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Monumente der Phlegräischen Felder

Der Macellum von Pozzuoli – sog. Serapis-Tempel

Das Herz des Händlerbereichs des antiken Puteolis war das Gebiet um den Macellum von Pozzuoli, auch Serapis-Tempel genannt, ursprünglich ein grosser Marktplatz unweit des Hafengebiets in der römischen Zeit Kampaniens. Nach dem Fund wurde dieses Gebäude international unter dem Namen des Serapis-Tempels bekannt und wurde im Laufe der letzten Jahrhunderte zum Symbol für den Bradyseismos der Phlegräischen Felder. Auf verschiedenen Abbildungenen der letzten Generationen sieht man das Gebäude teilweise manchmal teilweise überschwemmt und andere male komplett trocken.

Die Geschichte der Ausgrabungen

Der Name des Tempels stammt von dem Fund bei den bourbonischen Ausgrabungen im Jahr 1750 einer Skulptur der ägyptischen Gottheit Serapis, die heute im Archäologischen Museum von Neapel aufbewahrt wird (Eine Gipskopie ist im Museum der Phlegräischen Felder ausgestellt) und Serapis auf einem Thron mit dem Hund Zerberus als Richter der Toten darstellt. Nach dem Aufruhr der Funde von Herkulaneum und Pompeji dachte man an die Präsenz eines Serapeion, der sich später als Macellum, ein öffentlicher Lebensmittelmarkt der Stadt Pozzuoli, aus der römischen Zeit herausstellte und vielleicht auf dem Modell des Macellum Magnum in Rom aus der Zeit Neros basierte. Die Ausgrabungen von 1907 unter Dubois haben die Funktion als Markt beweisen können, da in den Geschäften auf den drei Seiten des Macellums alle Sorten von Lebensmitteln (Fleisch, Fisch, Gemüse, Frucht) verkauft wurden.

Der Ursprung

Die Errichtung des Macellum von Pozzuoli stammt wohl aus der späten flavischen Zeit (2. Jahrhundert nach Christus), wie es der Fund einer Aufschrift mit einer Widmung aufzeigt. Es bleiben Zweifel bestehen ob der Bau mit öffentlichen oder privaten Geldern finanziert wurde. Die Aula mit der Absis und die Tholos wurden unter der Dynastie der Severer erneuert, da eine Fistula (eine Bleileitung für Wasser) mit dem Namen Settimio Severo entdeckt wurde. Zuletzt ging man davon aus, das die aktuelle Tholos im 3. Jahrhundert nach Christus im Zusammenhang mit anderen Veränderungen erneuert wurde.

Der Macellum vor wenigen Jahren mit einem recht hohen Wasserspiegel

Die Struktur

Der Macellum von Pozzuoli misst 58 mal 75 Meter und hatte einen viereckigen offenen Hof mit Platten aus Marmara-Marmor auf etwa 4300 Quadratmetern Fläche, der von allen Seiten mit einem Portikus umgeben wurde. Der imposante Markt von Pozzuoli war zumindest auf den langen Seiten mit einer zweiten Etage versehen, die von etwa 6 Meter hohen grauen Granitsäulen mit von Meerestieren dekorierten Kapitellen (Muscheln mit Delfinen, die an den reichen Seehandel Pozzuolis erinnern) gestützt wurden. Der Zugang war in Richtung Meer und Hafen gelegen, während sich am Ende des Gebäudes eine grosse Aula mit einer Absis befand. Die Aula wurde mit 14 Meter hohen Marmorsäulen aus dem griechischen Euböa und mit einem Fussboden in opus sectile aus buntem Marmor verkleidet. In den drei Nischen standen Skulpturen des imperialen Kults und Protektoren des Marktes, unter ihnen die heute im archäologischen Museum von Neapel aufbewahrte Gottheit Serapis der hiesig ansässigen alexandrinischen Händlerkolonie, wie auch die Figurengruppen mit Orestes und Elektra und Dionysus mit einem Faunus.

