baia bereits als das kleine Rom bekannt. Dafür war hier nicht die politische Macht oder die Grösse der Stadt entscheidend, sondern die Gegebenheit das die bedeutendsten römischen Persönlichkeiten ihren Urlaub oder ihre letzten Lebensjahre in Baia verbrachten und somit üppige Luxusvillen errichtet wurden. Die Ortschaft Baia strahlte mit ihrer Bucht, den Thermalquellen und der üppigen Vegetation an den Hügeln einen starken Reiz auf die römische Elite aus, die mit einem Panorama auf den Golf von Neapel begleitet wurde. Der Ausspruch des Horaz „Nullus in orbe sinus Baiis praelucet amoenis“ (Nicht übertrifft den Glanz des Golfes von Baia) war ein Ausspruch der römischen Vorliebe zu dieser begehrten Ortschaft.

Die Landschaft im antiken Baiae

Die in 10 Meter unter dem Meeresspiegel liegende ehemalige römische Küstenlinie mit den vielen untergeganenen Gebäuden zeigt wie der Meeresspiegel am Gebiet der Phlegräischen Felder im Vergleich zur Antike abgesunken ist. Die ehemals dicht besiedelte Küstenlinie mit einem Teil der wichtigsten römischen Infrastrukturen und Gebäude sind somit im Laufe der letzten 2000 Jahre versunken, woher auch der Spitzname des Unterwasser-Pompejis stammt. Die römischen Gebäude wurden auf einer weiten sandigen Bucht zwischen dem Meer und der westlichen Seite des Baianus Lacus errichtet. Die ehemalige Küstenlinie war dabei allerdings etwa 160-180 Meter von der heutigen Punta Epitaffio in südlicher Richtung entfernt und weitete sich in Richtung Osten bis zur Grenze zum Hafen von Pozzuoli aus, so das der damals grössere Lucriner See vom Meer abgetrennt wurde. Später wurde noch ein etwa 200 Meter langer und 32 Meter breiter Kanal hinzugefügt, der von dieser Bucht in den Golf von Pozzuoli führte. An dieser antike Küstenlinie war ein aneinanderreihen von Hafenbecken, Fischzuchtsbecken und Bootsanlegestellen zu privaten Villen, die nicht selten direkt am Meer lagen. Die grossen Schutzportale der Meeresvillen des antiken Baia sind heute nur weniger Meter unter dem Meer zwischen der Punta Epitaffio und dem Castello Aragonese zu erkennen.

Die vulkanische Gegend im Norden vom Golf von Neapel und die Bucht von Baia

Die Pisoni Villa

Die Pisoni Villa konnte Dank einer Bleifistel mit der Aufschrift Lucio Pisone identifiziert werden. Die Pisoni waren eine wohlhabende und einflussreiche römische Familie, in dessen Villa angeblich ein Komplott gegen Nero aufgespürt werden konnte. Aus diesem Grund wurde sie konfisziert und in den imperialen Besitz übernommen. Der Ursprung der Villa stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und wurde sowohl im gleichen als im nächsten Jahrhundert restauriert. Die Pisoni Villa hatte zwei Anlegestellen und liegt etwa 130 Meter südöstlich der Punta Epitaffio. Die Position dieser Anlegestellen und der Mole der Villa weisen darauf hin, das ein erheblicher Teil des Gebäudes über dem Wasser errichtet und mit aus einem zementifizierten Konglomerat gefüllten Holztrichtern gestützt wurde. Die archäologischen Reste reichen fast bis zu 200 Meter von der Küstenlinie weg und bestätigen die Schriften des Horaz, der von dem Übermut der Villenbesitzer und von Säulen berichtet, die dort stünden wo vorher noch Wellen aufschlugen. Der zentrale Kern der Villa misste eine Länge von 95 mal 65 Meter Breite, während die gesamte Villa Ausmassen von 160 mal 120 Meter hatte und Becken für die Fischzucht besass. Heute sind unter dem Wasser auch Säulenreste der Gartenterrasse, ein grosser Brunnen sowie ein Thermalbecken zu erkennen.

