Die Ausgrabungen von Cumae haben einen immensen historischen Wert für dieses Gebiet sowie für ganz Italien, da hier die erste Stadt der griechischen Zivilisation auf italischem Territorium gegründet wurde. Die griechischen Siedler aus Eubea bringen ihre Handwerkskunst, die Landwirtschaft, ihre Traditionen und vor allem ihr Alphabet in das Gebiet der Phlegräischen Felder und werden dieses Gebiet dauerhaft verändern. Das landwirtschaftlich genutzte Gebiet der Cumaner ging etwa vom heutigen sumpfigen Gebiet des Lago Patria bis zum neapolitanischen Stadtviertel der Halbinsel von Posillipo. Cumae galt als eine der wichtigsten Zentren der Magna Graecia. Bis heute übt diese Ausgrabungsstätte mit Bezug auf den hier verankerten Kult des Orakels der cumanischen Sybille starke Faszination auf die Besucher aus.
Die Geschichte des archäologischen Parks von Cumae
Der archäologische Park von Cumae wurde im Jahr 1927 dem Publikum eröffnet nachdem die Ausgrabungen des Maiuri zum Anfang des 20. Jahrhunderts die Haupttempel der Akropolis freigelegt hatte. Seitdem gab es verschiedene Ausgrabungskampagnen, die den archäologischen Park auf etwa 50 Hektar erweitert und zu neuen Kenntnissen über das antike Cumae geführt haben. Dabei ist der obere Teil der antiken Stadt mit der Grotte der Sybille, dem byzanthinischen Turm mit der Aussichtsterrasse, der sog. Apollo Tempel und der sog. Jupiter Tempel heute zu besichtigen. Der untere Teil der antiken Polis mit der Crypta Romana, dem Forum, den Thermen, dem Wohnbereich und der Nekropolis hingegen wird nur zu besonderen Anlässen geoffnet.
Die Grotte der Sybille
Die Definition der Grotte der Sybille stammt von Maiuri aus dem Jahr 1932 und befriedigte die über Jahrhunderte andauernde Suche nach den von Vergil beschriebenen Kultorten der Antike. Der Tunnel ähnelte der Beschreibung des Vergil, der den Ort als “dunkel, mysteriös und mit 100 Öffnungen” beschrieb. Maiuri verband die verschiedenen Öffnungen der Grotte mit der Beschreibung des Vergils und hielt die letzten drei kleinen Räume am Ende der Grotte für Räume der Orakelsprechung. Obwohl die Grotte nicht die berühmten Kultstätte der Antike sein kann, faszinierte die Grotte der Sybille mit seiner Architektur zahlreiche Besucher und wurde weltweit berühmt. Die Grotte der Sybille ist 130 Meter lang und 5 Meter hoch und wurde anscheinend in zwei verschiedenen Epoche ausgehölt. Der obere Teil in einer Trapez-Form ist der antikere uns stammt wahrscheinlich aus der griechisch-samnitischen Zeit des 5. oder 4. Jahrhunderts vor Christus, während der Fussboden in der augusteischen Zeit vertieft wurde. Heute hält man die Grotte der Sybille als eine militärische Verteitigungsstruktur um den oberen Bereich der Akropolis und den Hafen von Cumae zu schützen. Die Terrasse zum Meer vor dem Antro wurde wohl mit Katapulten und anderen Maschinen zur Verteidigung der Angreifer bedacht.

