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Monumente der Phlegräischen Felder

Der Venus Tempel von Baia

Der sogenannte Venus Tempel von Baia fällt sofort ins Auge wenn man die Küstenstrasse der Phlegräischen Felder entlang fährt und auf der Höhe des Hafens das imposante antike Gebäude neben der Hauptstrasse hervorragt. Die Namensgebung als Venus Tempel von für diesen Thermalkomplex entstand durch den Fund von Aufzeichnungen und Quellen über die Existenz eines Venus-Tempels im antiken Baiae, der allerdings bis heute nie entdeckt wurde.

Der Venus Tempel von Baia auf einem Bild von van Pitloo

Auswirkungen auf die Architekten und Reisenden

Das Gebäude war wohl Teil eines grösseren Komplexes, von dem dieser Thermalbereich am besten erhalten blieb. Die Ausmassen dieses Erbes der Antike faszinierte viele Reisende oder auch Architekten wie Palladio, die sich von den vielen Besonderheiten der Baustruktur inspirieren liessen. Der katalanische Architekt Sagrera liess sich im 15. Jahrhundert nach seinen Aufzeichungen von der Kuppel des Venus Tempels für den Bau der Decke der Sala dei Baroni im Castel Nuovo inspirieren. Ausserdem ist noch eine Zeichnung der Decke des Venus Tempels des Giuliano Sangallo in der vatikanischen Bibliothek aufbewahrt.

Die Zufahrt in den kleinen Hafen von Baia mit dem Venus Tempel

Teil des Residenz des Imperators Hadrian?

Auch wenn die Ausgrabungen nie den Fussboden erreicht haben, geht man davon aus das der Venus Tempel von Baia so wie typisch für das antike Baiae eine Halle eines grösseren luxuriösen Residenz- und Thermalkomplexes wie bei den ausgegrabenen römischen Thermen von Baia waren. Die Bereiche waren sicherlich mit Marmorplatten verkleidet und die Kuppel war von innen mit Mosaiken verziert, von denen nur wenige Reste gefunden wurden. Der Auftraggeber dieser Thermen scheint Imperator Hadrian zu sein, der hier die letzten acht Jahre seines Lebens verbrachte und dessen Villa in Tivoli bei Rom viele Ähnlichkeiten mit der Struktur in Baia verbindet. Auch die Gebäude am Hang auf der Höhe der Strasse innerhalb der Archäologischen Parks der römischen Thermen von Baia scheinen zum selbigen Baukomplex zu gehören wobei der Zugang zu dieser Villa wahrscheinlich am kleinen See von Baia war, der heute so nicht mehr existiert.

Detail der Architektur: weite Fenster in opera lateritia auf einem Tuffsteinbogen

Die Architektur

Sicher scheint zumindest, das der Bau das Bauexperiment der Therme des sogenannten Merkur-Tempels von Baia überragen wollte. Die 8 Fenster haben nun eine beschauliche Grösse erreicht, andererseits sind die äusseren Pfeiler der Gewölbe eindeutig schmaler, während innen einen Abflusssystem des Wasser eingebaut wurde. Das römische Bauwesen hat somit in der Zwischenzeit zu einer bedeutende Reife erreichen können. Von Innen ist Venus Tempel von Baia rund und hat einen Durchmesser von 26,3 Metern und die Decke bestand aus einer Schirmkuppel, die sich aus 16 Abschnitten zusammensetzte. Die Baumaterialen werden je nach Höhe leichter um das Gewicht der Decke besser stützen zu können (der Decke ist dennoch eingebrochen)und das Einsetzen von den halbrunden grossen Nischen, die heute aus statischen Gründen zugemauert wurden, führten in 4 kleinere Hallen, die wohl für Massagen oder zum Ausruhen gedacht waren. Im Innenbereich sind heute Reste der Aussendekoration wie Säulen- und Balkenreste sowie Lisenen zu sehen.

Innen ausgestellte Funde des Baukomplexes

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Die römischen Thermen von Baia

Die römischen Thermen von Baia sind ein archäologischer Park in der heutigen Gemeinde von Bacoli in den Phlegräischen Feldern nordwestlich der Stadt Neapel. In der römischen Zeit Kampaniens galt das antike Baiae, weit mehr als das Gebiet am Vesuv, als Sehnsuchtsziel der römischen Oberschicht und wurde auch von diversen Imperatoren für ihre Ferien oder für den Bau von imposanten Villen ausgewählt. Der archäologische Park der römischen Thermen von Baia zeigt die Reste von Villen und die Reste der Thermen, die an die vielen heissen Quellen der vulkanischen Phlegräischen Felder angebunden waren. Auch heute noch kommen viele Leute aus der Gegend und Neapel nach Baia um sich wie auf der Insel Ischia bei einem warmen Thermalbad oder einer natürlichen Sauna ihrem Geist und Körper etwas Gutes zu tun.

