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Gastronomie in Kampanien

Die neapolitanische Pizza STG

Die bedeutendste Zubereitung der neapolitanischen Gastronomie ist ohne Zweifel die Pizza, ein Produkt, das heute eines der ertragreichsten Geschäfte auf den fünf Kontinenten darstellt, nicht nur für die Hersteller von Tiefkühlprodukten, sondern auch fuer die großen Geschäftsketten, die die Pizza als alternativen (und sicherlich gesünderen) Fast Food anstatt der Hamburger und Pommes Frites anbieten.

Anfänglich außerhalb Neapels nicht angenommen

Dennoch schrieb Matilde Serao im Jahr 1884 über die negative Erfahrung eines neapolitanischen Geschäftmannes, der in Rom eine prachtvolle Pizzeria aufmachte: “außerhalb des neapolitanischen Gebietes erschien die Pizza fehl am Platz und eintönig; ihr Stern verblaßte und ging in Rom unter; exotische Pflanze, sie starb an dieser römischen Pracht.”

Anerkennung Dank der Königin Margherita

Doch in nur fünf Jahren wurde die dreifarbige Pizza, die von dem geschätzten Pizzabäcker Raffaele Esposito zu Ehren der Königin Margherita zubereitet wurde, in allen Ländern berühmt. Im Jahr 1905 wurde dieser Begriff in das moderne italienische Wörterbuch Hoepli von Alfredo Panzini mit der folgenden Beschreibung aufgenommen: “gemeiner Name einer volkstümlichen, neapolitanischen Speise, steht vermutlich für “pinza”(Zange), von “pinsere”, zerstoßen; setzt sich aus einer Art Mehlfladen zusammen, der lange aufgehen muß; er wird mit San Marzano-Tomaten, Frischkäse, Sardellen, je nach Wunsch des Kunden belegt, in den Ofen geschoben, wo er weiter aufgeht und nach und nach gebacken wird. Die Pizzeria hingegen wurde als Geschäft, in dem die Pizza und andere neapolitanische Leckereien, wie der Mozzarella und das mit Sardellen gefüllte Brötchen zubereitet und gegessen werden.”

Die italienische Königin Margherita von Savoia. Ihr wurde die heute berühmteste Pizza gewidmet.

Die Etymologie des Begriffs Pizza

Die wahrscheinlichste Etymologie dieses Begriffes soll hingegen, wie der des Pitta oder Pita, das runde und nicht sehr aufgegangene Brot aus dem mediterranen Raum, von dem lateinischen Ausdruck Picea abgeleitet worden sein. Hierbei handelte es sich um einen Begriff, mit dem die Römer einen einfachen Brotfladen bezeichneten, der auf einer glühenden und eventuell mit Öl und Knoblauch bestrichenen Platte gebacken wurde.

Explosion der Sinne

Schon bei dem Ursprung dieses Wortes handelte es sich demnach um ein ärmliches Produkt – das zwar kein Warenzeichen besitzt, doch so bekannt wie ein Markenprodukt ist – und gleichzeitig um eine wahrhaftige Totem-Nahrung der gesundesten mittelländischen Tradition. Ein einfacher runder, mehr oder weniger aufgegangener Brotfladen, dessen Oberfläche, die fast den gesamten Teller in Anspruch nimmt, mit den verschiedensten Zutaten belegt werden kann. Das Ergebnis verwöhnt die fünf Sinne, die sich vervollständigen und doch fast widersprechen: das etwas säurliche Rot der Tomaten, das duftende Grün des Basilikums, das weiche und sich ziehende Weißgold des Weichkäses, doch auch das Silber und das Salzige der Sardellen, das Schwarz der Auberginen und das Pikante des Peperoncinos. Aufgrund dieser Bezeichnung bevorzugten einige eine weitere Etymologie des Begriffs: die des lateinischen Ausdrucks Picta, was soviel bedeutet wie “gemalt”.

