Die gotische Invasion Kampaniens wird vom byzanthinische General Belisar bekämpft und der gotische König Vitige eingekerkert, doch unter Totila schaffen es die Goten die Situation nochmals zu ihren Gunsten zu wandeln und nehmen große Teile Süditaliens, unter anderem Neapel, wieder ein. Erst General Narses entscheidet den bereits 18 Jahre andauernden byzanthinisch-gotischen Krieg für Byzanz und besiegt die letzten beiden gotischen Könige Totila und Teja. Neben der byzanthinischen Kunst wird auch durch der Novus Iustinianus Codex die Grundlage für die erneuerte Rechtsordnung der Stadt Neapel des frühen Mittelalters.
Die Epoche der Bischöfe
Nach der Vertreibung der Goten breiten sich ab dem Jahr 568 die Langobarden in Italien aus, die in recht kurzer Zeit Mittel- und Süditalien und Kampanien erreichen. Die Verwaltung der Stadt Neapel, unter der byzanthinischen Obrigkeit während einer Epoche der politischen Instabilität, erhält eine aus Verteidigungsgründen notwendige Militärstruktur sowie eine neue Zivilstruktur, damit die erorberten Territorien verteidigt und verwaltet werden können. Auffallend ist auch der steigende Einfluss der Kirche durch den lokalen Bischof, der praktisch die Aufgaben des antiken Magistrats übernimmt und somit zum obersten Richter des Zivilrechts aufsteigt. Die Jahre von 578 bis etwa 670 werden daher als Bischofs-Epoche bezeichnet, da sowohl die religiöse als auch die zivile Macht durch die Bischöfe verkörpert wird. In diesen fast 100 Jahren entstehen in der Stadt zahlreiche Kloster und Kirchen griechischen Ursprungs in Form von koinobitischen Gemeinschaften, die meist von Mönchen des Basilianer-Ordens geleitet werden.
Kontraste mit dem Papst und Zufluchtsort
Diese Machtstellung des Bischofs führt zu heftigen Kontrasten mit den Päpsten und die Bevölkerung Neapels muß sich nicht selten vor Eingriffen der Kirche aus Rom verteidigen. Außerdem schafft das Herzogtum von Neapel sich fast ohne Fremdhilfe (Papst Gregor der Große ist eine Ausnahme) dauerhaft gegen die Angriffe der langobardischen Herzoge Arich von Benevent und Ariulf von Spoleto zu verteidigen und das byzanthinische Herzogtum von Neapel zu schützen. Die Stadt Neapel ist dadurch auch Zufluchtsort der flüchtenden kampanischen Bevölkerung von den von den Langobarden eingenommenen Städte wie Acerra, Atella, Nola, Nocera oder Capua.
Autonomes Herzogtum unter Byzanz
Eine komplette Autonomie, als Verbündeter von Byzanz, erhält Neapel im Laufe des 7. Jahrhundert mit der Ernennung eines Dux und der Einrichtung des Herzogtums von Neapel. Giovanni Consino vertritt das mit der byzanthinischen Dominanz zu jener Zeit unzufriedene Volk: mit der kaiserlichen Ernennung von Basilio zum Herzog im Jahre 661 wird eine neue Position geschaffen, der wie die römischen Magistrate damals, eine autonome Verantwortung über das lokale Heer hat.
Abgrenzung von Byzanz
Interessant ist auch der Fakt, das zum ersten Mal ein Neapolitaner über die Stadt regieren kann, jedoch mit einer begrenzten Entscheidungsfreiheit. Stefan II ist anfangs (ab 755) noch kaum mit dem Papst verbunden, doch durch seine Anerkennung des Papstes Paul I und seiner Ribellion gegenüber Byzanz kommt es letztendlich im Jahr 763 zur Einrichtung des autonomen Herzogtums von Neapel. Um die errungene Autonomie Neapels zu untertreichen besteht Stefan II auf die päpstliche Unterschrift auf den offiziellen Dokumenten. Der neue “Dux-Bischof” führt das Latein wieder als offizielle Sprache ein, Heiligenbilder werden streng respektiert und die neuen Münzen des Herzogstums zeigen nicht mehr das Bild des byzanthinischen Kaisers sondern den lokalen heiligen Märtyrer Januarius.
Verlust von Knochen, Amalfi und Gaeta
Neapel verteidigt sich weiterhin erfolgreich gegen die Langobarden, im Jahr 831 aber werden die Reliquien des Heiligen Januarius (allerdings ohne den Schädel) geraubt, da diese in den Katakomben außerhalb der Stadtmauer aufgehoben waren. In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, vielleicht auch durch Herzog Antimo begünstigt, erlangen Gaeta und Amalfi eine stärkere Selbstbestimmung und entwickeln sich ab 839 zu den autonomen Herzogtümern von Amalfi und Gaeta.