Die Entdeckung durch Maiuri

Von dem Reichtum und der Dekadenz der antiken Ortschaft ist heute durch den ständigen Bradysismus nicht mehr viel zu sehen, da ein erheblicher Teil des römischen Baiaes heute unter Wasser liegt. Die von Amedeo Maiuri 1941 entdeckten römischen Thermen von Baia weisen heute zumindest auf den von vielen antiken Schriftstellern beschriebenen Luxus der damaligen Zeit hin. Bereits bei der Anlegung von Sickerleitungen in den 1920er Jahren war man auf zahlreiche Marmorfassaden und Dekorationen gestossen, die luxuriöse Ausstattungen der römischen Villen in dieser Bucht erahnen liessen.

Das erhaltene Mosaik aus dem Bereich der Sosandra

Die begehrte Ruf von Baia in Rom

Das Gebiet der Phlegräischen Felder ist seit der Antike für seine grosse Anzahl von Thermalquellen bekannt. Der Historiker Titus Livius (59. v. Chr. – 17 n. Chr.) erzählt von einem römischen Konsul Namens Cornelius, der sich Dank der lokalen Quellen von einen Fall vom Pferd kurierte. Der Ruf der heilenden Kapazitäten dieses Wassers beeindruckte die römische Oberschicht so sehr, das praktisch ein Wettlauf entstand um an dieser glücklich gelegenen Ortschaft luxuriöse Villen am Hang entlang der Küste zu errichten.

Die Lage mit Blick auf den Vesuv im Hintergrund

Die Hand des Augustus und Orata

Der erste Imperator Roms Augustus sorgte bei der wilden Bauaktivität in Baiae für Ordnung indem er seinen Architekt Sergius Orata beauftragte die vielen Villen in einem einzigen Thermalkomplex zu integrieren. Orata sammelte die verschiedenen Thermalquellen und stellte das Wasser den Raumlichkeiten zur Verfügung, die für die Pflege der Körpers gedacht waren. Baiae wird seitdem zu einem Experimentierort für moderne, raffinierte und gewagte architektonische Lösungen wie dem sogenannten Merkur-Tempel, dessen Kuppel exakt halb so gross ist und die selbige Technik wie das Pantheon aufweist, so das er als Prototyp für diesen gilt.

Die Kuppel des sogenannten Merkur-Tempels

Anbindung an das Aquädukt

Die römischen Thermen von Baia waren ebenfalls an das berühmte augusteische Aquädukt von Serino angebunden, die das frische Trinkwasser bis in die berühmte Zisterne der Piscina Mirabilis unweit vom Militärhafen am Kap Misenum versorgte. Das Aquädukt verlief über dem Thermalpark und versorgte über oben gelegene Zisternen über ein Wasserfallsystem den antiken Thermalpark zur Freude der römischen Oberschicht.

Der zentrale Bereich der Sosandra

Kurort der Imperatoren und Oberschicht

Im Laufe der Zeit werden die römischen Thermen von Baiae Erweiterungen und Veränderungen, so das es heute nicht mehr möglich ist die ursprüngliche Funktion der verschiedenen Räumlichkeiten zu erkennen. Nach Augustus werden die Thermen von Baia von Nero, Hadrian, Antoninus Pio und Alessandro Severo bis praktisch zum heranwachsen eines immensen Thermalortes vergrössert. Die neuen Gebäude dienten dem Baden, der Freizeit, Bibliotheken, Sporthallen und Gärten, hanz nach der Regel des “mens sana in corpore sano”. Eine Charakteristik der römischen Thermen von Baia sind die überdachten Säulengänge. Diese Lösung ermöglichte den Besuchern entlang den Terrassen auf verschiedenen Etagen spazieren zu gehen und sich bei Gewitter vor Regen oder zu starker Sonneneinstrahlung zu schützen.