Die Tholos in der Mitte des Marktes

Die Tholos des Macellum von Pozzuoli

In der Mitte des Macellums ist eine einem Meter über dem Fussboden stehende runde Tholos aus opus lateritium mit einem Durchmesser von 18 Metern und 16 fünf Meter hohen korinthischen Säulen aus rosafarbenen afrikanischen Marmor mit einem oktagonalen Brunnen in der Mitte. Ursprünglich wurde der Brunnen mit der Darstellung einer Geschichte auf einem Architrav dekoriert, dieser wurde aber von den Borbonen beim Bau des Königspalastes von Caserta entfernt und anderweitig verwendet. Der Zugang zur Tholos wurde durch 4 Treppengänge gewährleistet, die jeweils in Form von Delfinen oder anderen Meerestieren errichtet wurden. Zwischen den Säulen der Tholos standen zahlreiche Skulpturen aus Marmor von Putten und ehrwürdigen Persönlichkeiten.

Die Latrinen

Die beiden mit einem Spülsystem versehenen grossen Latrinen neben der Aula zeigen wie stark der Macellum in der Antike besucht war. Dabei hatte man die Latrinen erst für öffentliche Thermalräume gehalten, da sie grosszügig mit Skulpuren und Platten aus Marmor dekoriert waren. Die Pracht des Macellum war nicht nur an der Architektur und den Wanddekorationen, sondern auch an den zahlreichen Skulpturen und Marmorarbeiten zu erkennen.

Die Löcher der Bohrmuscheln an den drei grossen Säulen

Der Untergang durch den
Bradyseismos

Insgesamt weisen die Mauerreste und die architektonischen Elemente, in Verbindung mit einer grosszügigen Verwendung von Marmor, sowohl auf den Reichtum der antiken Stadt Puteoli und seiner Händler, als auch auf den permanenten Bradyseismos in dieser Gegend hin. Dank dieser Schäden an den Säulen kann man dafür die geologische Geschichte der Stadt Pozzuoli der letzten 2000 Jahre erkennen. Im unteren Teil der hohen Säulen sind klar die Löcher der Bohrmuscheln (Meeresdatteln) sichtbar, die knapp unter der Meeresoberfläche leben und teilweise bereits vom Ende des 4. Jahrhundert stammen, was mit dem Beginn der Inaktivität des Macellums übereinpasst. Ab dem 5. Jahrhundert verliert der Handelshafen von Pozzuoli an Bedeutung und das Gebiet um den ehemaligen Macellum wird in eine kleine Nekropole umgewandelt.

Weitere Informationen zu den Monumenten der Phlegräischen Felder finden Sie in auf meinem Blog.

4 Antworten auf „Der Macellum von Pozzuoli – sog. Serapis-Tempel“

Sie meinen Bradyseismos. Es ist lustig, wenn man intelligent erscheinen möchte und dafür mit Fremdworten wahllos um um sich wirft, deren Begriff man nicht beherrscht, und nicht die Schreibweise…

Wahllos ist das Fremdwort in diesem Kontext absolut nicht. Auch wenn es im deutschen korrekt Bradyseismos geschrieben wird, verwenden wir es hier am Golf von Neapel seit jeher mit dem Begriff Bradisismo, daher habe ich nun eine italienisierte und leicht unkorrekte Schreibweise verwendet. Es gibt aber schlimmeres und daher bitte nicht „abheben“!

So oder so
Habe mir diesen, wie auch andere Artikel abgespeichert und lese sie immer wieder gern.
Vielen Dank für die sehr wertvolle Arbeit, an deren Lesen ich auch Kinder und Nachbarn teilhaben lasse.
Grüsse aus Niedersachsen.

Herzlichen Dank fuer das Interesse und die Nachricht, es hat mich sehr gefreut das es auch die Kinder lesen durften.
Lg nach Niedersachsen an einem bewegten Tag mit vielen Beben,
Florian Lenk

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