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Monumente der Stadt Neapel

Die Pontano Kapelle in Neapel

Auf der Via dei Tribunali befindet sich auf der Höhe des Kirchturms der Pietrasanta und dem Lapis Museum die aus grauem Pipern errichtete Pontano Kapelle. Die Kapelle aus der Renaissance wurde durch Giovanni Pontano errichten lassen, einem der bedeutendsten Humanisten des 15. Jahrhunderts. Die Kapelle verfiel in Vergessenheit und wurde zwischenzeitlich als Sakrestei, Wohnung, Obstgeschäft und nach dem zweiten Weltkrieg von einem Beststatter als Lagerraum für Särge verwendet. Die Kapelle ist nach der Restaurieung von 1992 wieder öffentlich zugänglich.

Giovanni Pontano und Neapel

Giovanni Pontano wurde 1429 in Spoleto geboren und hat an der Universität in Perugia studiert. Unter König Ferrante I von Aragon, damalige Dynastie in Neapel, wurde Pontano als Bevorzugter des Hofs zum Meister und Ausbilder des Prinzes Alfons Herzog von Kalabriens auserkoren. Giovanni Pontano veröffentlichte verschiedene Bücher in lateinischer Sprache und war Gründer einer der Presitigereichsten Akkademien des Landes, der nach ihm benannten Accademia Pontaniana, die von bedeutenden Persönlichkeiten wie Jacopo Sannazzaro, Alessandro d’Alessandro, Pietro Bembo oder Girolamo Seripando besucht wurde. Pontano verlor den Schutz der Aragonesen durch seine Freundschaft zu Karl VIII von Frankreich, der bei einer Übergangsphase über kurze Zeit König von Neapel wurde. Der Adelspalast des Giovanni Pontano befand sich der Direkt gegenüber der Santa Maria Maggiore der Pietrasanta und wurde 1926 abgerissen um einem Schulgebäude Platz zu machen.

Der Kirchturm der Pietrasanta neben der Kapelle

Die Pontano Kapelle

Die erhaltene Pontano Kapelle wurde der Jungfrau Maria und dem Heiligen Johannes gewidmet und wurde 1490 nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Adriana Sassona errichtet. Die Pontano Kapelle ist eine Familienkapelle, in der sowohl seine besten Freunde wie Pietro Golino, die Familienmitglieder und 1503 Giovanni Pontano selbst bestattet wurden. Der Architekt der Pontano Kapelle ist bis heute unbekannt. Das Projekt könnte von Francesco di Giorgio Martini aus Siena, dem oliventanischen Mönch Giovanni Giocondo aus Verona oder Andrea Ciccione stammen, dessen Pläne einige Jahre vor der Errichtung bereits im Besitz des Pontano gewesen waren. Die Kapelle ist nach dem Regeln des Tempelbaus des Vitruv errichtet worden und befindet sich auf dem Decumanus Maximus des Antiken Neapels, der heutigen Via dei Tribunali. Die Kapelle ist durch eine weitere Kapelle mit der Santa Maria Maggiore della Pietrasanta verbunden, der ersten Kirche Neapels die der Jungfrau Mariae gewidmet wurde. Der Vorplatz der Kapelle wurde im Volk gerne “ad arcum” bezeichnet, da der nebenan stehende Kirchturm der Pietrasanta durch zwei Bögen gestützt wurde.

Die neapolitanischen Maiolica Fliesen von 1492 der Pontano Kapelle

Die externe Struktur

Die Pontano Kapelle wurde auf einem Podium errichtet und die drei zur Strasse gerichteten Fassaden wurden mit Lesenen und Kapitellen in ars compositum unter einem klassischem Gebälk dekoriert. Die beiden mit Marmor ornamentierten Zugänge weisen Tafeln mit Widmungen, das Datum der Beginn der Konstruktion und die Wappen der Pontano und Sassona Familien auf. Der Zugang an der Via dei Tribunali weist zwei Kerzenständer aus Marmor auf und in der Fassade öffnen sich kleine Fenster mit Marmorornamenten. Die zwölf Schriften mit moralischen und religiösen Vorsätzen auf griechisch und lateinisch wurden vom Pontano selbst entworfen.

Die Pontano Kappelle im Stile eines Renaissance Tempels an der Via dei Tribunali

Der Innenbereich

Der Innenbereich der Pontano Kapelle besteht aus zwei übereinanderliegenden Räumen, wobei der untere als Crypta verwendet und der obere rechteckige Raum mit einem Tonnengewölbe ausgestattet wurde. Der im 18. Jahrhundert hinzugefügte Altar unter dem Bild des lokalen Renaissance Malers Francesco Cicino da Caiazzo konserviert die heidnischen Reliquien des Arms des Tito Livio, die vom “Panormita” Giuseppe Beccadelli nach einer diplomatischen Mission in Padua 1452 nach Neapel gebracht wurden. Der Fussboden wurde 1492 mit neapolitanischen Maiolica-Fliesen besetzt. Die oktagonale Fliesen formen ein zentrales Quadrat mit vier kleinen Hexagonen. Im Zentrum sind die Wappen des Pontano und der Familie seiner Frau zu erkennen. In den Hexagonen sind geometrische und natürliche Elemente, Profile, Tiere und Schriftzüge mit der Aufschrift Ave Maria; Pantanus Fecit, Adreana Saxona und Laura Bella dargestellt. Die Dekorationen weisen islamische, byzanthinische und valencianische Einflüsse auf.

Ein Blick zum Altar

Die Grabinschriften der Kapelle

Be der von Karl von Bourbon gewollten Restaurierung von 1759 durch Giacomo Martorelli der Pontano Kapelle die Schriften und Epigramme auf lateinisch und griechisch des Fussbodens auf die heute recht kargen Wänden der ursprünglich dekorierten Kapelle aufgehängt. Die von der Klassik inspirierten Platten machen aus der kleinen eleganten Kapelle heute eine Art Antiquarium. Weitere acht Grabsprüche auf lateinisch zeigen den Schmerz über den Verlust seiner Frau und zwei seiner drei Kinder, unter anderem den erst 50 Tage alten Lucillus. In einem seiner Hauptwerke “De amore coniugali” schreibt der Pontano in 12 Teilen über den Verlust seines 1498 verstorbenen Sohns.

Informationen zur Pontano Kapelle von Neapel

  • Öffnungszeiten: 10-20 Uhr, ohne Garantie (bitte vorher anrufen)
  • Kosten: Gratis
  • Kontakte: +39 081 19230565 oder auf www.polopietrasanta.com

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