Einer der Säulengänge des Thermalbereiches

Die Struktur des antiken Thermalkomplexes

Der Park der römischen Thermen von Baia ist also eine Komposition aus getrennten Wohn- und Badebereichen auf verschiedenen Etagen, die durch breite Treppengänge verbunden wurden. Der obere auf sechs Terrassen aufgebaute Bereich trägt den Namen der Villa der Ambulatio, wobei der obere Teil aus einem Wohnbereich mit einer grossen panoramischen Halle besteht. Der zentrale Teil ist der Sosandra gewidmet weil hier die römische Kopie des griechischen Originals der Aphrodite Sosandra gefunden wurde. Dieser Teil ist auf 4 Etagen aufgebaut, dabei bestehen die beiden oberen Etagen aus einem Wohnbereich und die unteren beiden aus dem Thermalbereich, wobei dieser sich in einem faszinierenden geschlossenen Bereich mit einem halbrunden Nympheum auf der oberen Etage und einer Freiluftterrasse auf der unteren Etage entwickelt. Der untere Bereich der römischen Thermen von Baia wurde bis ins Mittelalter hinein verwendet und wurde nach dem besonderen sogenannten Merkurtempel mit seiner Kuppeldecke benannt, der ursprünglich eine Natatio (Dampfbad) war.

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Der Averner See zwischen Mythos und Natur

Der Averner See ist ein Kratersee eines erloschenen Vulkans der Phlegräischen Felder und ganz im Gegensatz zur Antike heute eine entspannende Naturoase. Die starken Schwefeldämpfe machten das Gebiet für die Tiere nicht lebensgerecht, woher auch der Name Averno aus dem griechischen Aornòs stammt, was übersetzt Ortschaft ohne Vögel bedeutet. Intensive und übelriechende Dämpfe stiegen aus dem Ufer aus und die Hügel waren wohl von einem dunklen und dichten Wald bewachsen. Ausserdem galt der See als unendlich tief, wobei wir heute wissen das er trotz seiner kleinen Grösse tatsächlich auf etwa 35 Meter Tiefe kommt.

Ein Blick auf den Averner See vom mit Reben bewachsenen Hang. Im Hintergrund Capri

Das mythische Tor zur Unterwelt

Die unruhige und mysteriöse Natur sowie die ständigen Beben am Averner See gaben ihm den Ruf der Zugang des Hades, dem Reich der Toten, zu sein. Hier traf Odysseus auf den Seher Teiresias, Äneas seinen verstorbenen Vater Anchises und Orpheus versucht Pluto mit seiner Musik zu verführen um seine verstorbene Geliebte Euridike zurückzuholen. In noch antikerer Zeit soll sich im Gebiet der Phlegräischen Felder der Kampf zwischen Zeus und den Titanen abgespielt haben. Pilger suchten den Averner See zeitweise auf, um das Orakel der Persephone nach der Vollbringung eines Blutopfers befragen zu können. Auch Hannibal kam hierher um das Orakel zu befragen, wobei seine wahre Absicht wohl eigentlich der Angriff auf Puteoli (Pozzuoli) gewesen sein soll.

Die von Lucius Cocceius errichtete Grotte nach Cumae

Der römische Militärhafen und die Grotten des Cocceius

In der römischen Zeit Kampaniens unter Augustus wird der Averner See und das Gebiet der Phlegräischen Felder zu einem strategischen Militärstützpunkte des Imperiums. Unter Markus Agrippa wird um 37 v. Chr. am Lucriner und Averner See ein Hafen mit dem Namen Portus Iulius errichtet, der Imperator Augustus gewidmet wurde. Die Anlegestellen der beiden Seen (Lucriner und Averner Seen) wurden durch ein Kanalsystem miteinander und dem Meer verbunden. Nach der Anlegung des Portus Iulius wurden unter Architekt Lucius Cocceius ein langer Tunnel ausgehöhlt, der es den Soldaten ermöglichte dem Hafen von Cumae aus schnell und unbeobachtet zu erreichen. Dieser war praktisch bis 1940 noch benutzbar und wurde erst während des zweiten Weltkriegs wegen struktureller Schäden gesperrt.