Nähe zu den Franken und Sarazenen
Unter Herzog Andrea II beruhigt sich bis 840 der langwierige Verteidigungskampf des Herzogtums durch einen näheren Bezug zu den Franken, der auch vor sarazenischen oder langobardischen Angriffen hilft. Unter Sergio I ab dem Jahr 840 wird der Papst allerdings misstrauisch und Neapel fällt in Verdacht, den Sarazenen bei der Eroberung von Messina geholfen zu haben. Das Herzogtum von Neapel entwickelt in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts durch die wachsende Distanz zum Vatikan und der langsamen Abnabelung vom untergehenden byzanthinischen Imperium mehr eigene Autonomie.
Landwirtschaft und entstehende Vororte
Die Landwirtschaft und die Entwicklung der Landgüter beeinflussen die Geschichte Neapels ab dem 9. Jahrhundert. Aus den Dokumenten jener Zeit wird von einer großen Anzahl von Obst- und Gemüsegärten, Feldern, Weingärten und verschiedene Anbaumethoden berichtet. Man könnte fast auf eine Kontinuität zur Campania Felix der Antike schließen, als dieses Gebiet für die Landwirtschaft gerühmt wurde. Doch im Vergleich zur Antike gibt es eine Veränderung, die durch mühseelige Arbeit an den Mischwäldern, Büschen, Eichenwäldern, Pinienwäldern, Teichen und Sümpfen erreicht wird. In der Nähe der anbaubaren Flächen bilden sich kleine Siedlungen, die sich im Laufe der Zeit zu den Vororten Neapels entwickeln werden und bereits seit der ersten Zeit des byzanthinischen Einflusses als Teil der neapolitanischen urbanen Struktur angesehen sind. Auffallend ist die große Fragmentierung in kleine Anbaugebiete der landwirtschaftlichen Fläche, die somit zu einer großen Vielfalt und zu starker Konkurrenz führen.
Sieg über die Sarazenen
Im Jahr 915 besiegt das Herzogtum von Neapel gemeinsam mit dem langobardischen Herzogtum von Capua am Fluss Garigliano an der Grenze zum Latium endgültig die Sarazenen. Die Hilfe der byzanthinischen Armee hat aber zur Folge daß Neapel etwa bis 963 wieder von Byzanz ernannten Herzogen regiert wird. Das Herzogtum von Neapel wehrt sich daraufhin auch erfolgreich gegen die Expansionsversuche in Richtung Süditalien des Heiligen Römischen Reiches unter Otto III.
Die neapolitanische Marine
Die Marine von Neapel entwickelt sich in dieser Epoche sehr intensiv und wird von vielen Seemännern bewohnt. Die Stärke der neapolitanischen Marine liegt nicht besonders in der Anzahl eigener Händler, sondern an der großen Menge ausländischer Seefahrer, die im Herzogtum von Neapel Fuß fassen können und die Handelsrouten ab und zur Stadt Neapel erweitern. Besonders wichtig ist der starke Bezug zu Amalfi, der durch die historisch gesehen gute Bindung der beiden Stadtverwaltungen im Laufe des 10. Jahrhunderts zu intensiven Kollaborationen führt: der neapolitanische Leinen und andere lokale Produkte werden von den amalfitanischen Schiffen vertrieben und der Markt dadurch bis über die bisherigen Grenzen erweitert.
Hilfe und Ansiedlung der Normannen
Der Vesuv verbreitet im Jahr 1007 durch seine Ausbrüche Angst und Schrecken und nur durch die Hilfe des Normannen Rainulf Drengot und seiner Söldnertruppe können die Landstraßen gesichert werden. Zum Dank dürfen die Normannen die Grafschaft von Aversa besiedeln und diese Entscheifung wird in naher Zukunft die Geschichte Süditaliens stark beeinflussen. Das Herzogtum von Neapel versucht weiterhin einen Ausgleich zwischen eigener Autonomie und der Bindung zu Konstantinopel zu finden.
Angriff der Langobarden
Als in Konstantinopel Konstantin VIII zum Kaiser und Konrad der Salier im deutschen Reich zum König gekürt werden, schafft es Pandulf IV von Capua, als erster und letzter longobardischer Fürst, in Neapel einzudringen. Der neapolitanische Herzog Sergio IV flüchtet in das befreundete Herzogtum von Gaeta. Noch im gleichen Jahr 1027 wird Neapel von Sergio IV dank der Mithilfe der Normannen aus Aversa von den Langobarden befreit.