Der Ursprung der Pizza. Volksessen und direkt auf der Strasse angeboten

Der Ursprung der heutigen Pizza

Das Jahr der Erschaffung dieser Pizza kann nicht genau festgelegt werden, da sie das Ergebnis einer ständigen Entwicklung der Focaccia (Fladen) darstellt, die wiederum schon in einem Dokument aus dem Jahr 997 als Pizza bezeichnet wurde. Die ersten Hinweise auf ein Produkt, das dem heutigen sehr ähnlich war, findet man in Schriften von Dumas, dem Älteren (1833) und in einigen Jugenderinnerungen von Francesco de Sanctis (1835). Doch auch schon auf den neapolitanischen Tempera- und Aquarellmalereien aus dem 18. Jahrhundert sind Wanderverkäufer abgebildet, die Pizzen mit Speck zubereiten und in den auf Holzkohlen gestellten Pfannen backen. Der Pizzateig ist so dünn ausgerollt, daß die fertige Speise in vier Teile geklappt werden kann.

Pizza auf Leihbasis

Soweit es Dumas betrifft, den Schriftsteller, der sehr viel Zeit dem Verständnis dieser mysteriösen Stadt widmete, sollte ein amüsantes Mißgeschick erzählt werden, das diesem Autor unterlief. Während Dumas die Beschreibung der Pizza verfasste, kam ihm ein geheimnisvolles pizza oggi a otto (Pizza heute zu acht) zu Ohren. Und so stellte er sie als ein mittelmäßiges Produkt dar, das erst eine Woche nach seiner Zubereitung und kostenlos verzehrt werden konnte. Es handelte sich hingegen um eine geschäftliche, sehr gewagte Initiative einiger unternehmungslustiger Pizzabäcker, die, um die Konkurrenz zu schlagen, dieses frisch aus dem Ofen gezogene Produkt “verschenkten”. Das heißt, der Kunde mußte sich dazu verpflichten, nach einer Woche den Betrag zuzüglich der Zinsen zu bezahlen.

Bei allen Klassen beliebt

Obwohl die Pizza eigentlich ein sehr volkstümliches, jedem zugängliches Produkt darstellte – sie wurde zum Beispiel in keiner der gastronomischen Fantasien von Pulcinella erwähnt – war sie trotz allem die bevorzugte Speise von Ferdinand II., dem parthenopeischten aller Bourbonenkönige. Später wurde sie von Mario Stefanile als das “Mittagessen der Reichen, das Abendessen der Vornehmen, der Wunsch eines jeden Feinschmeckers, die Sehnsucht der Verbannten” bezeichnet.

Die neapolitanische Tradition

Gemäß der neapolitanischen Tradition muß der Teig, der nur aus Wasser, Mehl und Salz besteht, sowohl lange Zeit vor dem Backen vorbereitet, als auch in kleinen Mengen aufgeteilt werden, die für eine Portion ausreichend sind. Danach wird der Teig auf einem Marmortisch ausgebreitet, indem man ihn mit den Handflächen platt schlägt, dann gewendet, bis er die gewollte Form und Dicke besitzt. Hierbei muß darauf geachtet werden, daß der Teig nicht “zu weit auseinandergezogen wird und reisst”, um ihn dann mit den verschiedensten Zutaten garnieren zu können. Das wichtigste für die Endqualität der Pizza ist vor allem die Backphase, die nur in einem Steinofen vorgenommen werden sollte, der aufgrund seiner Struktur die Hitze auf perfekte Weise verteilt und nur mit Holz betrieben wird.

Tradition und Innovation der Pizza

Ohne an die Ausschweifungen der Amerikaner und Mitteleuropäer heranzukommen, die mit ihrem unterschiedlich zubereiteten Teig und den verschiedenen Backmethoden keinen Neapolitaner begeistern können und ihre Pizzen mit allem Erdenklichen belegen, beginnen jedoch immer mehr Pizzabäcker Neapels und der Vesuvgegend neue Kreationen und neue Gourmetpizzen mit ausgewählten Produkten zu entwerfen.

