„In Neapel hingegen, in dieser Stadt des zufriedenen und sorgenlosen Lebens, befinden sich die architektonischen Monumente, die unsere Aufmerksamkeit anziehen, nicht in den Ruinen oder den Kirchen. Die Reste der Antike sind verschwunden; hier wurde nicht für die Ewigkeit gebaut.“
Ferdinand Gregorovius, um 1850 – von mir aus dem italienischen übersetzt
Ferdinand Gregorovius (1821-1891) war ein bedeutender deutscher Philologe und Historiker und bekannt für seine Studien über das Mittelalter in Rom. Seine “Wanderjahre in Italien” beschreiben in 5 Bänden (1856-1877) die verschiedenen Orte Italiens, unter anderem auch Capri und Neapel.
Eine historisch interessante Anmerkung, in der Neapel um 1850, also nur 10 Jahre vor der Vereinigung Italiens und der unmittelbaren Auswanderung vieler Neapolitaner in den nächsten Generationen, von Gregorovius als zufriedene und sorgenlose Stadt bezeichnet wurde. Gregorovius Suche nach den Resten der Antike in Neapel, wie damals in Rom, den nahe gelegenen Phlegräischen Feldern, Paestum oder dem vesuvianischen Gebiet, stossen auf ein fast ergebnisloses Resultat. Im Falle von Neapel sind allerdings nicht die antiken römischen Architekten Schuld, sondern der Verlauf der Geschichte der Stadt Neapel. Wie auch heute noch gut in der auf der griechischen Struktur basierende Altstadt zu erkennen ist, hat Neapel eine durchgehende Geschichte erlebt und somit wurde die damals bedeutende antike Stadt Neapolis kontinuirlich erneuert und die Reste der Antike zugeschüttet, wiederverwendet oder in andere Bauten integriert. Der Fund des antiken Hafens an der heutigen Piazza Municipio und den antiken Theatern, die über der heutigen Via der Tribunali liegen, oder auch der Zugang ins unterirdische Neapel an der San Lorenzo Kirche, weisen auf die starke historische Stratifizierung der Stadt Neapel hin.
Weitere Berichte und Zitate über Neapel und die Region findet ihr in meinem Blog.