Die Ruinen der antiken Thermen am Averner See

Der sogenannte Apollo Tempel

Wer entlang des Seeufers entlang spaziert wird schnell auf die antike Ruine des sogenannten Apollo Tempels aufmerksam, der in Wirklichkeit das Frigidarium eines antiken Thermalkomplexes gewesen war, der die heilenden Quellen am Hang des Averner Sees genutzt haben sollte. Die lokale Bevölkerung hat diese Ruine für einen Apollo-Tempel gehalten und ihn mit dem Kult des Orakels der Sybille in Verbindung gebracht. Es ist bis heute nicht klar, ob die aus dem 1. Jahrhundert nach Christus stammende Struktur zu einer öffentlichen Thermalanlage oder zu einer Privatanlage einer der reichen Villenbesitzer derAntike gehörte. Heute kann man den Innenbereich mit der grossen Halle mit Kuppel sehen, die dem Besucher von aussen oktagonal und von innen rund erscheint. Die Anlage war etwa 20 Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 38 Metern (nur 5 Meter weniger als das Pantheon in Rom), was den sogenannten Apollo Tempel damit zu einem der grössten bekannten Thermalgebäude der Welt macht. Wenn das Wasser besonders klar ist, kann man noch den wegen dem Bradysismus untergegangenen Pool sehen, der damals mit Marmor verkleidet und Skulpturen besetzt war.

Der Verlust der antiken Monumente

Der ständige Bradysismus der Phlegräischen Felder beeinträchtigte die Entwicklung der urbanistischen Strukturen und den Erhalt der Bauwerke aus der Antike. Bereits im 4. Jahrhundert verliert der Hafen von Pozzuoli stark an Bedeutung und erhebliche Teile der Bauwerke werden nach Rom gebracht um dort wiederverwendet zu werden. Ausserdem verändert der unerwartete vulkanische Ausbruch des Monte Nuovo im Jahr 1538 das Gebiet sehr stark, so das der Averner See vom Meer isoliert wird. Erst 1956 wurden durch Luftaufnahmen die aktiken römischen Strukturen wiedererkannt und die bereits in Legende verwandelte Geschichte wieder lebendig.

Ein Falter auf Efeu am Hang des Krtaersees

Die heutige Fauna

Heute gibt der Averner See einen ganz anderen Eindruck ab. Eine grosse Anzahl von Fröschen, Schildkröten und Süsswasserfischen wie Flussbärsche, Koboldkärpflinge. Fluss-Schleimfische, Gold- Und Karpfenfische leben im See, die Ufer und Kraterhügel sind mit Obst- und Weingärten, Steineichen, Weiden, Schilfrohr, Ginster, Strandkiefern und Espartogras bewachsen. Unter den Vögeln sind Lachmöwen, Kormorane, Eisvögel, Schwarzkopfmöwen, Silbermöwen und Blasshühner zu beobachten, unter dem Reptilien leben Bachennattern und Streifennattern in Seenähe. Der See ist heute zu einem beliebten Naherholungsgebiet zum spazieren oder joggen und auch zum Essen gehen geworden.

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Der Macellum von Pozzuoli – sog. Serapis-Tempel

Das Herz des Händlerbereichs des antiken Puteolis war das Gebiet um den Macellum von Pozzuoli, auch Serapis-Tempel genannt, ursprünglich ein grosser Marktplatz unweit des Hafengebiets in der römischen Zeit Kampaniens. Nach dem Fund wurde dieses Gebäude international unter dem Namen des Serapis-Tempels bekannt und wurde im Laufe der letzten Jahrhunderte zum Symbol für den Bradysismus der Phlegräischen Felder. Auf verschiedenen Abbildungenen der letzten Generationen sieht man das Gebäude teilweise manchmal teilweise überschwemmt und andere male komplett trocken.

Die Geschichte der Ausgrabungen

Der Name des Tempels stammt von dem Fund bei den bourbonischen Ausgrabungen im Jahr 1750 einer Skulptur der ägyptischen Gottheit Serapis, die heute im Archäologischen Museum von Neapel aufbewahrt wird (Eine Gipskopie ist im Museum der Phlegräischen Felder ausgestellt) und Serapis auf einem Thron mit dem Hund Zerberus als Richter der Toten darstellt. Nach dem Aufruhr der Funde von Herkulaneum und Pompeji dachte man an die Präsenz eines Serapeion, der sich später als Macellum, ein öffentlicher Lebensmittelmarkt der Stadt Pozzuoli, aus der römischen Zeit herausstellte und vielleicht auf dem Modell des Macellum Magnum in Rom aus der Zeit Neros basierte. Die Ausgrabungen von 1907 unter Dubois haben die Funktion als Markt beweisen können, da in den Geschäften auf den drei Seiten des Macellums alle Sorten von Lebensmitteln (Fleisch, Fisch, Gemüse, Frucht) verkauft wurden.

