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Gastronomie in Kampanien

Die Zitrone aus Sorrent IGP

Heute ist die Zitrone aus Sorrent die am häufigsten angebauten Frucht der sorrentiner Halbinsel. Ab dem 17. Jahrhundert verbreitete sich der lokal so typische Terrassenanbau der Zitrone aus Massa “Femminello massese”, die auch Zitrone aus Sorrent “Limone di Sorrento” genannt wurde, auf der gesamten Halbinsel und weisen andere Charakteristken als die Zitronen der Amalfiküste oder den Zitronen aus Procida auf. Nur Zitronen, die auf der Halbinsel von Sorrent sowie auf der Insel Capri angebaut werden, dürfen seit 2000 mit der von der EU kontrollierten Bezeichnung Limone di Sorrento IGP verkauft werden und nehmen somit eine besondere Position zwischen den Zitronen des Kontinents ein.

Schutzkonsortium der Zitrone aus Sorrent
Der Anbau

Heute,wie früher auch, handelt es sich beim Agrumenanbau um eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit und die Landwirte sind gezwungen, die Früchte ihrer Arbeit andauernd gegen den salzhaltigen Wind und die nicht immer günstige Witterung zu beschützen. Sie bauen daher eine Art Laube, die ihrerseits geschützt werden muß, und zwar von “lebenden” (Reihen von Oliven- oder Haselnußbäumen) oder “toten” Windschutzvorrichtungen (Streifen und Gerüste aus Kastanienholz); sie werden auch rechtwinkelig in der Richtung des stärksten Windes ausgerichtet und oft zusätzlich rund um den bebauten Boden aufgestellt. Die Laube selbst besteht aus einer tragenden Struktur, die die sogenannten “pagliarelle” stützen muß, wobei es sich um Matten aus Schilfrohr oder Netze handelt, die durch Kastanienstreifen zusammengehalten und auf die Laube gesetzt werden, damit sich eine Struktur bildet, die annähernd der Form von Hütten ähnelt. Diese Konstruktionen kennzeichnen das Landschaftsbild der sorrentiner Halbinsel ganz wesentlich.

Die Ernte

Die Pflanze wird unter diesen Schutzvorrichtungen aufgezogen und gestatten den Landwirten, die Reifung der Winterfrüchte bis zu einem gewissen Grad zu verzögern, damit das Produkt das ganze Jahr über angeboten werden kann, aber vor allem zwischen Mai und September, wenn die Nachfrage auf dem Markt am größten ist. Die Schutzvorrichtungen für die Agrumenpflanzungen verringern die von den Pflanzen aufgenommene Lichtmenge, wodurch das Wachstum verlangsamt wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dadurch aber auch die zwar langsamere, aber wirkungsvolle Bildung für das ausgeprägte und durchdringende Aroma verantwortlichen Substanzen begünstigt, die für die Zitrone aus Sorrent charakteristisch sind.

Eine Zitronenlandschaft

Der Zitronenanbau hat einen engen Bezug zum Ambiente der sorrentiner Halbinsel aufgebaut: neben der Verwendung der Frucht trägt er auch durch den Terrassenanbau zur Festigung der Böden und zur Verschönerung der Landschaft bei, die so auch dem Turismussektor zu Gute kommt. Die Zitrone aus Sorrent ist die am weitesten verbreitete in Kampanien und stellt etwa einen Anteil von 40% des gesamten regionalen Anbaus an Zitronen. Die Zitrone aus Sorrent wird in allen Gemeinden der sorrentiner Halbinsel, von Vico Equense bis Anacapri, angebaut und verwendet.

Limoncello der sorrentiner Halbinsel
Besonderheiten der Zitrone aus Sorrent

Sie haben außerdem eine besonders ovale Form, ihre Schale weist eine typische wachsgelbe Farbe auf, unterscheidet sich durch ihre Süße und Saftigkeit von anderen Sorten und ihr Saft wird hierzulande auch pur getrunken, ohne Zucker beizufügen. Die Größe der Zitrone aus Sorrent ist mittel-groß und darf nicht weniger als 85 Gramm wiegen. Die Frucht ist reich an Vitamin C (38g pro pro 100g) und Mineralsalzen (Calcium, Phosphor, Eisen, Natrium, Kalium, Kupfer, Mangan, Magnesium, Zink) und hat, anders als die Sfusato-Zitrone aus Amalfi, einen recht sauren Geschmack, während die Schale mitteldick und reich an ätherischen Ölen ist.

Die Verwendung

Dank dieser besonderen organoleptischen Eigentümlichkeiten wird die Zitrone aus Sorrent in der Küche für die verschiedensten Varianten verwendet: einfach roh in Schreiben geschnitten, frisch gepresst, für die Getränke- und Marmelladenherstellung, als ideale Ergänzung für Salate verwendet und ist ein sehr begehrter Rohstoff zur Herstellung von Eis, Süßwaren und typischen Likören wie dem Limoncello der sorrentiner Halbinsel. In den Restaurants der sorrentiner Halbinsel und der Insel Capri wird die Zitrone auch oft für innovative und besondere Kreationen verwendet, die vom Antipasto bis zum Dessert oder teilweise sogar zum Espresso gehen. Die lokale Zitrone ist mittlerweile ein Muss in Verbindung mit den hier weit verbreiteten Fischspeisen oder Meeresfrüchten, die sowohl von den Einheimischen und auch den Turisten stark angefragt werden. Ein recht großen Erfolg genießen auch die neuen Varianten von Zitronendesserts wie die “Delizia al limone”, der Babà mit Limoncello oder auch das Zitronensorbet.

Weitere Infos findet Ihr in meinem Blog zur Gastronomie in Kampanien