Die Casa dei Cervi von Herkulaneum wurde wahrscheinlich innerhalb der Zeit des Claudius errichtet und gehörte wohl Q. Granius Verus, ehemaliger Duovir und Decurio der Stadt bis 61 n. Chr. Der Hinweis stammt von einem intakten verkohlten Brot mit dem Aufdruck “Celer, Sklave des Q. Granius Verus“ in Verbindung mit der auf dem Decumanus Maximus gefundenen Liste der Augustalen, auf dem jener Celer aufgeführt wurde. In der Casa dei Cervi von Herkulaneum wurde bereits in der borbonischen Zeit gegraben und bei viele Fresken in den Königspalast von Portici gebracht (heute im Archäologischen Museum von Neapel). Freigelegt wurde die Casa dei Cervi schliesslich unter der Direktion des Amedeo Maiuri zum Anfang des 20. Jahrhunderts.
Der Eingangsbereich
Der Eingang zur Casa dei Cervi liegt auf dem Cardo V direkt am Zugang zum Hafen und misst eine beeindruckende Fläche von ca. 1090 Quadratmetern. Der kleine Eingangsflur führt in ein mit architektonischen Elementen im vierten Stil dekorierten Atrium, das in diesem Fall kein Impluvium hat und als Zugang zu den anderen Räumen seine Funktion als zentralen Lebensraum verliert. Das Atrium fungiert also als Zugangsraum zum Triklinium, zwei Cubiculae sowie den oberen Bereich durch eine Treppe am Eingangssflur des Hauses.
Das Triklinium
Das Triklinium ist mit schwarzen Flächen mit roten Rahmen und einem Fries mit architektonischen Elementen dekoriert, während der Fussboden in Opus Sectile mit buntem Marmor mit einer Vielzahl von geometrischen Figuren als einer der elegantesten der gesamten vesuvianischen Ausgrabungen gilt. Laut Maiuri erscheint der Fussboden wegen der Verwendung einer Vielzahl von Motiven und Marmorsorten nicht als wirklicher geometrischer Stil. Neben dem Triklinium befinden sich weitere aus den Cryptoportikus gerichtete Zimmer mit ähnlich eleganten Fussböden, die mit der Darstellung von Säulen und Architekturformen dekoriert sind. Neben und hinter dem Triklinium befindet sich ein elegantes Cubiculum, ein Oecus mit ähnlich reichen Fussböden in Opus Sectile als auc, Lagerräume, eine Latrine und die Küche des Hauses.
Der Cryptoportikus und der Garten
Der Cryptoportikus ist der Dreh und Angelpunkt der Casa dei Cervi und wurde besonders aufwendig und kostspielig eingerichtet. Der Fussboden besteht aus schwarzen und weissen kleinen Mosaiken und an den Gängen hingen ursprünglich 60 Fresken mit Szenen von Putten, Stillleben und architektonischen Elementen. Die meisten von ihnen sind wegen ihrer Schönheit heute im Archäologischen Museum von Neapel ausgestellt. Einige Fenster öffnen sich auf den Garten des Hauses um den Cryptoportikus zu beleuchten. Laut Maiuri könnte der Cryptoportikus die ehemalige Struktur eines Peristils mit der Verwendung von geschlossenen Fluren statt eines offenen Säulengangs übernehmen, Im Garten wurden runde Tische und verschiedene Skuplturen entdeckt, unter anderem die ausgestellten Kopien des betrunkenen Herkules, dem Satyr mit einem Weinsack und den von Hunden angegriffenen Rehen. Über dem zentralen Zugang vom Garten zum Cryptoportikus ist ein Portal mit Glasmosaiken und Muscheln zu sehen, die einen Oceanus, Putten und Meerestiere abbilden. Laut Maiuri müsste die Einrichtung des Oecus bzw. panoramischen Sommertrikliniums vor den bourbonischen Ausgrabungen ursprünglich aufwendiger gewesen sein als wir sie heute sehen.
Das Tablinum
Der Garten führt in das Tablinum des Hauses, das leider fast komplett die Wanddekorationen verloren hat. Das Tablinum befindet sich direkt über der Stadtmauer Herkulaneums unter einem Pavillon auf in weiss und rot dekorierten Pfeilern und bot ein Panorama über den Golf von Neapel. Neben dem Tablinum befanden sich zwei rechteckige Gärten und zwei elegante Diaetae (eines mit einem Fussboden in opus sectile), von denen ein Fenster auf das Meer und eines in den Garten gerichtet war. Laut Jashemski waren die Marmorstatuen des kleinen Eros, die heute an die Skulptur des Nonius Balbus am Hafen angebracht wurden, wohl ursprünglich Teil der Dekoration einer dieser beiden Gärten und vom Vesuvausbruch in den Hafen geworfen worden. Der letzte Teil der Terrasse war unbedeckt und wurde als Solarium verwendet um mit einer frischen Meeresluft spazieren zu können.
Weitere Besonderheiten
Neben einigen Alltagsgegenständen wie dem angesprochenen verkohlten Brot, Lampen, Glassbehältern, kleinen Skulpturen, Gewichten, Parfumflakons, Rufglöckchen, eine Halskette oder Würfeln wurde hier interessanterweise eine Badewanne aus Bronze gefunden, die als selten gilt da die römische Kultur normalerweise Öffentliche Bäder bevorzugte. Laut Pagano und Prisciandaro stammt ein wunderschönes Basrelief einer dionysischen Prozession mit drei Figuren ebenfalls aus der Casa dei Cervi.
Fragen Sie bei mir eine individuelle Führung mit Informationen zu den Besonderheiten des antiken Herkulaneums an und kontaktieren Sie mich an meine Mail info@napolitrip.com. Allgemeine Informationen zu den Tickets und den Ausgrabungen von Herkulaneum finden sie hier.