Der Kult des Orakels der Sybille
Die in der Antike real existierten Sybillen sind wohl eine der faszinierendsten Figuren zwischen Mythos und Geschichte, die wir aus der Antike kennen. Sie galten als legendäre und jungfräuliche Wahrsagerinnen des Orakels einer Gottheit, die in der Regel Apollo war. Für manche entstammt der Name Sybilla aus dem dorischen “sios” (theòs, Gott) und der äolischen”bòlla” (boulè, Rat), also als die Frau die einen göttlichen Rat aussprechen kann. Der Kult der Sybille und den auf griechisch geschriebenen Orakelbüchern war den antiken Quellen nach wohl im Rom des 6. Jahrhunderts vor Christus bereits bekannt, einen literarischen Hinweis zur Sybille aus Cumae haben wir durch den griechischen Schriftsteller Lykofrones aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. In der Äneis von Vergil ist die Sybille aus Cumae die Priesterin des Apollo und Hüterin des Hades.
Die Crypta Romana
Direkt vor dem Zugang zur Grotte der Sybille hat man von oben eine Sicht auf den Tunnel der Crypta Romana. Die von Lucius Cocceius in augusteischer Zeit in den Tufstein gegrabene 180 Meter lange Gallerie verläuft in Richtung Ost-West und verband den Hafen mit der Polis von Cumae. Bei einem Blick von oben in das weite Vestibül sind heute noch 4 Nischen zu sehen, die ursprünglich mit Skulpturen besetzt waren. Das 23 Meter hohe Gewölbe wurde im byzanthinisch-gotischen Krieg im Jahr 553 n. Chr. Von der byzanthinischen Belagerung zum einstürzen gebracht, dafür haben die 14 Meter hohen Tuffsteinblöcke, die als Stütze an den Wänden dienen, sich bis heute erhalten können. Die Lichtverhältnisse wurden durch verschiedene Öffnungen in der Decke geregelt und die Crypta Romana bat einige Seitenräume, die als Zisterne verwendet konnten. Der monumentale Seitenraum am östlichen Ausgang wurde auch mit einem Bogen in Opus Reticulatum bedacht.

Der Apollo Tempel
Auf der unteren Terrasse der Akropolis befindet sich der in Richtung Osten auf die Polis Cumae gerichtete sogenannte Apollo Tempel. Für den Bau des Tempels haben die griechischen Siedler eine natürliche Terrasse künstlich erweitert um diesen Tempel maestös zu gestalten. Die heutigen Reste zeigen die Spuren der römischen und frühchristlichen Zeit (mit den vielen Grabstellen), auch wenn am Podium noch sakrale Strukturen der griechischen und samnitischen Epoche zu erkennen sind. Von dem ionischen Säulengang, der auf Travertinplatten eingesetzt wurde, sind leider nur geringe Reste erhalten geblieben. Neben dem Tempel sind noch Reste von einer griechischen Zisterne und kleinen Becken zu sehen, die vielleicht für die Ausübung des Kultes nötig waren. Wegen dem Fund eines Apollo gewidmeten Altares hat man dem Tempel diesen Namen gegeben, heute geht man eher davon aus das der Jupiter Tempel dem Apollo gewidmet war und dieser Tempel einer anderen Gottheit angehörte.

Der Jupiter Tempel
Die Bezeichnung als Jupitertempel stammt aus den vergangenen Jahrhunderten, da man heute annimmt das dieser aus dem 6. Jahrhundert vor Christus stammende und auf dem höchsten Punkt der Akropolis stehende Tempel wohl ursprünglich Apollo gewidmet wurde. Aus seiner antiksten Phase stammen noch die Tuffsteinblöcke aus dem unteren Podest, während die weiteren Strukturen aus der julisch-claudischen oder ausgusteischen Zeit stammen. Im Zentrum des Tempels sind noch die Reste der Zelle zu sehen, dessen Wände durch Halbsäulen mit später verschlossen Nischen dekoriert waren. Diese Kultzelle war teilweise nicht zugänglich, was darauf hinweist das die heiligen Rituale nur teilweise mit der Anwesenheit der Gläubigen ausgeübt wurden. Im 4-6. Jahrhundert nach Christus wird der Tempel in eine dem San Massimo gewidmeten und bis zu seiner Zerstörung im Jahr 1207 aktiven und innerhalb des Erzbischoftums von Pozzuoli wichtigen Basilika umgewandelt. Neben den Reliquein des Heiligen Massimo und der Heiligen Giuliana bewahrte der ehemalige Tempel viele weitere frühchristliche Grabmahle auf. Neben der antiken Kultzelle werden in der christlichen Zeit ausserdem eine Taufkappelle und eine Kappelle hinzugefügt.

Weitere Informationen zu den Monumenten der Phlegräischen Felder finden Sie in auf meinem Blog.