Aufstieg des Handelshafens von Neapel
Der florierende Handel des Herzogtums von Neapel wird neben den Amalfitanern auch von Kolonnien aus Sorrent und Gaeta angekurbelt. Trotz der vom Herzogtum von Neapel errungenen Autonomie der beiden Städte bleibt die Kollaboration weiterhin sehr aktiv. Die kulturelle Integration der Langobarden in Kampanien ist durch viele Friedensprozesse mittlerweile weit fortgeschritten und Neapel wird für die langobardischen Produkte ein attraktiver Exporthafen in Richtung Sizilien, Afrika und dem Orient. Die jüdischen Händler leben unweit des Portanova-Viertels und man kann davon ausgehen das auch der muslimische Einfluss zu jener Zeit intensiv ist. Immer wieder werden bis heute Überreste von muslimischen Siedlungen ab dem 9. Jahrhundert in Süditalien entdeckt und in verschiedenen Dokumenten wird das Herzogtum von Neapel wegen der starken Kollaboration mit den Sarazenen immer wieder kritisiert. Eine muslimische Minderheit, teils aus Spanien und teils vor den Normannen aus Sizilien geflüchtet, leben zur Mitte des 11. Jahrhunderts in Neapel, da aus dieser Zeit einige Grabsteine in kufischer Schrift stammen. Die natürlichste Integration, wegen ihrer engen Bindung an die byzanthinische Tradition und Identität, haben die vor den sarazenischen Angriffen und Zerstörungen geflüchteten verschiedenen italisch-griechischen Gruppen aus Kalabrien und den weiteren Teilen Süditaliens, die in Neapel und im Umland ihr neues Glück suchen. Der Hafen von Neapel zur Zeit des Herzogtums wird ein wichtiges Bindeglied zwischen dem eigenen Inland und dem Absatzmarkt des Mittelmeers: die wichtigste Rolle spielt dabei der fruchtbare Boden des Umlands und die damit zusammenhängende Produktion, die ab dem Hafen von Neapel von den verschiedenen Handelskolonnien vertrieben wird.
Die Landwirtschaft um Neapel
Die Jahrzehnte vor und nach der ersten Jahrtausendwende sind die Jahre der großen Veränderung, bei der große Flächen angebunden und landwirschaftlich genutzt werden. In den darauffolgenden Jahren bis in die 20er und 30er Jahre des 12. Jahrhunderts, als Resultat der politischen Instabilität, gibt es teilweise auch eine verminderte Produktion und zumindest einen eher mässigen Wachstum, da die Neapolitaner sich aus militärischen Gründen weniger auf die Verwandlung der landwirtschaftlichen Flächen und Produkte konzentrieren können. Die Nutzung der lokalen landwirtschaftlichen Flächen wird ein Echo auf den gesamten Handel des Mittelmeers haben, da die fruchtbare Ebene am Vesuv eine der produktivsten Pole des Südens darstellt. Die Umwandlung und Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen wird zur Basis des wirtschaftlichen Erfolgs und Entwicklung des Herzogtums von Neapel.
Der Handel der religiösen Orden
Besonders die religiösen Orden investieren stark in die Landwirtschaft und nutzen es aus das sie von der Produktion bis zum Vertrieb und dem Transport alles durch eigene Männer leiten können. Die Investitionen in die Landwirtschaft der kirchlichen Institute sind etwa dreimal so hoch wie die der zivilen Gesellschaft.
Die Normannen in Neapel
Der Normanne Roger II von Sizilien erweitert sich nach Apulien und wird erst Herzog von Apulien und schließlich von Benevent. Nachdem auch die beiden weiteren langobardischen Fürstentümer von Salerno und Capua erobert werden, erwartet Roger eine sofortige Aufgabe der neapolitanischen Bevölkerung. Doch die Übernahme von Neapel durch die Normannen lässt auf sich warten und etwa 60 Galeeren von Roger werden in die Flucht geschlagen. Erst nach langen von Kämpfen und Belagerungen geprägten Jahren ergibt sich das Herzogtum von Neapel und wird durch den Schwur der Treue ein Vasall des Königs Roger II.
Sieg der Familie Hauteville
Der neapolitanische Herzog Sergio VII ist somit gezwungen zusammen mit König Roger gegen Rainulf von Alife, aus der normannischen Familie Drengot und mit dem Papst verbündet, im Jahr 1138 die Schlacht des Gargano zu kämpfen, in der er schließlich sterben wird. Nur ein Jahr später stirbt auch Rainulf durch mangelhafte medizinische Betreuung und Roger II. aus der Familie Hauteville wird alleiniger Herrscher Süditaliens. Der Papst Innozenz II hat keine weitere Wahl als Roger in Benevent als König von Sizilien, seinen Sohn Roger als Herzog von Apulien und Anfuso als Graf von Capua zu küren.
Ankunft von Roger II in Neapel
Sergio VII hinterlässt keine Erben in Neapel, das wahrscheinlich, erschöpft von Jahren der Belagerung und des Kampfes, durch den Erzbischof Marino verwaltet wird und schließlich im Jahr 1140 König Rogers Ankunft mit einer aufwendigen und ehrwürdigen Feier empfängt und somit Teil der normannischen Königreichs wird.
Weitere Infos finden Sie in meinem Blog zur Geschichte Neapels und Kampaniens