Der Ursprung

Die Errichtung des Macellum von Pozzuoli stammt wohl aus der späten flavischen Zeit (2. Jahrhundert nach Christus), wie es der Fund einer Aufschrift mit einer Widmung aufzeigt. Es verbleiben Zweifel bestehen ob der Bau mit öffentlichen oder privaten Geldern finanziert wurde. Die Aula mit der Absis und die Tholos wurden unter der Dynastie der Severer erneuert, da eine Fistula (eine Bleileitung für Wasser) mit dem Namen Settimio Severo entdeckt wurde. Zuletzt geht man davon aus, das die aktuelle Tholos im 3. Jahrhundert nach Christus im Zusammenhang mit anderen Veränderungen erneuert wurde.

Der Macellum vor wenigen Jahren mit einem recht hohen Wasserspiegel

Die Struktur

Der Macellum von Pozzuoli misst 58 mal 75 Meter und hatte einen viereckigen offenen Hof mit Platten aus Marmara-Marmor auf etwa 4300 Quadratmetern Fläche, der von allen Seiten mit einem Portikus umgeben wurde. Der imposante Markt von Pozzuoli war zumindest auf den langen Seiten mit einer zweiten Etage versehen, die von etwa 6 Meter hohen grauen Granitsäulen mit von Meerestieren dekorierten Kapitellen (Muscheln mit Delfinen, die an den reichen Seehandel Pozzuolis erinnern) gestützt wurden. Der Zugang war in Richtung Meer und Hafen gelegen während sich am Ende des Gebäudes eine grosse Aula mit einer Absis befand. Die Aula wurde mit 14 Meter hohen Marmorsäulen aus dem griechischen Eubea und mit einem Fussboden in opus sectile aus buntem Marmor verkleidet. In den drei Nischen standen Skulpturen des imperialen Kults und Protektoren des Marktes, unter ihnen die heute im archäologischen Museum von Neapel aufbewahrte Gottheit Serapis der hiesig ansässigen alexandrinischen Händlerkolonie sowie die Figurengruppen mit Orestes und Elektra und Dionysus und dem Faunus.

Die Tholos in der Mitte des Marktes

Die Tholos des Macellum von Pozzuoli

In der Mitte des Macellums ist eine einem Meter über dem Fussboden stehende runde Tholos aus opus lateritium mit einem Durchmesser von 18 Metern und 16 fünf Meter hohen korinthischen Säulen aus rosafarbenen afrikanischen Marmor mit einem oktagonalen Brunnen in der Mitte. Ursprünglich wurde der Brunnen mit einem mit einer Darstellung einer Geschichte versehenem Architrav dekoriert, dieser wurde aber von den Borbonen beim Bau des Königspalastes von Caserta entfernt und wiederverwendet. Der Zugang zur Tholos wurde durch 4 Treppengänge gewährleistet, die jeweils in Form von Delfinen oder anderen Meerestieren errichtet wurden. Zwischen den Säulen der Tholos standen zahlreiche Skulpturen aus Marmor von Putten und ehrwürdigen Persönlichkeiten.

Die Latrinen

Die beiden mit einem Spülsystem versehenen grossen Latrinen neben der Aula zeigen wie stark der Macellum in der Antike besucht war. Dabei hatte man die Latrinen erst für öffentliche Thermalräume gehalten, da sie grosszügig mit Skulpuren und Platten aus Marmor dekoriert waren. Die Pracht des Macellum war nicht nur an der Architektur und den Wanddekorationen, sondern auch an den zahlreichen Skulpturen zu erkennen.

Die Löcher der Bohrmuscheln an den drei grossen Säulen

Der Untergang durch den Bradysismus

Insgesamt weisen die Mauerreste und die architektonischen Elemente, in Verbindung mit einer grosszügigen Verwendung von Marmor, sowohl auf den Reichtum der antiken Stadt Puteoli und seiner Händler, als auch auf den permanenten Bradysismus in dieser Gegend hin. Dank diesen Schäden an den Säulen kann man dafür die geologische Geschichte der Stadt Pozzuoli der letzten 2000 Jahre erkennen. Im unteren Teil der hohen Säulen sind klar die Löcher der Bohrmuscheln (Meeresdatteln) sichtbar, die knapp unter der Meeresoberfläche leben und teilweise bereits vom Ende des 4. Jahrhundert stammen, was mit der Inaktivität des Macellums übereinstimmt. Ab dem 5. Jahrhundert verliert der Handelshafen von Pozzuoli an Bedeutung und das Gebiet um den ehemaligen Macellum wird in eine kleine Nekropole umgewandelt.

