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Gastronomie in Kampanien

Die Kirschen Kampaniens

Lucullus und die Ausbreitung der Kirsche

Allen Anschein nach wurde der Kirschbaum (im neapolitanischen Dialekt “cerasa” genau wie im Lateinischen) in dieser Gegend von Lucius Lucullus eingeführt, der ihn im Jahr 74 vor Christus aus Ponto mitbrachte; von hier aus hat sich diese Obstsorte dann in ganz Europa ausgebreitet. Schon Plinius nannte einige charakteristische Biotypen und bezeichnete die kampanische Kirsche als die am meisten geschätzte und bedeutendste seiner Zeit. Seit dem 15. Jahrhundert lassen literarische Werke und Gemälde erahnen, wie weit verbreitet die Kirsche damals schon war.

Ciliegia della recca, typische Kirsche der Provinz Neapels

Die hartfleischige Ciliegia della Recca

Folgende Kirschensorten sind in Kampanien am weitesten verbreitet: zur Gruppe “Dure Nere” gehört die hartfleischige Herzkirschensorte “Ciliegia della Recca”, die ihre Bezeichnung von dem gleichnamigen Ort in der Nähe von Marano di Napoli erhält. Es handelt sich um eine mittelgroße, orange-rote Frucht mit einem weißen, leichtsäuerlichen, aber äußerst schmackhaften Fruchtfleisch, das sehr widerstandsfähig ist und deshalb sowohl gegessen als auch in verschiedenen Formen konserviert werden kann, zum Beispiel in Alkohol.

Es dient auch zur Zubereitung der typischen Obstkonserven, die in der Gegend hergestellt werden, um die Früchte auch im Winter zu geniessen, zum Beispiel als “ciliegie al forno”, wobei die gewaschenen und getrockneten Früchte bei mittlerer Temperatur in den Holzofen kommen und immer und immer wieder gewendet werden, bis sie ganz trocken sind. Nach dem Abkühlen werden sie dann in offenen Behältern aufbewahrt.

Das Kirschfest in Chiaiano

Jedes Jahr gegen Mitte Juni veranstaltet der Naturfreundebund von Chiaiano das traditionelle Kirschenfest, bei dem verschiedene Stände aufgebaut werden, an denen man auch die anderen typischen landwirtschaftlichen und gastronomischen Produkte der Gegend probieren kann.

Weitere Sorten Kampaniens

Zur Gruppe “Corvine” gehören die Sorten “Pagliaccio”, “Ferrovia” und “Malizia”. Die zuletzt genannte ist zwar nicht so weit verbreitet, deshalb aber nicht weniger hochwertig: sie hat eine große, dunkelrubinrote Frucht und ihr Fruchtfleisch ist rot, fest, saftig und aromatisch. Jedes Jahr im Monat Mai wird ihre Ernte durch ein Kirschlesefest, das von der örtlichen Slowfood-Abteilung organisiert wird, festlich begangen. Sie ist vorwiegend für den Frischmarkt bestimmt, wird aber auch von den Umwandlungsindustrien aufgrund ihrer intensiven Farbe sehr geschätzt.

Die beste Tafelkirsche der Region

Die Kirschensorte “ciliegia del monte”, die auch unter dem Namen “durona del monte” bekannt ist, stellt eine sehr ertragreiche aber spätreifende Sorte dar, die man zwischen Ende Mai und dem 20. Juni erntet. Sie wird als die beste kampanische Tafelkirsche betrachtet. Ihre Früchte sind groß, haben normalerweise auf der einen Seite eine gelb-rötlich, auf der anderen eine dunkelrote Farbe und einen angenehm säuerlichen Nachgeschmack.

Die Monsterkirsche der sorrentiner Halbinsel

Eine relativ unbekannte aber interessante Sorte ist die “Cerasa do mostr” aus dem an den Lattari-Bergen an der sorrentiner Halbinsel gelegenem Ort Pimonte kommenden Kirschen, die scherzhaft von den lokalen Bauern wegen ihrer überraschenden Größe Monsterkirschen getauft wurden. Diese spätreife dunkelrote Kirsche, die von Ende Juni bis Mitte Juli geerntet wird, hat ein festes und saftiges Fruchtfleisch und unterstreicht durch ihre Größe den süßen Geschmack der lokalen Kirschen.

Eine gesunde Frucht

Abgesehen vom für viele unwiderstehlichen Geschmack, ist die Kirsche auch eine sehr gesunde Frucht, die reich an Vitamin A und C, Kalium, Carbonsäuren, Calcium, Phosphor sowie Antioxidationsmittel wie Flavonoide und Anthocyane. Die neapolitanischen Kirschensorten sind von Mai bis Mitte Juli wegen ihrer besonderen Qualität eine der beliebtesten lokalen Fruchtsorten.

Weitere Infos findet Ihr in meinem Blog zur Gastronomie in Kampanien