Die ursprünglichen Pizzen in Neapel

Die wahren neapolitanischen Pizzen sind hingegen die antike und sehr einfache Pizza all’aglio e olio und die Marinara, die mit Tomaten, Öl, Salz, Oregano und eventuell schwarzen Oliven, Kapern und salzigen Sardellen zubereitet werden und nach Meinung der echten Pizzakenner die Teigqualität erkennen lassen. Durch die im Laufe der Zeit ständig steigenden Beliebtheit der Speise, wurden diesen Pizzen die Margherita, die heutzutage häufig al filetto di pomodoro (mit frischen Tomaten) bestellt wird, und die Calzone (oder gefüllte Pizza) hinzugefügt. Bei der gefüllten Pizza handelt es sich um eine Abweichung der Margherita, die mit Ricottakäse und Salami belegt und übergeklappt wird, sodaß sie eine halbmondartige Form annimmt. Eine weitere, auch typisch neapolitanische Pizzaart ist die einst sehr verbreitete, doch heute nur schwer aufzutuende Pizza ai cecenielli, die mit unbeschreiblich kleinen Fischen (auf italienisch bianchetti) zubereitet wird, die dem Teig einen einzigartigen Geschmack und Duft verleihen.

Kennzeichen als Schutz der Tradition. Die Pizza napoletana Stg

Seit 2010 als Tradition geschützt

Um die neapolitanische Tradition der Pizza zu verteidigen und zu schützen wurde im Februar 2010 die neapolitanische Pizza die Auszeichnung S.T.G. (Garantierte traditionelle Spezialität ) auf europäischer Ebene anerkannt. Die lokalen Pizzabäcker können sich somit wahlweise an die traditionelle Herstellungsweise und Zutaten richten und ein Markenzeichen an der Pizzeria aufhängen oder sich nach einem moderneren oder alternativeren Konzept der neapolitanischen Pizza richten. Einer meiner Touren beinhaltet auch einen Pizzakurz bei einer renommierten Pizzeria unweit der Promenade von Neapel, bei dem Sie mehr Informationen zu den Geheimnissen der Zubereiutng der Pizza in Neapel bekommen.

Weitere Infos findet Ihr in meinem Blog zur Gastronomie in Kampanien

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Gastronomie in Kampanien

Der Büffel-Mozzarella aus Kampanien

Die Besonderheit der Büffelmilch

Der bekannteste Käse aus Kampanien ist sicherlich der Büffel-Mozzarella „Mozzarella di Bufala Campana“. Der Büffel-Mozzarella ist ein Frischkäse aus einer Fäden ziehenden Grundmasse, der ausschliesslich aus Büffelmilch hergestellt wird, und zwar nach einer rigorosen Technik, die nicht nur für die Herkunft des Produkts bürgt, sondern auch die Einhaltung des Herstellungsprozesses garantiert. Die Büffelmilch hat im Vergleich zu anderen Milcharten mehr Fett, Proteine und Calcium. Das Produkt ist dank der Abwesenheit von Carotinoiden von Porzellanweisser Farbe (und seine Oberfläche ist von einer extrem dünnen Haut überzogen, die gleichzeitig glatt und glänzend ist) und aus feinen Blattschichten besteht. Er ist praktisch ohne Löcher und beim Anschneiden treten reichlich weissliches Serum und der charakteristische Duft nach Milchfermenten aus. Der Mozzarella ist so fein und aromatisch, das es schwer fällt, ihn mit diesen unförmigen Tieren, die aussehen wie Nilpferde, mit ihren wilden und blutunterlaufenen Augen in Verbindung zu bringen, wie Goethe sich ausdrückte.

Formen und Aufbewahrung

Die Kenner bevorzugen die grossen Mozzarellakugeln, denen die Käsemeister sicherlich die meiste Aufmerksamkeit widmen muss, um jene typische Form zu erhalten, die an weibliche Rundungen erinnern. Aber auch die kleinere Stückgrösse des Büffel-Mozzarella, die der Vater von Alexandre Dumas als Büffeleier bezeichnete und die in in dieser Gegend Eierchen (Ovoline) oder Häppchen (Bocconcini) heissen, können einen guten Qualitätsstandard erreichen. Idealerweise sollte man den Büffel-Mozzarella immer so frisch wie möglich essen und nicht länger als 4 Tage aufbewahren. Die beste Art, ihn frisch zu erhalten, ist die, ihn in seinem milchigweissen Wasser zu lassen, so das er nicht austrocknen kann.

