In den engen historischen Gassen der Altstadt von Bacoli in den Phlegräischen Feldern ist über einen etwas versteckten Pfad mit der Piscina Mirabilis die je erbaute grösste römische Zisterne zu erreichen. Von aussen ist die Maestosität und Besonderheit der “unterirdischen Kathedrale” Piscina Mirabilis kaum vorstellbar. Neben der aussergewohnlichen architektonischen Struktur besticht die Zisterne durch die Licht- und Schattenspiele, bei denen die Sonnenstrahlen durch die Öffnungen an der Decke durchscheinen und zu einer fast mystischen Entspannung einladen.
Die Struktur
Die Piscina Mirabilis ist eines der bedeutendsten Beispiele des römischen Ingenieurswesens und stammt aus der Zeit des Augustus. Ein ähnlich imposantes erhaltenes Beispiel kennen wir heute nur aus Istanbul, obwohl jene erst 500 Jahre später errichtet wurde. Die Zisterne hat eine Kapazität von etwa 12600 Kubikmetern Wasser und die Ausmassen betragen 70 Meter Länge bei 25,5 Meter Breite und beeindruckenden 15 Meter Höhe. Das Dach der rechtecktigen Struktur wurde durch 48 kreuzförmige Pfeiler auf vier Reihen aufrecht erhalten.
Die Technik
Die Piscina Mirabilis wurde komplett in einen Tufsteinhang eingegraben, wohl um die natürliche schräge Lage für die Verteilung des Wassers durch die Kanalisierung zu nutzen. In der Mitte der Zisterne fällt ein 20 mal 5 Meter grosses und 1,10 Meter tiefenleicht sinkendes Becken mit dem einzigen Abfluss der Zisterne auf, das für die Entwässerung und Säuberung der Zisterne genutzt werden konnte. Die Zufuhr des Wassers in die Zisterne war durch ein Kondukt am westlichen Zugang möglich. Die Basis der Pfeiler und der Wände haben ein besonderes Fundament (Pulvino) mit abgerundeten Ecken um die Säuberung zu erleichtern und Wasserinfiltrationen zu vermeiden. Die Zisterne ist ausserdem mit einer breiten undurchlässigen Schicht des römischen Estrichmörtels Opus signinum verdichtet. Das Trinkwasser wurde hingegen durch hydraulische Maschinen hochgehieft und daraufhin kanalisiert. Auf der nordöstlichen Seite der Piscina Mirabilis wurden ausserdem zwischen dem Ende des 1. Jahrhunderts und zum Anfang des 2. Jahrhunderts zwölf Räume mit Tonnengewölbe hinzugefügt, dessen Funktion bis heute noch unsicher sind (Erhöhung der Kapazität oder anderes).
Das Aquädukt des Serino
Urspünglich war die heute als Piscina Mirabilis bekannte Zisterne ein enormer Trinkwasserspeicher und das Ende des Acquädukts der Quelle des Serino, die ihren Ursprung südöstlich in der heutigen Provinz von Avellino hatte. Das Wasser wurde aus einer Höhe von 330 Metern auf circa 100 Km durch Neapel bis an die Küste der Phlegräischen Felder gebracht um nah der bedeutendsten römischen Militärflotte Classis Praetoria Misenas am Kap Misenum an der Piscina Mirabilis zu enden. Ursprünglich lag die Zisterne etwa 8 Meter über dem Meeresspiegel, während sie durch den Bradysismus heute gerade noch 2 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Das Gefälle des Aquädukts kam auf maximal 15 Meter pro Kilometer und minimal 3cm pro Kilometer bei einem Durchschnitt von knapp über 3 Metern pro Kilometer Länge. Das Gefälle spielte bei Aquädukten eine bedeutende Rolle um Kalkverkrustungen zu vermeiden und damit die Kosten der Wartung zu verringern, neben dem Vorteil somit an frischeres Wasser zu kommen.
Die Besichtigung (aktualisiert Januar 2023)
Die Piscina Mirabilis ist seit 2022 dem Publikum von Freitag bis Sonntag wieder regulär geöffnet. Infos und Tickets finden Sie hier. Die Besichtigung kann bei einem Ausflug mit mir mit der Besichtigung weiterer Monumente der Phlegäeischen Felder kombiniert werden.
Weitere Informationen zu den Monumenten der Phlegräischen Felder finden Sie in auf meinem Blog.