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Der Rione Terra in Pozzuoli

Die befestigte Anlage des Rione Terra liegt geschützt auf einem 33 Meter hohem Felsvorsprung und ist von drei Seiten aus vom Meer umgeben. Der Begriff Terra ist ein typischer Ausdruck der lokalen Seemänner um ihre Ortschaft an Land zu beschreiben, ähnlich wie die Terra Murata über dem Hafen der Insel Procida.

Die Restaurierung der Struktur des antiken augusteischen Tempels im Dom

Die Antike

Die Geschichte des Rione Terra wurde von der Lage und dem Krisen des Bradysismus beeinträchtigt, so das das Siedlungsgebiet immer wieder verlassen und wiederbevölkert wurde. Die ersten Bohrmuscheln als Anzeichen des Bradysismus der Phlegräischen Felder, der am besten am Macellum von Pozzuoli zu erkennen ist stammen wohl von etwa 370 n. Chr, und führen zu einem langsamen aber sicheren Untergang der wichtigen antiken Hafenstadt Pozzuoli.

Der unterirdische Bereich des Rione Terra

Das Mittelalter und die Wiederbelebung zur Zeit des spanischen Vizekönigreichs

Die sichere Lage dieser Siedlung hat den Rione Terra vor dem Angriff der Goten im Jahr 410 n. Chr. geschützt, so das dieser Bereich anders als andere Teile Pozzuolis nicht zerstört wurde. Eine Aussiedlung des Bewohner findet daher wohl erst um das 8. oder 9. Jahrhundert statt, als der Bradysismus so stark wurde das es nicht mehr sicher war hier zu leben. Im 13. Jahrhundert wird der Felsvorsprung des Rione Terra zusammen mit Cumae Teil des normannischen Verteidigungssystems der Stadt Neapel um sich gegen die Piraten zu wehren. Eine Wiederbevölkerung wird es erst in der Zeit des spanischen Vizekönigreiches von Neapel Dank eines königlichen Beschlusses von 1511 geben, der es der Bevölkerung erlaubt auf dem Rione Terra zu siedeln. Durch den Ausbruch des Monte Nuovo von 1538, ein neuer Vulkan der Phlegräischen Felder, brauch die lokale Bevölkerung keine Abgaben zu zahlen was zu einem starken Anzug der Bevölkerung und zur Belebung der Stadt Pozzuoli führt.

Erhaltene Mühlen aus der Antike

Das 20. Jahrhundert: Entdeckung des augusteischen Tempels und Aussiedlung

Erst im 20. Jahrhundert verarmt der Rione Terra langsam durch den Untergang der lokalen Industrie. Der grosse Brand im Dom von Pozzuoli führt aber letztendlich zur Wiederentdeckung des augusteischen Tempels, der ein tolles Beispiel des augusteischen Klassizismus darstellt und wohl unter Augustus und Architekt Lucius Cocceius im 1. Jahrhundert nach Christus errichtet und mit Marmor verkleidet wurde. Erst später wird der Tempel in einem dem lokalen Schutzpatron San Procolo gewidmete Basilika umgewandelt und später barock verkleidet zu werden. Durch den Brand des Doms von 1964 wurde die antike Struktur mit Nord-Süd Ausrichtung und einer Grosse von 15 mal 23,5 metern erst wieder sichtbar gemacht. Nach wenigen Jahrzehnten begannen wieder ständige Erdbeben, die Stadt wird dennoch wiederbelebt und mit neuen Gebäuden versehen. Die Aussiedlung des Rione Terra findet erst in der 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wegen des starken Bradysismus statt und Dank der Verwendung von Eu-Fördergeldern weiterhin restauriert.

Der heutige Dom mit den sichtbaren Marmorsäulen des Tempels

Die Besichtigung

Die Besonderheit der Rione Terra liegt in seiner Stratifizierung, die von der griechischen Gründung über die Zeit des römischen Luxus bis hin zur Moderne reicht. Die urbanistische Struktur ist der antiken Stadt ähnlich und ist mit einem orthogonalen Netz sowie einem Decumanus Maximus (die heutige Via Duomo) und einem Cardo Maximus als damalige Hauptstrassen mit vielen Aktivitäten und Funktionen versehen. Heute ist der Rione Terra sowohl überirdisch als auch unterirdisch teilweise zu besichtigen, wobei der unterirdische Bereich sich auf die römische Antike bezieht.

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