Das Nymphäum des Imperators Claudius

Das an der Punta Epitaffio 1969 entdeckte Nymphäum aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. aus der Zeit des Imperators Claudius war wegen der Qualität und den Ausmassen der gefundenen Skulpturen (die heute im Archäologischen Museum der Phlegräischen Felder aufbewahrt werden) eine sensationelle Entdeckung im Unterwasser Baia. Der Rechteckige 18 mal 10 Meter grosse Raum hat eine halbrunde Absis mit der Funktion eines Speisezimmers (Tricliniums) an der hinteren Wand. Der gesamte Raum war mit Marmor verziert mit einem grossen zentralen Becken. An den Seiten waren jeweils vier mit Statuen versehene Nischen. Die Absis und die Nischen waren ausserdem mit Steinen verkleidet, um zusammen mit dem Wasserkanal und dem Becken die Atmosphäre einer Grotte herzustellen. Die Skulpturengruppe der Absis ist leider nicht komplett erhalten geblieben und stellte wohl die Episode des unter Polyphem gefangenen Odysseus mit seinem Gefolge dar. Erhalten geblieben ist die Skulptur des Odysseus während er Polyphem den Wein anbietet und ein Kollege mit einem Weinkrug, während die zentrale Skulptur des Polyphem leider nie gefunden werden konnte. Aus den seitlichen Nischen sind 4 der 8 Skulpturen in einem recht guten Zustand erhalten. Zwei von ihnen zeigen einen jungen Dionysos, eine ist eine Antonia Minor mit einem Diadem und einem beflügelten Jungen sowie einer weiteren jungen delikaten weiblichen Skluptur, die von manchen als die jung verstorbene Tochter des Claudius, von anderen als seine Frau Claudia Octavia gehalten wird. Im archäologischen Museum der Phlegräischen Felder wurde der Raum des Nymphäums mit den Originalskulpturen nachgebildet während unter dem Wasser die Originale mit Kopien ausgetauscht wurden.

Die Kopie der sogenannten Antonia Minor

Die Prothyrus Villa

Ein Prothyrus ist in der römischen Architektur ein Eingangsbereich zwischen der Tür und dem Atrium des Hauses. Die Wände des Atriums und einigen weiteren Räumen dieser Villa waren mit Marmor und Fussböden mit musiven Mosaiken verkleidet, von denen einer weiterhin ca. 6 Meter unter dem Wasserniveau zu erkennen ist. Dieser Fussboden ist aus schwarzen und weissen Mosaikteilchen und zeigt ein hexagonales Design. Die Villa hatte eine Fassade von circa 120 Metern Länge und vielen Geschäften entlang der Strasse. Der grosse Garten wir mit Skulpturen (einige wurden ins Museum gebracht) geschmückt und hatte einen eigenen Thermalbereich, der sich bis an den Strand zog. Ausserdem hatte die Villa noch ein 110 mal 80 Meter grosses Hafenbecken, Anlegestellen, Fischzuchtsbecken, Pavillons und Molen.

Das hexagonale Design des Mosaikfussbodens

Die Besichtigung des archälogischen Parks des Unterwasser Baia

Der Park des Unterwasser Baia wurde im Jahr 2002 eingerichtet und ist seit 2007 ein geschützter Marinepark, der nur in Begleitung von offiziellen Sub-Centern besichtigt werden darf. Eine weitere weniger intensivere aber einfachere Alternative ist die Nutzung eines Bootes mit Glasboden mit Blick auf die archäologischen Reste von oben. Viele der archäologischen Funde wurden wegen ihrem Werts ins archäologische Museum der Phlegräischen Felder gebracht und durch Kopien ersetzt. Ich biete ebenfalls Führungen und Ausflüge ins Unterwasser Baia an, sowohl als Bootsausflug als auch in Zusammenarbeit mit den lokalen Snorkeling Unternehmen an. Diese können auch mit den anderen Sehenswürdigkeiten der Phlegräischen Felder wie den Thermen von Baia, der Piscina Mirabilis, Cumae oder auch Pozzuoli für einen Tagesausflug verbunden werden.

Weitere Informationen zu den Monumenten der Phlegräischen Felder finden Sie in auf meinem Blog.