Die Landschaft der sorrentiner Halbinsel wird sicherlich von den Agrumenbäumen am stärksten charakterisiert. Sie wurden schon auf pompejianischen Fresken dargestellt, was beweist, daß sie in dieser Gegend schon im 1. Jahrhundert nach Christus verbreitet waren. Einige Wissenschaftler sind allerdings der Meinung, daß es sich in jener Zeit um ziemlich seltene Exemplare handelte. Erst um das Jahr 1200 stößt man auf klare literarische Hinweise, die den renommierten Anbau von Orangenfrüchten auf diesem Gebiet belegen. In jener Zeit waren die Orangen aus Sorrent bereits eine wichtige Einkommensquelle für die lokalen Einwohner und die Absatzmärkte waren die italienischen und europäischen Handelshäfen.
Im Dialekt Portualle genannt
Unter den Agrumen waren anfangs die Orangenbäume am weitesten verbreitet, während heute die sorrentiner Zitronen das Landschaftbild der sorrentiner Halbinsel stärker prägen. Bis 1600 scheint es, daß nur die bitteren Orangen, Citrus vulgaris, bekannt waren, während die süße Variante, die sogenannte Biondo di Sorrento oder Arancia di Sorrento, die aus zwei Biotypen bestehen soll: dem biondo sorrentino und dem biondo equense, die zu unterschiedlichen Zeiten geerntet werden – erst später von den Portugiesen eingeführt worden ist. Davon soll auch der Dialektausdruck Portualle abstammen, mit dem sie im neapolitanischen Dialekt bezeichnet werden.

Späte Ernte und Charakteristiken
Trotz der ziemlich dicken Schale und der vielen Kerne, was den Markttendenzen nicht unbedingt entspricht, hat diese Sorte andere Charakteristiken, die von wahren Kennern geschätzt werden wie die Stückgröße, die Saftigkeit und der Geschmack des Fruchtfleisches, aber auch der ganz besondere Duft, den ihre Schale abgibt. So wie bei den Zitronenplantagen werden auch die Orangen aus Sorrent durch ein Kastanienholzgerüst mit Netzen vom Wind, der Kälte und einer übermäßigen Hitze geschützt und kommen dadurch erst ab Mai bis Anfang August auf den Markt, also wenn die anderen italienischen Orangen bereits nicht mehr aufzufinden sind.
Eine gesune Orange für den Sommer
Die Orangen aus Sorrent sind mit 34 Kalorien pro 100 Gramm Saft kalorienarm und haben einen hohen Vitamin C Gehalt. Sie stärken das Immunsystem, bekämpfen Müdigkeit und sind reich an Mineralsalzen wie Calcium, Brom, Magnesium, Phosphor, Zink, Kupfer, Eisen und Schwefel. Mit der Einweichung der Orangen aus Sorrent wird auch ein sehr beliebter lokaler Orangensyrup hergestellt, der intensiv und aromatisch duftet und als eine der traditionellen Spezialitäten der Region Kampanien gilt.
Weitere Infos findet Ihr in meinem Blog zur Gastronomie in Kampanien