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Gastronomie in Kampanien

Die Apfelsorte Mela Annurca

Geschichte und Name des Apfels

Eines der bedeutendsten Produkte des fruchtbaren Bodens Kampaniens ist die sogenannte „Mela Annurca“, die „Königin der Äpfel“, die seit der Antike bekannt ist. So bekannt, das man sie sogar auf einigen pompejanischen Wandmalereien, wie zum Beispiel im Haus der Hirschen in Herkulaneum, deutlich erkennen kann: schon Plinius der Ältere, ein aufmerksamer Beobachter der Natur, beschreibt ihre charakteristischen Eigenschaften und bezeichnet sie als mala orcula (da sie im Gebiet der Campi Flegrei, rings um den „orco“, also dem Eingang der Unterwelt, angebaut wurde).

Aussehen des Annurca Apfels

Aussehen und Geschmack der Annurca

Der Apfel „annurca“ zeichnet sich durch seine kleine bis mittlere Grösse (wobei die grossen weitaus beliebter sind), seine abgeflachte und rundliche Form und seine grundlegende grüne, im Laufe der Reifung immer mehr ins rosa oder granatrote gehende Farbe aus. Die Schale ist glänzend, glatt, dünn, aber sehr resistent, mit kleinen und kaum sichtbaren Lentizellen. Das Fruchtfleisch ist weiss und fest, kompakt, beinahe knackig, saftig, zuckersüss, aromatisch und duftend. Die Nachfrage nach dieser Apfelsorte ist auch in Österreich, Deutschland und Holland hoch, denn dort wird er gerne zur Herstellung von Cidre verwendet.

Konservierung und Besonderheiten

Die beschriebenen Qualitäten des Apfels bleiben auch nach einer langen Aufbewahrungsphase unverändert erhalten. In der Tat kann man die „annurche“, obwohl sie bereits im Oktober geerntet werden, auch noch im August des darauffolgenden Jahres perfekt konserviert und im selben qualitativen Zustand wie im Oktober auf dem Markt kaufen. Die „annurche“ weisen einen hohen Zellulosegehalt auf, der vor allem in der Schale enthalten ist und der ihre verdauungsfördenden Fähigkeiten belegt. Da sie ausserdem nachweislich die Aufnahme von Glykose fördern, sind sie besonders für Diabetiker geeignet. Sie enthalten auch eine grosse Menge an Vitamin C und andere Substanzen und haben ausserdem nachweislich antirheumatische, harntreibende und belebende Wirkung. Sie ist in der Tat vor allem bei älteren Menschen besonders beliebt. Der Annurca-Apfel ist auch circa 10 mal reicher an Kalium, Calcium und Magnesium als alle anderen Äpfel, die in Verbindung mit den anderen Mineralien und den Tanninen eine antioxidative Wirkung haben und die Regeneration der Haut fördern. Das Abendessen mit einer guten „mela annurca“ und einem Glas Asprinio abzuschliessen, verspricht eine gute Verdauung. Dank neuester Untersuchungen wird der „annurca“ auch eine positive Wirkung auf den Cholesterin-Spiegel und gegen Haarausfall zugeschrieben.

Die Ernte und der Reifeprozess

Um sicher zu sein, das die Äpfel mit dem richtigen Reifegrad geerntet wurden, konzentrieren die Bauern ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Geräusch, das die Äpfel verursachen, wenn sie in die traditionelle Holzkisten gefüllt werden. Sie können je nach mehr oder weniger hohl klingenden Klang feststellen, wie lange die Äpfel einwandfrei aufbewahrt werden können. Da die Ernte wegen dem kurzen Stiel jedoch vorzeitig erfolgen muss, sind die Früchte noch grün und man muss sie notgedrungen auf der Erde liegend nachreifen lassen. Einst verteilte man die „annurche“ auf dem Boden ausgelegten Hanfschichten. Da in der gesamten Gegend heute kaum noch Hanf produziert wird, hat man die Hanfschicht durch Piniennadeln oder Holzabfällen ersetzt, auf denen die Äpfel sorgfältig in ein, zwei oder maximal drei Reihen aufgeschichtet werden, wobei immer die blasseste Seite der Früchte der Sonne zugewandt wird. Während sie in den darauffolgenden 2-3 Monaten die Äpfel regelmässig von Hand gewendet werden (und die faulen aussortiert), wird auch dafür gesorgt, das die Äpfel vor direktem Sonnenlicht oder Hagelschauern geschützt sind. In den Abendstunden werden die „annurche“ mit Wasser bespritzt, um eine niedrige Temperatur zu garantieren und die Äpfel vor dem austrocknen und runzelig werden zu schützen. Durch den unvermeidlichen Verbleib in den Apfelgärten zur Nachreifung vor dem Verkauf wird auch garantiert, das an den „annurche“ im Gegensatz zu anderen Früchten keinerlei Reste von Düngemitteln zurückbleiben. Man kann also beruhigt nicht nur das Fruchtfleisch, sondern auch die Schale mitessen, die besonders viele Nährstoffe erhält.

Verwendung des Annurca Apfels

Obwohl die „mela annurca“ am liebsten roh genossen wird, haben sich in den letzten Jahren auch viele Desserts um diese Apfelsorte entwickelt. Vom Apfelkuchen bis zu Apfelscheiben auf Blätterteig oder auch mit Füllungen im Ofen gegart wird die „annurca“ immer beliebter bei den leidenschaftlichen Köchen. In der Gegend um Neapel und Caserta ist der Annurca-Likör, der aus den Samen und Schalen des Apfels hergestellt wird, seit vielen Jahren eine valide fruchtige Variante zum berühmteren Limoncello.

Weitere Infos findet Ihr in meinem Blog zur Gastronomie in Kampanien