Geschichte des Büffels in Kampanien

Die Büffelzucht konzentriert sich traditionell auf die wasserreichen, einst sumpfigen Gebiete, die um den Lago Patria und die Regi Lagni, die sehr wahrscheinlich schon im 5. Jahrhundert, oder später um das Jahr 1000 auf Betreiben der Normannen die Haltung von Büffeltieren begünstigten. Die Normannen brachten die Tiere angeblich aus Sizilien mit, wo sie ihrerseits von den Arabern eingeführt worden waren (im 15. Jahrhundert gab man den Büffeln den Zweitnamen „Arabische Kühe“). Einige Wissenschaftler behaupten allerdings, das der Büffel bereits bei den Griechen und Römern bekannt war, während andere seinen autochthonen Ursprung für wahrscheinlicher halten. Bestätigt würde diese These durch die bestehenden erheblichen Unterschiede zwischen dem indischen und dem italienischen Büffel.

Das offizielle Kennzeichen des Schutzkonsortiums

Der Einzug der Büffel-Mozzarella in die kampanische Gastonomie

Erst im 18. Jahrhundert jedoch begann der Büffel-Mozzarella seinen Einzug in die alltäglichen Essgewohnheiten der kampanischen Bevölkerung zu halten, auch dank der borbonischen königlichen Büffelzucht im kleinen Königspalast von Carditello unweit von Caserta, sodass ein richtiger Markt für dieses Produkt entstand (die berühmte „Taverna“ in Aversa), auf dem jeden Tag die Preise des Produkts festgelegt wurden. Um die Frische und den charakteristischen Duft so lange wie möglich zu erhalten, bewahrte man ihn einst ganz einfach in Binsen- oder Myrtenblättern auf, mit denen man ein Weidenkörbchen oder einen aus Kastanienzweigen geflochtenen Korb auslegte, sodass man nach Bündeln von Mozzarella (mazze di mozzarelle) fragte. Heute kann der Mozzarella di Bufala Campana nur abgepackt verkauft werden – auch um überprüfen zu können, das auf der Verpackung das Markenzeichen des zum Schutz des Produkts gegründeten Konsortiums zu sehen ist. Dabei darf die originale Büffel-Mozzarella laut Vorschrift nur 100% Büffelmilch ohne Zusatz von anderen Milchsorten enthalten.

Caprese-Salat
Der Caprese Salat ist nur mit guter Mozzarella und schmackhaften Tomaten wirklich lecker

Aktuelle Verwendung der Mozzarella und des Quarks aus Büffelmilch

An Gelegenheiten, dieses Produkt in Neapel und Umgebung zu verzehren, fehlt es jedenfalls dank seines ausgezeichneten Geschmacks und seiner leichten Verdaulichkeit keineswegs. Er wird sowohl als gekochte oder rohe Zutat zu ersten und zweiten Gängen benutzt, als auch als Grundbestandteil vieler typischer neapolitanischer Gerichte (angefangen von der Pizza Margherita Doc) oder zu Salaten wie der Insalata Caprese mit der Sorrento-Tomate. Aus Büffelmilch können auch noch viele andere interessante Produkte hergestellt werden, wie die schmackhaften geräucherten Büffelkäsearten (provole affumicate), die man erhält, wenn man die ausgezogene Grundkäsemasse über feuchtem Getreidestrohfeuer räuchert, bis sie aussen die charakteristische braune Farbe und im Inneren die typisch hellgelbliche Farbe annimmt. Ebenfalls aus Büffelmilch hergestellt wird die Büffelquarkart (ricotta di Bufala), die sich vom ernährungswissenschaftlichen aus gesehen durch einen hohen Nährwert, ihre ausgezeichnete Verdaulichkeit und ihre sehr gute organoleptische Qualität auszeichnet.

Weitere Infos findet Ihr in meinem Blog zur Gastronomie in Kampanien